Moin
Ja, Ohje, es gibt 5 probatorische Stunden (pro Therapeut!!), wenn man einen Therapie anfängt. Das sind die Schnupperstunden. Du vereinbarst einen Termin und guckst dann erst mal den Typen oder die Typin
an, und andersrum. Das gibt Gelegenheit, festzustellen, ob ihr miteinander auskommen würdet. Und wenn der erste, der zweite und der dritte nichts ist, dann ist es vielleicht der Vierte. Einen Therapeuten zu finden, einen "guten", dafür gibt es kein Patentmittel. Ich kann Dir sagen, dass ich zwei Mal nacheinander Glück hatte. Meine erste war supi und die ist dann weggezogen, daher musste ich ne neue suchen. Und die zweite war so völlig anders, was mich erst mal irritiert hat, aber ich hab mich drauf eingelassen und die war dann im Nachhinein noch mehr supi.
Die Chemie muss stimmen, Vertrauen und das alles kann erst nach einer Weile entstehen. Ich sag Dir: probiers einfach aus.
Und zu dem anderen: Ich wünschte, ich hätte so eine Mutter. Auch wenn Du meinst, dass Du doch einfach nur eine ganz normale Mutter bist, muss ich Dir sagen, dass Du leider die Ausnahme bist.
Esgibt einige, die ihren Kindern nicht glauben. Das ist für das Kind oft fast noch schlimmer, als der Missbrauch selbst. Und dann gibt es welche, die den Missbrauch abwerten und herunterspielen, das Kind nicht richtig unterstützen und ernst nehmen. Und gibt auch Mütter, die Sachen sagen wie: Du hast ihn verführt, etc. Das ist dann die Krönung.
Meine Mutter hat zwar glauben müssen, was ich gesagt habe... weil ich Beweise hatte... aber getrennt hat sie sich nicht vom Täter. Und hätte ich nicht vor 2,5 Jahren den Kontakt abgebrochen, wäre sie wahrscheinlich immer noch eine Belastung für mich. Dadurch, dass sie sich selbst als Opfer des Ganzen fühlt, mir aber nie eingesteht, dass ich das eigentliche Opfer bin. Dazu habe ich vor langen Jahren mal die Frage in den Raum geworfen:
Wird sie mir je verzeihen, was er mir angetan hat.
Noch mal: ich erzähle Dir das, damit Du vielleicht ein Gespür dafür bekommst, dass Du es gut machst. Dass Du nichts tun konntest, um es zu verhindern, aber jetzt, jetzt kannst Du alles tun.. und laut Deinen Schilderungen tust Du es auch und das ist eine gute Mutter. Versuch es zu realisieren. Wenn Dein Kind auf dem Bürgersteig gespielt hätte und ein Betrunkener von der Fahrbahn abgekommen wäre und es erfasst hätte... und Dein Kind dadurch nun behindert wäre: Du könntest nichts dafür. Du kannst Dein Kind nicht vor allem schützen, es geht nicht.
Unsere Präventionsprogramme, die wir ab diesem Jahr anbieten wollen, zielen übrigens genau in diese Lücke. Die einzige Chance, die Kinder haben, um vor solchen Übergriffen evtl. geschützt zu sein, ist, sie aufzuklären. Und zwar schon im Kleinkindalter. Ganz behutsam und vorsichtig vermitteln, dass der Körper nur einem selbst gehört. Dass man auch der Tante oder dem Opi kein Küsschen geben muss, wenn man das nicht möchte, weil man das selbst bestimmen darf. Das man auf Negativgefühle hören kann und dass man immer immer mit allem zu z. B. Mami kommen kann und alles sagen darf, was einen belastet. Und das ganze Thema muss in die Lehrer- und Pädagogenausbildung rein. Dann müssen Kinder auch später mal erfahren, dass es MIssbrauch gibt, dass das strafbar ist und dass es Anlaufstellen gibt. Viele wissen gar nicht, dass es Unrecht ist, was XY mit ihnen macht, denn XY ist erwachsen und behauptet, es sei sein oder ihr Recht.
Das Problem ist das Tabu, das Problem ist, das alle denken, so etwas geschieht nicht. Und doch ist jedes 4.-5. Kind im Laufe seiner Kindheit/Jugend betroffen.
Ohje, Du wusstest es nicht besser. Es ist nun unser Versuch und unsere Arbeit, genau an diesem Punkt anzusetzen. Das versuchen wir mit unseren Projekten, weil wir dieses Problem kennen. Gib Dir nicht die Schuld. Such Dir Hilfe und sei für Deine Tochter da, das ist dann schon alles, was Du tun kannst und das ist großartig.
Und ganz vielleicht, wenn es Dir selbst etwas besser geht... hast Du ja selbst irgendwann den Mut und die Kraft, andere aufzuklären und Präventionsarbeit zu leisten.
Liebe Grüße,
Sasa
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