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 Betreff des Beitrags: Sie sagt, sie ist stabil.
BeitragVerfasst: 29.10.2012, 21:03 
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Registriert: 25.10.2012, 12:12
Beiträge: 5
Liebe Lesende,

heute habe ich mich mit meiner (Stief-)Schwester getroffen (viewtopic.php?f=78&t=24561). Sie sagt, sie ist stabil jetzt. Sie kriegt gerade ihr Leben auf die Reihe. Sie hat einen Ausbildungsplatz, der ihr viel bedeutet. Vor einem halben Jahr ist sie mit ihrem Freund in ihre Traumwohnung eingezogen. Alles ist gut gerade und sie hat einen Weg gefunden, mit dem MB durch meinen Vater klarzukommen. Sie haben sogar regelmäßig Kontakt, Fußball und so. Sie sagt, es ist ok. Ihre Mutter - meine Stiefmutter - soll nichts erfahren. Es sei gerade nicht der richtige Zeitpunkt. Sie ist jetzt erwachsen, sagt sie. Er kann ihr nichts mehr antun. Und sie hat das Gefühl, dass er auf seine Weise versucht, das Geschehene wieder gut zu machen. Sie schließt nicht aus, dass es in der Zukunft einen Zeitpunkt geben könnte, wo sie anders denken wird. Vielleicht, wenn sie selbst einmal ein Kind möchte. Vielleicht wird sie dann auch eine Therapie machen wollen. Oder sich ihrer Mutter anvertrauen. Aber im Moment eben nicht.

Ich hatte gehofft, dass sie jetzt das Schweigen brechen möchte. Ich hatte auch Angst davor. Aber für mich wäre es nach langem Nachdenken wohl der einzige Weg, um damit langfristig umzugehen. Ich akzeptiere ihre Entscheidung und verstehe sie auch. Ich bin froh, dass es ihr gut geht jetzt. Ich werde keinen Schritt ohne sie gehen. Will nichts tun, was ihr Wohl gefährden könnte. Das habe ich ihr auch versprochen. Trotzdem stehe ich nun da und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Ihm gegenüber. Wohin mit meinen Gefühlen? Ich kann doch jetzt nicht tun, als wäre nichts vorgefallen. Als wäre er noch immer mein "Superpapi". Ihm aus dem Weg gehen, ist aber auch keine Lösung. Vor allem würde er mich ja irgendwann fragen, was denn los sei.

Ich habe übernächste Woche einen Termin bei meiner Therapeutin. Muss das jetzt auch erst einmal sacken lassen. Für das Teilen eurer Erfahrungen und Ratschläge als Angehörige oder Betroffene, wäre ich trotzdem dankbar.

rosenkind


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 Betreff des Beitrags: Re: Sie sagt, sie ist stabil.
BeitragVerfasst: 01.11.2012, 01:57 
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Beiträge: 2248
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Hallo Rosenkind,

ich finde es gut, dass du hier schreibt.

Ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst. Wenn sowas passiert, ist es wichtig, einen Raum für Gefühle zu haben. Ich hoffe sehr, dass deine Therapie so ein guter Raum für deine Gefühle ist.

Ich glaube, ich wurde versuchen emotional etwas Abstand von ihm zu nehmen, dass hilft dir normal mit Ihn umzugehen.

Geh mit ihr ihre Weg, aber achte auf dich. Tut das, was dir gut tut
ganz viel Kraft Euch

liebe Grüße

sonne

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 Betreff des Beitrags: Re: Sie sagt, sie ist stabil.
BeitragVerfasst: 01.11.2012, 09:41 
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Beiträge: 2046
HI Rosenkind,

ich möchte dir vorschlagen, über das, was sie dir sagt oder du erfährst, Tagebuch zu führen. Dann kannst du einerseits irgendwo deine Gefühle lassen. Und andererseits hast du einen "Beweis" in der Hand, falls sie doch einmal Anzeige erstatten will, der stärker ist als eine Erinnerung aus Gesprächen, die dann vielleicht schon lange her sind. Angenommen, sie bekommt eines Tages ein Kind und möchte den Kontakt abbrechen, der Großvater erklagt aber Umgangsrecht und erst dann nennt sie die Gründe, dann würde die Gegenseite behaupten, die Gründe würden hier als Mittel zum Zweck gerade erst erfunden, davon wäre nie vorher die Rede gewesen. Wenn du ein Tagebuch dann vorlegen kannst, kannst du ihre Glaubwürdigkeit stützen.

LG,
Pu


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 Betreff des Beitrags: Re: Sie sagt, sie ist stabil.
BeitragVerfasst: 02.11.2012, 10:24 
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Registriert: 25.10.2012, 12:12
Beiträge: 5
Hallo Sonne, "auf mich achten" würde ich nur, wenn ich das offen mit meinem Vater klären könnte. Aber genau das möchte meine Schwester nicht. Emotionaler Abstand ja. Ist möglich und vielleicht ein Weg, mit meiner Wut umzugehen. Ist trotzdem unbefriedigend, weil die Wut nicht da landet, wo sie hingehört...

Hallo Pu, gute Idee mit dem Tagebuch.

Danke für eure Rückmeldungen.
rosenkind


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 Betreff des Beitrags: Re: Sie sagt, sie ist stabil.
BeitragVerfasst: 03.11.2012, 00:46 
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Wohnort: München
Hi Rossenkind,

sorry, irgendwie habe ich beim Schreiben nicht daran gedacht, dass es für dich das Beste währe, wenn mit Ihm reden könntest. Vielleicht gibt es etwas, was dir gut tut. Wie war die Therapie?
Vielleicht kannst ihm ein Brief schreiben nur für dich, um deine Wut los zuwerden. Den Brief kannst du dann entsorgen

Ich wünsche dir viel Kraft und ein Raum für deine Wut

liebe Grüße

sonne

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 Betreff des Beitrags: Re: Sie sagt, sie ist stabil.
BeitragVerfasst: 06.11.2012, 19:40 
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Registriert: 25.10.2012, 12:12
Beiträge: 5
Hallo Sonne, die Therapiesitzung ist erst diese Woche Freitag.

Deine Idee mit dem Brief finde ich gut. Ist bestimmt eine gute Möglichkeit, um mich selbst noch einmal zu sortieren und vielleicht auch, um Gefühle zu platzieren. Danke.

Ich hab letzte Woche mit ihm telefoniert. Er hat uns für in zwei Wochen zum Essen eingeladen. Wenn ich seine Stimme höre, ist er irgendwie noch immer mein Papa. Und dann kommt gleich die Stimme aus dem Off, dass ich böse auf ihn sein muss.

Meine Schwester sagt, dass ihre Wut verflogen ist nach all den Jahren. Geht das überhaupt? Oder ist das vielmehr eine Methode, um sich selbst zu stabilisieren?

rosenkind


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 Betreff des Beitrags: Re: Sie sagt, sie ist stabil.
BeitragVerfasst: 07.11.2012, 00:07 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
Hi Rosenkind,

ich glaube die Sache mit der Wut ist meistens umgekehrt- sie überhaupt erst zu spüren ist etwas, was die meisten lange lange lange nicht können. Sie geben lieber sich die Schuld als dem Täter....haben sie ja so gelernt. War ja überlebenswichtig, KEINE Wut zu haben.

LG,
Pu


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 Betreff des Beitrags: Re: Sie sagt, sie ist stabil.
BeitragVerfasst: 10.11.2012, 01:30 
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Registriert: 15.03.2010, 15:22
Beiträge: 2248
Wohnort: München
Hi Rossenkind

ich wünsche alle alles Gute für die Therapie. Ich glaub, sie hat keine Wut, weil sich schuldig fühlt. so geht es mir jedenfalls

lg
sonne

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