Gegen - Missbrauch e.V.

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 Betreff des Beitrags: Kann ich hier irgendwo hin?
BeitragVerfasst: 29.02.2008, 18:21 
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Hallo und guten Tag.

Meine Tochter wurde von meinem Ex, ihrem Vater missbraucht.
Sie war ca. 13/14 Jahre alt.

Ich fühle mich ebenfalls als "Betroffene", denn was mir damit als Mutter und Ehefrau angetan wurde ist ebenfalls sehr schlimm.
Dazu kommen natürlich noch die Schuldgefühle, gegen die man einfach nicht ankommt, auch wenn der Verstand sagt, man konnte es nicht merken.

Ich hätte mich gerne mit, so wie ich Betroffenen, unterhalten/ausgetauscht. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo ich da hin soll. Gibt es für uns auch eine Bezeichnung? Ich lese oben: Betroffene, Überlebende, Freund + Partner

LG
Ohje


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BeitragVerfasst: 29.02.2008, 18:38 
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hallo ohje

als angehörige bist du verbündete und hier natürlich herzlich willkommen!
stelle deine fragen und man wird sie ja nach möglichkeit gerne beantworten, wenn es auch mal ne weile dauern kann!
lg
bmwgirl
auch verbündete


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BeitragVerfasst: 29.02.2008, 19:10 
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Beiträge: 10
Hallo bmwgirl.

Dankeschön für deine Antwort.

Was mich einfach fertig macht, ist, dass ich nicht von diesen Schuldgefühlen loskommen kann. Es würde mich interessieren,
was andere in der gleichen Situation, tun, um damit umzugehen.

Und was hilft meinem Kind* denn am meisten, wenn ich mit ihr rede?

* Sie ist mittlerweile 22 J. und selbst Mutti.
Ihr Vater wurde aber erst letzten November verurteilt.


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BeitragVerfasst: 29.02.2008, 20:56 
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Registriert: 18.12.2007, 10:35
Beiträge: 46
Wohnort: RLP
hm, weiß ja jetzt nicht wie es raus kommen ist....ob sie sich dir anvertraut hat... denke aber mal schon dass ihr darüber redet/geredet habt?
Gibt sie dir eine mitschuld?
sicher ist es schwer damit umzugehen, aber dir selbstvorwürfe zu machen bringt gar nix, schon gar nicht deiner tochter.
der einzige der schuldig ist, ist der täter selbst! und du schreibst ja es ist dein ex, also hast du vernünftige konsequenzen gezogen. ich nehme an du stehst deiner tochter auch weiterhin bei, hörst ihr zu wenn sie reden will, das ist ihr eine große hilfe! für sie da sein wenn sie dich brauch... schön wäre es natürlich auch wenn du eine person deines vertrauen hättest mit der du über alles reden kannst, die dir auch trost gibt und halt. macht sie denn therapie?
vieleicht wäre es auch sinnvoll wenn du dir einen psychologen suchst?
auch du brauchst hilfe und unterstützung....
hm...ja mehr kann ich im moment leider auch nicht sagen...
ich wünsche dir viel kraft auf deinem weg,
lg bmwgirl


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BeitragVerfasst: 01.03.2008, 15:10 
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Danke bmwgirl.

An einen guten Psychologen habe ich auch schon gedacht, aber finde mal einen. Und woher weiß man dann, ob er was taugt?

Hast du einen gefunden? Und wenn ja, wie? Woran hast du festgemacht, ob er gut ist? Und hat er dir geholfen?

Meine Tochter und ich waren kurz nachdem es rauskam bei der Lebenshilfe. Das hat mir in dem Moment damals schon geholfen. Meine Tochter meint, ihr hätte es nicht so viel gebracht.

Rauskam es mehr oder weniger duch Zufall. Anvertrauen konnte sich meine Tochter mir nicht. Ihrer älteren Schwester auch nicht. Noch ein Punkt, warum ich mich als Versagerin fühle. Ich hätte immer gedacht, wenn meine Mädels was haben, kommen die zu mir. In anderen Bereichen war es eigentlich auch immer so. Und ich habe immer hinter ihnen gestanden und so manche kleine Kastanie aus dem Feuer geholt. Und beim Schlimmsten aller Sachen, da klappt das nicht. ???

Ja, geredet haben wir im nachhinhein schon viel und tun es auch immer noch bei Bedarf. Nicht so bis ins Detail, aber doch so, das wir wissen was gemeint ist. Sie hatte sich auch geritzt und darüber haben wir dann auch gesprochen. Ich habe versucht ihr zu sagen, dass sie dafür Alternativen finden soll... und so weiter ... ja ich versuche sehr ihr zu helfen. Und mit meinem eigenen Seelenschmerz versuche ich sie so gut es geht zu verschonen. Klar, sag ich schon mal, das ich mich schuldig fühle, aber sonst eigentlich nicht viel.

Es ist auch so seltsam, mein Kopf sagt mir ganz klar, dass ich keine Chance hatte etwas von alldem zu merken, da mein Ex ein sehr cleverer und psychologisch hochgefährlicher Mensch ist, und doch fühle ich mich schuldig. Ich wünsche mir die Zeit zurückzudrehen, mit dem Wissen von jetzt, um es zu verhindern.
Wenn ich mir mein Kind in dieser Situation vorstelle - und die Bilder kommen immer wieder - dann meine ich zu fühlen, wie sie sich gefühlt haben muss und dann hasse ich mich, weil ich nicht bei ihr war. Dagegen komm ich nicht an und finde keinen richtigen Umgang damit.

Was tust du gegen solche Gedanken und Gefühle?

LG
Ohje

PS: Was meine Familie, Freunde und meinen neuen Partner betrifft, so sind sie alle lieb und nett, versuchen bestimmt auch Verständnis zu haben, aber sie haben es nicht erlebt. Du verstehst sicher was ich damit meine.


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BeitragVerfasst: 01.03.2008, 16:41 
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Hi Ohje,

ob ein Psychologe gut ist oder nicht wirst Du nur herausfinden können, indem Du es probierst. Einfach hingehen... es gibt ja "Schnupperstunden", wo man erst mal gucken kann, ob überhaupt die Chemie stimmt und eine Zusammenarbeit möglich ist. Ich kann Dich nur dazu ermutigen, denn Du trägst natürlich auch eine schwere Last mit Dir rum.

Generell möchte ich zu Dir sagen, dass es bei mir zwar nicht ganz klar ist, ob z. B. meine Mutter wirklich nichts gewusst hat (ich habe kein gutes Verhältnis zu ihr), aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie etwas mitbekommen haben kann, ist sehr gering. Und dazu habe ich meinen Beitrag geleistet, denn mein Auftrag war es ja, zu schweigen. Das Druckmittel in meinem Fall war, dass, wenn ich was sagen würde, meine Mutter schwer krank werden würde. Das war wirkungsvoll, denn das wollte ich nicht. Und weil mein Leben so sarkastisch ist, ist sie tatsächlich krank geworden, als ich es nach 6 Jahren Schweigen nicht mehr ausgehalten hatte... heute weiß ich, dass sie schon vorher krank war, damals dachte ich, ich trage die Verantwortung für ihre Krankheit.

Was ich Dir damit sagen will ist, dass es möglich ist, dass Du nichts wissen konntest, denn Kinder sind gute Schauspieler, vor allem wenn sie es sein müssen. Wichtig ist, wie Deine Tochter das Dir gegenüber äußert. Wenn Sie meint, Du hättest es wissen müssen, dann solltet Ihr versuchen darüber zu reden, vielleicht kommt da auch eine Familientherapie in Frage. Aber an sich musst Du irgendwann selbst mit dieser Schuldfrage fertig werden, wenn in diesem Fall sieht es ja so aus, dass weder Deine Tochter, noch Du Schuld daran haben, was geschehen ist.

Ich kann verstehen, dass das hilflos macht. Aber veranker Dich nicht zu sehr in dieser Schuldfrage, das zerfrisst nur und kostet unnötige Reserven. Hol Dir erst mal Hilfe für Dich selbst und wenn Du stark und stabil bist, dann sei Deiner Tochter einfach eine gute Mutter. Mehr kannst Du nicht tun.

Und glaube mir, das ist mehr, als wahrscheinlich sehr viele, inklusive mir, hier in diesem Forum je von ihrer Mutter bekommen haben. Ich wünschte heute so sehr, dass ich eine Mama hätte und ich werde bald 30. Aber es ist keiner da, der einfach nur bei mir ist, weil er mich so liebt, wie ich bin.

Liebe Grüße,
Sasa

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BeitragVerfasst: 01.03.2008, 16:49 
hallo ohje,
uns hat viel der weiße ring geholfen und auch der kinderschutzdienst. dort sind psychologen die sich mit dem thema auskennen und dir helfen. woran erkennt man einen guten psychologen?hm... vorallem muß er/sie dir sympathisch sein und du mußt das gefühl haben vetrauen zu können....
bei uns ist es so, dass es sich um meine stieftochter handelt die noch nicht so lange bei uns lebt.... du kannst darüber einiges im forum für verbündete lesen "Umgang mit betroffener stieftochter"....dh aber auch dass ich dir nicht direkt nachfühlen kann und dir sicher auch nicht viel weiterhelfen.. mein mann hat große probleme damit, das weiß ich, nur zeigt er es nicht so, er stürzt sich lieber in seine arbeit... er macht sich große vorwürfe dass er nicht für seine kinder da war obwohl ihm klar ist, dass er nicht die möglichkeit dazu hatte...
ich kann dir hier nur mal den tip geben dich mit dem weißen ring in verbindung zu setzen, die kennen auch psychologen in deiner gegend.
vieleicht meldet sich hier ja auch noch jemand der mehr erfahrung hat und ebenso wie du direkter betroffen ist, dir somit vieleicht besser helfen kann als ich...
lg
bmwgirl


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BeitragVerfasst: 01.03.2008, 16:55 
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ups... mal wieder vergessen einzuloggen...
mich Sasa nur anschließen kann....


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BeitragVerfasst: 01.03.2008, 19:05 
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Ich danke euch für eure Worte. Es tut mir schon gut, von euch zu lesen und mich hier zu äußern.

Sasa, meine Tochter gibt mir sicher nicht die Schuld, sie sagt auch, dass ich es nicht merken konnte und keine Schuld habe.

Ich gebe mir halt die Schuld, und ich denke, im Unterbewußtsein muß sie sie mir doch auch geben. Sie muss doch tief innen denken, wo war meine Mutter, als ich sie am nötigsten brauchte.

Ich bin immer für sie da, wenn sie mich lässt. Wenn es ihr schlecht geht, wenn sie wütend ist oder einfach genervt von Gott und der Welt, ob sie einen Grund hat oder keinen Offensichtlichen, und sie kommt dann zu mir, weiß sie, ich bin für sie da. Wir lachen dann zusammen, wir weinen zusammen, ich nehme sie in meine Arme und tröste sie. Wir schimpfen gemeinsam auf die Bösen, die ihr was wollen, wir lästern gemeinsam auf die, die sie ärgern, wir lachen über die, die uns harmlos nerven. Manchmal schimpfe ich mit ihr, wenn sie ihren Weg aus den Augen zu verlieren scheint und ich lobe sie, weil sie ein toller Mensch ist. Denn manchmal wollen wir -so glaube ich- einfach Kind sein und jemanden haben, der uns sagt: so ist richtig - so ist falsch. Und ich gebe ihr und ihrem kleinen Söhnchen all meine Liebe. Ja, das tue ich natürlich alles für sie, und es ist für mich auch ganz normal. Ich könnte es mir gar nicht anders vorstellen.

Aber das macht alles nicht ungeschehen. Und meine Nöte macht das alles auch nicht leichter verdaulich. Ich habe immer gedacht, mir könnte das nicht passieren. Ich würde das merken. Davon war ich überzeugt. HA! Das Leben hat mir tüchtig eins auf die Rübe dafür gegeben! Ich hätte es nicht glauben können.

Heute habe ich mir noch mal alles von der Seele geschrieben. Ich habe das Geschehene und meine Gefühle in einen Text gefasst. Das hat wirklich etwas gut getan!

Ich danke dir auch für den guten Tipp mit den Schnupperstunden. Ich wußte nicht, das es so etwas gibt.

LG
Ohje


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BeitragVerfasst: 01.03.2008, 19:25 
Hallo Ohje,

auch ich möchte dir hier als Überlebende etwas mit auf den Weg geben, was mir beim Lesen so durch den Kopf geht.

Mir geht es ähnlich wie Sasita - ich hatte irgendwie keine Mutter, manchmal denk ich, ich hab auch heut noch keine (bin jetzt 37). Wie ich darauf komme .... Meine Mutter liebster Satz: "Ich war immer wie eine
beste Freundin für meine Tochter, mit allem konnte sie zu mir kommen" Ha, noch heute kann ich nicht über die mir wirklich wichtigen Dinge reden, weil sie in mir immer das Gefühl gibt, nicht zuzuhören.

Das scheint bei dir und deiner Tochter ganz anders zu sein - erstens, du glaubst ihr, etwas was leider nicht selbstverständlich und doch so wichtig ist. Sie kann mit dir reden, du hörst ihr zu und verurteilst sie nicht, denn oft bekommt man als Opfer von Angehörigen noch die Schuld zugeschoben (unsinniger und überflüssiger Weise). Deine eigenen Schuldgefühle, die kannst nur du dir selber nehmen - keine leichte Aufgabe, ganz bestimmt.

Zum Ende: Wenn ich deine Beiträge hier lese, wünschte ich, ich hätte eine solche Mutter wie deine Tochter sie hat. Auch wenn du von all dem nichts mitbekommen hast - es ist keine Schande, denn Täter sind im Drohen und Verbergen nunmal sehr geschickt, so bist du jetzt für deine Tochter da, bist ihr Mutter. Mehr kannst du nicht tun und ehrlich, mehr kann man schliesslich auch nicht verlangen.

Ach ja, ich habe im übrigen sehr gute Hilfe bei einer Beratungsstelle der Kirche gefunden, bin dort seit Okt. 2003 und fühl mich dort prima aufgehoben, das vielleicht noch als Tipp. Wenn du Fragen dazu hast, dann stell sie gerne, ich werde versuchen sie zu beantworten.

Lieber Gruss

Tati

P.S. bmwgirl: so geht es mir im übrigen auch bei dir, ich habe auch deine Postings mitverfolgt und finde es klasse was du leistest.


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BeitragVerfasst: 02.03.2008, 10:37 
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Moin ;)

Ja, Ohje, es gibt 5 probatorische Stunden (pro Therapeut!!), wenn man einen Therapie anfängt. Das sind die Schnupperstunden. Du vereinbarst einen Termin und guckst dann erst mal den Typen oder die Typin :lol: an, und andersrum. Das gibt Gelegenheit, festzustellen, ob ihr miteinander auskommen würdet. Und wenn der erste, der zweite und der dritte nichts ist, dann ist es vielleicht der Vierte. Einen Therapeuten zu finden, einen "guten", dafür gibt es kein Patentmittel. Ich kann Dir sagen, dass ich zwei Mal nacheinander Glück hatte. Meine erste war supi und die ist dann weggezogen, daher musste ich ne neue suchen. Und die zweite war so völlig anders, was mich erst mal irritiert hat, aber ich hab mich drauf eingelassen und die war dann im Nachhinein noch mehr supi.
Die Chemie muss stimmen, Vertrauen und das alles kann erst nach einer Weile entstehen. Ich sag Dir: probiers einfach aus.

Und zu dem anderen: Ich wünschte, ich hätte so eine Mutter. Auch wenn Du meinst, dass Du doch einfach nur eine ganz normale Mutter bist, muss ich Dir sagen, dass Du leider die Ausnahme bist.
Esgibt einige, die ihren Kindern nicht glauben. Das ist für das Kind oft fast noch schlimmer, als der Missbrauch selbst. Und dann gibt es welche, die den Missbrauch abwerten und herunterspielen, das Kind nicht richtig unterstützen und ernst nehmen. Und gibt auch Mütter, die Sachen sagen wie: Du hast ihn verführt, etc. Das ist dann die Krönung.
Meine Mutter hat zwar glauben müssen, was ich gesagt habe... weil ich Beweise hatte... aber getrennt hat sie sich nicht vom Täter. Und hätte ich nicht vor 2,5 Jahren den Kontakt abgebrochen, wäre sie wahrscheinlich immer noch eine Belastung für mich. Dadurch, dass sie sich selbst als Opfer des Ganzen fühlt, mir aber nie eingesteht, dass ich das eigentliche Opfer bin. Dazu habe ich vor langen Jahren mal die Frage in den Raum geworfen:
Wird sie mir je verzeihen, was er mir angetan hat.

Noch mal: ich erzähle Dir das, damit Du vielleicht ein Gespür dafür bekommst, dass Du es gut machst. Dass Du nichts tun konntest, um es zu verhindern, aber jetzt, jetzt kannst Du alles tun.. und laut Deinen Schilderungen tust Du es auch und das ist eine gute Mutter. Versuch es zu realisieren. Wenn Dein Kind auf dem Bürgersteig gespielt hätte und ein Betrunkener von der Fahrbahn abgekommen wäre und es erfasst hätte... und Dein Kind dadurch nun behindert wäre: Du könntest nichts dafür. Du kannst Dein Kind nicht vor allem schützen, es geht nicht.

Unsere Präventionsprogramme, die wir ab diesem Jahr anbieten wollen, zielen übrigens genau in diese Lücke. Die einzige Chance, die Kinder haben, um vor solchen Übergriffen evtl. geschützt zu sein, ist, sie aufzuklären. Und zwar schon im Kleinkindalter. Ganz behutsam und vorsichtig vermitteln, dass der Körper nur einem selbst gehört. Dass man auch der Tante oder dem Opi kein Küsschen geben muss, wenn man das nicht möchte, weil man das selbst bestimmen darf. Das man auf Negativgefühle hören kann und dass man immer immer mit allem zu z. B. Mami kommen kann und alles sagen darf, was einen belastet. Und das ganze Thema muss in die Lehrer- und Pädagogenausbildung rein. Dann müssen Kinder auch später mal erfahren, dass es MIssbrauch gibt, dass das strafbar ist und dass es Anlaufstellen gibt. Viele wissen gar nicht, dass es Unrecht ist, was XY mit ihnen macht, denn XY ist erwachsen und behauptet, es sei sein oder ihr Recht.

Das Problem ist das Tabu, das Problem ist, das alle denken, so etwas geschieht nicht. Und doch ist jedes 4.-5. Kind im Laufe seiner Kindheit/Jugend betroffen.

Ohje, Du wusstest es nicht besser. Es ist nun unser Versuch und unsere Arbeit, genau an diesem Punkt anzusetzen. Das versuchen wir mit unseren Projekten, weil wir dieses Problem kennen. Gib Dir nicht die Schuld. Such Dir Hilfe und sei für Deine Tochter da, das ist dann schon alles, was Du tun kannst und das ist großartig.

Und ganz vielleicht, wenn es Dir selbst etwas besser geht... hast Du ja selbst irgendwann den Mut und die Kraft, andere aufzuklären und Präventionsarbeit zu leisten.

Liebe Grüße,
Sasa

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BeitragVerfasst: 03.03.2008, 12:17 
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Liebe Tati und liebe Sasita.

Ich habe Tränen in den Augen, nachdem ich eure Nachrichten gelesen habe. Das hat mich sehr gerührt. Und es ist schön, einmal gesagt zu bekommen, dass ich es doch nicht so falsch mache. Ich danke euch von Herzen. Das hat mir wirklich sehr gut getan.

Es ist nicht so, dass meine Tochter es nicht auch wüßte und mir zeigen würde. Sie schreibt mir schon hin und wieder Notizen, in denen steht, dass sie mich lieb hat und sie sagt oder schreibt, dass ich die beste Mom wäre.

Ja, wie ich schon schrieb, dass Problem spielt sich bei mir ab. IN mir!

Aber es ist vielleicht auch nicht so sehr verwunderlich, dass ich mich mit allem schwer tu. Denn es sind auf der einen Seite die Schuldgefühle, die mich quälen und auf der anderen Seite kommen noch furchtbare Ängste hinzu. Angst zu erfahren, dass er das auch meiner Ältesten angetan hat. UND Angst, weil ich ihm unseren 10jährigen Jungen zu Besuchen überlassen muss. Das bringt mir immer seelische Höllenqualen.

Was das ganze drumherum angeht, wird es auch allen nicht leicht gemacht. Sowie Präventionsarbeit...

Lange Zeit nachdem wir (meine Tochter und ich) bei der Polizei waren und ihn angezeigt haben, passierte gar nichts. Ca. 9 Monate nach der Anzeige wurden dann mal endlich seine PC´s beschlagnahmt, zwecks Beweissicherung. Meine Tochter mußte eine Aussage vor Gericht machen -Richterliche Vernehmung- was für sie schrecklich war. Ihr wurde zugesichert, dass sie dann nicht mehr Aussagen müsste. Es passierte nichts. Ich telefonierte mit dem Staatsanwalt, der meinte er könne ohne ihre Aussage in der Hauptverhandlung nichts machen und hätte das Verfahren abgeschlossen. Das konnte ich nicht akzeptieren! Ich war der Überzeugung, es würde meiner Tochter etwas helfen und guttun, wenn sie erlebt, dass andere -die Justiz- ihr ebenfalls zeigen, das er SCHULDIG ist und das es nicht richtig war was er gemacht hat, dass er dafür bestraft wird. Ich habe dafür gesorgt, dass er zur Polizei geht und ein Geständnis ablegt. Der Fall wurde wieder aufgenommen. Es kam dann endlich nach ca. 3 Jahren zur Verhandlung und er wurde verurteilt. Das nur mal in der ganz ganz kurzen Fassung. Es ist alles so viel was dabei eine Rolle spielt. Z.B. auch der zwischenzeitliche Kontakt zwischen ihm und meiner Tochter. Das machte mich krank, aber ich musste es respektieren, weil ich nicht beurteilen kann, ob es ihr dadurch besser geht. Was ich eigentlich nicht glauben kann. Ich sehe es aber als ihre Versuche einen Weg zur Linderung ihrer Probleme/Schmerzen zu finden.

Wenn es hier im Forum einen Platz gibt, wo ich unsere Geschichte posten kann, werde ich das gerne machen. DENN:

1. wißt ihr dann etwas besser worum es geht und
2. könnte sie auch präventiv helfen, weil man mal sieht WIE
perfide und psychologisch gefährlich manche Kerle vorgehen können.

Der Richter sagte, er hätte noch nie in seiner beruflichen Laufbahn einen so perfiden Fall erlebt.

Ach ja, was Präventionsarbeit angeht. Da habe ich auch schon andere Erfahrung gesammelt. :(

Hier in unserem Dorf gab es eine Frau, die sich mit meinem Ex heimlich traf. Sie war verheiratet. Da sie zwei hübsche junge Töchter hatte, habe ich gedacht, ich muss ihr erzählen, was er gemacht hat. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn den Mädels was passiert und ich hätte es verhindern können. Ich erzählte es ihr alles. Es nützte nichts! Sie glaubte mir wahrscheinlich nicht. Sie ging trotzdem zu ihm und nahm auch ihre Tochter noch mit zu ihm und ließ sie von ihm von der Schule abholen... :?

So, ich hoffe, ich habe jetzt nicht alles zu durcheinander geschrieben. :oops:

LG
Ohje

PS: Schreibt mir bitte mal, wo ich es posten soll.


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BeitragVerfasst: 03.03.2008, 12:38 
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Registriert: 18.12.2007, 10:35
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Wohnort: RLP
hallo ohje,
nein, so durcheinander ist es nicht, uns geht es oft nicht anders, dass wir einfach drauf los schreiben weil die gedanken eben raus müssen...
du kannst hier im öffentlichen forum unter verbündete posten...oder wenn es dir eben zu öffentlich ist, dich mal an ingo wenden ob er dich für "Angehörige unter sich " freischaltet. so habe ich es auch gemacht. dort kannst du eben offener schreiben, ohne angst zu haben dass du mit deiner geschichte jemanden zu sehr belastest... eine trigger-warnung kannst du ja sicherheitshalber trotzdem dazu schreiben, ist oft besser.
ansonsten kann ich mich tati und sasa nur anschliesen, mach weiter so und denk dabei auch etwas an dich....
lg
bmwgirl

ps:
vielen dank liebe tati für dein liebes ps an mich... :oops:


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BeitragVerfasst: 03.03.2008, 13:29 
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Beiträge: 10
Hallo bmwgirl,

danke für deine Antwort.

Vorweg muss ich dir ebenfalls ein riesen Kompliment machen. Ich habe bei dir gelesen und habe nur gestaunt. Das du diese Kraft aufbringst für die Kinder deines Mannes finde ich super. Das kann nicht jede/r!

Ich werde dann mal das Verbündeten-Forum nutzen. Weil es vielleicht jemandem präventiv helfen kann. Das eigene Väter auf eine solche Idee kommen können, dass fällt sicher kaum jemandem ein. Und vielleicht sensibilisiert das die eine oder andere Mutti.

LG
Ohje


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BeitragVerfasst: 03.03.2008, 13:58 
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Registriert: 18.12.2007, 10:35
Beiträge: 46
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Dankeschön.... :oops: :oops: :oops:

ja, leider muß man sagen dass die meisten fälle im engeren umkreis zu finden sind, also vater, stiefvater onkel etc... seltener sind übergriffe von fremden...dafür sind die meisten ja auch sensibilisiert, den kids wird als erstes beigebracht "hüte dich vor fremden (männern)!"...dass die gefahr im nächsten umfeld lauert daran denkt nie jemand...
ganz schlimm finde ich ja die behörden und die justiz...es dauert immer umgemein lange, manchmal passiert gar nix, man muß immer und immer wieder nachhaken.... ich finde das sehr traurig und es macht mich immer öfter sehr wütend! :evil:
schlimm ist auch dass die dunkelziffer extrem hoch ist.... wenn sasa schreibt dass jedes 4./5. kind betroffen ist dann beruft sich das auf die bekannten fälle die angezeigt wurden... öffentlichkeitsarbeit und prävention find ich sehr wichtig und unsere regierung könnte sich da ruhig mehr drum kümmern... find ich... daher schweigen wir bei uns hier das thema auch nicht tot sonder diskutieren oft darüber auch in unserem familien und bekanntenkreis.
lg
bmwgirl


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