Hallo Julie,
ich kann mich dem, was chupito, blubb und xylon schreiben, nur anschießen. Ich bin wohl ebenfalls Überlebender und Verbündeter in einer Person, ich kenne die damit verbundenen Probleme also nur zu gut.
Ich kann mich selbst nur sehr schwer überhaupt körperlich und sexuell auf einen anderen Menschen einlassen. Ich weiß aber umgekehrt auch, durch meine bisherigen Partnerinnen, die ebenfalls Betroffene waren, wie das auf der anderen Seite ist, wenn ich mich umgekehrt auch sehr sensibel für die durch den Mißbrauch entstandenen Probleme zeigen musste. Was mir durch meine eigenen negativen Erfahrungen wahrscheinlich auch erst möglich ist.
Wann immer ich Druck verspüre, einem anderen etwas geben zu müssen, was ich momentan aber (noch) nicht kann, dann gerate ich in eine große innere Not und in einen Zwiespalt. Denn dafür habe ich feine Antennen. Ich möchte ja niemanden mit meinem persönlichen Leid belasten oder ihn sogar zu einem Verzicht auf seine Bedürfnisse zwingen. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich auch meistens solche Menschen angezogen habe, die dieses Problem halt auch selbst kannten, die diese Not verstehen konnten.
Immer dann war ich sehr dankbar und dann konnte ich mich auch wesentlich besser öffnen und selbst mutiger sein. Es ist beileibe nicht so, dass der Wunsch nach Nähe, auch körperlicher Art, bei mir abgestorben wäre, ganz im Gegenteil. Aber die Freiwilligkeit, ohne etwas erfüllen zu müssen, das ist für mich ganz wesentlich.
Ich kann auch nur sagen, wenn du meinst, eine Substanz zu spüren in dieser Beziehung, dass er dich wirklich gerne hat, dann kämpfe darum. Dann lasse ihn am besten kommen und versuche am besten, keinen Druck auszuüben. Vielleicht ist das schon eine weit bessere Herangehensweise, damit er sich von sich aus dir gegenüber mehr öffnen kann. Ich brauche unbedingt diese Sensibelität, ich bin darauf angewiesen.
Wenn es allerdings trotzdem bei den Doppelbotschaften bleibt, wenn du zu sehr darunter leidest, dann musst du dich allerdings auch davor schützen. Dann muss er sich zunächst selbst helfen, durch kompetente Hilfe von außen, durch Therapie. Und das solltest du ihm dann auch am besten offen sagen und dich dagegen ehrlich abgrenzen. Ich könnte das jedenfalls verstehen, weil ich niemanden unter meinem eigenen Leid leiden lassen möchte.
Viel Erfolg, wie immer es auch ausgehen mag. Frage dich am besten auch mal selbst, bis zu welchem Grad du vielleicht Kompromisse machen kannst, ohne selbst zu sehr darunter zu leiden.
Liebe Grüße
Sternenvogel
_________________ Die schlimmste Art jemanden zu lieben, ist die, bei ihm zu sein, und doch zu wissen, das er niemals zu einem gehört.
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