Dietmar T. hat Missbrauch seines Pflegesohns gefilmt - Leon inzwischen in der Obhut des Jugendamts
Von M. Lukaschewitsch
Der Verdacht gegen den Berliner Polizeiobermeister hat sich erhärtet. Der 41-Jährige hat in Vernehmungen weitgehend gestanden, seinen 16 Monate alten Pflegesohn Leon sexuell missbraucht zu haben. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte gestern: "Die Details sind schockierend." Dietmar T. sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft, gestern wurden seine Diensträume im Polizeiabschnitt 61 durchsucht.
Der Mann ist nach Darstellung der Berliner Polizei im vergangenen Sommer bereits aufgefallen. Er soll - vor allem außerhalb des Dienstwegs - immer wieder Kontakt zu einem 14-jährigen Mädchen gesucht haben, das sich im Juni 2003 Hilfe suchend an ihn gewandt hatte. Sie hatte ihm berichtet, dass sie von einem Familienangehörigen sexuell missbraucht worden sei. Die Häufigkeit der Kontakte führte offenbar dazu, dass sogar die Jugendeinrichtung, in der sich das Mädchen zu dieser Zeit befunden hatte, die Dienststelle von Dietmar T. darüber informierte. Erst auf Geheiß seines Dienstvorgesetzten beendete T. dann den Kontakt zu dem missbrauchten Mädchen. Ob es damals schon zu sexuellen Übergriffen des Beamten kam, blieb gestern noch unklar. "Das Mädchen ist noch nicht vernommen worden", sagte eine Polizeisprecherin am Abend.
Die Beweislast im Fall seines Pflegekindes Leon jedenfalls ist erdrückend: Auf zahlreichen Fotos und Videofilmen hat der Polizist die sexuellen Übergriffe auf den kleinen Jungen dokumentiert. Wie viele Kinderschänder filmte sich auch Dietmar T. dabei, wie er das Baby missbrauchte. Laut Experten-Meinung wollen viele Täter ihr Erlebnis so als Trophäe behalten. Der Vater eines elfjährigen Sohnes hat dann gestern laut Konstanze Dalicho, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt (O.), schließlich die Tatvorwürfe "umfassend" eingeräumt. Auf zahlreichen Computerdisketten, die bereits am Freitagabend im Wohnhaus von Dietmar T. in Altglietzen (Märkisch-Oderland) sichergestellt wurden, finden sich Szenen, bei dem es "einem die Sprache verschlägt", sagte die Staatsanwältin. Tatort war nach Durchsicht aller bislang sichergestellten Datenträger das Einfamilienhaus gewesen. Niemand hatte offenbar etwas bemerkt. Auch T.'s Ehefrau Marion (40) nicht - sie erlitt nach der Festnahme ihres Mannes einen Nervenzusammenbruch. Im Haus leben außerdem der elfjährige Sohn Dennis und die 18-jährige Tochter Nadine.
Gegen Leons Einzug bei den T.'s hatte das Jugendamt Bad Freienwalde damals keine Bedenken. Der Junge sollte unter normalen Bedingungen aufwachsen. "Die Familie ist vorher umfassend durchleuchtet worden", sagt Jürgen Krüger, Sprecher des zuständigen Kreises Märkisch-Oderland. Inzwischen befindet sich der geschundene Junge wieder in der Obhut des Jugendamts.
© Berliner Morgenpost 2004
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