Hallo,
aufmupf: Danke. Ich bin schon über vierzig und habe es (noch) nicht geschafft.
Dobermann: Meinem Ältesten habe ich es letzte Woche erklärt. Er hat vor kurzem ein Seminar über MB mitgemacht, weil er in der Kinderarbeit in unserer Gemeinde mitarbeitet. Wir sind in der ev. Freikirche. Er hat es gut aufgenommen und war nur sehr betroffen, weil etwas so Theoretisches, das nur Anderen passiert, plötzlich so nah kommt und ihn auch mit betrifft. Mein Mittlerer weiß auch davon, weil ich es ihm in einer emotionalen Auseinandersetzung mehr oder weniger vor die Füße geknallt habe. Pädagogisch nicht wertvoll, aber ging nicht anders um auch mal zu sagen, dass meine Kindheit nicht wunderschön war, sondern dass ich auch Probleme hatte/habe und nicht nur er.
Er ist unser besonders kompliziertes Kind, das unser Leben nie langweilig werden lässt, aber auch sehr stressig macht (Hochbegabung - 6 blaue Briefe - ich war eben beim Direktor, weil wir seine Hilfe brauchen). Sonst ist er ein tolles Kind. Meine Tochter ist mitten in der Pubertät, 13 Jahre alt und sehr weich. Sie leidet schnell mit und versucht auszugleichen, wenn es Probleme gibt. Ich mag es ihr im Moment noch nicht aufbürden. Aber auf jeden Fall werde ich es ihr sagen, wenn sie etwas weiter ist.
Ich habe meine Kids immer viel geknuddelt und umarmt und ihnen gesagt, wie sehr ich sie liebe, weil ich es so wichtig finde, dass sie das wissen und fühlen. Dabei habe habe ich es akzeptiert und akzeptiere es immer noch, wenn sie nicht wollen. Da drängele ich nicht und mache kein schlechtes Gewissen. Das habe ich auch den Großeltern immer gesagt, dass sie akzeptieren müssen, wenn die Kids nicht wollen. Im Gegenteil, ich freue mich, wenn auch der Große mich noch in den Arm nimmt oder es mir erlaubt oder mich küsst. Denn freiwillig hat es für mich einen großen Wert.
Da ich in der nächsten Zeit auch den MB im Gespräch mit meinen Eltern thematisieren werde (das drängt sich mir die letzten Wochen so auf), kann es sowieso noch heftig losgehen in der Familie.
Seitdem es bei mir wieder so akut geworden ist, habe ich mit meinem Cousin gesprochen, der mit meinen Großeltern im Haus gewohnt hat und älter ist als ich. Er hat einfach mehr Infos von damals, die ich nicht habe, weil ich drei Jahre jünger bin als er. Er war geschockt, hat es aber gut aufgenommen und mir geglaubt, auch seine Frau. Wir werden demnächst mal ein Gespräch zu zweit haben, damit die Hemmungen, die durch die bisher anwesenden Ehepartner doch entstehen, nicht so groß sind.
Ich mag generell Dinge nicht verschweigen und bin ein offener Mensch. Nicht dass ich allen alles auf die Nase binde, aber warum so tun als sei mein Leben einfach, wenn es Probleme gibt. Dann meinen die Anderen immer, dass man alles im Griff hat. Und ich finde Leute ohne Probleme, die alles im Griff haben oder so tun, abschreckend. Denn ich schaffe das nie! Besonders als unsere Kids klein waren habe ich darunter gelitten nicht wie die für mich scheinbar perfekten Mütter zu sein. Ich habe einige Jahre nur funktioniert, aber nicht gelebt. Es ist viel einfacher, solidarisch mit anderen zu sein und zu sagen "hey, da habe ich die gleichen Probleme wie du".
Aber gerade, weil MB ein intimes Thema ist, schweigt man. Ich finde das schwierig, merke aber, dass ich selbst noch nicht so weit bin. Aber ich wünsche mir, dass ich es besser unter die Füße bekomme und es irendwann in der Familie, Gemeinde und bei Freunden thematisieren kann. Und wie viel einfacher wäre es, anderen sagen zu können, warum man zur Zeit gewisse Dinge nicht schafft. Da hat ein Gipsbein Vorteile.
Meinem Mann habe ich vor unserer Verlobung (vor 22 Jahren)von dem MB erzählt um mit offenen Karten zu spielen. Rein zur Info für ihn, denn ich hatte ja kein Problem damit. Wenn ich gewusst hätte, wie falsch das ist, hätten wir vielleicht damals das Gespräch mit meinem Opa gesucht. Da lebte er noch und wir hatten keine Ahnung von MB. Aber erst jetzt erkenne ich langsam, wie lange und dicke Wurzeln der MB in meinem Leben hinterlassen hat. Manches war offensichtlich, wie Probleme in der Partnerschaft beim Sex in den ersten Jahren und auch heute noch manchmal. Aber das, was nicht offensichtlich ist, ist wohl viel schlimmer.
Nela: Ich danke dir! Ich fühlte mich schon irgendwie anders als alle und allein.
Danke ihr alle! Wenn alles, was ich im Kopf schon seit Jahren verarbeitet habe, noch bei meinen Gefühlen ankommt, habe ich wieder Hoffnung. Aber es dauert noch seine Zeit. Manchmal kommt es einfach und dann muss ich dran. Sonst kommt es immer wieder.
ME
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