Ich traue mich nun doch, dieses Posting hier einzustellen. Angst hatte ich vor einer Veröffentlichung aus dem Grund, dass das geschieht, was nun geschehen ist: die Anfeindung von jemandem, der versucht, Opfer/Überlebende zu verstehen und es „wagt“ auch Hilfe für sich selbst zu suchen.
Es scheint verdammt schwierig zu sein, eine Kommunikation zwischen Opfern/Überlebenden und Partnern/Angehörigen/Freunden aufzubauen, die nicht von wechselseitigen Verletzungen geprägt ist. Eine verletzungsarme, resp. verletzungsfreie Kommunikation ist sicherlich nur durch Bemühungen beider Seiten machbar. Ich bin selbst Überlebende (als Opfer sehe ich mich nur noch an Tagen, an denen es mir verdammt schlecht geht) und habe mit vielen Komplikationen lernen „müssen“, dass auch der Partner/die Partnerin in einer Beziehung mit einem Betroffenen (darunter verstehe ich Opfer und Überlebende) durchaus Belastungen ausgesetzt ist. Manchmal sprengen diese Belastungen auch so dermaßen die eigenen Belastungsgrenzen, dass es entweder zu immer wiederkehrenden Krächen und Versöhnungen oder zu einer Trennung kommt. Wie Sasita an anderer Stelle geschrieben hat, weiß auch ich, dass ich schwierig bin und dennoch kann ich nicht aufgrund meines Erlebens erwarten, dass mich der Rest der Welt versteht und so akzeptiert wie ich bin.
Opfer/Überlebende haben u. a. ein massives Problem mit Akzeptanz, Nähe, Vertrauen, Glauben, Hoffnung, eigenem Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein. Als Opfer bezeichne ich für mich – und ich kann nur für mich sprechen! – diejenigen, in deren Leben das Erlebte (und somit die Täter) immer noch alle Macht haben. Überlebende sind für mich diejenigen, die es geschafft haben – durch Therapien etc. – diese Macht einzudämmen, ihr einen anderen Platz im Leben einzuräumen. Dieser Weg ist nicht einfach, sondern hart und steinig und auch durchaus immer wieder durch Rückschläge gekennzeichnet. Nun ist nicht jeder Betroffene gleich und jeder hat in der Be- u. Verarbeitung sein ureigenes Tempo. Aber: genau so wie kein Mensch der Welt das Recht hat, andere Menschen in irgendeiner Form zu missbrauchen haben auch Betroffene nicht das Recht, nur zu fordern oder die Grenzen anderer zu überschreiten. Auch ich habe als Opfer manches Mal zu viel von meinem Partner gefordert, mich zeitgleich aber auch zu sehr aufgegeben, angepasst; rein aus meinem persönlichen Erleben heraus. Es konnte zwischen uns nicht funzen, da wir beide verschiedene Sprachen gesprochen haben. Man stelle sich vor, ein Stein versucht sich mit einem Reptil zu unterhalten. Mein Partner und ich sind nun – nach einer Zeit der Trennung – in einem Neuanfang; einem Neuanfang mit verdammt ungewissem Ausgang. Es wird sich zeigen, ob beide Seiten genug gelernt haben um miteinander leben zu können, oder ob die Beziehung doch zu einem endgültigen Scheitern verurteilt ist. Aber selbst wenn sie scheitern sollte, heißt das nicht, dass keine Beziehung zwischen Opfern/Überlebenden und Nichtbetroffenen/Mitbetroffenen möglich ist.
@sasita: Danke für deine offenen und ehrlichen Worte.
Gruß, blue_lady
P.S.: Ich will mit diesem Posting niemanden persönlich angreifen und/oder verletzen. Es handelt sich bei meinem Posting um meine ureigene persönliche Meinung.
_________________ Das Ende der Hoffnung ist der Anfang vom Ende.
Der Weg zu sich selbst ist der schwerste von allen Wegen.
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