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 Betreff des Beitrags: Hilfe für Opfer
BeitragVerfasst: 20.12.2005, 18:09 
Guten Tag,
ich bin neu in diesem Forum. Dies ist mein erster Versuch überhaupt im Internet zu chaten. Vor Wochen hat sich mir ein Opfer anvertraut. 24 Jahre alt, vom Vater fast 2 Jahre missbraucht. Die Tatzeit liegt jetzt 5 Jahre zurück. Die Eltern, die ich beide seit Jahrzehnten kenne, haben sich vor etwa drei Jahrzehnten glaubensmäßig von der katholischen Kirche abgespalten und die extreme Richtung nach Lefevre gewählt. Die Kinder wurden zur Demut erzogen und kommen in dieser Welt nicht mehr klar. Mir ist das jetzt erst bewusst geworden. Nach außen hat alles den Schein der Heilen Familie. Das Opfer leidet und fühlt sich als Versager und schuldig. Sie ist der Meinung, dass ihre Mutter ihr nicht glauben würde und sie als Tochter verstößt. Sie macht heute noch alles, damit ihre Mutter nicht verletzt wird. Wenn ihre Mutter Tränen einsetzt, fühlt sie sich gleich schuldig und klein und gibt nach, hat mit ihren 24 Jahren noch keinen eigenen Willen. Lebt nur nach den Vorstellungen der Mutter und will eine gute Tochter sein, obwohl ihre Mutter ihr in meinen Augen nie eine gute Mutter war, sonst hätte sie den Kopf nicht so in den Sand gesteckt und nichts gemerkt. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, wenn man die Zimmer auf der gleichen Etage liegen, dass man fast 2 Jahre lang den Missbrauch nicht gemerkt hat. Sie sei einmal hereingekommen und habe gesagt, "ach ihr unterhaltet euch noch" und sei wieder gegangen und nie mehr hereingekommen. Sie habe das alles nur ausgehalten, um ihre Mutter und die Geschwister zu schonen, sie habe nicht ein noch aus gewusst und einfach alles erduldet. Ich befasse mich jetzt schon mehrere Wochen mit diesem Thema. So bin ich auch auf diese Seite gekommen. In dieser Erziehung ist so viel falsch gelaufen, dass ich nicht weiß, wie man diesem Opfer helfen kann.. Ich bin immer für sie da. Ein intensiver E-Mail-Kontakt hat sich entwickelt. Sie vertraut mir und ich will dieses Vertrauen würdigen und habe Angst sie zu überfordern. Sie bittet mich aber ständig um meine ehrliche Meinung. Da die letzte Tat schon 5 Jahre zurückliegt, der Vater unheilbar erkrankt ist und offenbar in Demenz verfällt und die Mutter die Kinder ständig in Schuldgefühle stürzt, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ein nächster Schritt in Richtung Gesundung darin liegt, dass sie sich mit ihrer Mutter auseinandersetzt. Ich habe ihr gesagt, dass eine Mutter ihrem Kind glaubt. Ich habe ihr auch sofort geglaubt. Ihre Mutter setzt sie ständig unter Druck, warum sie so aggressiv sei und so selten nach Hause komme. Sie ist vor 2 Jahren ausgezogen und hat eine eigene Wohnung. Sie meint ständig pflichtgemäß als gute Tochter nach Hause zu gehen. Wenn sie dort war, ist sie drei Tage am Boden, bestraft sich selber und fühlt sich als Taugenichts und Versager. Ich bin über diese ständige Selbstzerstümmelung entsetzt und verspüre eine ungeheure Wut auf die Eltern, insbesonder auf die Mutter, die ich seit den Kindertagen gut kenne und die sorgenfrei und locker aufgezogen wurde. Ich bin mir bewusst, dass ich eine schwere Aufgabe übernommen habe, aber seit ich von dieser Tat weiß, kann ich nicht mehr so weiterleben, als wäre nichts geschehen. Wie kann ich weiterhelfen. Gibt es professionelle Ratgeber, Literatur, die mir weiterhelfen? Ich würde mich über Hilfestellung sehr freuen.

Freundliche Grüße
Hiob


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BeitragVerfasst: 20.12.2005, 18:37 
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Registriert: 24.05.2003, 00:00
Beiträge: 2214
Wohnort: Inmitten einer Wohngemeinschaft
Hallo Hiob,

ich finde es toll, dass Du Dir um diese junge Frau so viele Gedanken machst und das Du ihr glaubst, ihr weiterhelfen und sie unterstützen willst.
Das ist schon so enorm viel!
Vielleicht kannst Du ihr auch damit helfen, indem Du sie ermunterst, sich professionelle Hilfe zu suchen. Diese "Selbstverstümmelungen", von denen Du schreibst, sind immer auch Hilferufe. Und da ist fachtherapeutische Hilfe notwendig.
Warum sich die Mutter so verhält, darüber kann man nur spekulieren.
Oft sind Mütter nicht grundlos "blind", auch wenn sie - augenscheinlich - "sorgenfrei und locker" aufgewachsen sind. Wer blickt schon dahinter...?

Sieh es als Geschenk an, dass diese junge Frau sich dir anvertraut hat!
Ja, es ist wichtig, ihr gegenüber ehrlich zu sein und nicht ungeduldig zu werden, wenn sie sich immer wieder rückversichern muss. Begleite sie weiter, auch wenn sie sich therapeutische Hilfe sucht.

Loreley


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 20.12.2005, 18:40 
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Registriert: 14.03.2005, 00:52
Beiträge: 718
deine bekannte sollte eine therapie machen.
ist schön das du für sie da bist, doch ein therapeut/in hat das gelernt.

auch eine beratungsstellle wäre sonst gut. da kannst du dich als verbündete/r und sie sich als opfer hinwenden. alleine oder ihr auch gemeinsam.

gruss
M.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 20.12.2005, 21:50 
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Hallo Hiob II,

ich schließe mich meinen Vorschreibern an. Aber ich möchte auch noch hinzufügen, dass du mit deiner Meinung, eine Mutter würde ihrem Kind glauben, leider nicht mit der Realität konform gehst.

Viele Mütter leugnen, hören weg, schwächen ab oder geben dem Kind die Schuld, wenn sie damit konfrontiert werden. Einige streiten ab, dass so etwas überhaupt geschehen kann. So bizarr es sich auch anhört, so wahr ist es auch.

Natürlich kann sie es versuchen. Aber es ist nicht gewiss, dass sie offene Türen einrennen wird.

Ich empfehle ganz eindringlich einen Weg zu einer Beratungsstelle und/oder Therapie. Als Freund kannst du sicher für sie da sein. Aber als Freund stößt man früher oder später bei diesem Thema an Grenzen, die überaus hinderlich sein können. So schreibst du schon von der ungeheuren Wut. Die kann ich nachvollziehen. Aber sie wird ihr nicht helfen. Auch das Selbstverletzen ist ganz und gar nicht ungewöhnlich.

Viel Kraft,

Sasita

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Manche Wege entstehen, indem man sie geht.
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