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 Betreff des Beitrags: Ein Wort für die Mütter
BeitragVerfasst: 24.07.2003, 23:33 
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Registriert: 21.12.2002, 01:00
Beiträge: 1744
Hallo, ihr Lieben,
ich möchte jetzt mal ein Wort FÜR die Mütter schreiben!

Meine Mutter muss auch von dem M*****ch durch meinen Vater gewusst haben, sie lag ja im Bett neben uns. Sie hat nie mit mir darüber gesprochen, bis zu ihrem Tode nicht! Ich habe erst in der Thera in meinen Kopf bekommen, dass sie es gewusst haben muss!
Das habe ich euch aufgeschrieben, damit ihr nicht denkt, ich wäre parteiisch!

Ich habe vor gut zwei Jahren bei Ursula Enders von Zartbitter/Köln eine Fortbildung gemacht zum Thema "Täterstrategien". Dabei wurde u.a. die Rolle der Mütter besprochen, wenn der Vater oder ein anderes Familienmitglied der Täter ist/war.
Ursula Enders sagte u.a.: "Egal, wie die Mütter reagiert haben, sie waren nicht die Täter! Sie laden auch Schuld auf sich, aber die Hauptschuld sollte beim Täter bleiben!
Zur Täterstrategie gehört oft dazu, dass sie die Mütter vor den Kindern bloßstellen, vor den eigenen Kindern, vor den Großeltern, vor den Freunden der Familie. Dass sie den Müttern einreden, sie wären hysterisch, krank, eifersüchtig auf das gute Verhältnis zu den Kindern."
Ursula Enders brachte das Beispiel eines Chefarztes, der seine beiden Kinder missbrauchte. Als seine Frau Verdacht schöpfte, hat er sie bei Verwandten und Bekannten, bei ihren besten Freundinnen und bei ihren Kindern als krank, überarbeitet, hingestellt. Alle haben sich mit der Zeit von der Frau abgewandt. Sie ist tatsächlich in der Psychiatrie gelandet. Ihre Kinder hat sie verloren, weil die sich nicht von ihr geschützt gefühlt haben.
Nur ein Beispiel. Bei euch war es sicher ganz anders.
Aber es gibt viele verschiedene Gründe für die Mütter, nicht zu handeln (auch wenn sie für uns schwer verständlich sind!): Wegsehen, verdrängen, Angst vor physischer, psychischer, sexueller Gewalt, Angst vor finanziellen Folgen, Abhängigkeit, die eigene Lebensgeschichte.......

Ich möchte die Mütter nicht in Schutz nehmen, ich möchte , dass sie nur ihren eigenen Anteil von Schuld tragen müssen und nicht noch den der Täter!

Katharina[mark=royalblue][/mark]
Diese Nachricht wurde am 03.08.2003 um 21:52 Uhr von Katharina editiert.


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 Betreff des Beitrags: RE: Ein Wort für die Mütter
BeitragVerfasst: 25.07.2003, 09:45 
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Registriert: 21.03.2003, 01:00
Beiträge: 234
Hallo Katherina!

Ich bin mir sicher, dass es auch Mütter gibt, die es nicht merken oder aber viel zu spät. Es gibt Mütter, die merken es erst nach Jahren. Aber bei diesen Müttern gibt es auch einige, die handeln! Warum?

Vielleicht, weil sie das Unrecht sehen, weil sie sich selbst zurücknehmen, weil ihnen ihre Kinder wichtig sind, sich nicht vom potentiellen Täter beeinflussen lassen, weil sie klar sehen und ihr Handeln verstehen?

Es ist schade, dass diese Frau, die Du beschreibst, in der Psychiatrie gelandet ist. Diese Mutter hat gehandelt. Sie hat versucht, sich anderen mitzuteilen, wenn es auch besser gewesen wäre, sie hätte das zunächst nur mit den Kindern getan. Die Kinder hätten automatisch gesehen, dass ihre Mutter doch für sie da ist.

Es gibt immer viele Gründe nicht zu handeln. Wenn ich einen Unfall auf der Straße sehe, gleichzeitig aber noch einen wichtigen Termin habe, hätte ich auch einen scheinbaren Grund einfach weiterzufahren. Ich könnte mir auch einreden, dass ich keine Erste Hilfe leisten kann.

Letztendlich geschieht meine Entscheidung aber aus purem Egoismus heraus: Ich will keine Unannehmlichkeiten haben.

Ich empfinde Mütter, die definitiv nicht handeln, obwohl sie es genau wissen, als voll verantwortliche Mittäter. Als solche tragen sie genau den gleichen Teil der Schuld, den auch der Täter tragen muss.

Wenn ich bei einem Mord mithelfe, indem ich das Opfer festhalte, mache ich mich genauso schuldig.

Eine Mutter, die sich Gedanken über ihre psychische, finanzielle Abhängigkeit machen kann oder Angst vor Gewalt hat, entscheidet sich schon sehr bewusst gegen ihr Kind. Schlimmer noch: Sie schiebt ihr Kind vor, sie opfert ihr Kind, damit es ihr auch weiterhin gut geht. Es lag in ihrer Verantwortung zu reagieren.

Gründe gibt es immer viele, warum nicht geholfen wurde. Gründe haben Täter auch immer viele, warum sie ein Kind vergewaltigen mussten.

Aber letztendlich waren Täter und Mütter zum Zeitpunkt der Tat erwachsen und wussten, dass sie hätten handeln können. Sie hätten es beenden können, sie hatten die Möglichkeit sich zu informieren, sich Hilfe zu holen. Ein Kind hat diese Möglichkeiten nicht. Es hat auch noch nicht gelernt, dass es diese Möglichkeiten überhaupt gibt.


Die Frage nach Hauptschuld kann ich drehen und wenden wie ich will. Hätte es keine Tat gegeben, hätte die Mutter nicht handeln müssen... Es gab die Tat aber und ihr Handeln blieb aus. Nicht aus Versehen, nicht aus Unwissenheit, sondern bewusst und aus purem Egoismus heraus.

Ich könnte es mildernd bewerten, wenn sie es wirklich nicht gemerkt hätte....

Ich habe riesigen Respekt vor Müttern, die es merken und handeln. Egal, ob sie es erst nach Jahren merken, weil sie dann endlich die Signale verstehen oder sofort. Diese Mütter zeigen etwas, was den anderen fehlt: Mut, die Konsequenzen auf sich zu laden, die durch einen anderen erst verursacht wurden.

Ich würde mir wünschen, dass es mehr von diesen Müttern gäbe.

LG,
Fritzi


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 Betreff des Beitrags: RE: Ein Wort für die Mütter
BeitragVerfasst: 25.07.2003, 11:40 
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Registriert: 06.05.2003, 00:00
Beiträge: 93
Hallo Katharina,

ich möchte Dir im folgenden kurz meine Ansicht mitteilen zu diesem Thema:

Sollte ich so eine Mutter sein, die etwas mitbekommt, werde ich ganz allein auf der Seite meines Kindes stehen. Ich würde erst ganz zum Schluß an mich denken.

Genauso kenne ich Mütter, die nicht so eine Vorgeschichte haben wie ich, die trotzdem zu ihrem Kind gestanden haben. Bei uns in der damaligen Spielgruppe gab es so einen Fall. Die Mutter bekam die Nachricht durch den Kindergarten der Tochter, die es dort einer Freundin erzählte, wobei die Erzieherinnen es mitbekamen. Die machten natürlich sofort Meldung bei der Polizei und es kam zur vorläufigen Verhaftung des Vaters.

Meine Bekannte stellte nichts in Frage, was ihre Tochter dann erzählte. Sie war 5 und geistig leicht behindert. Die Mutter stand ohne lange über die Folgen zu überlegen voll hinter ihrem Kind. Sie trennte sich sofort von diesem Mann, obwohl später das Verfahren soweit eingestellt wurde, da Aussage gegen Aussage stand. Trotzdem glaubte sie ihrem Kind und ich gab ihr auch den Rat mit dem Kind zusammen eine Therapie sehr früh zu beginnen, damit sie nicht mal so schlimm dran sein wird wie ich. Das hat geholfen. Dem Kind geht es heute gut.

Jetzt nach Jahren hat sich dann auch noch herausgestellt, dass der Vater sich auch an der jüngeren Schwester vergangen hat. Also hat die Mutter absolut das richtige getan.

Ich habe sie bewundert und mir gewünscht, ich hätte damals eine solche Mutter gehabt, die mir absolut vertraut hätte und mich gestützt hätte.

Du siehst, es geht auch anders. Und ich kann und will das Verhalten von Mütter, die nichts tuen trotz des Wissens, nicht entschuldigen. Für mich sind sie schuldig.

Aber das ist meine Meinung zu dem Thema. Ich möchte Dich damit auf keinen Fall angreifen, verstehe das bitte richtig.

Liebe Grüße
Angela


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 Betreff des Beitrags: RE: Ein Wort für die Mütter
BeitragVerfasst: 25.07.2003, 15:42 
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Registriert: 21.12.2002, 01:00
Beiträge: 1744
Danke für eure Antworten, Fritzi und Angela.

Natürlich billige ich nicht, wenn die Mütter nicht zu ihren Kindern stehen, da geht es mir so wie euch. Natürlich entschuldige ich meine Mutter nicht, die den Missbrauch nicht verhindert hat. Und ich würde auch auf alle Fälle zu meinem Sohn halten und ihm glauben, wenn er mir etwas erzählte, ganz egal, wie die Folgen wären (Ich hätte ihn n icht eine Sekunde mit meinem Vater allein gelassen! Zum Glück war mein Vater schon tot, als mein Sohn geboren wurde.)
Ich habe von Ursula Enders nur gelernt, dass die Täterstrategien so gerissen sein können, dass sie andere glatt vernebeln und man seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr glaubt!

Das Thema ist so schwierig, so vielschichtig, ich möchte nur mal zum Nachdenken, zum Diskutieren anregen......... und freue mich über jeden Diskussionsbeitrag!

Lieben Gruß

Katharina/sonnenschein


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 Betreff des Beitrags: RE: Ein Wort für die Mütter
BeitragVerfasst: 26.07.2003, 16:53 
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Registriert: 12.04.2003, 00:00
Beiträge: 2340
also wir finden dass muetter die wegsehen selber taeter sind. sie machen sich strafbar, auf eine andewre art, als der andere taeter, aber strafbar.

ich kann ursula enders aussage nachvollziehen, denke aber sie drueckt es zu banal aus.

wie auch immer...wer auch immer wegsieht in einer solchen situation macht sich schuldig!!!!!!!!!!!!
das ist auch taeterverhalten!!!!!

seaglls


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 Betreff des Beitrags: RE: Ein Wort für die Mütter
BeitragVerfasst: 26.07.2003, 19:25 
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Registriert: 27.01.2003, 01:00
Beiträge: 1093
Wohnort: Lüneburger Heide
Wenn Mütter wegschauen, wenn sie es wissen und nichts tun, dann sind sie für mich genauso mitverantwortlich wie der Täter selbst!
Mütter, die handeln, bewundere ich, dass sie die Kraft, den Mut haben sich gegen den Täter zu stellen!
Und auch das geht nur, wenn das Kind ihnen wichtig ist!
Mütter, die es wirklich nicht bemerken (oder auch nicht bemerken können), bin ich etwas einsichtiger eingestellt.

MEINE Mutter hat schon neben mir gelegen, als ich Missbrauchserfahrungen gemacht habe.
Meine Mutter hat zugeschaut, wenn ich geschlagen worden bin.
Meine Mutter hat mich oft allein gelassen.

MEINE Mutter sieht weg, wenn etwas passiert.
Meine Mutter schaut weg, wenn ich geschlagen werde.
Meine Mutter könnte mir helfen, wenn sie mal aus ihren Träumen aufwachen würde.
Meine Mutter, sagt "so schlimm ist das doch nicht", wenn ich schon den Mut fasse etwas zu sagen.
Meine Mutter bemerkt nicht, dass ich seit letztem Samstag total verändert bin und sieht nicht, was passiert ist.
Meine Mutter liebt ihn trotzdem und er ist ihr wichtiger als ich.

Wo bitte ist sie nicht Schuld???
Sie ist genauso Schuld, wie er selbst!!!

Und jetzt lässt sie mich auch noch komplett alleine und ich bin ihr jetzt vollkommen egal...

Sorry, wenn das jetzt vom Thema abweicht, aber was ich heute mit ihr erlebt habe, überschreitet alle Grenzen!!!

Trauriger Stern

Diese Nachricht wurde am 26.07.2003 um 20:10 Uhr von Trauriger Stern editiert.


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 Betreff des Beitrags: RE: Ein Wort für die Mütter
BeitragVerfasst: 26.07.2003, 22:41 
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Registriert: 21.03.2003, 01:00
Beiträge: 234
Hallo Trauriger Stern und alle anderen!

Es macht mich sehr traurig, was Du schreibst...
Nicht, weil Du es schreibst, sondern weil Dir das passiert ist.
Und gleichzeitig kommt mir das alles so bekannt vor, auch wenn meine Mutter nie direkt beim Missbrauch anwesend war.

Haben eure Mütter vielleicht auch so eine massive Doppelmoral?
Meine hat immer behauptet, dass sie sich immer vor ihre Kinder stellen würde. Immer, wenn im Fernsehen über Mütter berichtet wurde, deren Kinder von ihren Vätern misshandelt wurden und diese Mütter ihren Kindern nicht geholfen haben, hat sie immer betont, dass sie sich immer vor ihre Kinder stellen würde.

Nur im realen Leben ist das nie passiert. Nicht bei meinem Bruder, nicht bei mir....Und die Krönung hat sie dann zwei Jahren gebracht.

Wie froh war ich hinterher, dass ich die einzige Tochter in dieser Familie geblieben bin, auch wenn ich mir immer eine Schwester gewünscht habe.

Meine Eltern kann ich nicht mehr verstehen ;-(

LG,
Fritzi


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