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 Betreff des Beitrags: Einmischen?
BeitragVerfasst: 02.07.2013, 10:36 
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Registriert: 02.07.2013, 09:45
Beiträge: 3
Hallo,

ich hoffe auf euer Verständnis, dass ich von einer ausführlichen persönlichen Vorstellung erstmal absehe. Dafür möchte ich mir Zeit nehmen und in der richtigen Verfassung sein. Beides ist im Moment nur wenig vorhanden.

Zu meiner Fragestellung soviel: Meine "Lebenspartnerin" wurde als 12-jährige von ihrem 15-jährigen Bruder missbraucht. Sie ist jetzt 35 und wurde ihr ganzes Leben von Bulemie, Alkoholmissbrauch, Bindungs- und Verlustängsten u.a. begleitet. Aufgrund der Krankheitsbilder war sie mehrfach in psychotherapeutischer Behandlung, ambulant und stationär. Vor etwa vier Jahren haben wir uns kennen und lieben gelernt. Wir haben 2 Kinder, ein und zwei Jahre alt. Ich selbst leide unter einer posttraumatischen Belastungsstörung aufgrund häußlicher Gewalt im Kindesalter. Wir haben einige Krisen hinter uns und stecken mitten in einer, die unsere Familie wohl auseinander bringen wird. Das ganze macht mich traurig und wütend um unsere "verlorene" Familie. Es macht mich aber auch wütend, dass ihr Bruder ein sorgloses, glückliches, unbeschwertes Leben führt. Sowohl er, als auch die Eltern spielen (damals und jetzt) alles herunter und stellen sich dem Problem nicht.

Nun meine Frage: Ich habe einen ausführlichen Brief an den Bruder geschrieben, in dem ich versuche ihm die Problematik verständlich zu machen. Spreche klar aus, was er getan hat und welche Konsequenzen das für meine Lebenspartnerin, für mich und unsere Kinder hat. Und kläre ihn über seine Schuld auf. Allerdings weiß ich nicht, warum ich das tue. Kann ich damit meiner Lebenspartnerin helfen? Kann ich mir helfen? Will ich einfach nur meinen Frust los werden oder Rache üben? Oder schade ich etwa nur?

Steht es mir zu ihn in die Verantwortung zu nehmen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Einmischen?
BeitragVerfasst: 02.07.2013, 13:46 
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Registriert: 11.04.2003, 00:00
Beiträge: 632
Hallo Lupus

Also ich schätze mal, deine Lebenspartnerin wird vermutlich sauer sein,wenn sie das erfährt. Trotzdem denke ich , dass es gut war. Einfach für dich gut war.
Mein Mann hatte meine Bruder vor einigen Jahren angezeigt, obwohl er mit meiner NIchte und nicht was gemacht hatte, das nichts mit mir zu tun hatte. Ich war damals sehr wütend auf ihn(Mann), weil "das kann man doch nicht machen", teilweise tu ich mir heute noch schwer damit, denn bei mir war ja nicht der Bruder der Täter , sondern Va** und On**. SChlussendlich war es aber gut so. Mein Bruder hat ne Therapie gemacht, auch wenn es gezwungen war, war es gut so für ihn.
Was ich damit sagen möchte ist, dass es gut ist, wenn man mal die Fakten auf den Tisch legt und naja, weiß eigentlich seine Frau, was er als Teenager mit seiner SChwester gemacht hat?? Ist nicht die GEfahr, dass er das mit seinen eigenen Kindern auch macht???
Aber egal, für dich war es gut, weil du so auch mal die Wut an die richtige STelle schicken konntest.
Wie gesagt, das ist meine Meinung und ich versuche es halt jetzt mal irgendwie von der Partnerseite zu sehen, denn mein Mann ist ur wütend auf meine Täter und überhaupt meine ganze Familienseite ekelt ihn an.
Also von deiner (eurer) Sicht verstehe ich es , doch als Überlebende ist halt immer noch dieses Gefühl der Schuld da, weil man hat doch jetzt den Bruder verraten.

Sprich trotzdem bitte mal mit deiner Lebensgefährtin. Es ist ur wichtig, dass ihr das ansprecht. Ich verstehe, dass du sehr wütend bist auf alles. Vielleicht könnt ihr es so hinkriegen,dass der Bruder eine Therapie oder so bezahlt. Und wenn er ein Arsch ist, dann geht vor Gericht. Aber wird auch nciht leicht sein-denk-. Als bei mir die Polizei in der Familiengeschichte herumstöberte und somit auch meinen Onkel verhörte, rief mein ONkel mich an und fragte, "was das soll, ob ich ihm seine Familie zerstören wolle".
Du siehst, als Überlebende, bleibt man irgendwie wohl immer die oder der Schuldige-denk-
Sorry, schon wieder zu viel gequatscht.

Hoffe du verstehst, was ich sagen möchte(ich nämlich grad nicht-seufz-)
babas


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 Betreff des Beitrags: Re: Einmischen?
BeitragVerfasst: 02.07.2013, 17:33 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
Hi Lupus,

hast du den Brief schon abgeschickt? Wenn nein, tu es bitte auch nicht. Zumindest nicht ohne Absprache mit der Partnerin.

Letztendlich kann dabei genausogut herauskommen, dass du und die Partnerin eine Anzeige wegen Verleumdung bekommen. Beweis liegt schriftlich vor.

Wenn gegen ihn vorgehen, dann per Anzeige. Aber auch da gilt, nie ohne Erlaubnis der Partnerin.

Pu


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 Betreff des Beitrags: Re: Einmischen?
BeitragVerfasst: 03.07.2013, 07:10 
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Registriert: 02.07.2013, 09:45
Beiträge: 3
Vielen Dank für eure Antworten, die für mich alle sehr hilfreich sind!

Ich werde den Brief nicht abschicken. Auf jeden Fall nicht, ohne mit meiner Partnerin gesprochen zu haben.
Genau die Frage, inwieweit ich einen Vertrauensbruch begehe hat mich sehr beschäftigt. Ich hab meine Wut
rausgelassen. Jetzt steht sie auf dem Papier und kann abwarten.

Im übrigen geht es mir nicht darum, eine Bestrafung des Täters zu erreichen. Viel wichtiger ist für mich, meiner Partnerin ihre Schuldgefühle zu nehmen, ihr zu ermöglichen, den Teufelskreis zu durchbrechen. Ein "Erfolg" wäre schon, wenn ihre Familie die schwerwiegende Problematik überhaupt erst einmal erfassen und (zumindest versuchen zu) verstehen würde - und insbesondere der "Täter". Die Vorzeigefamilie sieht es immer noch als eine Bagatelle. Die Harmonie, der familiäre Zusammenhalt und das Bild nach außen stehen hier immer noch obenan. Der Druck ist so groß, dass meine Partnerin sogar dazu bereit ist ihre Wut und die damit verbundene Aggression gegen mich zu richten. Das ist kein Vorwurf ihr gegenüber, ich versuche es zu verstehen. Aber der Schmerz ist da!

Es ist ein so unfairer Kampf.

Ihr habt allle mein Mitgefühl und ich wünsche euch viel Kraft!


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 Betreff des Beitrags: Re: Einmischen?
BeitragVerfasst: 03.07.2013, 07:53 
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Registriert: 11.04.2003, 00:00
Beiträge: 632
he lupus, vielleicht kannst du den Brief deiner Lebensgefährtin vorlesen?? Nur mal so ein Gedanke-

babas


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 Betreff des Beitrags: Re: Einmischen?
BeitragVerfasst: 03.07.2013, 10:12 
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Registriert: 02.07.2013, 09:45
Beiträge: 3
Einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch. Allerdings hatte ich die Vorstellung ihr den Brief in Schriftform zu überlassen. Sie hat dann die Möglichkeit ihn zu lesen (vielleicht auch an den Betreffenden weiter zu geben), wenn sie dazu breit ist. Dazu kommt, dass es sehr schwierig ist Gespräche (oder in diesem Fall einen Monolog) zum Thema zu führen. Sie fühlt sich immer noch dazu verpflichtet ihre Familie in Schutz zu nehmen. Sehr schnell kann es dann passieren, dass sie in eine Verteidigungsposition rückt, heißt sie versucht sich und ihre Familie zu verteidigen. Das kann so weit gehen, dass sie sich dann gegen mich richtet. Und noch schlimmer wird es dann, wenn ich mich in diesem Moment tatsächlich persönlich angegriffen fühle. Ich versuche zu lernen und zu verstehen, aber ich steh noch nicht drüber. Wenn sie einen Stein wirft, um einen anderen zu treffen, trifft aber mich, tut es trotzdem weh, auch wenn ich weiß, dass ich eigentlich nicht gemeint bin.


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 Betreff des Beitrags: Re: Einmischen?
BeitragVerfasst: 03.07.2013, 12:31 
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Registriert: 11.04.2003, 00:00
Beiträge: 632
Lupus, ich denke so fühlte oder fühlt sich mein Mann wohl auch. Doch die Zeit hat es verbessert. Deshalb, vielleicht kannst du noch etwas Kraft aufbringen um die Zeit eben arbeiten zu lassen.
Hoffe deine Lebensgefährtin macht eine Therapie??

Dir demfall sehr viel KRaft und GEduld

babas


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 Betreff des Beitrags: Re: Einmischen?
BeitragVerfasst: 06.07.2013, 05:57 
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Registriert: 11.06.2011, 15:03
Beiträge: 1396
Wohnort: NRW
Hey Lupus :)

Wenn deine Frau noch so hohe Mauern hochgefahren hat, würde ich auch davon absehen, ihr den Brief zu geben. Die Chance ist sehr gering, dass es so ankommen wird, wie es ankommen sollte und die Mauer wird noch höher gezogen. Es ist sinnvoller, die eigene Wut zum Thema ihr gegenüber nicht zu äußern. Die Wut muss sich bei ihr von allein entwickeln. Mit dem zeigen oder vorlesen des Briefes zögerst du das weiter hinaus. Tu etwas für dich, um damit fertig zu werden. In dem Sinne ist es sehr gut dass du die ganze Wut zu Papier bringen konntest.
Es ist sehr schade und schwierig, wenn eure Beziehung möglicherweise vor dem Aus steht...
Denk an dich aber mach ihr keinen Druck. Du kannst nur deine Hilfe anbieten. Aufzwingen oder ähnliches bringt nur das Gegenteil. Du kannst zu einer Beratungsstelle gehen oder ihr anbieten gemeinsam hinzugehen oder eine/n Thera zu suchen.

Liebe Grüße
Raini

_________________
Ein einziger Regentropfen
- sanft auf die Haut prasselnd -
Kann eine ganze Welt erleuchten
Sei achtsam dafür


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