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 Betreff des Beitrags: der fall dutroux (zeitungsartikel aus belgien)
BeitragVerfasst: 10.03.2004, 22:47 
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da ich ja aus belgien bin, wollte ich euch regelmässig über den fall dutroux informieren... für die jenigen, die das interessiert...
naja... ich schau ja auch deutsches fernseh usw. aber ich habe leider festgestellt, dass die deutschen artikel, berichte,... nicht sehr obektiv sind...
von daher wolle ich euch mal *objektiv* informieren...


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Entführung von Julie und Melissa bleibt ein Rätsel
Wo, wann, wie, warum und von wem wurden Julie und Melissa entführt? Auch fast neun Jahre nach der Tat sind diese Fragen noch ohne Antwort, wie nach der sechs Stunden dauernden Anhörung von Untersuchungsrichter Jacques Langlois gestern vor dem Assisenhof in Arlon klar wurde. Auch sind sich Langlois und Michel Bourlet, Prokurator des Königs von Neufchâteau, in vielen Punkten dieses Falles noch nicht einig geworden, wie der Ermittlungsrichter gestand, während Bourlet in der Funktion des Generalanwalts ihm gegenüber saß. Wo? Bourlet glaubt, dass die beiden Kinder auf der Autobahnüberführung in der Nähe ihrer Elternhäuser entführt wurden.

Dort hatte kurz nach der Tat ein Suchhund angeschlagen. Langlois ist überzeugt, dass die Mädchen in der rue de Fexhe, die von Melissas Elternhaus zur Brücke führt, gekidnappt wurden. Die Tat sei nicht vorab geplant gewesen.

Wann? Das Datum steht fest: 24. Juni 1995. Nur in der Frage der Uhrzeit gibt es Unstimmigkeiten. Gegen 17 Uhr, meint Langlois, der sich auf die Aussagen von Melissas Mutter beruft; 16.50 Uhr, glaubt Bourlet unter Hinweis auf Aussagen einer Nachbarin. Eine betagte Frau will die Tat beobachtet haben.

Wer? Michelle Martin sagt, dass es Dutroux und Weinstein waren. Dutroux behauptet, Lelièvre und Weinstein hätten ihm die Kinder ins Haus gebracht.

(Quelle: Grenz Echo)



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Julie und Melissa verhungert und verdurstet

Der psychologische Einfluss, den Marc Dutroux auf Julie Lejeune und Melissa Russo ausübte, muss besonders groß gewesen sein. Zu diesem Schluss kam Untersuchungsrichter Jacques Langlois gestern Nachmittag vor dem Assisenhof in Arlon.

Er leitet diese Feststellung nicht nur aus den Aussagen von Dutroux und Martin ab, sondern auch aus dem Verhalten von Sabine Dardenne und Laetitia Delhez, als diese am 15. August 1996 aus dem Kellerverlies in Marcinelle befreit wurden.

»Sie verließen das Versteck erst, als Dutroux ihnen die Erlaubnis gab. Selbst als er ihnen sagte, dass sie herauskommen durften, weigerten sie sich, weil noch andere Menschen bei ihm waren«, berichtete Langlois. »Diese Kinder waren 12 und 14 Jahre alt. Die Umstände, unter denen Julie und Melissa, die damals neun Jahre alt waren, gefangen gehalten wurden, waren sicher noch extremer«, schlussfolgerte der Untersuchungsrichter.

Dutroux hatte bei seinen Vernehmungen erklärt, dass er die Kinder angewiesen hatte, sich beim geringsten Geräusch unter einer Decke zu verstecken. Er selbst würde sie vor einem bösen Bandenchef beschützen. Langlois schließt nicht aus, dass die Kinder noch bei Bewusstsein waren, als Michelle Martin Mitte Januar 1996 die schwere Betontür zum Versteck aus den Angeln hob und erst nach einigen Minuten wieder zurück in die Öffnung wuchten konnte. »Vielleicht lagen die Kinder mucksmäuschenstill unter ihren Decken, so wie Dutroux ihnen aufgetragen hatte. Aber hierüber besteht keine Klarheit«, so der 50-jährige Magistrat im Zeugenstand.

Laut den Autopsieberichten, aus denen Langlois gestern zitierte, wurde Melissa mit Sicherheit mindestens einmal sexuell missbraucht. Bei Julie sind sich die Experten nicht sicher. Kein Zweifel gibt es, dass die beiden verhungert und verdurstet sind, sie wogen noch 16 Kilo, als ihre Leichen im August 1996 entdeckt wurden. Ungekannt ist dagegen der exakte Todeszeitpunkt. Plausibel sei, dass die Mädchen fünf Monate vor der Entdeckung gestorben waren. Dutroux hatte zu Protokoll gegeben, dass die Kinder am Tag seiner Entlassung aus er U-Haft am 20. März 1996 noch am Leben waren. Julie sei am gleichen Abend gestorben, Melissa am Morgen des 24. März, nachdem er vergeblich versucht hatte, sie zu reanimieren. Diese Versuche hätten den Tod beschleunigt, so ein Ernährungsexperte.

Die Leichen der Kinder steckte Dutroux in Mülltüten, und legte sie anschließend in eine Kühltruhe. Am 27. März vergrub er sie mit Hilfe eines Baggers mehrere Meter tief im Garten seines Anwesens in Sars-la-Buissière. Diese Angaben wurden von Martin bestätigt.

Zu den DNA-Analysen von Spuren aus dem Haus in Marcinelle sagte der Untersuchungsrichter, dass diese sich auf rund 20 unbekannte Personen beziehen. Für deren Existenz hielt Langlois verschiedene Erklärungen bereit. So hatte Dutroux beispielsweise Secondhandkleidung ins Haus gebracht, die er aus humanitären Sammelaktionen erhalten hatte. (gz/belga)


(Quelle: Grenz Echo)


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Schlüsselfigur Michelle Martin

Wer hat Julie und Melissa wann, wie, wo und warum entführt? Untersuchungsrichter Jacques Langlois räumte gestern vor dem Assisenhof in Arlon ein, dass er sich beim Versuch, eine Antwort auf diese Frage zu finden, auf den Aussagen von Michelle Martin basiert habe.

Dutroux' Exfrau Michelle Martin wird zunehmend zur Schlüsselfigur des Prozesses. So ist Martin die Kronzeugin gegen Dutroux im Entführungsfall Julie und Melissa, wie Untersuchungsrichter Jacques Langlois am zweiten Tag seiner Anhörung in Arlon einräumte. Sie hat laut Langlois auch die Versorgung der beiden achtjährigen Kinder versäumt, die in Dutroux' Kellerverlies verhungerten.

Martin folgte den Ausführungen des Untersuchungsrichters am Dienstag zunächst regungslos. Doch als Langlois die grausigen Ereignisse im Keller eines Dutroux-Hauses ansprach, verdeckte die 44-Jährige ihr Gesicht hinter beiden Händen. Wochenlang hatte die Angeklagte im Dezember 1995 demnach gezögert, bevor sie den Keller des leer stehenden Hauses in Marcinelle betrat. Dutroux saß wegen eines anderen Falls für 104 Tage in Untersuchungshaft. »Ich hatte so große Furcht, dass ich die Kellertreppe auf allen Vieren rückwärts hinabgestiegen bin«, sagte Martin dem Chefermittler später.

Als die mehrfache Mutter irgendwann zwischen dem 15. und 19. Januar 1996 den beiden Neunjährigen schließlich zwei Beutel mit Lebensmitteln in ihr enges Verlies brachte, war es vielleicht schon zu spät: Sie habe die gefangenen Kinder weder gesehen noch gehört, als sie die aus den Angeln gekippte schwere Betontür wieder vor die Öffnung wuchtete (mit größter Mühe, wie sich bei einem Ortstermin im Juni 1999 im Keller herausstellte). »Da hätte ich rufen sollen: »Kommt heraus!« - aber das habe ich nicht getan«, sagte Martin in ihrer Vernehmung. »Ich wusste, dass, wenn ich Marc gesagt häte, die Tür wäre zu Boden gefallen und die Kinder hätten fliehen können, er mich getötet hätte.« Den Kindern brachte Martin danach nichts mehr zu essen, weil sie »Angst hatte« - wohl aber den beiden Schäferhunden, die sie auf Dutroux' Wunsch zum Schutz gegen Einbrecher in dem Haus einschloss.

Im Gerichtssaal wurde gestern ein Videofilm über den Ortstermin in Marcinelle gezeigt. Auf den Aufnahmen ist zu erkennen, dass Martin sich in einem Schockzustand befand, als sie in den Keller zurückkehrte. Sollte es stimmen, dass sie die Kinder nicht gehört hat, als sie ihnen im Januar 1996 die Lebensmittel brachte, hatten Julie und Melissa zu diesem Zeitpunkt schon das Bewusstsein verloren oder sie waren überhaupt nicht in dem Versteck.

Das Bild, das Ermittlungsrichter Langlois von Martin als Täterin auch in früheren Fällen zeichnete, entspricht deren eigener Darstellung nur zum Teil: Die 44-Jährige gab sich vor Gericht als willenloses Werkzeug ihres Exmannes, von dessen Einfluss sie sich erst im Gefängnis habe lösen können. Dennoch beruht die Anklage gegen Dutroux in wesentlichen Teilen auf Martins Aussagen. Mit der Entführung von Julie und Melissa habe sich Dutroux bereits am Tag nach der Entführung am 24. Juni 1995 vor ihr gebrüstet: »Er hat mit gesagt, zusammen mit Bernard Weinstein die beiden Mädchen mit einem von Weinstein gestohlenen Auto, einem Ford Fiesta, gekidnappt zu haben. Er war stolz auf seine Tat.« Doch der so Beschuldigte streitet jede Beteiligung ab: Die Kinder seien ihm Anfang Juli von Lelièvre und Weinstein ins Haus geliefert worden. Während Weinstein nicht mehr lebt, hat Lelièvre die Tat stets abgestritten. Und: Lelièvre kannte Dutroux und Weinstein damals noch nicht, wie Langlois feststellte.

Die Entführung von Julie und Melissa sei nicht vorbereitet gewesen und ohne das geringste Probleme über die Bühne gegangen, hatte Martin zu Protokoll gegeben. Schon kurz darauf hätten Dutroux und Weinstein festgestellt, dass »die Mädchen eigentlich zu jung waren, um sie sexuell missbrauchen zu können«.

Dutroux und Martin bezichtigen sich gegenseitig der Lüge. Nur eine einzige Augenzeugin sah Julie und Melissa in ein Auto einsteigen. Doch stand die alte Dame in einiger Entfernung und konnte den oder die Täter lediglich vage beschreiben. Als Tatfahrzeug hatte sie einen viertürigen Kleinwagen gesehen.

Heute wird Langlois über die Ermittlungen im Fall An und Eefje berichten.

(gz/belga/dpa)

(Quelle: Grenz Echo)

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BeitragVerfasst: 11.03.2004, 21:54 
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An und Eefje: das Grauen



Der mutmaßliche Kinderschänder und -mörder Marc Dutroux soll seine beiden ältesten Opfer, An Marchal (17) und Eefje Lambrecks (19), bei lebendigem Leib vergraben haben. Diese Behauptung von Dutroux' mitangeklagter Exfrau Michelle Martin könne durch kein Ermittlungsergebnis widerlegt werden, sagte Untersuchungsrichter Jacques Langlois am Mittwoch vor dem Assisenhof in Arlon.

Seine Schilderungen der grauenvollen Taten waren fast unerträglich, die Väter der beiden Jugendlichen aus Hasselt, Paul Marchal und Jean Lambrecks, rangen sichtlich um Fassung.

Dutroux' Anwalt Xavier Magnée sagte, er sei »geschockt«. »In meiner 43-jährigen Laufbahn habe ich nie von änlichen Gräueltaten gehört. Es ist abscheulich.« Der Strafverteidiger lobte »den Mut, den junge Frauen aufbringen, um in den Gerichtssaal zu kommen und mit diesem Grauen konfrontiert zu werden«.

Magnée meinte damit die heute 22-jährige Laetitia Delhez, die gestern als erstes Dutroux-Opfer am Prozess teilnahm. »Sie will es verstehen. Aber es ist sehr schwierig für sie.« Dutroux habe »ihr Leben zerstört«, begründete einer ihrer Anwälte, Jan Fermon, ihr plötzliches Erscheinen. Sie wolle alles erfahren. Sie frage sich, ob ihr dasselbe Schicksal gedroht habe wie An und Eefje. Im Gerichtssaal habe sie Dutroux zum ersten Mal seit ihrer Befreiung aus dessen Kellerverlies wiedergesehen. »Der hat ihr Leben zerstört«, sagte Fermon.

Laetitia hatte lange gezögert, den Verhandlungen beizuwohnen. Die junge blonde Frau mit Pferdeschwanz und Brille wirkte verunsichert und warf während der mehrstündigen Anhörung Langlois' keinen Blick in die Richtung ihres Peinigers. Sie konnte sich nicht überwinden, ihm in die Augen zu schauen. Auch heute will sie dem Prozess beiwohnen, wenn Langlois von den Ermittlungen in ihrem Fall berichtet.

Laetitia Delhez war am 9. August 1996 in Bertrix als letzte der sechs Mädchen entführt worden und wurde sechs Tage später zusammen mit Sabine Dardenne befreit. 7


(Quelle: Grenz Echo)

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BeitragVerfasst: 11.03.2004, 22:00 
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An und Eefje lebendig begraben




Die Dutroux-Opfer An Marchal (17) und Eefje Lambrecks (19) sind offenbar betäubt und bei lebendigem Leib begraben worden. Entsprechende Aussagen, die zum Teil durch die Gerichtsmedizin gestützt werden, seien glaubwürdig, sagte der langjährige Untersuchungsrichter Jacques Langlois am Mittwoch vor dem Assisenhof in Arlon.

Die Väter der beiden Mädchen, Paul Marchal und Jean Lambrecks, rangen bei seiner Zeugenaussage um Fassung. Ihre Mütter waren nicht im Gerichtssaal.

Langlois schilderte das Martyrium von An und Eefje. Die Jugendlichen aus Hasselt seien in der Nacht zum 23. August 1995 in Ostende von Dutroux und seinem mitangeklagten Komplizen Michel Lelièvre aufgegriffen worden, als sie als Anhalterinnen eine Mitfahrgelegenheit nach Westende suchten, wo sie mit Freunden die Ferien verbrachten. An und Eefje hatten am Abend in Blankenberge die Show eines Hypnotiseurs besucht und die letzte Tram nach Westende verpasst. Die Straßenbahn, die sie nahmen, fuhr nur bis Ostende.

Langlois hat sich trotz der wiederholten Anträge von Paul Marchal stets geweigert, die Entführung an der Küste nachzustellen, mit der Begründung, »dass kein Verbrechen vorlag, da die Mädchen als Anhalterinnen freiwillig in das Auto gestiegen sind«.

Auf dem Weg nach Marcinelle fiel das Auto von Dutroux und Lelièvre in Panne. Während Dutroux per Anhalter nach Marcinelle fuhr, um einen Ersatzwagen zu holen, blieb Lelièvre mit den betäubten Opfern in einem Gebüsch nahe einer Autobahnraststätte zurück. »Lelièvre hat An in dieser Zeit vergewaltigt«, behauptet Dutroux, was Lelièvre energisch bestreitet. Laut den gerichtsmedizinischen Untersuchen wurden beide Mädchen vergewaltigt. Dutroux hat gestanden, später eine sexuelle Beziehung zu Eefje mit deren Einwilligung gehabt zu haben. An sei von Lelièvre und Weinstein sexuell missbraucht worden.

In Marcinelle wurden die beiden Opfer nackt in eine Kammer im ersten Stock gesperrt. Im Keller desselben Gebäudes befanden sich nach Angaben des Chefermittlers bereits die zuvor entführten achtjährigen Mädchen Julie und Melissa. Eefje hat mindestens ein Mal versucht zu fliehen. »Ich hatte ein echtes organisatorisches Problem. Die Kleinen waren unten, die Großen oben. Es war ein echter Drahtseilakt«, sagte Dutroux bei seinen Vernehmungen.

Michelle Martin hatte in den Vernehmungen erklärt, Dutroux selbst habe ihr gegenüber die Ermordung der beiden Jugendlichen aus Hasselt zugegeben. Sie hätten gestört, es sei unmöglich, sie am hellen Tag in dem Haus zu haben. Das sei Anfang September 1995 gewesen, also nur wenige Wochen nach ihrer Entführung. Geholfen habe ihm sein Komplize Bernard Weinstein, den Dutroux später ebenfalls umbrachte. Der Untersuchungsrichter gab mit dieser Schilderung die Aussage Martins wieder und bekräftigte, es gebe nichts, was dem widerspreche. Dutroux selbst habe Weinstein und Lelièvre die Schuld für den Tod der Mädchen in die Schuhe geschoben.

Die Leichen von An und Eefje wurden am 3. September 1996 auf einem früher von Weinstein genutzten Grundstück in Jumet gefunden. Beide müssen völlig ausgehungert gewesen sein. Über Ans Kopf war ein Plastiksack gestülpt und hermetisch verschlossen worden, auch ihre Arme waren mit Klebeband gefesselt. Die Gerichtsmediziner sind sich sicher, dass An erst in ihrem Grab starb. Für Eefje konnte dies nicht zweifelsfrei festgestellt werden.

Bevor er sie von Marcinelle nach Jumet brachte, hatte Dutroux den Jugendlichen gesagt, dass er sie freilasse, da ihre Eltern das Lösegeld gezahlt hätten. Wie Dutroux Martin berichtet hatte, soll eines der Mädchen vor dem ausgegrabenen Loch plötzlich das Bewusstsein wiedererlangt und gesagt haben: »Aber wir werden ja sterben.«

Michel Lelièvre, der sich nachweislich vom 28. August bis 5. September 1996 in der Slowakei aufhielt, wo er eine Freundin hatte, erzählte dem Untersuchungsrichter, Dutroux habe ihm nach seiner Rückkehr gesagt, dass die Mädchen weg seien und dass »er (Lelièvre) jetzt wie ein Mordkomplize da stehe.«

Vor seiner Aussage warnte der Untersuchungsrichter angesichts der anwesenden Väter von An und Eefje: »Was Sie hören werden, ist hart und anstrengend. Meine Aussage spiegelt nichts Menschliches wieder, es ist die Sprache eines Ermittlers, der unparteiisch sein und sich an die Fakten halten muss.« Im Gerichtssaal wurden gestern auch Aufnahmen von der Entdeckung der Leichen gezeigt - aus Respekt vor den Familien und dem Privatleben der Opfer allerdings in geheimer Sitzung.

Mark Huygen, Anwalt der Mutter von Eefje, sagte, der Inhalt der Akte ist noch schwerer zu ertragen, wenn er mündlich vorgetragen wird, als wenn man ihn liest. In seinen Augen war Langlois sehr überzeugend. (gz/belga/dpa)


(Quelle: Grenz Echo)

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BeitragVerfasst: 12.03.2004, 19:50 
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»Verlasst mich nicht«


Von Joseph Lehnen

Untersuchungsrichter Jacques Langlois wirkte gestern am vierten Tag seiner Anhörung nicht mehr so frisch wie am ersten Tag seiner Darlegungen und gestand dies auch ein: »Es wird ermüdend.« Dennoch wich er nicht einen Zentimeter breit von seiner eingeschlagenen klaren Darstellungsweise ab, als er die Entführung und Freiheitsberaubung von zunächst Sabine Dardenne (28.

Mai 1996) und dann Laetitia Delhez (9. August 1996) beschrieb.

Anhand von Fotos und Videoaufnahmen der Rekonstruktion der beiden Entführungen gelang es Langlois, den Geschworenen ein plastisches Bild der Taten Dutroux' zu zeichnen. Auf den Bildern sah man den Hauptangeklagten, wie er persönlich Sabine Dardenne in Kain bei Tournai vom Fahrrad riss, in den von Lelièvre gefahrenen Lieferwagen stieß und sie später in Marcinelle an ein Bett fesselte. Sabines Rolle war allerdings von einer Statistin übernommen worden.

Zweieinhalb Monate sollte das Mädchen in dem Verlies in Marcinelle bleiben. Dutroux erklärte Sabine, ihre Eltern hätten sie verlassen und weigerten sich, ein vom »Chef« gefordertes Lösegeld zu bezahlen. Für Sabine sei Dutroux der »Nette« gewesen, der sie vor dem »Chef« bewahre, sagte der Untersuchungsrichter.

Wochenlang führte Sabine in dem Kellerversteck hinter dem Rücken von Dutroux ein Tagebuch. Der Untersuchungsrichter zitierte aus dem Tagebuch, aus den Protokollen und den Briefen von Sabine Dardenne an ihre Eltern, die nie ankamen und in den Händen ihres Peinigers landeten. »Die Kreuze in dem Tagebuch kennzeichneten Tage, an denen er mich belästigte. Die Sterne kennzeichneten Tage, an denen er mich belästigte und mir wehtat«, heißt es in den Protokollen.

»Sabine Dardenne wird uns im Zeugenstand selbst sagen, was sie damit meinte«, fügte Langlois lediglich hinzu, ehe er noch aus einem Brief an die Eltern zitierte: »Ich war egoistisch und gemein. Aber ich habe dem «Chef« nichts getan. Ich bin traurig und unglücklich. (...) Verlasst mich nicht, denkt an eure Binou. (...) Ich glaube nicht, dass ich euch wiedersehe.« Und: »Ihr werdet mich verändert sehen (nach den Vergewaltigungen), aber mit eurer Liebe werde ich genesen.« Aus den Ausführungen des Untersuchungsrichters ging ferner hervor, dass Lelièvre und Martin an der Entführung bzw. Freiheitsberaubung beteiligt waren. Nihoul geht dagegen im Falle Sabine Dardenne frei aus.

Nach dem gleichen Schema lief die Entführung von Laetitia Delhez am 9. August in Bertrix ab. Die Videobilder der Nachstellung zeigen, wie sie von Dutroux in den Lieferwagen gestoßen wird, und Lelièvre sofort abfährt. Zuvor hatten beide die Gegend ausgekundschaftet und nach Opfern Ausschau gehalten. Auch diesmal war Michelle Martin über den Tathergang informiert. Und auch Laetitia Delhez wurde mit Rohypnol und Haldol betäubt und ans Bett gefesselt. Nach den damaligen Aussagen der heute 22-Jährigen, die gestern erneut im Gerichtssaal anwesend war, wurde sie drei Mal von Dutroux vergewaltigt. Hoffnung auf eine Freilassung machte auch sie sich nicht.

Dutroux wurde am 13. August festgenommen, die beiden Mädchen, Sabine und Laetitia, am 15. August nach Angaben von Dutroux in ihrem Verlies gefunden. Für Langlois steht eindeutig fest, dass Dutroux, Lelièvre und Martin an Entführung bzw. Freiheitsberaubung beteiligt waren. Der Untersuchungsrichter beruft sich dabei auf die eigenen Aussagen der Angeklagten und die der beiden Opfer, die heute noch leben.

Der vierte Angeklagte, Michel Nihoul, war nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen nicht an den Taten beteiligt. »Kein Opfer, kein Mitangeklagter beschuldigt Nihoul«, zitierte Langlois aus seinen Akten, die vor Prozessbeginn zusammengetragen worden waren. Erst zu Beginn der Verhandlung in Arlon hatte Dutroux Nihoul als Bindeglied zwischen sich und einer »belgischen Mafia« dargestellt.

Am Ende der Schilderungen dankte Gerichtspräsident Stéphane Goux Untersuchungsrichter Langlois für seine »bemerkenswerte Synthese« und die geleistete Arbeit. Ein Kompliment, das Jacques Langlois an seinen Mitarbeiterstab weitergab.


(Quelle: Grenz Echo)

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»Nihoul hat nichts mit der Entführung von Laetitia zu tun«

Untersuchungsrichter Jacques Langlois hat am Donnerstag vor dem Assisenhof von Arlon ausführlich die Leidenszeit der beiden letzten Opfer von Marc Dutroux, Sabine Dardenne, damals zwölf Jahre alt, und Laetitia Delhez (14), geschildert. In Anwesenheit des damaligen Opfers im Gerichtssaal beschrieb Langlois die Entführung von Laetitia Delhez im August 1996.


In diesem Zusammenhang erklärte der Untersuchungsrichter, dass der Mitangeklagte Michel Nihoul nichts mit dieser Tat zu tun habe. Die Telefonkontakte mit Dutroux an den Tagen vor und nach der Entführung in Bertrix »standen in Zusammenhang mit der Reparatur eines Autos von Nihoul, wie dies auch von allen Angeklagten beteuert wird«, so Langlois.

Die Aussagen von Zeugen, die Nihoul an den Tagen vor der Entführung in Bertrix gesehen haben wollen, seien widersprüchlich und daher nicht haltbar. Außerdem habe Nihoul in dieser Zeit unmöglich in dem Ardennenort sein können. Auch die Drogengeschäfte zwischen Nihoul und Lelièvre ständen nicht in Zusammenhang mit Entführungen, sagte der Magistrat. 7


(Quelle: Grenz Echo)

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Wie verläuft ein Verfahren vor dem Assisenhof ?
HINTERGRUND

Ein Verfahren vor dem Assisenhof verläuft in großen Zügen wie folgt. Das Verfahren beginnt mit der Zusammensetzung des Geschworenenkollegiums, der Anweisung der stellvertretenden Geschworenen und der Eidesleistung der Mitglieder des Geschworenenkollegiums.

Danach liest der Generalprokurator (oder sein Vertreter) die Anklageschrift vor, und der Angeklagte (oder sein Rechtsanwalt) liest gegebenenfalls die Verteidigungsschrift vor.

Nachdem die Liste der von der Staatsanwaltschaft, den Zivilparteien und dem Angeklagten aufgerufenen Zeugen verlesen wurde, und die geschädigte Partei oder ihre Erben sich gegebenenfalls als Zivilpartei angeschlossen haben, werden die Zeugen vernommen. Alle Zeugen leisten den Eid.

Nach der Vernehmung der Zeugen ergreifen die Parteien das Wort, um ihren Standpunkt vor dem Geschworenenkollegium darzulegen. Es folgen das Plädoyer der Zivilpartei und die Anklage des Generalprokurators (oder seines Stellvertreters), sowie die Verteidigung des Angeklagten. Zuletzt wird dem Angeklagten oder seinem (seinen) Rechtsanwalt (Rechtsanwälten) das Wort erteilt.

Die Verhandlung wird geschlossen, und der Vorsitzende des Assisenhofes stellt die Fragen, die die Mitglieder des Geschworenenkollegiums beantworten müssen.

Das Geschworenenkollegium zieht sich zur Beratung zurück. Die Beratung ist geheim. Grundsätzlich spricht sich das Geschworenenkollegium lediglich über die Schuldfrage aus und antwortet deswegen mit Ja oder Nein auf die gestellten Fragen. Die Antwort muss auf jeden Fall deutlich erkennen lassen, ob der Angeklagte die Tat, wegen der er vor Gericht steht, begangen hat.

Die Mitglieder des Geschworenenkollegiums urteilen nach ihrer innersten Überzeugung; sie müssen ihre Entscheidung nicht begründen. Die Entscheidung wird mit Stimmenmehrheit angenommen. Die Stimmengleichheit (gleiche Anzahl Stimmen für und gegen) ist zum Vorteil des Angeklagten. In diesem Fall verkündet der Vorsitzende den Freispruch.

Wird der Angeklagte für schuldig erklärt, wird die Sitzung wieder aufgenommen, damit die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung ihren Standpunkt über die zu verhängende Strafe darlegen können.

Nach der gemeinsamen Beratung der Magistraten des Assisenhofes und des Geschworenenkollegiums über die auszusprechende Strafe fällt der Assisenhof sein Urteil. Dann wird das Strafmaß festgesetzt.

Grundsätzlich sind die Sitzungen des Assisenhofes öffentlich. Der Hof kann jedoch für die Untersuchung der Sache oder eines bestimmten Teils der Sache denAusschluss der Öffentlichkeit beschließen, wenn beispielsweise eine öffentliche Sitzung eine Gefahr für die öffentliche Ordnung oder die guten Sitten darstellen könnte.



(Quelle: Grenz Echo)

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Nihouls XTC-Pillen haben nichts mit den Entführungen zu tun

Für Untersuchungsrichter Jacques Langlois gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Übergabe von tausend Ecstasy-Pillen durch Michel Nihoul an den drogensüchtigen Michel Lelièvre am 10. August 1996 und der Entführung von Laetitia Delhez am Vortag in Bertrix.

Nihoul ist u.a. wegen dieser XTC-Geschichte angeklagt, an der Entführung von Laetitia beteiligt gewesen zu sein.

Nihoul hatte, so Langlois, am 19. April 1996 5000 XTC-Pillen von dem englischen Dealer David Walsh erhalten, der die Drogen, die er eigentlich nach Schweden schmuggeln sollte, zwecks Eigenverkauf unterschlagen hatte. Nihoul aber legte den Engländer rein und zeigte diesen bei der Gendarmerie in Dinant an. Walsh wurde am 23. April im Besitz von zehn Kilo Amphetaminen festgenommen. Bei den Ermittlungen sei keine Beziehung zwischen der Dealerbande um Walsh und den Angeklagten im Dutroux-Prozess entdeckt worden, erläuterte der Untersuchungsrichter.

Der Tag des 19. April 1996 stimme mit keinem Datum der Entführungen in der Dutroux-Akte überein. Also gebe es auch hier keinen Zusammenhang, so Langlois weiter. Die Fahnder fanden bei den Überprüfungen der Besitztümer der Angeklagten auch keine Einkünfte, die als Form einer Bezahlung für die Entführungen interpretiert hätten werden können.

Für Langlois hatte Nihoul, der zuvor zwei Mal Lelièvre, in Anwesenheit von Dutroux, jeweils hundert Ecstasy-Pillen gegeben hatte, am 10. August 1996 lediglich ein weiteres Mal versucht, die Drogen loszuwerden, in deren Besitz er gekommen war.

Nihoul gab Lelièvre demnach 200 Pillen zum Verkauf, um mit dem Drogengeld die Reparatur seines Audi 80 zu bezahlen. Lelièvre bezahlte aber den Besitzer der Reparaturwerkstatt mit den Pillen, die dieser nach Bekanntwerden der Festnahmen von Dutroux, Martin, Lelièvre und Nihoul von einem Freund vernichten ließ, was von Zeugen bestätigt wird.

Offen bleibt jedoch die Frage, warum Nihoul diese Drogengeschäfte und seine Arbeit als Spitzel für die Gendarmerie lange Zeit verschwiegen und erst im Oktober 2002 zugegeben hat.

Der Untersuchungsrichter räumte ein, dass Dutroux und Nihoul im Juni 1996 wahrscheinlich Pläne eines Prostituiertenhandels geschmiedet hatten: Dutroux sollte in der Slowakei Mädchen anwerben, die Nihoul dann in Bars in Belgien unterbringen sollte. Dieser Plan wurde jedoch nicht konkretisiert, weil die beiden zwei Monate später festgenommen wurden. Auch hier gebe es keinen Zusammenhang mit der Entführung von Kindern, betonte Langlois vor dem Assisenhof.(gz/jl/belga)



(Quelle: Grenz Echo)

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