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 Betreff des Beitrags: wie bin ich am besten für meinen freund da?
BeitragVerfasst: 22.03.2005, 15:12 
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Registriert: 22.03.2005, 13:47
Beiträge: 3
hallo,

vorab möchte ich sagen: ich hoffe hier alle regeln usw korrekt einzuhalten; falls ich wider erwarten in irgendeiner form etwas falsch
mache, bitte ich das vorab zu entschuldigen - bin hier ganz neu und zudem gerade nervlich am ende.

ich bin 26, mein freund ist 28 und wir sind seit ca. 1 1/2 jahren zusammen, kennen tun wir uns bereits aus schulzeiten. unsere beziehung begann recht "wackelig", da er sich mehr oder weniger wegen mir von seiner ex-freundin getrennt hat, mit der er in einer anderen stadt zusammenlebte. er zog also zurück in seine "heimatstadt" und kam mit mir zusammen. bereits nach wenigen wochen erzählte er mir in einem gespräch über seine ex-beziehung, gefühle, liebe usw, dass sein opa ihn als kind m******cht hat, immer bei besuchen in deren stadt usw, ich weiß allerdings nicht genau wie oft/lange/usw. er hat es damals nach einer weile seiner großen schwester anvertraut, diese wiederum seinen eltern und seitdem ist er nicht mehr dorthin mitgefahren usw. seine familie hat allerdings nach wie vor kontakt zu den großeltern und diese kommen auch in diese stadt zu besuch.

mein freund hat nach dem ersten gespräch nur sehr selten in ansätzen darüber gesprochen, ich wollte ihn nicht mit gesprächen bedrängen - wenn er aber davon angefangen hat, habe ich ihm zugehört und versucht für ihn dazusein. in diesen gesrpächen ging es aber mehr darum, dass er das gefühl habe, damit abschließen zu können, wieder an einer familienfeier teilnehmen zu können, was er dann letztes weihnachten auch getan hat und er laut seinen äußerungen auch "okay" fand. bis vor wenigen wochen hatte selbst ich das gefühl, dass er damit phasenweise zwar innerlich beschäftigt ist, aber einen weg gefunden hat, damit zu leben und umzugehen.

letzte woche war er aber zunehmend angespannt, reserviert, müde, traurig, lustlos usw. er sagte, er könne es sich selbst nicht erklären und wisse nicht woran es läge, was mit ihm los sei - dummerweise habe ich es zunächst auf mich bezogen und an seinen gefühlen zu mir gezweifelt. insgesamt hatte ich immer wieder das gefühl, dass ich ihn mehr liebe usw als er mich, was ich aber fälschlicherweise immer eifersüchtig auf seine vergangene beziehung bezogen habe - das tut mir so leid!!! in diesem gespräch wurde immer deutlicher, dass er gerade aufgrund des m******chs eine schlimme phase hat. das gespräch begann mit einer diskussion darüber ob bei uns ein ungleichgewicht des liebens herrscht, dass er sich nicht sicher sei, ob er mich so sehr liebe wie ich ihn, dass er sich frage ob er überhaupt liebesfähig sei wegen seiner vergangenheit, dass ich ihn so lieben würde wie ihn noch nie ein mensch zuvor geliebt hätte und dass ihm dies aber einen spiegel vorhält und seine eigene liebesfähigkeit in frage stellt. ich muss dazu sagen, dass er zu mir phantastisch ist, mein absoluter traummann in jeglicher hinsicht und mir alles gibt, was ich mir wünsche! man hat nur einfach das gefühl, dass er, wenn es zb um liebe und gemeinsame zukunft usw geht, blockt und dichtmacht. dies habe ich aber eben nie mit dem m******ch in verbindung gebracht. in unserem sexualleben zb hat man nie etwas davon gemerkt, es ist wunderschön, experimentell, harmonisch, rücksichtsvoll, leidenschaftlich usw.

er hat in den gesprächen die letzten tage noch sehr viel erzählt, über seine maske und sein muster, mit dem er in der regel gut lebt, über das gefühl, dass sich ein fass tröpfchenweise gefüllt hat und es nun gerade überläuft, dass es nach unserem gespräch zwar nach wie vor voll sei, aber etwas leerer und er nicht weiß ob diese phasen über die jahre schlimmer werden oder es sich während dieser phase nur so anfühlt. dass er hin- und herschwankt zwischen den beiden möglichkeiten, sein leben in diesem muster einigermaßen glücklich zu leben oder alles einzureißen. dass er sein handeln von seinen gefühlen einfach trennen kann..., dass er "gedankenblitze" hat, die mit sexuellen inhalten unter männern usw zu tun haben, die er nicht einordnen kann, die er zwar abstoßend findet, aber für sekunden erregend, dass er sich selbst mitschuld gibt, dass er gehofft hat, dass es mit dem tod seines opas aufhören würde, dass er
die hoffnung darauf aber aufgegeben habe, dass er wahrscheinlich auf irgendeine art sogar trauern würde. dass er bisher immer derjenige gewesen war, der die beiden beziehungen vor uns beendet habe, dass es wie ein zwang sei, etwas schönes selbst zu zerstören, bevor es von alleine kaputt geht usw (was aber so überhaupt nicht stimmt, denn zb die vorige beziehung hat er nachweislich nicht durch seine "liebesunfähkeit" zerstört, hier lagen große probleme insgesamt, besonders seitens der frau, vor). dass er nicht weiß, ob er es schafft meine hilfe anzunehmen, auch aus angst, ich könne dadurch, was er mir erzählt und dass ich ihm mehr geben muss als er mir geben kann, ihn irgendwann hassen werde uvm. ich könnte hier die liste noch ewig fortsetzen...

insgesamt habe ich die letzten tage versucht im "richtigen" maße für ihn dazusein und ihm gleichzeitig ruhe zu lassen. ihm immer wieder zu zeigen, dass ich wirklich für ihn dasein will, auch wenn ich ihm nicht helfen kann. dass ich in schweren zeiten kraft für uns beide habe, dass ich ihn wegen seiner offenheit und seinem vertrauen erst recht liebe. andererseits habe ich angst, ihn aufgrund seiner "bindungsangst" mit meiner liebe zu erdrücken.

natürlich erlebe ich die letzten tage unter extremer anspannung, erstens weil es mich so unendlich traurig macht, ihn so leiden zu sehen und nicht helfen zu können, zweitens weil ich angst habe, dass er mich aus den
von ihm genannten gründen langfristig von sich stößt! dabei ist doch das gerade so widersinnig, weil er mir ja so vieles anvertraut...
unsere freunde und seine mitbewohner wissen nichts davon, sie merken nur, dass er sich zurückzieht und nicht so fröhlich ist wie sonst, sie vermuten aber probleme in unserer beziehung. er möchte sich ihnen nicht anvertrauen, obwohl sie sicher für ihn da wären, sicherlich aber auch überfordert...

wie verhalte ich mich nun am besten und richtig? ist es richtig ihn in seinem eventuellen vorhaben, in seinen mustern zu bleiben zu unterstützen oder sollte ich ihn vorsichtig darauf ansprechen, sich doch von profis helfen zu lassen? er ist selbst diplom-pädagoge und meint, dass er an die momentanen therapie-methoden nicht wirklich glaubt, dass er kein verfecht er der theorie sei, nochmals alles durchleben zu müssen usw. er war aber auch schon vor ein paar jahren bei einer therapeutin. sie meinte er mache nicht den anschein, traumatisiert (?) zu sein. er solle sich also entweder an seine muster halten, die ihm helfen oder ausbrechen und einen kompletten cut machen! gibt es aber nicht auch therapieansätze, die ihm helfen, sein "überlaufendes fass" zu leeren und mehr innere ausgeglichenheit zu finden und ein gefühl für liebe zu bekommen? also mehr die symptome als die ursache zu "bekämpfen"?

ich glaube so sehr an diesen menschen, an unsere beziehung und unsere liebe und mir bricht das alles gerade wirklich das herz!
würde mich so freuen, wenn mir jemand schreiben würde, wie ich die beste unterstützung sein kann, wie ihr ihn aus psychologischer sicht einschätzt. ich hatte mir auch überlegt, bei einer beratungsstelle in unserer stadt anzurufen, sorry, das ist jetzt hier alles so lang geworden :-(

viele grüße, little_k


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 29.03.2005, 17:26 
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Registriert: 07.07.2003, 00:00
Beiträge: 1628
hallo grad kann ich nicht so viel dsagen dazu aber es hilft bestimmt wenn du hier im forum ein wenig herumliest ... alles gute für euch beide


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 29.03.2005, 18:27 
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Registriert: 09.04.2004, 11:23
Beiträge: 907
Hallo little_k !

Dein Wunsch, zu helfen, ist doch schon mal eine gute Grundlage :)
claire hat es schon gesagt - lies Dich mal durch das Forum, da findest Du bestimmt schon ein paar Antworten.

Liebe Grüße
Jan


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 29.03.2005, 20:25 
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Registriert: 26.11.2004, 13:53
Beiträge: 360
Wohnort: NRW
Hi little_k, wie die anderen beiden schon sagten, lies Dich hier mal so richtig durch. Viele Deiner Fragen werden beantwortet werden. Schau auch unter Selbstverletzungen.

Ich versuche die ganze Zeit beim Lesen Deiner Fragen mich wieder zu erkenne. Ich bin weder Phychologin noch Therapeutin - ich leide, wie so viele hier im Forum.

Das Fass das ständig zu platzen droht, kenne ich sehr gut. Oft war es schon Thema bei meiner Therapeutin. Ich platze, weil ich Ärger in mir nicht erkenne. Ich platze, weil ich nicht gelernt habe, nein zu sagen. Ich platze, weil ich immer nur für andere da war / bin. Ich platze, weil ich meine eigene Gefühlswelt nicht kenne und mich nicht wehre oder widerspreche, wenn es nötig wäre.

Nun versuche ich, wenn ich mich mit einem Thema lange beschäftige, herauszufinden, worüber ich mich da eigentlich ärgere. Letztens schaffte ich es tatsächlich das Ärgernis neu aufzurollen und einem Kollegen meine Meinung dazu zu sagen. Lach, es passierte gar nichts und wir arbeiten noch immer nett miteinander.

Thema Nähe - ich ertrage die Nähe anderer nicht. Mein Mann gibt mir all seine Liebe, bekocht mich und steht mir in meiner schweren Zeit mit voller Unterstützung zur Seite. Und trotzdem kann ich Berührungen oder das in den Arm nehmen nur schlecht ertragen. Ich tue ihm damit bestimmt weh, aber ich arbeite sehr an mir und lerne - hoffendlich.

Ich denke nicht "nur" der Mißbrauch ist das Problem, sondern die Erziehung! Wir durften uns früher nicht wehren, wir durften keine Gefühle zeigen, wir durften nicht nein sagen - da gibt es so vieles, das eine große Rolle spielt. Und plötzlich, durch irgendeinen winzigen Zufall, bricht alles aus. Wir erinnern uns und verstehen die Welt einfach nicht mehr.

Seit weit über einem Jahr bin ich in Depressionen und hoffe, das es mir nun ein wenig besser geht. Ich habe die Erfahrung gemacht, das Reden, Schreiben und Weinen die einzige Hilfe ist.

Viel kannst Du, liebe little_k, nicht machen. Sei für ihn da, höre ihm zu und gib ihm Trost, wenn er es braucht. Weißt Du, Du kannst ihm nur einen Weg zeigen und den muß ER gehen. Du kannst ihn nicht "heilen" Eine Therapie halte ich immer für gut.

Sieh zu, das es Dir gut geht, dann geht es auch ihm besser.

_________________
Ganz liebe Grüße – Gabi Bild

:mrgreen: Rechtschreibfehler sind gewollt und dienen der allgemeinen Belustigung :mrgreen:


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 Betreff des Beitrags: danke
BeitragVerfasst: 30.03.2005, 16:30 
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Registriert: 22.03.2005, 13:47
Beiträge: 3
hallo,

vielen dank für eure antworten!
in der zwischenzeit hatten wir noch einige treffen mit viel geheule, wut und trauer uvm... letztlich sind wir so verblieben, dass ich es mir nicht "verbieten" lassen ihm beizustehen, dass er aber momentan gar nichts mehr fühlt und mir infolgedessen auch nicht sagen kann, was er noch für mich fühlt bzw ob er noch etwas fühlt... weil er ja aber merkt dass mich das verletzt, haben wir ausgemacht uns nicht zu sehen, nur wenn er mich wirklich braucht. weil er - wie er sagt - mich gerade auch ganz egoistisch zu sich holt, ohne mir sagen zu können was aus uns wird... jetzt haben wir die letzten tage nur kontakt per sms - ich vermiss ihn sehr... er sagt, er will sichs extra schwer machen, um sich meine liebe und nähe nicht einfach bei bedarf zu nehmen...

das ist eben meine größte angst, dass er mich langfristig von sich stößt und damit unsere beziehung beendet!!!

ansonsten habe ich mich viel in diversen foren umgeschaut, auch hier...
leider gibt es ja wenige weibliche verbündete - ich glaub, dass es da vielleicht schon einen unterschied bei männern und frauen gibt... jedenfalls habe ich herausgefunden, dass ich genügend kraft habe, das ist das kleinste problem, auch schwere zeiten nehm ich gern in kauf, wenns bei ihm langfristig nen fortschritt gibt, immerhin lieb ich ihn ja von anfang an mit dem wissen, was ihm passiert ist!

nur eben diese angst im nacken zu haben, dass er davonläuft und mich mit meiner kraft allein lässt, das nimmt mir wiederum sehr viel kraft und mut! ich kann es nur sehr schwer einschätzen, inwieweit es realistisch ist, dass er sein gewohntes muster vielleicht auch dieses mal durchzieht...

in einem forum hat mir jemand geraten, ich solle mich zurückziehen, um ihn aus dem teufelskreis zu holen, natürlich nicht alleinlassen,aber sagen "ich liebe dich. aber ich kann dir keine kraft und nähe geben wenn du es nicht zulässt. ich gehe jetzt und du kannst kommen, wenn du soweit bist". aber wer schafft das, das so konsequent umzusetzen?

ich wünsche euch allen, ob ü oder v, ganz viel kraft und gute nerven und vor allem immer jemanden, dem ihr euch mit allen gedanken, auch denen, die wehtun, anvertrauen könnt!

lg, k


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 30.03.2005, 17:45 
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Registriert: 07.07.2003, 00:00
Beiträge: 1628
hmja aber nicht nur ich gehe jetzt und du kannst kommen. es ist sehr schwer und manchmal unmöglich für betroffene, sich hilfe zu besorgen, wenn sie welche brauchen ... also musst du *das* auch nicht konsequent umsetzen ...


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