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 Betreff des Beitrags: Verlange ich zuviel von ihm?
BeitragVerfasst: 24.09.2004, 13:07 
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Registriert: 23.09.2004, 05:52
Beiträge: 12
Hallo allerseits.

Ich habe mal eine Frage speziell an „Verbündete“.

Ich habe einiges erlebt, auf das ich gut und gerne hätte verzichten können und dementsprechend auch heute manchmal Probleme damit.
Meinem Freund habe ich gleich zu Anfang unserer Beziehung davon erzählt, heraus kam ein mehr oder weniger nicht-verstehendes „so.. aha..“ Bin ja schon froh, dass er nicht gleich die Flucht ergriffen hat ;)

Er versteht ein nein, wenn ich es sage, er würde mich nie bedrängen, usw. Einiges aber versteht er absolut nicht. Warum ich manchmal Berührungen nicht zulasse, mit denen ich sonst kein Problem hab, warum ich als sonst fröhliche Person manchmal einfach traurig bin, warum ich manchmal einfach bei jeder Kleinigkeit sauer werde.

Wir haben gestern darüber geredet und er sagte mir, dass er sich noch nie wirklich mit dem Thema beschäftigt hat, dass er Angst hat sich damit zu beschäftigen.. Das ist für mich irgendwie "schwierig", es macht auf mich den EIndruck als hätte er kein Interesse daran mich zu verstehen.. Mit mir zu reden traut er sich auch nicht und bis ich mal einen Anfang habe.. Naja.

Deswegen meine Frage: Verlange ich zuviel von ihm, wenn ich mir wünsche, dass er sich etwas informiert, vielleicht Kontakt zu anderen "Verbündeten" sucht? Es geht ja nicht nur drum, dass er MIR helfen kann - ich weiß eben auch, dass es ihn selber belastet.
Aber, um mal egoistisch zu sein, mir würde es eben auch helfen, wenn ich mich nicht ständig erklären müsste..

Elfchen


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 24.09.2004, 13:26 
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Registriert: 14.07.2004, 09:12
Beiträge: 34
Hallo Elfi..:)

Meine Meinung:

Verdrängen, in den Hinterkopf schieben bringt garnix. Hmm, und Du verlangst nicht zuviel von ihm. Eher ist es so, dass er noch nicht erkannt hat, dass Kommunikation extrem nötig ist.
Ich denke, er betreibt Problembewältigung wie "alle anderen" (und warum das eigentliche Thema immernoch weitestgehend ein Tabu in der Gesellschaft ist): Er verdrängt und mag sich so gut wie garnicht damit auseinandersetzen,könnte ja unangenehm werden.
Für mich läuft das unter negativem Egoismus. Für mich ist es auch ein Zeichen, dass er sich mit Dir nicht auseinandersetzen (im positivsten Sinne) mag. Das ist aber in einer partnerschaftlichen Beziehung notwendig. Egal, was für eine Geschichte der Partner vorher hatte.

Ich sag es ungern so kraß, aber wenn er so ignorant ist und Angst hat, dann ist diese Beziehung nichts für ihn. Dann solltet Ihr es lassen. :-/

Du solltest probieren, ihm das klar zumachen. Er kommt nicht drumrum.
Wenn er abblockt....schade

Für mich verlangst Du nicht zuviel, sondern nur das Mindestmaß an Verständnis.

Sorry, bin vielleicht etwas hart und kann es nicht wirklich beurteilen, aber deswegen steht ja oben drüber "meine Meinung".

_________________
Liebe Grüße,

matze


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BeitragVerfasst: 24.09.2004, 14:26 
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Registriert: 24.05.2004, 09:10
Beiträge: 130
hy,

Ich bin zwar nicht Verbündeter, sondern Überlebender, aber ich lebe schon recht lange in einer Beziehung, die mittlerweile auch eine Ehe geworden ist und ich kenne dein Problem nur allzu gut:

Bei uns war es genauso, denn sie wollte sich auch nicht damit auseinandersetzen oder jammerte herum, daß ich wieder mal traurig bin oder es mir einfach schlecht ging. Dann begann sie sogar, mich zu verletzen indem es bei Streiterein dazu kam, dass sie triggernde Aussagen machte (wobei sie vorher genau wußte, dass bestimmte Aussagen oder Wörter bei mir triggern).

die Stimmung erlangte ihren Tiefpunkt, als ich bei einem Streit vor ihr flüchtete. Nicht nur das ich flüchtete, nein...schlimmer war, daß ich das erste Mal in meinem Leben genau jene verbale G*w*ltmethode, die mein Stiefvater bei mir machte, bei ihr ausübte. Solange bis sie zu weinen begann. Das Problem war, dass ich Multi bin und somit habe ich bevor ich auf sie losging geswitcht und konnte kaum damit aufhören. Also ging ich verbal auch noch auf sie los als sie weinte...erst einige Momente später begriff ich und rannte aus dem Zimmer.

Erst dadurch begann sie umzudenken. Innerhalb kürzester Zeit las sie sich mal grob in die Thematik theoretisch ein. Wir sprachen darüber und mittlerweile kommen wir damit beide sehr gut klar.

Reden ist sehr, sehr wichtig. Denn ich habe eine Feststellung gemacht: Nicht nur die Überlebenden sind Opfer sondern auch alle Menschen in deren Umfeld. Somit sind für m.A.n. auch Verbündete Opfer. Denn oft genug haben wir, Überlebende, für andere nicht verständliche Reaktionen, die leider auch teilweise sehr verletzend für den/die Angehörige/n sein kann, was die Verbündeten auch zu Opfern werden lassen könnte.

lg
chrisrudi


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BeitragVerfasst: 24.09.2004, 15:17 
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Registriert: 23.09.2004, 05:52
Beiträge: 12
Hi.

Ich glaube nicht, dass er ignorant ist. Ich habe ihm halt am ersten Tag unserer Beziehung erzählt „dasunddaswar - leb damit“, das hat ihn vermutlich ziemlich umgehauen. Er hat Angst mir weh zu tun, indem er das Thema anspricht, dabei ist dieses Schweigen eigentlich viel schlimmer. Er fühlt sich hilflos - wer kanns ihm verübeln? Er hat selber Geschichte, wenn auch nicht „so eine“, aber er war auch schon beim Psychologen, auch wenns lang her ist.
Deswegen will ich ihm ja auch nicht zuviel zumuten.

Er hats gestern selbst sehr richtig ausgedrückt: Dass ich ihm das erzählt habe, ist eine „Ehre“ - und eine Bürde.

Das Problem ist, dass er sehr vieles persönlich nimmt, selbst wenn ichs eigentlich nur sarkastisch gemeint habe - das ist nicht besonders hilfreich wenn ich WIRKLICH mal gereizt bin und es nicht mal wegen ihm ist. Er sieht auch gar keinen Zusammenhang zwischen meiner Geschichte und der Tatsache, dass ich ab und zu wirklich bei Kleinigkeiten total gereizt bin..

Er meint mir aktiv helfen zu müssen und versteht nicht, dass er das nicht kann... Er kann „nur“ da sein und eben nicht sauer sein, wenn ich eine meiner Launen habe.. Aber wie mach ich ihm das verständlich?

Elfchen


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 24.09.2004, 16:01 
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Registriert: 24.05.2004, 09:10
Beiträge: 130
hy,

Zitat:
Er kann „nur“ da sein und eben nicht sauer sein, wenn ich eine meiner Launen habe.. Aber wie mach ich ihm das verständlich?


Hmm...mit ihm darüber reden, wieso du deine Launen hast. Und damit meine ich nicht nur deinen M*ssbr**ch als Ausrede zu verwenden. Sondern eher:
Wieso reagierst du in den bestimmten Situationen ihm gegenüber nicht so toll? Was sagt, tut er gerade in diesen Situationen? Wie kann er manche Handlungen-Aussagen dir gegenüber anders rüberbringen, sodass er trotzdem mit dir noch Dinge unternehmen kann bzw. er mit dir über seine Gefühle sprechen kann ohne dich dabei so weit zu bringen, daß du launisch reagierst oder auch, was erwartest du von ihm bzw. wie soll er denn jetzt mit dir umgehen? Denn das du schreibst, daß er keinen Zusammenhang sieht zwischen deinen Launen und dem was du erlebt hast, deutet meiner Ansicht an, daß du ihm eigentlich noch gar nicht die Zusammenhänge erklärt hast. Was hattest du dir erhofft, wie er reagieren hätte sollen, als du es ihm erzählt hast? Wie soll er am besten mit dir über dieses Thema sprechen (dadurch nimmst du ihm die Angst, daß er dich verletzen könnte). Genauso solltest du dir überlegen, wie er dir am besten hilft, wenn es dir wegen Flash-Backs, Depressionen oder dergleichen (also Reaktionen die mit deiner Verarbeitung deines M*ssbr**chs tun haben), schlecht geht. Denn mir hilft es am besten, wenn meine Frau mich mal kurz einfach für mich lässt, aber mich dann doch auf nette, ruhige Art anspricht. Mir dadurch einfach ein Zeichen setzt, daß ich ihr vertrauen kann. Denn meiner Erfahrung nach hat es nicht geholfen ihr einfach zu sagen: "Sei einfach für mich da". Denn überlege einmal: Dieser Satz beinhaltet doch sehr viel und ist zu schwammig. Einfacher ist es für meine Frau gewesen, als ich sagte, wie ich mir vorstelle, daß sie mir helfen könnte. Eben auch, daß sie mit mir ruhig sprechen sollte, wenn ich ein Flash-Back habe. Das sie mich dann nur berühren sollte, wenn ich mich wieder halbwegs gefangen habe usw. Bevor ich das genau ausgesprochen hatte, war es für uns unmöglich, daß sie mir helfen konnte. Da ein "einfach da sein" zuviele Tätigkeiten beinhaltet und sie daher gar nicht wissen konnte, was sie wirklich für mich tun kann.

Umgekehrt, sollte er dir auch sagen, was er sich von dir erwartet, und wie du mit ihm umgehen kannst, sodass ihr beide einen wunderbaren Umgang findet. Genauso, sollte er dir mal sagen, wie er sich bei der ganzen Geschichte fühlt. Denn ich wußte bis vor kurzem noch nicht, daß sich meine Frau mit mir und meinen momentanen Reaktionen auch überfordert und hilflos gefühlt hatte. Sie hat sich in Wirklichkeit ähnlich gefühlt wie ich selbst.

Ich hoffe, dir damit ein wenig geholfen zu haben.

lg
Chris


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 25.09.2004, 02:38 
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Registriert: 11.01.2004, 01:00
Beiträge: 62
hallo elfchen,

hm, mal meine gedanken dazu...

also ich stimme mit vielem überein, was chris auch schon sagte. Hinzufügen möchte ich noch, daß es zeiten gibt, wo mich einfach ales auf die palme bringt und mein partner NICHTS mehr richtig machen kann. Da hilft dann nur noch abstand, um erstmal ruhiger zu werden...für beide seiten.

ansonsten hat es uns geholfen, daß ich ihm sagte, daß er das manches mal nicht persönlich nehmen soll oder nur ein stück weit, weil ich überreagiere.

frag ihn doch mal, wie er sich fühlt. denn ich mußte erfahren, daß ihn das ganze thema wohl genauso mitnimmt wie mich. mein partner "machte" auch oft "zu", aber ich hab nun begriffen, daß es für ihn eine schutzreaktion war, weil es sehr schmerzhaft ist. aber eine beziehung funktioniert nur, wenn er dich versteht, also kann er nicht auf dauer zumachen. ich empfinde es als eine gratwanderung. öffnen...zumachen...öffnen...zumachen.

kannst du noch auf andere personen (freundinnen, chat, seelsorgetelefon,...) ausweichen? so daß sich die last verteilt? sowas hilft mir ein stück weit. aber es ist schwer. und trotzdem bleibt eine ungeheure last übrig, aber wem erzähl ich das?! :?

also ein perfektes rezept für eine beziehung in solchen umständen hab ich natürlich nicht. und ich frag mich oft, ob das so richtig ist, wie ich das versuche...ich weiß deshalb nicht, ob meine gedanken dazu in ordnung sind.

reden hat bei uns viel geholfen.

lg

Sara


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