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 Betreff des Beitrags: Wieviel Kraft hat man?
BeitragVerfasst: 08.05.2003, 16:48 
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Registriert: 25.11.2002, 01:00
Beiträge: 23
Hallo Ihr Lieben,

ich muss mir jetzt doch auch mal den ganzen Mist von der Seele schreiben...

Tom (mein Mann)hat seit einigen Wochen eine Phase der absoluten Sinnkrise, er schafft es gerade mal zur Arbeit zu gehen und sonst gar nichts mehr. Dabei hatte er so tolle Pläne, die er zum Teil auch schon am umsetzten war.
Es fing damit an, dass er einen Job angenommen hat, der anscheinend doch seine Kraft übersteigt. Da er stellvertretende Stationsleitung auf einer sehr großen Intensivstation geworden ist, muss er den ganzen Tag zwischen Ärzten-Personal und Verwaltung vermitteln und abends reichts gerade mal noch zum Fernsehen.
Also hat er viele Dinge aufgeben, sein Sport, das Abitur per Fernstudium, das X-Box spielen... und fühlt sich dadurch immer unglücklicher und wird immer unleidlicher.
Ich kann mit ihm zwar über die Situation reden, aber das Abgeben des Leitungsjobs käme für ihn nie in Frage, da ja allle dann sein "Versagen" mitbekommen würden.
Also versuche ich ihm so viel wie möglich abzunehmen und versuche seiner Traurigkeit mit Gelassenheit zu begegnen.
Aber er bemerkt es nicht mal, redet nur von der Sinnlosigkeit, Traurigkeit und das er im Moment nichts Schönes im Leben hätte.
Eine Weile konnte ich mir ja noch sagen, dass er wirklich Probleme hat und das er mich nicht damit meint, aber irgendwann fängt man halt an zu zweifeln..
Ich denke, dass ich im Moment nicht die Richtige bin, um ihn aufzufangen, aber zu seiner Therapeutin traut er sich nicht. (Er hatte nach fast fünf Jahren Therapie 11/2 Jahre Therapiepause mit der Option bei Problemen jederzeit wieder anzufangen.)
Inzwischen habe ich mein Leben wieder so auf ihn eingestellt (mein altes Problem), dass ich außer meiner Arbeit und den Sport alles andere vernachlässige, mit dem Resultat, dass mich der S**bs*m*rd eines sehr guten Freundes eiskalt erwischt hat, ich habe nicht mal bemerkt, dass es ihm so schlecht geht.
Und im Moment weiß ich gerade nicht, wie es weitergehen soll, mach ich weiter wie bisher, entlaste ich Tom und bleib immer mehr auf der Strecke...
Aber die Alternative wäre...ja was wäre sie denn? Tom alleine zu lassen? Ich glaube nicht, dass er das aktuell schaffen würde, außerdem möchte ich das auch nicht!!!
Vielleicht doch einfach weiter wie bisher, Augen zu und durch und hoffen, dass es besser wird.
Aber ich fühle mich so klein.

Gruß Verena


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 Betreff des Beitrags: RE: Wieviel Kraft hat man?
BeitragVerfasst: 08.05.2003, 17:39 
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Registriert: 04.03.2003, 01:00
Beiträge: 22
hallo verena,

nein alleine lassen würde ich ihn auch nicht.
aber ich würde immer wieder versuchen mit ihm ins gespräch zu kommen und dabei immer wieder auf die thera kommen, aber allerdings auch nicht drängen, denn druck erzeugt nur gegendruck.
aber gleichzeitig solltest du dir auch deine auszeiten gönnen. und du sagst ja selber, dass es dich gleichfalls mitnimmt. denke auch an dich.
oh man jetzt fehlen mir wieder die worte.

trotzdem liebe grüsse

paulinchen


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 Betreff des Beitrags: RE: Wieviel Kraft hat man?
BeitragVerfasst: 08.05.2003, 18:13 
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Registriert: 21.12.2002, 01:00
Beiträge: 1744
Liebe Verena,
jetzt versuche ich schon zum dritten Mal, dir zu schreiben, zweimal ist mein Computer abgestürzt, mal sehen, ob es jetzt klappt!
Eine schwierige Situation, mit der du gerade fertigwerden musst. Gut, dass du dir schon mal alles/einiges von der Seele geschrieben hast.
Ich kenne diese Situationen, in denen dein Mann sich jetzt befindet. Wenn es mir so geht, dann sehe ich niemanden mehr neben mir, auch nicht meine Familie, die mich liebt. Dann würde ich auch von niemandem Hilfe annehmen, weil ich mir gar nicht vorstellen kann, dass ich Hilfe brauche. Ich handle dann irgendwie ohne mich selbst, so wie wenn ich nur noch eine Hülle wäre. Erst wenn es mir wieder besser geht, kann ich mich an der Liebe meiner Familie freuen, kann ich Hilfe annehmen. Wenn dein Mann wüsste oder zur Zeit spürte, wie sehr du ihn liebst, wie sehr dich seine Situation belastet, dann würde er sofort deine Hilfe annehmen, da bin ich sicher.
Ich finde es bewundernswert, wie du zu ihm hältst, das ist nicht einfach und auch nicht selbstverständlich, ganz und gar nicht!
Ich wünsche dir, dass er bald wieder zu sich selbst findet, wenigstens so weit, dass er seine Situation richtig einschätzen kann. Ich wünsche dir, dass deine Kraft zur Zeit für euch beide reicht, so schwer es auch ist!

Ich denke an euch!
Katharina


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 Betreff des Beitrags: RE: Wieviel Kraft hat man?
BeitragVerfasst: 11.05.2003, 21:15 
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Registriert: 21.02.2002, 01:00
Beiträge: 2616
Wohnort: Südhessen
Hallo Verena, ich find es schön, dass Du Dich hier nun auch austauschst... *lächel* ... wirklich schön!

Ich kenne Dein Problem besser, als man glauben möchte und kann nur sagen, dass ich verdammt gut weiß, wovon Du redest. Ich möchte Dir daher etwas mit auf den Weg geben:

Bitte vernachlässige DICH nicht. Du hilfst damit KEINEM - nicht ihm und auch nicht Dir und auch sonst niemandem. Such Dir etwas, was Dir Freude macht und was Dir ab und zu zeigt, dass es sich lohnt, zu leben. Du brauchst eine "Tank-stelle" sonst hältst Du das nicht ewig aus! Das ist erst mal das wichtigste.

Ich bin selbst Überlebende und habe verdammt hart dafür gekämpft, aus diesem Sumpf, Lock, aus der Dunkelheit... heraus zu kommen. Und ich stand irgendwann vor der Entscheidung: Entweder ich fange JETZT an, zu leben, oder ich kann es auch gleich alles lassen. Ich habe mich für ersteres entschieden und es auch durchgezogen und es war die Hölle... aber ich habe es geschafft.

Du kannst nichts für ihn tun - er muss es selbst tun! Es mag sich jetzt doof anhören... aber es ist irgendwann vergleichbar mit einer "Sucht" ... Du kommst nicht davon los, wenn Du selbst es nicht wirklich willst und auch tust.

Du tust schon so viel für ihn, aber es sieht es zur Zeit nicht - er will es nicht sehen. Auch das kenne ich - von mir und auch von meinem Ex, der selbst Betroffener ist. Ich war schon weiter als er, hab Leben gelernt, aber ich konnte ihn nicht mitziehen. Ich musste gehen, sonst wäre ich daran zerbrochen. Es tut mir immer noch wahnsinnig weh, aber es ich konnte nicht mehr.

Deshalb kann ich Dir nur sagen: Wenn DU das mit ihm durchstehen willst, dann bleib für Dich am Ball... hör DU nicht auch auf, das SChöne zu sehen, mach Dir selbst Freude, verwöhn Dich, triff Dich mit Freunden, lass DIch nicht mitziehen... und ich weiß, das geht schneller, als man denkt. Und vermittle ihm, wenn Du das schaffst, dass ER allein da raus kann... er muss es wollen! Er ist nicht schuld daran, was geschehen ist, aber er kann da nun endlich raus. Aber es wird niemand kommen und ihn dort raustragen. Sondern er muss selbst aufstehen und losgehen. Da ist so ein Hebel oben im Kopf, der muss umgelegt werden.

Ich würde gerne auch weiter mit Dir darüber reden... kannst mir ja sagen, ob Du magst *lächel*!

Man kann es schaffen - ich habe es geschafft und andere auch. Und ich hab sogar auch schon hier welche kennengelernt, die noch vor einem Jahr in dem schwarzen Loch steckten und es jetzt geschafft haben, da raus zu kommen und sagen, dass es schön ist zu leben. Aber jeder dieser Menschen, die es geschafft haben, mussten erst einmal mitten durch, sich der Sache stellen, Konfrontation, nicht Ausweichen... und das ist die Hölle. Sie konnten es nur durch den Glauben, dass sie es schaffen und den Willen, es durchzuhalten.

Ich wünsche Dir viel Kraft, vor allem hier und da einen Sonnenstrahl, halte durch und mach Dich nicht kaputt.

Alles Liebe,
Sasa


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 Betreff des Beitrags: RE: Wieviel Kraft hat man?
BeitragVerfasst: 12.05.2003, 08:43 
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Registriert: 25.11.2002, 01:00
Beiträge: 23
Hallo Ihr Drei,

erstmal vielen Dank für Euren lieben und aufmunternden Worte, einiges davon hat mich schon zum Nachdenken gebracht.
Ich habe jetzt am Wochenende beschlossen, wieder mehr mit Freunden und Kollegen zu unternehmen, mir einfach mal für ein paar Stunden eine Auszeit nehmen. Aber es ist nicht einfach, wenn zu Hause jemand sitzt, dem es nicht gut geht, und man ständig an ihn denkt.
Außerdem habe ich mit dem Zeichnen wieder angefangen, da bin ich zu Hause, jederzeit für Tom da und gleichzeitig tue ich mirwas Gutes. (Hat jedenfalls gestern echt gut geklappt).
Mit dem Erfolg, dass wir gestern nacht das erste Mal seit langer Zeit wieder gut miteinander reden konnten. Und wie immer hat mich mein Mann überrascht =), er konnte mir ganz liebevoll sagen, dass er sehr wohl gesehen hat, wie ich mich in den letzten Wochen bemüht habe und dass er denkt, dass nur wenige Partner diese Situation ertragen hätten. Er hat mir dann von einer ähnlichen Zeit damals noch mit seiner EX-Frau erzählt, wie sie reagiert hat und wie er sich wieder rausgestrampelt hat.
Ein Silberstreifen am Horizont
Ich bin jedenfalls gespannt, wie es jetzt weiter geht, das Wichtigste ist, dass wir jetzt wieder miteinander reden.

Zitat:
Ich würde gerne auch weiter mit Dir darüber reden... kannst mir ja sagen, ob Du magst *lächel*!

@ Sasa Gerne, sehr gerne.

Jedenfalls habe ich mich über Eure Anteilnahme sehr gefreut - fühlt Euch zum Dank umarmt (wenn Ihr mögt).

Liebe Grüße Verena


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 Betreff des Beitrags: RE: Wieviel Kraft hat man?
BeitragVerfasst: 12.05.2003, 10:23 
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Beiträge: 149
Liebe Verena,

zuerst will ich sagen, dass ich es auch sehr schön finde, dass Du den Mut gefunden hast, hier nach Rat zu fragen!

Ich denke, ich kann ungefähr nachvollziehen, wie Du Dich fühlen mußt! Auch wenn ich das Problem von dieser Seite nicht selbst erlebe / erlebt habe.

Was Du schreibst klingt für mich einfach nur bewundernswert! Du mußt eine sehr starke Frau sein! Und ich freu mich, in Deinem 2. Beitrag lesen zu können, dass Tom das durchaus wahrnimmt, wie sehr Du um ihn kämpst!

Aber Du darfts auf keinen Fall Dich selbst vernachlässigen. Da hat die Sasa natürlich mal wieder komplett recht! Sonst kannst Du das auf Dauer nicht durchhalten!
Das mit dem Zeichnen klingt doch recht gut :-)

Ich wünsch Dir jedenfalls alles Gute, und alle Kraft der Welt!

Ich wäre froh gewesen, einen Partner wie Dich zu haben...

Alles Liebe, Candela*


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 Betreff des Beitrags: RE: Wieviel Kraft hat man?
BeitragVerfasst: 12.05.2003, 20:45 
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Beiträge: 2616
Wohnort: Südhessen
Hi Verena ;)

Sag nur wann... im Chat zum Bleistift... wenn Du magst.. und wir reden/ chatten/ was auch immer mal in Ruhe.

Schön, dass Du wieder mit Zeichnen anfängst. Und das mit dem Freunde treffen: Ja... jaaa... kenn ich *lächel* Aber versuch mal, es zu genießen. Nutz die Tankstelle, letztendlich tankst Du zur Zeit für ihn mit! Es ist schön, dass er sieht, dass Du Dich um ihn/ um Euch bemühst. Ich weiß, dass es gut tut, dass zu hören, denn manchmal merkt man davon nicht sonderlich viel... und Reden ist in der Tat das allerwichtigste... und das Schwierigste für "uns" Überlebende. Reden reden reden reden. Ich hoffe, Ihr macht damit weiter. Lass Dich aber nicht entmutigen, wenn dann mal wieder nicht geredet wird, denn leider ist das nun mal das Hauptproblem.

Wie gesagt... bleib dran... auch für Dich... wenn Ihr beide nicht mehr wisst, wozu das alles, dann kann das nicht gut gehen. Und Du hast zur Zeit eher die Chance, für Dich Balance zu halten, als er. Ich hoffe natürlich, dass er es auch bald lernt, für sich seine Freuden zu entdecken. Dann kann er auch wieder geben.

Ich wünsch Dir alles Gute ... und treff Dich mal im Chat?! Oder so?! *grins*

Bis baldi...
Sasa


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 Betreff des Beitrags: RE: Wieviel Kraft hat man?
BeitragVerfasst: 28.05.2003, 16:58 
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Registriert: 21.12.2002, 01:00
Beiträge: 1744
Hallo, Verena,
ich habe gerade noch einmal diesen Thread mit allen Eintragungen gelesen.
Ich hoffe, es geht dir/euch zur Zeit etwas besser.
Sasitas Rat, du mögest gut für dich sorgen, finde ich ganz wichtig. Nur wenn du für dich helle Seiten hast, kannst du das Dunkle aushalten. Du kannst nicht nur geben!!!

Ich wünsche dir und deinem Mann viel Erfolg, ich denke oft an euch, euer Weg ist nicht leicht, wahrhaftig nicht!

Alles Liebe und ganz viele wärmende Sonnenstrahlen
Katharina/sonnenschein


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