Anonymous hat geschrieben:
Es wird derzeit in unserer Klasse darüber diskutiert, welches Verhalten von männlichen Erziehern noch als "normal" akzeptiert wird und wo Belästigung bzw. Missbrauch anfängt bzw. Verdacht geschöpft werden muss.
Als Beispiel: Sieht man eine weibliche Erzieherin mit einem der Kinder auf dem Schoß und ihm zur Belohnung für etwas einen Kuss geben, so ist dies normal.
Das selbe Verhalten könnte allerdings vollkommen anders gedeutet werden (sowohl von den Kindern als auch den Eltern und Miterzieher/innen) sobald es ein männlicher Erzieher ist.
Darüber kann man Grundsatzdiskussionen führen.
Ich würde z.B. als weibliche Erzieherin von mir aus keinem Kind einen Kuss geben, auch nicht als Belohnung. Das ginge mir zu weit, und da gibt es sicher andere Möglichkeiten zur Belohnung. Natürlich würde ich auf der anderen Seite kein Kind abwehren, das mir (von sich aus) einen Kuss geben will. Kinder sind oft spontan, und das ist gut so, und wenn sie es von sich aus tun, ist es o.k.
Ich denke, das muss eine grundsätzliche Einstellung von männlichen
und weiblichen Erziehern sein, dass man den Kindern nichts aufdrängt, auch und vor allem keine Zärtlichkeiten. Wenn das Kind von sich aus Zärtlichkeiten sucht, ist es o.k., auch wenn es sie bei einem Mann sucht.
Aber warum in aller Welt soll ein männlicher Erzieher nicht ein Kind auf dem Schoß haben, das mit ihm kuschelt?
Ist das gleich schon Missbrauch?
So viele Kinder haben heute überhaupt keine männliche Bezugsperson mehr, und somit auch keine männliche Bezugsperson, mit der man Zärtlichkeiten austauschen kann.
Ich empfinde Männer in einem Kindergarten als eine Bereicherung.
Vor allem für die Kinder, aber auch für das Team.
Wir haben einen nun seit fast einem Jahr einen männlichen Erzieher im Anerkennungsjahr. Die Kinder lieben ihn, und er geht auch sehr feinfühlig und liebvoll mit ihnen um.
Und von den Eltern her gab es nie Vorbehalte.
Und ich habe auch kein Problem damit, ihn mit den Kindern im Schlafraum alleine zu lassen.
Wer gibt mir bei einer weiblichen Erzieherin die Garantie, dass sie sich nicht an den Kindern "vergreift"?
Ich sehe mir alle neuen MitarbeiterInnen, auch PraktikantInnen, eine Weile sehr genau an.
Wir hatten vor 2 Jahren z.b. eine weibl. Erzieherin als Krankheitsvertretung, die machte öfter mal "dubiose" Körperspielchen
mit den Kindern. Das machte mich und andere Kolleginnen misstrauisch, und wenn sie nicht von selbst relativ schnell gegangen wäre, hätte ich mal ein ernstes Gespräch mit ihr führen müssen.
Bei bei so vielen Dingen hat auch die Stimmung im Team großen Einfluss auf die Stimmung bei den Eltern. Geht das Team ganz zwanglos und vorbehaltlos mit dem männlichen Kollegen um, wird auch für die Eltern kein Grund zur Sorge bestehen.
Nicht jeder Mann ist ein Missbraucher, und nicht jede Erzieherin ist eine Heilige!
Schöne Grüße
Loreley