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 Betreff des Beitrags: Bericht der 2. Fachbeiratstagung
BeitragVerfasst: 13.06.2012, 16:18 
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Protokoll der 2. Fachbeiratssitzung (11. und 12.06.2012)

1.Sitzungstag

Von den 20 Fachbeiratsmitgliedern waren nur 13 am ersten und 14 am zweiten Sitzungstag anwesend.

Nach der Begrüßung gab die Vorsitzende Mechthild Wolff zunächst einen Bericht zum Stand der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ministerien. Demnach fand am 05.06.2012 ein Gespräch mit Vertretern der Ministerien, dem UBsKM sowie der Vorsitzenden des Fachbeirates und mit als Stellvertreter statt.
Die Ministerien sehen sich als unabhängig und dem Fachbeirat gegenüber NICHT berichtspflichtig. Sie seinen zwar bereit, dem Fachbeirat bei Sachfragen behilflich zu sein, bei den Hearings teilzunehmen, aber einen offiziellen Bericht über den Stand ihrer Tätigkeiten werden sie ausschließlich dem RT gegenüber geben. Demnach erfolgt ein offizieller Bericht der Ministerien erst am 12.12. dieses Jahres im Rahmen einer Sitzung des RT.
Dieses Vorgehen seitens der Ministerien wurde soweit akzeptiert und die damit verbundene Kontrollmöglichkeit durch den RT begrüßt (12 Mitglieder des RT sind gleichzeitig Mitglieder des FBR). Für Verwunderung sorgte die Tatsache, dass der RT selbst nach offizieller Beendigung „mandatslos“ fortgeführt wird, aber auch und wurde auch diskutiert.
Eine weitere Sitzung des RT ist auch für Herbst 2012 vorgesehen.
Und was machen nun die Ministerien im Einzelnen?

BMJ

Eine Statistik zur Führungsaufsicht hat das BMJ an die Länder herangetragen. Ebenso wurde an die Länder appelliert, Für fachliche Fortbildungen für Richter/innen Sorge zu trage. Es wird an einer gemeinsamen Handreichung zum Kinderschutz im familienrechtlichen Dezernat gearbeitet. Was immer das auch heißen mag.

BMBF

Die zwei Schwerpunkte sind für das BMBF die Gesundheitsforschung und die Bildungsforschung.
Dazu soll die Gründung eines interdisziplinären Forschungsnetzes „Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt in Kindheit und Jugend“ dienen. Das Forschungsnetz besteht aus 7 Forschungsverbünden, ca. 30 Forschergruppen, die sich mit Ursachen und Folgen von sex. Gewalt an Kindern und Jugendlichen und der der Wirksamkeit von Prävention und therapeutische Maßnahmen befassen.
Weiterhin ist eine Erhellung des Dunkelfeldes geplant. (Untersuchung der Bedingungen, die sex. Übergriffe in öffentlichen und privaten Bildungs- und Erziehungseinrichtungen ermöglichen bzw. verhindern helfen.
15 verschiedene Vorhaben sollen für 3 Jahre finanziell gefördert werden (Beginn Herbst 2012)
Einrichtung von 5 Juniorprofessuren (zweite Förderphase möglich)
E-Learning Projekte für Mediziner und Lehrpersonal als niedrigschwelliges Weiterbildungsangebot.
Das würde von dem Vertreter der GEW ausdrücklich kritisiert! Zum einen weil der Zugang für weitere im Umgang mit Schutzbefohlenen Personen nicht vorgesehen ist, zum Anderen, weil die Bereitschaft zur Fortbildung durch die täglichen Aufgabenbewältigung und die Vielzahl der Fortbildungen auf wenig Resonanz stoßen werden. Der bessere Weg wäre eine ausdrückliche Änderung im Ausbildungsverfahren der verschiedensten Berufsgruppen.

BMAS

Verweis auf die Werkstattgespräche am 18.06.2012
Da das OEG an späterer Stelle noch eine wichtige Rolle spielen wird, werde ich weiter unten dazu näheres schreiben.

BMG

Befindet sich im Dialogprozess mit den unterschiedlichsten Vertretern (KGV-Spitzenverband, kassenärztl. Bundesvereinigung u.v.m.)
Gemeinsame Rahmenempfehlungen:
Verbesserung des Informationsangebotes
Verbesserung der Zusammenarbeit und Vernetzung bei der Versorgung
Verbesserung des zeitnahen Zugangs zur Versorgung
Weiterentwicklung der Therapieangebote

Ein weiterer Schwerpunkt sind Expertengespräche zur Diagnostik bei sex. Gewalt, Dokumentier- und Abrechenbarkeit

Die Bereitstellung der 100 Millionen für den Hilfefond lässt weiterhin auf sich warten. Zur Hälfte soll der Hilfefond von den Ländern getragen werden, die Bereitstellung der 50 Millionen durch die Länder ist noch nicht erfolgt. Dieses „Versäumnis“ wurde auch durch den UBsKM auf der Pressekonferenz bemängelt. Inwieweit die Institutionen am Hilfefond beteiligt werden ist noch ungeklärt.

An einem Konzept zum Aufbau der Clearing-Stelle (Anlauf 1/2013) wird gearbeitet. Die Geschäftsstelle des UBsKM sieht sich dabei in einer Wächterrolle für die Interessen der betroffenen Erwachsenen.

Seit Anfang Juni 2012 läuft die bundesweite Befragung sowohl als Stichprobenerhebung und Vollerhebung.
Beispiel für Stichprobenerhebung: Von 52.000 Kindertageseinrichtungen werden ca. 5000 Kitas befragt.
Eine Vollerhebung wird z.B. bei allen Sportverbänden, Kinderkliniken und Internaten durchgeführt.
Ziel ist es, sich ein Bild über den Stand der Einführung von Präventionsangeboten zum Schutz von Kindern und Jugendlichen zu machen.
Wenn gewünscht, werde ich euch mal einen solchen Fragebogen einscannen und über die Mailing-Liste verschicken.

Verpflichtende Erklärungen wurden bis jetzt mit folgenden Gruppen vereinbart:
Deutscher Olympischer Sportbund
Bundesverband AWO
Deutscher Landkreistag
Deutscher Städte und Gemeindebund
Deutscher Städtetag
Der Paritätische (Gesamtverband)


Kurz vor dem Abschluss der Vereinbarung:
EKD
Evangelische Internate Deutschland Deutscher Bundesjugendring
Diakonie
DRK
Die Internate-Vereinigung

Die erste Befragung soll dann zwischen Juli und Oktober ausgewertet werden und im Dezember bei der Sitzung des RT vorgestellt werden.
Eine zweite Befragung ist für das 1. Quartal 2013 vorgesehen.

Im Anschluß gab Frau Hornschild einen Überblick zum Aktionsplan 2011 der Bundesregierung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung.
4 thematische AG’s, in der auch externe Expert/innen aus Praxis, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft hinzugezogen werden, wurden gebildet.
AG Prävention
AG Intervention
AG Handel mit Kindern, Tourismus
AG Internationale Kooperation
Wissen/Forschung bildet ein Querschnittsthema
Mit eingebunden in die Arbeit ist das Informationszentrum Kindesmisshandlung/Kindesvernachlässigung (IzKK) am Deutschen Jugendinstitut (DJI)

Am Nachmittag war das Schwerpunktthema : „Arbeit der Konzeptgruppen, Vorbereitung der Hearings“

Um die einzelnen Konzeptgruppen bei ihrer Arbeit organisatorisch und strukturell zu unterstützen wurde eine Agentur beauftragt, sozusagen als „Service-Leister“ für die Konzeptgruppen.
Das Hearing zum Thema „Monitoring“ findet nicht statt!
Geplant sind jetzt Konzeptgruppen für die Hearings „Hilfen“, „Aufarbeitung“, „Strafrecht“ und „Kinder/Jugendliche“.
Im Wesentlichen hat sich die Agentur vorgesellt und einen ersten zeitlichen Abriss der durchzuführenden Hearings gegeben.
Das erste Hearing („Hilfen“) findet am 19.10.2012 statt. Federführend sind da Prof. Fegert und Prof. Richter.
Das Hearing „Aufarbeitung“ ist für Feb./März 2013, „Kinder/Jugendliche“ April 2013, und „Strafrecht“ für Mai 2013 geplant.

Zum Abschluss des ersten Sitzungstages stellte der UBsKM Einzelheiten zur geplanten Kampagne vor.

Die Kampagne soll die Öffentlichkeit sensibilisieren, Kommunikationshemmnisse vor Ort abbauen, Einrichtungen und Fachkräfte aktivieren, Schutzkonzepte in Einrichtungen anzuwenden und Eltern ermutigen, die Anwendung von Schutzkonzepten einzufordern.
Die Kampagne darf keinesfalls zur Denunziation aufrufen, einzelne Tätergruppen herausstellen, Missbrauch abbilden und skandalisierende Bildsprache verwenden.
Erreicht werden sollen mit dieser Kampagne Einrichtungen Eltern, Fachkräfte, die breite Öffentlichkeit, sowie potenzielle Partner/innen aus Politik, Wirtschaft und Medien.

Nach Vorstellung des UBsKM dürfen sich Einrichtungen mit diesem Zeichen „Schmücken“, die die besonderen Schutzmassnahmen für Kinder und Jugendliche durchführen. Aus dem Plenum wurden Bedenken geäußert, da es sich bei dem „Zeichen“ nicht um ein „Zertifikat“ handle, vergleichbar mit der Kampagne „Schule gegen Rassismus“, wo nachgewiesen werden muss, dass bestimmte Projekte eben dieses „Zertifikat“ verdienen. Dazu fehlt dem UBsKM die Möglichkeit der Überprüfung oder eben ein offizielle Vergabestelle. Demnach könnte sich eben auch die Odenwaldschule mit diesem Zeichen „schmücken“, den Eindruck nach Außen erwecken, es sei alles in bester Ordnung. Damit wäre niemandem wirklich geholfen.


2. Sitzungstag

Am 2. Sitzungstag formierten sich um 9.00 Uhr die einzelnen Konzeptgruppen. Die Ergebnisse des ersten Treffens der Gruppen wurden im Anschluss dem Plenum vorgetragen. Da die Reihenfolge der Tagesordnung im Vorfeld verändert wurde („Formierung der Konzeptgruppen“ zeitlich vor „Beteiligung der Betroffenen“), war der Fachbeirat noch nicht durch den UBsKM darüber informiert, dass weitere Betroffene an den Konzeptgruppen teilnehmen werden.

Konzeptgruppe „Hilfen“

Vorgespräche zum Thema „Diagnostik“, „Traumafolgen“ und „Therapiezugang“ laufen bereits. Es soll geprüft werden, inwieweit bestehende Beratungsstellen in die Kassenstrukturen integriert werden können, gerade da, wo keine ausreichenden Therapieplätze vorhanden sind.
Weitere Vorstellungen zur Durchführung des Hearings gab es nicht, da sich die Gruppe aufgrund fehlender Teilnehmer /innen nicht formiert hat.

Konzeptgruppe „Kinder/Jugendliche“

Versorgung muss strukturell verbessert werden
Ausbau und Sicherung im Versorgungsnetz
Rechtsanspruch auf Beratung rechtlich verankern
Fokus auch auf Ausbildung (junge Erwachsene)
Schule als Lebensraum

Es wird sich eine Fachtagung vorgestellt. Flankiert von einem parlamentarischen Abend.
Für die Öffentlichkeit ist eine virtuelle Aufbereitung nach Vorbild des RPI angedacht.
Diese virtuelle Aufbereitung wird für alle stattfindenden Hearings vorgesehen, so dass im Anschluss alle Hearings virtuell nachzuvollziehen sind.
Eingeladen werden sollen Lobbygruppen, Elternverbände, Parlamentaria


Konzeptgruppe „Strafrecht“

Das Thema „OEG“ soll ausgegliedert werden. Kapazitäten für ein eigenes Hearing laut UBsKM nicht vorhanden!!!!
Es gilt hier neue Wege zu suchen, eine gemeinsame Sprache zur Thematik. Sich gegenseitig zuhören und verstanden werden Stichwort: „Juristendeutsch“
Vorschlag der Konzeptgruppe: Thema „OEG“ als eigene Veranstaltung des Anwaltstages
Schwerpunkt muss die Suche sein, wie man den Bedürfnissen der Betroffenen nach Selbstbestimmung und Anerkennung alternativ gerecht werden kann. (Afrikanisches Modell: Wahrheitskommission)

Konzeptgruppe „Aufarbeitung“

Hier wird ein familiärer, institutioneller und gesellschaftlicher Kontext betont. Die Aufarbeitung hat gerade erst begonnen. Es braucht ein breites Bündnis zur Aufarbeitung.

Das Hearing soll sich an die Öffentlichkeit, die Politik, an Betroffene und an Institutionen wenden.
Vorzustellen sei da ein zweitägiges Forum mit unterschiedlichen Fachgruppen, Formen der Selbsthilfe, einer begleitenden Ausstellung und eine Form von künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Thema.

Nach der Vorstellung der ersten Konzeptionen hatte ich stark das Gefühl, dass die Betroffenen, mit Ausnahme von der Konzeptgruppe „Aufarbeitung“. nicht wirklich in die Hearings integriert sind, bzw. wenig bis gar kein Anteil an Konzept, Durchführung, geschweige denn Teilhabe haben. Das habe ich auch deutlich gesagt. Zumal gerade die Themen „Verjährung“ und „OEG“ aus den Konzeptgruppen verschwunden sind.

An dieser Stelle informierte der UBsKM den Fachbeirat darüber, dass die Teilnahme von weiteren Betroffenen an den Konzeptgruppen gewünscht wurde und ob der Fachbeirat damit einverstanden wäre, in jede dieser vorhandenen Konzeptgruppen eine/n weitere/n Betroffene/n aufzunehmen. Der Fachbeirat stimmt zu.

Wir (die Betroffenenvertreter) bestanden darauf, dass mit dem Wegfall der Themen „OEG“ und „Verjährung“ die elementaren Themen der Betroffenen aus den Hearings weggefallen sind und sich unter diesen Umständen das Gefühl der Albiveranstaltung einschleicht.
Also wurde von allen Konzeptgruppen ausdrücklich betont, die Betroffenen so gut wie möglich mit einzubeziehen

Zum Thema „OEG“ wurde uns die Möglichkeit eröffnet unter Schirmherrschaft und Finanzierung des UBsKM und der fachlichen Begleitung durch den Fachbeirat eine eigene Veranstaltung zum Thema durchzuführen.

So, das wars :-)

Auch wenn nicht alles zur Zufriedenheit läuft, und es an vielen Punkten noch hakt (OEG usw.) denke ich das wir es langsam schaffen eine Lok ins Rollen zu bringen, die sich dann nicht mehr aufhalten lässt.

Ingo

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Sieh nicht nur die Handlungsweise, die dich bewegt etwas zu tun,
sondern begreife den Mechanismus der dich abhält etwas zu tun,
damit du lernst etwas zu tun.


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 Betreff des Beitrags: Re: Bericht der 2. Fachbeiratstagung
BeitragVerfasst: 13.06.2012, 20:51 
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Ich finde es bewundernswert wie du Ingo da überhaupt so den Überblick behältst. Ich sage ganz ehrlich, ich muss das mehrmals lesen ...aber eines kann ich schon äußern: Es ist megaviel was da auf den Tagesordungen stand und dir großen :respekt: für diesen tollen Einsatz!

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Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.


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