Gegen - Missbrauch e.V.

Vielleicht ist das alles Quatsch, aber ich muss das jetzt rauslassen.


Mein Umfeld weiß nichts.
Nichts von meiner Vergangenheit.
Nichts von dem, wie es mir geht.
Nicht, dass ich in Behandlung bin,
obwohl es schon 18 lange Jahre vorbei ist.

Und mein Umfeld tut mir weh.
Im Fernsehen sehen sie Sendungen
über schwerkranke Menschen
und am nächsten Tag erzählen sie mir,
wie positiv diese durchs Leben gehen
und dass ich mir ein Beispiel daran nehmen soll.

Es tut mir weh.
Sie wissen nichts davon,
wie es in mir aussieht.
Wie ich mich durch den Tag quäle.
Wie ich mich durch die Nacht quäle.

Jedes ihrer Worte ist wie ein Schwert,
und in mir schreit es jedes Mal
"Wenn ihr wüsstet! Wenn ihr wüsstet,
was ich erlebt habe, würdet ihr
verstummen"

Und wenn sie es wüssten,
würde es mir denn besser gehen,
wenn ich weiß, dass es anderen
Menschen schlecht geht?

Wohl kaum....

Dann wäre ich wahrscheinlich
ein weiterer Mensch, wie jene
aus ihren Fernsehsendungen
und nicht der Mensch, den sie
jeden Tag ins Gesicht sehen könnten.


War lange nicht hier...
Fritzi

hallo fritzi

du hast geschrieben, wenn sie wüssten, dann würden sie verstummen

diese illusion kann ich dir schonmal nehmen ... sie verstummen nicht, sie vergleichen dich immer noch mit schwerkranken ( in den augen der meisten sind psychische erkrankungen keine schweren krankheiten) die positiv durchs leben gehen ... und sagen dir dann höchstens noch dazu, das ist doch schon so lange her, da musst du doch drüber weg sein, reiß dich mal zusammen...

so sind glaube ich nicht nur meine erfahrungen

lg chupito

Hallo Fritzi,

es geht nicht um die anderen. Es geht darum, daß Du mit Dir ins Reine kommst. Ich rede selten über den Mißbrauch, auch nur mit Leuten meines Vertrauens. Andere geht das nichts an.

Warum willst Du sie zum Verstummen bringen? Mich interessiert nicht, was die anderen darüber denken. Mich interessiert, wie ich damit leben kann.

Mona

Hallo Mona,

es tut mir einfach weh, wenn ich ständig hören muss "Guck Dir die armen Menschen in Afrika an. Die haben nichts und trotzdem sind sie glücklich" oder "Guck Dir diesen oder jenen an, der Krebs hat und trotzdem so lebensfroh ist"....

Dann denke ich mir immer, dass man solche Äußerungen einfach nicht so unbedacht rauslassen sollte.

Es soll niemand wissen, was bei mir war und das aus gutem Grund. Aber ich will mir auch nicht ständig dieses Gefasel anhören, weil ich genug mit mir selbst zu tun habe. Da brauche ich nicht noch Leute, die zusätzlich drauftreten. Das ist einfach ein Krampf mit dem Kollegium.

Und ich kann auch nichts sagen, weil ich erst gar keinen Verdacht aufkommen lassen will.

Andererseits kann ich mit mir auch nicht ins Reine kommen, wenn ich den ganzen Tag diese Maske tragen muss.

So, wie jeder ein Recht darauf hat, dass es ihm gut geht, habe ich auch ein Recht darauf, dass es mir schlecht geht, wenn ich Grund dazu habe.

Bis es mir gut gehen kann, ist es einfach noch ein langer Weg und ich habe das dumme Gefühl, dass der sich noch dadurch verlängert, wenn ich mir Tag ein, Tag aus diesen Mist anhören muss.

Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.

Grüße,
Fritzi