Hallo Katherina!
Ich bin mir sicher, dass es auch Mütter gibt, die es nicht merken oder aber viel zu spät. Es gibt Mütter, die merken es erst nach Jahren. Aber bei diesen Müttern gibt es auch einige, die handeln! Warum?
Vielleicht, weil sie das Unrecht sehen, weil sie sich selbst zurücknehmen, weil ihnen ihre Kinder wichtig sind, sich nicht vom potentiellen Täter beeinflussen lassen, weil sie klar sehen und ihr Handeln verstehen?
Es ist schade, dass diese Frau, die Du beschreibst, in der Psychiatrie gelandet ist. Diese Mutter hat gehandelt. Sie hat versucht, sich anderen mitzuteilen, wenn es auch besser gewesen wäre, sie hätte das zunächst nur mit den Kindern getan. Die Kinder hätten automatisch gesehen, dass ihre Mutter doch für sie da ist.
Es gibt immer viele Gründe nicht zu handeln. Wenn ich einen Unfall auf der Straße sehe, gleichzeitig aber noch einen wichtigen Termin habe, hätte ich auch einen scheinbaren Grund einfach weiterzufahren. Ich könnte mir auch einreden, dass ich keine Erste Hilfe leisten kann.
Letztendlich geschieht meine Entscheidung aber aus purem Egoismus heraus: Ich will keine Unannehmlichkeiten haben.
Ich empfinde Mütter, die definitiv nicht handeln, obwohl sie es genau wissen, als voll verantwortliche Mittäter. Als solche tragen sie genau den gleichen Teil der Schuld, den auch der Täter tragen muss.
Wenn ich bei einem Mord mithelfe, indem ich das Opfer festhalte, mache ich mich genauso schuldig.
Eine Mutter, die sich Gedanken über ihre psychische, finanzielle Abhängigkeit machen kann oder Angst vor Gewalt hat, entscheidet sich schon sehr bewusst gegen ihr Kind. Schlimmer noch: Sie schiebt ihr Kind vor, sie opfert ihr Kind, damit es ihr auch weiterhin gut geht. Es lag in ihrer Verantwortung zu reagieren.
Gründe gibt es immer viele, warum nicht geholfen wurde. Gründe haben Täter auch immer viele, warum sie ein Kind vergewaltigen mussten.
Aber letztendlich waren Täter und Mütter zum Zeitpunkt der Tat erwachsen und wussten, dass sie hätten handeln können. Sie hätten es beenden können, sie hatten die Möglichkeit sich zu informieren, sich Hilfe zu holen. Ein Kind hat diese Möglichkeiten nicht. Es hat auch noch nicht gelernt, dass es diese Möglichkeiten überhaupt gibt.
Die Frage nach Hauptschuld kann ich drehen und wenden wie ich will. Hätte es keine Tat gegeben, hätte die Mutter nicht handeln müssen... Es gab die Tat aber und ihr Handeln blieb aus. Nicht aus Versehen, nicht aus Unwissenheit, sondern bewusst und aus purem Egoismus heraus.
Ich könnte es mildernd bewerten, wenn sie es wirklich nicht gemerkt hätte....
Ich habe riesigen Respekt vor Müttern, die es merken und handeln. Egal, ob sie es erst nach Jahren merken, weil sie dann endlich die Signale verstehen oder sofort. Diese Mütter zeigen etwas, was den anderen fehlt: Mut, die Konsequenzen auf sich zu laden, die durch einen anderen erst verursacht wurden.
Ich würde mir wünschen, dass es mehr von diesen Müttern gäbe.
LG, Fritzi
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