hi!
Ich bin zwar nicht Verbündeter sondern Überlebender, würde aber trotzdem gern was dazu sagen, da ich sehr wohl eine Verbündete habe: Meine Frau.
Du schreibst:
Zitat:
Ich möchte jetzt wirklich mal eine Perspektive gemeinsam mit meinem Mann entwickeln und nicht immer nur die guten Ratschläge hören, dass ich mich um mich selbst kümmern soll
Sehr wichtig ist meiner ansicht nach, dass ihr beide miteinander redet und zwar offen und konstruktiv. Damit meine ich, daß Verletzungen, Anschuldigungen bzw Beschuldigungen vermieden werden sollten, aber trotzdem jeder von euch beiden sagen kann, was er/du fühlt und was er/du sich gerne möchte. Genauso haben meine Frau und ich auch über die momentane Situation gesprochen. Wie denkt jeder von uns beiden darüber, wie gehen wir beide damit um, welche Dinge/Verhalten/Wörter bringen den anderen Partner in Wut, verärgern, verletzen bzw. triggern?
Ja, meine Frau ist auch des öfteren sehr direkt und offen und ich werde dadurch wütend, verletzt oder eingeschnappt und ziehe mich zurück. Aber wir setzen uns nach so einer Situation hin und reden miteinander. Dabei ist wichtig, daß auch ich sage, was ich fühle, empfinde und wieso ich so reagierte. Genauso aber umgekehrt auch. Auch sie sagt, was sie fühlt, empfindet und wieso sie so reagierte/handelte. Oft spielte da bei uns beiden die Hilflosigkeit mit. Ich war hilflos, weil ich mit direkter, offener Art nicht umgehen konnte und manchmal immer noch nicht kann. Ihre Hilflosigkeit kommt oft, weil sie mit manchen Verhaltensmustern von mir konfrontiert ist, die nicht leicht verständlich und nachvollziehbar sind (zB SVV). Aber im Nachhinein reden wir miteinander. Eines was mir dadurch aufgefallen ist, ist, daß wir dadurch viel mehr Nähe und Vertrauen aufbauen konnten. Denn wir lernen uns beide nun auf ganz andere und tiefere Art kennen.
Wichtig ist aber auch, daß du sehr wohl auf dich selbst achtest, denn nur wenn es dir gut geht, kannst du auch ihm helfen. Das gleiche Prinzip gilt auch für ihn. Beispiel: Bist du auf die T*t*r wütend, sauer und aggressiv, so wird auch dein Verhalten in einem "normalen" Streit eher aggressiv sein, da der Streit für dich ein Ablassventil deiner Wut und deiner Aggressionen wird. Dadurch aber wird er abblocken. Geht es dir gut, bist du ruhig und im Einklang mit dir selbst (indem du beispielsweise deine Wut durch Malen, Gedichte schreiben usw schon ausgedrückt hast), kannst du logischerweise auch mit ihm in einer ruhigen Art sprechen und so mit ihm gemeinsam eine ruhige, entspannte Diskussionsatmosphäre schaffen, wodurch ihr euch auch durch Gespräche wieder annähern könnt und so viel voneinander lernt. Umgekehrt gilt das auch für ihn
Die Grenzen des anderen akzeptieren und respektieren ist auch eine sehr wichtige Sache. Gilt wiederum für euch beide. Beispiel: Es ist Wochenende und meine Frau und ich kochen etwas gemeinsam. Oft triggern mich M*ss*r und dergleichen im Sinne, daß ich einen neuerlichen SVV-Drang bekomme. Daher lasse ich sie das Gemüse, das Fleisch usw schn**d*n. Dadurch aber hat sie in letzter Zeit "mehr" Tätigkeiten beim Kochen als früher in unserer Beziehung und Ehe. Viele Frauen der heutigen Zeit würden jetzt behaupten, daß ich ein fauler Mann bin, der die Frau am Herd stehen sehen will und würden mich durch Diskussionen dazu zwingen wollen, daß ich jetzt das Schn**d*n der Zutaten übernehme. Dadurch, daß meine Frau aber weiß, wieso ich das jetzt momentan nicht mache, kann sie auch meine Grenze erkennen, akzeptieren und respektieren. Umgekehrt weiß ich aber auch, daß ich nicht alles und all meine Erlebnisse ihr erzählen kann, denn auch sie ist nur ein Mensch, der nur bis zu einer gewissen Grenze aufnahmefähig ist. Und manche meiner Erinnerungen sind sehr grausig und könnten einem H*rr*rfilm entsprungen sein. Daher respektiere ich auch ihre Grenze der Aufnahmefähigkeit.
Manche Dinge die er dir bei gemeinsamen Gesprächen sagt, können für dich auch recht hart sein, auch wenn er nichts angreifendes oder persönliches sagt. Beispiel: Wenn es mir nicht gut geht, so ist es möglich, daß der Anblick des n*ckt*n Körpers meiner Frau bei mir triggern kann. Das hat aber absolut nichts mit ihr zu tun und ich will sie damit auch nicht verletzen. Es triggerd einfach. Und ich weiß, daß es für sie sehr hart war, als ich ihr das erste Mal gestand, daß ich in bestimmten Situationen meiner psychischen Verfassung ihren Körper ekelhaft finde. Oder als ich ihr erzählte, daß ich mich oft nach einem Streit mit ihr selbst v*rl*tz*. Dadurch wirkte es für sie, als wäre sie schuld an meinem Verhalten was natürlich nicht korrekt ist.
Das aller wichtigste ist meiner Ansicht nach für beide: Füreinander da sein. Damit meine ich aber jetzt nicht irgendwelche weisen Ratschläge zu geben, sondern den anderen Partner einfach in den arm nehmen, wenn dieser das benötigt. Einfach nur da sein. Oft können Worte, auch wenn sie noch so gut gemeint sein verletzender wirken als gar keine Worte und zärtliche Berührungen oder ein hilfegebender Blick sagen oft tausendmal mehr als Worte.
So das ist mal so auf die schnelle, was mir eingefallen ist, wie meine Frau und ich damit umgehen und wie wir auch mitenander umgehen.
Ich hoffe, euch beiden hilft es ein wenig weiter und wünsche eurer Ehe noch viel Kraft und Stärke.
lg
chris