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 Betreff des Beitrags: Ich brauche Gewalt - Vorsicht: TRIGGER
BeitragVerfasst: 27.12.2010, 11:42 
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Registriert: 26.12.2010, 15:37
Beiträge: 3
Hallo,

ich habe gestern dieses Forum entdeckt und mir gedacht, dass ich mich hier anmelde und mein Problem hier schildere. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen.

Vielleicht erst einmal etwas vorweg:
Ich war ca. 4 Jahre alleine und habe nun wieder einen festen Freund. Er ist sehr lieb, verständnisvoll, fürsorglich, vorsichtig, sensibel und aufmerksam und vieles mehr. Er hat im Grunde alles richtig gemacht, was er nur richtig machen konnte. Er hat mir von Anfang an die Zeit gelassen, die ich gebraucht habe. Wir sind alles ganz langsam angegangen und das war genau richtig so. Ich hatte Zeit, immer mehr Vertrauen aufzubauen.
Wenn er bei mir war und ich nach wenigen Stunden gesagt habe, dass ich meine Ruhe brauche, hat er ohne zu murren oder sich zu beschweren seine Sachen gepackt und ist wieder nach Hause gefahren. Dafür liebe ich ihn sehr. Er war von der ersten Sekunde anders und ich wusste, ich kann beruhigt mit offenen Karten spielen.
Er weiß, dass ich ein Missbrauchsopfer bin und er kennt meine Diagnosen. Da zeigt er auch großes Interesse. Er stellt Fragen, wenn er welche hat und beliest sich, hört aber auch auf, wenn es ihm selber zu viel wird. Was ich sehr gut und wichtig finde. Er soll schließlich auch auf sich achten und aufpassen.


Trigger!!!!











Er weiß auch, dass ich mich vor seiner Zeit sexuell auf viele wildfremde Männer eingelassen habe. Ich habe mich unter anderem schlagen und demütigen lassen. Ich habe es gebraucht und ich brauche es auch jetzt noch.
Dann habe ich ihm von meinen "Bedürfnissen" erzählt. Er war erst sehr schockiert, aber dann überwog eher seine Angst, dass ich so einen starken Drang danach bekomme und mich wieder auf irgendwelche Männer einlasse, und ihn somit ja auch betrüge. Dann kam bei ihm der Gedanke und auch die Frage auf, wie es wäre, wenn er mir das geben würde, was ich brauche. Wir haben viel darüber geredet und vorher immer alles geklärt. Wie weit er gehen kann etc. Es begann dann mit einfachen Schlägen, mit Ohrfeigen. Er hat mich an den Haaren gezogen und mich verbal erniedrigt. Anfangs viel ihm das gar nicht leicht, das habe ich ihm auch angesehen, aber mittlerweile sind wir ein paar Stufen weiter und nun ist es sogar so, dass es ihm gefällt. Er hat mir gesagt, dass es ihn anmacht, ihn erregt. Er hat Spaß daran, aber nur im Bett. Was ich ja auch wieder gut finde, denn so muss ich mir keine Vorwürfe machen, weil er etwas tut, was er gar nicht tun möchte. Aber Vorwürfe mache ich mir letztendlich doch.

Nun mein Dilemma: Ich liebe meinen Freund, aber ich hasse ihn dafür, dass er sich darauf eingelassen hat, dass er Spaß an der Sache hat. Ich will es ja nicht mehr brauchen, ich will das eigentlich nicht, aber ohne kann ich nicht. es tut mir vorallem gut, wenn ich wieder diesen Selbstverletzungsdrang habe und er mich dann schlägt und demütigt, mich zu Sachen zwingt, die ich eigentlich nicht machen möchte.

Wieso brauche ich das noch? Wieso tue ich ihm das an? Ich mache ihn doch auf diesem Weg zu einem indirekten Täter, oder? was tue ich nur? Was soll ich tun? Ich bin ja auch froh, dass ER es ist, der das alles mit mir macht und ich mich somit nicht wieder auf fremde Männer einlassen muss und mich in Gefahr bringe. Eigentlich fahre ich doch so auf der sicheren Seite. Aber das kann es ja auch nicht sein.

Kann mir jemand helfen? Sind hier vielleicht noch Menschen, denen es genauso geht?


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BeitragVerfasst: 28.12.2010, 00:50 
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Beiträge: 2616
Wohnort: Südhessen
Hallo Laura-Ann,

willkommen bei uns im Forum.

Wenn Du Gewaltfantasien hast als Überlebende ist das ein schwieriges Thema. Ich kenne auch diese Zerissenheit zwischen "richtig und falsch" und "gut und böse". Generell lebe ich nach dem Motto: es ist alles erlaubt, was Spaß machen, solang es niemand anderem schadet. Auch nicht sich selbst.

Die Frage, die Du Dir also stellen solltest, ist doch, ob es Dir dabei gut geht. Und ob es ihm dabei gut geht. Wenn Du beides mit ja beantworten kannst, dann nimm es einfach als eine Neigung an. Daran ist nichts auszusetzen. WEnn es allerdings dir oder ihm damit NICHT gut geht, dann solltet Ihr wirklich dringend damit aufhören.

Ich kann mir keine Form von Sex vorstellen, wenn der Missbrauch nicht verarbeitet ist. Egal, ob mit oder ohne Gewalt und ERniedrigung oder ob "nur Blümchensex". Wenn der Missbrauch noch Thema ist, noch im Kopf rumspukt, dann ist sexuelle Nähe für mich nicht umsetzbar. Ich habe selbst einige Jahre Therapie und gute Freundschaften gebraucht, um mich, meine Sexualität und meinen Körper annehmen zu können.

Wenn Du diese Form von Sex möchtest, weil sie DIr gut tut, dann verurteile Dich nicht dafür. Davon hat niemand etwas. Wichtig ist nur, herauszufinden, ob es wirklich gut tut oder eine ständige WIederholung von Erlebtem ist, unter der Du leidest.

Liebe Grüße,
Sasita

_________________
Manche Wege entstehen, indem man sie geht.
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BeitragVerfasst: 29.12.2010, 10:44 
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Registriert: 26.12.2010, 15:37
Beiträge: 3
Hallo Sasita,

vielen Dank für deine Antwort und deinen Willkommensgruß.


Sasita hat geschrieben:
Ich kann mir keine Form von Sex vorstellen, wenn der Missbrauch nicht verarbeitet ist. Egal, ob mit oder ohne Gewalt und ERniedrigung oder ob "nur Blümchensex". Wenn der Missbrauch noch Thema ist, noch im Kopf rumspukt, dann ist sexuelle Nähe für mich nicht umsetzbar. Ich habe selbst einige Jahre Therapie und gute Freundschaften gebraucht, um mich, meine Sexualität und meinen Körper annehmen zu können.


Es gibt sicher Opfer, die ihre Missbrauchserfahrungen (einigermaßen?) verarbeitet haben und erst seitdem, vielleicht auch nur annähernd oder selbst dann noch gar keine sexuelle oder körperliche Nähe zulassen können.
Ich gehöre zu den Opfern, die ihre Erfahrungen noch nicht verarbeitet haben und sich immer mal wieder in ähnliche Situationen oder Gefahren bringen müssen. Nun habe ich meinen Freund, der einiges mit mir macht, aber dennoch ist der Drang da, mich in "richtige" Gefahr zu bringen. Ich weiß, dass das völlig irre ist, aber so sieht es in mir aus.
Ich kann meinen Körper nicht annehmen. Ich hasse ihn.


Sasita hat geschrieben:
Wenn Du diese Form von Sex möchtest, weil sie DIr gut tut, dann verurteile Dich nicht dafür. Davon hat niemand etwas. Wichtig ist nur, herauszufinden, ob es wirklich gut tut oder eine ständige WIederholung von Erlebtem ist, unter der Du leidest.


Ich weiß manchmal nicht, ob es mir gut tut oder nicht. Eigentlich tut es mir gut, gerade wenn ich mich selbst verletzen möchte und er mir dann weh tut. Dann geht es mir hinterher besser und sogar währenddessen.


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BeitragVerfasst: 29.12.2010, 21:37 
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Registriert: 26.12.2010, 15:37
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Ich hasse mich so sehr. Mein Freund hat mir gerade gesagt, dass es dieses eine Mal gab, wo er das nur für mich getan hat. Ihm war gar nicht danach. Er sagt, es ist nicht schlimm, aber ich finde es schlimm. Er soll es nicht tun, wenn er es gar nicht möchte. Wieso hab ich ihn da nur mit reingezogen? Ich hasse mich so sehr dafür.
Und wo soll ich mit diesem beschissenen Drang hin? Am liebsten würd ich jetzt rausgehen und mich in Gefahr begeben. Gerade jetzt habe ich das Gefühl, bestraft werden zu müssen.


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BeitragVerfasst: 29.12.2010, 22:25 
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Beiträge: 89
ich kenne ähnliches. ist ganz gut vergleichbar - will jetzt nur nicht allzu sehr ausholen (im sinne von viel schreiben, hehe)

was mir aber eben so in den sinn kam, als ich deinen letzten text las:

er ist prinzipiell doch selbst verantwortlich für das, was er macht.
mal so gesagt: er hätte es nicht machen müssen (nur um dir sozusagen einen gefallen zu tun bzw deine 'bedürfnisse' zu stillen). er hätte es nicht machen müssen - er ist darauf eingangen. seine entscheidung.
ich finde, da solltest du dir nicht die volle schuld geben oder gar vorwürfe machen. nein. (meine ansicht)
gibt's irgendwas, womit du den drang (auf ungefährliche art) stillen kannst?
diese sogenannten skills (wozu andere sicher mehr schreiben können) - bspw um autoaggressives verhalten zu unterdrücken (korrigiert mich bitte, falls ich es falsch beschreibe). vielleicht gibt es irgendetwas, womit du dich ablenken kannst. auf eine ungefährliche(re) weise.
pass auf dich auf!

_________________
And so it is just like you said it would be ... Life goes easy on me ... Most of the time ...


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BeitragVerfasst: 10.01.2011, 12:18 
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Beiträge: 4
Hallo Laura-Ann,

Du darfst Dich nicht hassen dafür, vielleicht gibt es eine andere Form der Ablenkung wie Nikita schon sagt... probier es doch einfach mal mit Sport, laufen, schwimmen bis Du an Deine Grenzen gehst und Dein Körper einfach erschöpft ist... wenn ich sehr gestresst bin, hilft mir das... Du bist hinterher so kaputt, dass Du Dich einfach nur besser fühlst, vielleicht macht ihr es auch mal zusammen und der Sex wird danach entspannter und ist ein wunderbarer Ausgleich. Ich wünsch Dir alles Liebe. Dana


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 23.02.2011, 01:03 
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Registriert: 16.02.2011, 14:33
Beiträge: 1
Wohnort: Dresden
Hallo Laura-Ann,

erst einmal meinen Respekt, dass du dich mit diesem Thema offenbarst. Das finde ich sehr mutig.

Als ich deine Texte gelesen habe, kam mir spontan folgende Frage in den Sinn:

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es nicht die Gewalt ist, die du suchst, sondern die Schuldgefühle? Immer wenn dich jemand demütigt, dann bekommst du Schuldgefühle, weil du es zulässt (nicht in dem Moment, aber später). Ich kenne deine Vergangenheit nicht, deswegen schieße ich hier etwas ins Leere. Aber ich vermute, dass Schuldgefühle das sind, mit dem du aufgrund des Missbrauchs aufgewachsen bist, d.h. es ist für dich etwas Vertrautes. Und es gibt doch dieses Sprichwort "Wir Menschen sind lieber unglücklich mit dem Vertrauten, als die Möglichkeit zu haben mit dem Unvertrautem glücklich zu werden." So seltsam das auch klingt, aber unbewusst suchen wir Menschen immer die vertrauten Dinge unserer Vergangenheit, mögen sie auch noch so schlimm gewesen sein. Einfach weil wir sie kennen. Viele Kinder von Alkoholsüchtigen zum Beispiel haben im späteren Leben selbst einen Partner, der auch trinkt, obwohl sie sich das "eigentlich" nie gewünscht hatten. Und doch sucht das Unbewusstsein oft danach.

Da du erst lernen musst, dich nicht mehr zu hassen und schuldig zu fühlen, könnte bis dahin eine Möglichkeit sein, einen konstruktiven Weg zu finden, dich schuldig zu fühlen (vorerst). Vielleicht kommt mir dazu noch eine Idee wie sowas aussehen könnte.

Um von dem Thema weg zu kommen, dass du dich nicht gut genug findest und dich hasst, finde ich Sport auch eine gute Möglichkeit um Aggressionen los zu lassen. Aber was du vielleicht auch probieren kannst, wäre Yoga/Meditation, weil du dann von innen heraus anfängst Frieden im Herzen und Selbstrespekt aufzubauen und dein wahres wundervolles liebenswertes Selbst kennen lernen kannst. Denn das trägt jeder Mensch in sich. Egal was er selbst glaubt. Es ist einfach da und wartet darauf entdeckt zu werden und dir zu helfen wieder ganz zu leben.

Ich drücke dir die Daumen, dass du voran kommst und wünsche dir von Herzen, dass du dich eines Tages wieder lieben kannst.

Liebe Grüße, Sandra


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 23.02.2011, 12:49 
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Registriert: 09.04.2004, 11:23
Beiträge: 907
Theoretisch besteht die Möglichkeit, daß man mal Gewalt als einzige Form der Zuwendung "erlernt" hat.
Ob das wirklich sowas sein kann bei Dir, kann nur eine Therapie klären ....
lg
Jan


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 Betreff des Beitrags: Liebe Laura-Ann
BeitragVerfasst: 23.02.2011, 16:19 
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Registriert: 31.01.2011, 13:02
Beiträge: 1
obgleich ich wohl nix großartiges werde sagen können, ist es mir echt ein Anliegen Dir zu schreiben
Ich hoffe ich habe Dich vollständig gehört, weil ich von der Konzentration her nich so fit bin, ok!?!
Also:
1) hast Du ne(n) TherapeutenIN die Dir da zur Seite stehen, ich denke es wird wohl wirklich hilfreich sein können
aber wen der sich speziell mit Trauma auskennt und:
jemand der die Lehre v.a. "kennt", dass eine unterschiedliche starke Dissoziation in unterschiedliche Anteile durch chronische Traumata entsteht

das liest sich ganz bestimmt furchtbar abgehoben und voll daneben
ich versuchs mal einfach zu erklären was "dahinter steckt"

oder mal ins Buch reinlesen "Das Verfolgte Selbst", es reicht sogar die Bemerkungen auf Amazon zu lesen um erstmal ins nachdenken und SICH GESEHEN fühlen evtl. zu geraten

Viele Experten gehen inzwischen davo aus, dass man sich in unterschiedliche Anteile splittet (was jetzt nicht mit multipel zu tun hat, das wäre die krasseste Form des Ganzen...)...
meist eine Person die im Alltag "funktioniert" (ANP = angeblich funktionierende Persönlichkeit) und unterschiedliche Anzahl von EPs (emotionalen Persönlichkeiten)...

ich setz mal nen Stopp ich ahne es verwirrt eher, sry!!!


ich könnte mir denken, es wäre gut möglich, dass während Deines Missbrauchs ja dieses Schema ablief und es einfach verknüpft ist, manche oder ein Anteil in Dir "braucht" das (der kennt es nicht anders, hat auch in dem Moment kein Zugang um hier und jetzt, zu Deinen Bedürfnissen oder Wünschen als Freundin Deines Freundes etc.)... es läuft eben so, dass Du als ANP oder andere EPs da keinen Einfluss mehr nehmen kannst, oder eben diese Ambivalenz zu Tage tritt, wie Du sie beschreibst...

ich hoffe sehr, ich habe Dich nicht verunsichert oder so, ich habe nur den Drang gespürt (trotz meiner Wirrheit und "blabla" ;-) ) Dir schon zu schreiben, da ich denke, Du brauchst wen der sich ganz speziell mit so was auskennt und Dir eine Stütze ist (beim aufdröseln)... nen TraumatherapeutenIN


sorry fürs Durcheinander


Pass gut auf Dich auf!!!
Achte Dich, auch wenn es oft einfacher gesagt ist als getan :-/


ganz liebe Grüße

sophie


eigentlich sollte das ne PN werden, ging wohl daneben...
aber da ich schon dabei bin:

von Amazon:

Kurzbeschreibung
"Onno van der Hart, Ellert Nijenhuis und Kathy Steele haben einen bahnbrechenden Beitrag zur Erforschung von Traumata geleistet, und ihnen ist auf Anhieb ein Klassiker zum Thema Dissoziation und dissoziative Störungen gelungen. Dieses äußerst konstruktive, sehr klar und gut lesbar geschriebene Buch regt zum Nachdenken an, vereinigt es doch Pierre Janets Beobachtungen und Ideen mit modernen Theorien des Traumas und der Dissoziation und mit den neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaft." - Richard P. Kluft

"Seit hundert Jahren beschreiben wir sie, doch was Dissoziation über unseren Geist sagt und wie wir sie behandeln können, das beginnen wir überhaupt erst zu verstehen. Dieses Buch ist eine brillante und gut verständliche Darstellung des wichtigsten Konzepts der zeitgenössischen Psychiatrie und Psychotherapie." - David Servan-Schreiber

Mehr Informationen zu diesem Titel finden Sie auf der Verlags-Website.
Buchrückseite
„Onno van der Hart, Ellert Nijenhuis und Kathy Steele haben einen bahnbrechenden Beitrag zur Erforschung von Traumata geleistet, und ihnen ist mit ihrem Buch auf Anhieb ein Klassiker zum Thema Dissoziation und dissoziative Störungen gelungen. Dieses äußerst konstruktive, sehr klar und gut lesbar geschriebene Buch regt zum Nachdenken an, vereinigt es doch Pierre Janets Beobachtungen und Ideen mit modernen Theorien des Traumas und der Dissoziation und mit den neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaft. Es geht darum, das von den Autoren entwickelte Paradigma der strukturellen Dissoziation zu erläutern und zu erforschen. Außerdem werden Van der Harts außerordentliche Bemühungen dokumentiert, die Konzepte Janets auf die zeitgenössische Behandlung von Traumata und Dissoziation anzuwenden, was für sich genommen schon eine bedeutende Leistung ist.“ – Richard P. Kluft „Seit hundert Jahre beschreiben wir sie, doch was Dissoziation über unseren Geist sagt und wie wir sie behandeln können, das beginnen wir überhaupt erst langsam zu verstehen. Dieses Buch ist eine brillante und gut verständliche Darstellung des wichtigsten Konzepts der zeitgenössischen Psychiatrie und Psychotherapie.” – David Servan-Schreiber "

aus einer der Rezensionen:
"Es gibt zwei Hauptarten von Persönlichkeitsanteilen, sie werden als ANP (anscheinend normale Persönlichkeitsanteile) und EP (emotionale Persönlichkeitsanteile) beschrieben. ANP versuchen im täglichen Leben zu funktionieren, und EP ist fixiert auf traumatische Erinnerungen. In der primären strukturellen Dissoziation gibt es ein ANP und ein EP. In der sekundären strukturellen Dissoziation gibt es mehr als ein EP, und in der tertiären strukturellen Dissoziation mehr als ein ANP und mehr als ein EP. Diese komplexeren Formen berichten von heftigen Traumatisierungen im Kindesalter und einem Mangel an sozialer Unterstützung. Solange der Klient sich als ANP vor dem fürchtet was in der Psyche geschieht, können die traumatische Erinnerungen die in Beziehung zu dem EP stehen nicht integriert werden. Passend zu der Furcht und Abwendung der ANP's von den EP's bleibt die strukturelle Dissoziation erhalten, so die Erkenntnis der Autoren. Eine weitere Unterscheidung und auch Lösungsansatz beschreibt die Darstellung von Handlungssystemen. In der Vermittlung von einem oder mehreren Handlungssystemen des täglichen Lebens, versucht der ANP im täglichen Leben zu funktionieren. Der EP vermittelt primär in Bezug auf die Handlungssysteme Verteidigung und Erhaltung. Passend zu dieser Beziehung von unterschiedlichen Handlungssystemen, haben ANP und EP unterschiedliche Motivationen und Ziele.
Es werden weitere Arten von ANPs/EPs beschrieben. Beispiel: Ein 'Kampf-EP', das sich gegen jede Form von intimer und beschützter Bindung zur wehr setzt, kann mit dieser Motivation und Absicht ein vorhandenes 'bindungs-bedürftiges-EP' verfolgen.

Im Weiteren werden negative und positive psychoforme wie auch somatoforme
dissoziative Symptome dargestellt. Negative psychoforme dissoziative Symptome werden als Verlust im Sinne von 'zu wenig' erklärt. Affektverlust, Verlust der kritischen Denkfähigkeit, Verlust von Bedürfnissen sollen hier an dieser Stelle benannt sein. Positive Symptome sind demnach ein 'zuviel' an Wahrnehmung von Gedanken, Ideen, Gefühlen und inneren Bildern. Das Spektrum der traumabezogenen Störungen wird bezogen auf das Buchthema, komprimiert und geschliffen in kurzen präzisen Beispielen aufgezeigt. 'Der EP kann sich im Falle einer PTBS fürchten, er kann Panik empfinden, oder er kann Drogen konsumieren (um traumatische Erinnerungen oder andere belastende positive dissoziative Symptome abzuwehren), bulimisches oder anorektisches Verhalten entwickeln und aggressiv handeln. Der EP kann hierbei ebenso somatoforme Symptome wie körperliche Anästhesie, lokale Schmerzen oder Lähmungserscheinungen erleben. 'Der Klient muß begreifen, daß seine Gefühle, Gedanken oder Wünsche ihm helfen sollten, seine Aufgaben in der Welt zu erfüllen, und daß sie sich auf sein Verhalten und seine Beziehungen auswirken.' 'Viele Klienten können nicht zwischen Gefühlen und Verhaltensweisen unterscheiden. Wenn sie sich beispielsweise wütend fühlen, fürchten Sie, sie könnten aus unkontrollierter Rage heraus handeln'.

Deutliche und hilfreiche Hinweise werden dem Therapeuten im letzten Viertel des Buches gegeben. Darin geht es um traumabezogene Phobien die auch die strukturelle Dissoziation aufrecht erhalten können. Benannt werden unter anderem Phobien hinsichtlich bestimmten traumatischen Reizen, Gedanken und Erinnerungen, mentalen Handlungen, der Veränderung im Allgemeinen und Speziellem, menschlichen Bindungen und Zuneigung sowie dissoziierten Anteilen.

Der Therapeut bekommt umfangreiche Hilfsangebote wie er den Gefühlen seines Klienten durch Beachtung und Respekt begegnen und mit diesen Gefühlen sorgsam arbeiten kann. Die Arbeit mit Symbolen, Metaphern und Anderem führt zur Erhöhung der Möglichkeiten von mentalen Handlungen. Im Sinne des Buches und der Theorie Pierre Janet: Psychologie des Handelns. Durch dieses in Ihrer Gesamtheit und Komplexität beschriebene Vorgehen, kann es gelingen alle dissoziierten Anteile des Klienten zu ermutigen, sich der Existenz anderer Anteile und ihrer jeweiligen Ziele sowie ihres Zusammenwirken im Gesamtsystem des Klienten bewusster zu werden.
Benannt wird dies als Synthese. In der letzten traumatherapeutischen Phase geht es den Autoren um die Realisation und Fusion. In dieser der Klient eine Eigenbeschreibung der Gegenwart entwickelt die zwar durch die Vergangenheit geprägt aber nicht mehr diktiert wird. Trauergefühle ebnen den Weg in die Gegenwart und Zukunft mit neuen förderlichen Erlebnissen.
Auf das unterschiedliche Maß an mentaler Effizienz und mentaler Energie wird im thematischem Kontext immer wieder abgehoben und beschreibt sich in dem Klienten zugeschriebenen Kernsatz: 'Ich bin mehr als ein Traumatisierter'.
Dazu hier und 'passend' die Abschlußsätze des Buches: ' Wenn ich nicht für mich selbst bin, wer bin ich dann? Wenn ich nicht mit anderen zusammen bin, was bin ich dann? Wenn nicht jetzt, wann dann'?

Dieses Buch gehört meiner Ansicht nach in den Bücherschrank eines Jeden, der traumatisierte Menschen professionell begleitet. Für Klienten ist das Buch sicherlich eine Hilfe sich selbst besser zu verstehen und um sich möglicherweise auf den Weg zur (nochmaligen) spezialisierten therapeutischen Hilfe zu begeben. Das Buch ist für mich in mehrfacher Hinsicht eine positive Heraus-FORDERUNG. Höchstwahrscheinlich auch für Sie als zukünftigen Leser ' "


noch mal ich als Ergänzung:
das liest sich sicher voll abgefahren, voll "hoch" und vielleicht auf total "panne"
aber wenn man mal diese wirklich aaaanstrengenden Begriffswirrungen ignoriert und ins Buch reinliest, ich fand SEHR viel ahas und noch mehr als mir eben bereits auch bewußt geworden war, aber es klingt alles endlich mal SEHR logisch und v.a. bin ich , meine mini-meinung, der ansicht, es wird Traumapatienten gerecht, es ist endlich mal der Allround-Ansatz drin enthalten und so...

Und: es kann in jeder Phase ne Hilfe sein, auf dem Weg sich und all das Horrorchaos zu verstehen (lernen) etc. , zu sich zu finden und so


aber hier gehts jetzt weiter:
zurück zu Dir
Laura-Ann :!:


PS: entschuldigung, erst jetzt hab ich realisiert, dass der Ausgangspost vom letzten Jahr noch ist...hätt ich mal vorher wach-hallo-werden-sollen vorm antwort-panisch-amisch-tippen ;-)
aber dennoch Dir alles Gute, woauchimmer Du bist und alles Gute!


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BeitragVerfasst: 16.03.2011, 13:30 
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Registriert: 16.03.2011, 12:48
Beiträge: 1
Ich wünsch Dir viel Kraft!

Das ist wirklich schwierig, womit Du dich auseinandersetzen musst.
Was ich aus meinem Leben weiß ist, dass ich viele Dinge und Verhaltensweisen erlernt habe und konditioniert worden bin.
Was mir auch geholfen hat war der Gedanke, dass ich jetz etwas
dagegen tun kann und konditioniertes auch wieder "heraustrainieren" kann.
Das das ganze mit Sex verwoben ist macht es nicht gerade leichter...

Viel Glück und hass dich nicht, versuch zu akzeptieren, dass die Dinge bei
Dir so gelaufen sind und das Du keine Schuld daran trägst...


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