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 Betreff des Beitrags: Beziehungsunfähig???
BeitragVerfasst: 29.05.2012, 00:38 
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Registriert: 13.08.2011, 17:16
Beiträge: 42
Hallo zusammen,

meine Frage richtet sich nicht nur an Verbündete, sondern auch an Betroffene. Da ich (noch ) nicht Vereinsmitglied bin, erscheint mir dieser Platz für mein Anliegen am besten geeignet.

Mich würde mal interessieren ob einer von Euch es schon mal erlebt hat, dass ein Betroffener, der sich gerade in Therapie befindet und an seiner Heilung arbeitet, noch dazu gerade in einer Liebesbeziehung zu einer Frau steht, vom behandelnden Therapeuten als beziehungsunfähig "abgestempelt" wurde.
Ich bin so wütend auf die Therapeutin!!!

Ich selbst bin Verbündete und über die Situation mit meinem Freund habe ich hier ja schon ein paar mal berichtet.
Wir lieben uns, und diese Liebe hat ihm Angst gemacht. Mit z. T. wirklich ganz heftigen Reaktionen bis hin zur Diagnose DIS.
Er hat mir öfters schon mal berichtet, dass seine Therapeutin meint, er sei nicht beziehungsfähig und soll die Finger von den Frauen lassen. (Jahre vorher hat ein anderer Therapeut wohl mal zu ihm gemeint, er solle lieber alleine bleiben, Frauen wollten eh alle nur seinen ....) Sagt mal, gehts denn noch?
Was laufen denn da draussen für Therapeuten rum? Und das soll Stabilisieren?

Mir leuchtet das nicht ein, wie man einem Menschen die Fähigkeit absprechen kann, eine Beziehung zu einem Menschen, den man liebt, aufbauen und halten zu können. Was ist denn der Sinn oder die Absicht hinter solch einer Aussage?
Beziehung, das ist doch ein Grundbedürfnis des Menschen geliebt zu werden. Und dieses Bedürfnis wird meinem Freund abgesprochen, er darf das nicht haben in einer Liebesbeziehung zu stehen, denn er ist ja nicht beziehungsfähig. Das raubt einem Menschen doch das Selbstwertgefühl. Muss er sich da nicht zwangsläufig schuldig fühlen, wenn er sich dennoch auf eine Beziehung einlässt?

Mittlerweile glaubt mein Freund selbst schon daran und hat sich auch von mir zurückgezogen mit dem Hinweis, dass es nicht beziehungsfähig sei und vermutlich auch nie wieder in seinem Leben eine Beziehung eingehen wird und möchte (!).
Ich weiss von ihm, dass seine Therapeutin ihm schon vor langer Zeit geraten hat, sich von mir zu trennen. Er hat sich nicht gleich an den Rat gehalten, ich glaube es gab deshalb auch Stress in der Therapie.

Geht es denn in der Therapie nicht eher darum, den Betroffenen aufzuwerten, ihn zu stabilisieren, ihn dahingehend zu unterstützen ein selbstbestimmtes Leben zu führen, mit den eigenen Gefühlen zurecht zu kommen, erleben zu dürfen, dass man gewollt ist, angenommen wird , geliebt wird, ohne dass etwas schlimmes passiert? Liebe empfinden zu dürfen und annehmen zu dürfen ohne die Angst vernichtet zu werden?

Scheisse, ich könnte heulen, wenn ich daran denke, was das mit einem Menschen macht, der von einer Person seines Vertrauens zu hören bekommt, dass er womöglich nie in der Lage sein wird, eine Beziehung die auf Liebe basiert leben zu können.

Stabilisierend ist das ja wohl nicht.

Mich würden Euere Meinungen dazu wirklich sehr interessieren.
Vielleicht verstehe ich da etwas grundsätzlich gar nicht?

Bin grade etwas aufgewühlt, weil ich eine unglaubliche Angst habe ihn wegen so einem Schmarrn zu verlieren.

Brittany


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 Betreff des Beitrags: Re: Beziehungsunfähig???
BeitragVerfasst: 29.05.2012, 08:00 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
Hi Brittany,

puh, ein schwieriges Thema. Ich verstehe sehr deine Wut. Deine Frage war, was die Therapeutin dahin getrieben haben könnte, dies zu sagen. Ich kann nur vermuten. Also Sexualität ist ja ein Triggerthema. Du schreibst, dass ihm eine DIS diagnostiziert wurde und er mit Ängsten auf eure Beziehung reagiert hat. Ich könnte also vermuten, dass vielleicht eine Innenperson die Beziehung will und lebte, eine andere aber dagegegn nicht abgeschirmt werden konnte und getriggert wurde. Und dass das Abschirmen noch nicht so fortgeschritten ist, dass vielleicht auch Innenkinder vor Retraumatisierung geschützt werden könnten. Das ist alles nur eine Vermutung und ich weiß es nicht- würde dann allerdings eher dazu führen müssen, dass die Therapeutin Aussagen über Beziehungen machen müsste, wie "zur Zeit noch nicht lebbar" statt zu grundsätzlich beziehungsunfähig. Was sie genau gesagt hat, weiß allerdings ja niemand von uns. Es gibt durchaus auch Menschen mit einer Dis, die eine Beziehung führen und diese als unterstützend erleben.

Einen Rat kann ich nicht geben.

LG,
Pu


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 Betreff des Beitrags: Re: Beziehungsunfähig???
BeitragVerfasst: 29.05.2012, 10:52 
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Registriert: 13.08.2011, 17:16
Beiträge: 42
Danke Pu für Deine Antwort.
Das hilft mir, etwas besser zu verstehen, was bei ihm eigentlich los ist. Setze mich gerade schon mit dem Themenbereichen Trauma, DIS, Beziehung, Nähe, Distanz etc. auseinander. Aber es ist halt alles nicht so leicht zu verstehen, geschweige denn nachzuvollziehen. Von daher bin ich um jede Erläuterung, um jedes Bild , um jeden Erklärungsversuch dazu dankbar.

Mich würde aber auch interessieren, ob irgendjemand selbst schon mal so etwas, also dass er nicht beziehungsfähig sei, und das auf lange, lange Zeit, vielleicht für immer gehört hat, über sich oder andere? Unter welchen Umständen?
Und wie seid ihr damit umgegangen?

Brittany


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 Betreff des Beitrags: Re: Beziehungsunfähig???
BeitragVerfasst: 29.05.2012, 11:21 
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Registriert: 17.09.2005, 11:51
Beiträge: 3307
mir wurde es nicht gesagt, ich selbst bin zur zeit auf dem standpunkt, wobei eben zur zeit
das wichtige element ist.
in meiner therapiearbeit hatte mein therapeut diese meine formulierung akzeptiert und ernst genommen und unterstützte mich bei meinem selbst gewählten weg, der erstmal ohne beziehung bleibt

ich würde bei deinem exfreund nochmal nachfragen, ob die therapeutin es explizit so formuliert hat oder ob es das ist, was er da herausgehört oder hinein interpretiert hat. das ist aber dann seine verantwortung da nochmals genauer zu hinterfragen
es ist schwierig für außenstehende das zu beurteilen, da du seine und nur seine schilderungen der therapieinhalte kennst

wenn sie es genau so gesagt hat, halte ich das nicht für eine adäquate formulierung und frage mich, wofür so eine aussage gut und hilfreich sein soll

ansonsten möchte ich nicht über die therapeutische arbeit der beiden urteilen, nicht über kompetenzen der therapeutin, weil es infos über dritte hier sind

was ich sagen kann ist, dass eine beziehung, die ich führte während einer therapie auseinander gegangen ist, nicht weil mir dazu geraten wurde, sondern weil so viele prozesse in mir in gang kamen, dass sich diverse belastungen für die beziehung ergaben und die beziehung dafür einfach nicht stark genug war
mein damaliger partner wollte seine und meine verantwortung dafür nicht sehen und er gab der therapie und der damaligen therapeutin die schuld daran, dass unsere beziehung nicht tragfähig genug war
ich suchte die schuld eher bei mir damals und meiner beziehungsunfähigkeit

aus heutiger sicht kann ich sagen:
es war nicht die richtige zeit, nicht der richtige ort, nicht die richtigen voraussetzungen, um eine funktionierende, erfüllende beziehung zu führen
es war einfach nicht dran

wenn schuld, dann die menschen, die verantwortlich dafür sind, dass ich so verstörendes aufzuarbeiten habe

_________________
Der Hass auf das Böse hat ein beängstigend gutes Gewissen.
Jacques Wirion


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 Betreff des Beitrags: Re: Beziehungsunfähig???
BeitragVerfasst: 29.05.2012, 15:19 
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Registriert: 13.08.2011, 17:16
Beiträge: 42
Hallo Birmas,
herzlichen Dank für Deinen Beitrag.
es hat mich sehr berührt was du geschrieben hast und ich danke Dir für den Hinweis einfach mal konkret nach der verwendeten Formulierung zu fragen. Vielleicht tue ich der Therapeutin unrecht.
Meine Wahrnehmung war immer, dass mein Freund wirklich gerne mit mir in einer Liebesbeziehung bleiben möchte, auch als schon klar war, dass Sexualität erst mal eine Auszeit braucht; er hat wirklich mit allen Mitteln versucht , bleiben zu können.
Klar, sind daraus auch Belastungen in der Beziehung entstanden, weil ich da mit meinem Verstehen und Begreifen was los ist, gar nicht so schnell mitgekommen bin. Ich habe mich auf die Suche gemacht nach Unterstützern, auch selbst eine Therapie begonnen. Aber wenn meine Unterstützer die aktuelle Situation des Betroffenen nicht kennen, ist das mit der Beratung und Hilfestellung in Sachen Beziehung auch schwierig. Extrem stutzig hat mich gemacht, dass seine Therapeutin mich , als ich schon relativ früh um ein Gespräch gebeten hatte , nicht empfangen hat. Das war meiner Meinung nach zu einem Zeitpunkt, wo ich wertvolle Informationen und Hintergrundwissen zu seiner Situation gut gebrauchen hätte können.
Die Beratungsstelle zu der ich dann gegangen bin, war nur insofern gut, als dass sie mir bestätigt haben, dass ich ganz gut mit der Situation und mit ihm umgehe.

Ich mag aber noch nicht aufgeben. Ich glaube an unsere Liebe. Es kann nicht sein, dass es nicht sein darf zwischen uns!
Ich glaube auch an die Macht der Gedanken.

Dahin denken, wo man hin will!

Brittany


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 Betreff des Beitrags: Re: Beziehungsunfähig???
BeitragVerfasst: 29.05.2012, 15:36 
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Registriert: 17.09.2005, 11:51
Beiträge: 3307
Brittany hat geschrieben:
Extrem stutzig hat mich gemacht, dass seine Therapeutin mich , als ich schon relativ früh um ein Gespräch gebeten hatte , nicht empfangen hat. Das war meiner Meinung nach zu einem Zeitpunkt, wo ich wertvolle Informationen und Hintergrundwissen zu seiner Situation gut gebrauchen hätte können.



ich würde davon ausgehen, dass eine ablehnung des gespräches sich nicht gegen dich richtete, sondern sie klare position zu ihrem klienten bezog
gerade am anfang ist es doch, denk ich, erstmal wichtig eine therapeutische beziehung aufzubauen, einen von allem äußeren möglichst geschützten rahmen zu schaffen
ich meine damit therapie bei erwachsenen

das soll nicht heißen, dass er vor dir geschützt werden muss

aber wenn ich mir vorstelle, dass mein damaliger partner zu meiner damaligen therapeutin zu einem gespräch gewesen wäre, dann weiß ich, dort hätte ich mich nicht mal so weit öffnen können, wie ich es damals schon nur sehr begrenzt geschafft habe
es hätte mien vertrauen in die sicherheit dort beschädigt.
das war einfach mein ort

ich halte es auch wirklich für besser und sinnvoller, sich dann an eine andere therapeutische unterstützung oder beratungsstelle zu wenden

das sind einfach meine erfahrungen und meine gedanken dazu, hat keine allgemeingültigkeit und soll auch nicht heißen, alle theras haben immer recht und machen keinen mist
ein kritischer blick ist mit sicherheit wichtig

_________________
Der Hass auf das Böse hat ein beängstigend gutes Gewissen.
Jacques Wirion


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 Betreff des Beitrags: Re: Beziehungsunfähig???
BeitragVerfasst: 29.05.2012, 17:46 
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Registriert: 13.08.2011, 17:16
Beiträge: 42
Hallo Birmas
danke für Deine ehrlichen und offenen Worte.
Es ist einfach vieles so unverständlich für mich.
ich bemühe mich wirklich, dass auch aus seiner Sicht zu betrachten. Aber alles scheint mir so unverständlich.
Ach, ich bin einfach so traurig,, dass es so gekommen ist wie es gerade ist.
Und noch dazu sagt er ja, dass er mich wirklich mag.
Ich möchte nur noch weinen....

Brittany


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