hallo kmc !
Ich kann auch nur "platt" antworten, weil jeder Fall bestimmt anders gelagert ist und ich ja viele Befindlichkeiten Überlebender nicht nachvollziehen kann. ( ist zumindest deren Meinung )
Meine persönliche Erfahrung ist, daß Überlebende oft die Erwartung haben, daß man ihnen (wie auch immer) hilft, aber die Bereitschaft, selber bestimmte Dinge zu tun, sehr gering ist.
Ein Beispiel: jemand ist depressiv und (nicht nur) ich sage: unternimm was ! Irgendwas ! Spazierengehen, Haushalt, Züge anschreien, was weiß ich ... aber lieg nicht im Bett rum ! (da wird man noch schneller in den schwarzen Strudel gezogen)
Antwort: das geht nicht/ ich kann nicht, weil ... (und dann kommt irgendeine Begründung)
Mein Empfinden ist dann: Er/sie will gar nicht. Sie probieren es nicht einmal, sondern ziehen das alte Verhalten vor.
Das ist - wie gesagt - nur ein Beispiel, davon gibt es aber viele. Meine persönliche Erfahrung ist, daß es oft nicht einmal den Versuch gibt, was zu ändern, sondern daß die alten Muster immer weiter "gepflegt" werden. Es hat bestimmt einen Grund dafür und mir drängt sich dann der Gedanke auf, daß es den Betroffenen doch bestimmt irgendwelche Vorteile bringt, wenn sie diese Muster weiter pflegen ( weniger Angst, zum Beispiel ). Wie viele können hier berichten, daß sie die meisten Thera-stunden mit "Oberflächlichkeiten" verbraten haben und wenn dann nur noch fünf Stunden verblieben sind, dann wird gejammert, daß die Stunden nicht ausreichen. Vielleicht hätte man früher mal ans "Eingemachte" gehen müssen ?
ok, ich hoffe, Du verstehst, was ich meine ? Als Verbündeter hat man oft das Gefühl, daß alle Anstrengungen ( wenn sie denn überhaupt wahrgenommen werden ) eigentlich nur konsumiert werden, weil sie den Betroffenen so gut tun. Aber man verspürt selten eine wirkliche Bereitschaft, an sich selber zu arbeiten.
Es wird jetzt bestimmt wieder Schimpf und Schande über mich ausgeschüttet werden ob dieses postings. Mein Vorschlag: Jeder, der mich ( zu recht ) kritisiert, möge sich vorher vor den Spiegel stellen, sich anschauen, und sich selber laut ins Gesicht sagen:"Ich bin ein liebenswerter und wertvoller Mensch". Wenn er/sie das geschafft hat, dann will ich gerne dessen/deren Kritik hier lesen. Jedem, der jetzt schimpfen möchte, habe ich damit hoffentlich nahebringen können, was ich meine.
Und um zurück auf Deine Frage zu kommen: Ein Verbündeter möchte nicht nur das Gefühl haben, sondern auch sehen, daß ein Betroffener sich bemüht. Es geht nicht um den Erfolg, sondern um das Bemühen, was ich so selten erlebe. Denn weder Thera, noch Verbündete, sondern nur die Betroffenen selber können ihre Heilung machen.
Das ist das, was ich ihnen so von Herzen gönnen würde, denn Thera und Verbündete können einen Weg zeigen, aber gehen müssen ihn die Betroffenen alleine. Und dieses Gehen ist soooo schwer, das weiß ich, aber wer Heilung will, kommt nicht drum herum. Sonst wird's nix.
Und noch ein Wunsch fällt mir ein: redet !!! Ihr helft Eurem Partner/Verbündeten nicht, indem Ihr ihn "nicht belasten" wollt. Eine intakte Beziehung hält sowas aus, eine brüchige Beziehung zeigt sich dann auch als solche. Wie soll Euch jemand vertrauen, wenn Ihr Eurem Partner oder der Beziehung nicht traut ?
Das ist - ich betone es nochmal - meine ganz persönliche und subjektive Meinung und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, und ist eine Folge meiner Erlebnisse mit Überlebenden. Mir ist bewußt, daß das für manche starker Tobak ist, aber Du und Deine Frage verdienen Ehrlichkeit.
Liebe Grüße vom
Jan
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