Es ist bereits viele Jahre her. Und es handelt nicht von mir, sondern von meiner Schwester. Heute bin ich 30. Meine Schwester 35. Damals war ich 3 und es zog sich über Jahre. Mein Vater hat meine gestreichelt und an für mich damals "falschen Stellen" berührt. Heute weiß ich, dass es die GANZ falschen Stellen waren.
Es hat mich damals furchtbar wütend gemacht. Ich habe gespürt, dass es falsch ist und bin auf meinen Vater los gegangen. Mit Fäusten so hart schlagend, wie man das eben als 3 Jährige kann. Er nur seine Hand ausgestreckt und hielt mich so auf Abstand. Er gelacht. Doch was mich noch mehr verwunderte war, dass meine Schwester auch lachte.
Sie freute sich, dass sie gemeinsam mit meinem Vater gegen mich sein konnte. Hielt das alles auch nicht für schlimm und wollte grade zu "gestreichelt" werden.
Immer wenn ich nicht mehr konnte, bin ich heulend und schreiend aus dem Zimmer gelaufen und habe geschrien, ich würde es der Mama sagen. Sie haben dann nur noch mehr gelacht und mich "Petzte" bezeichnet. Ich bin nie zu meiner Mutter gegangen, sondern habe mich heulend auf die Treppe gesetzt. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Wollte keine Petze sein und auch nicht den Streit verursachen, der immer kam, wenn meine Mutter etwas von meinen "Wutanfällen" mit bekam und ich nur sagte "die ärgern mich und Papa macht da irgendwas." Ich wollte nie ausführlich werden. Mein Vater lachte dann immer nur und spielte alle herab, wobei meine Schwester ihm noch half.
Ich dachte, er würde irgendwann von alleine aufhören oder meine Schwester würde "aufwachen". Doch so kam es nicht.
Meine Schwester ist heute schwer am Kämpfen mit den Gefühlen, die damals "richtig" gewesen wären. Sie schämt sich, so dumm gewesen zu sein, wobei sie das ja damals einfach nicht besser wissen konnte. Sie war ein Kind und brauchte schon immer starke Aufmerksamkeit. Sie versteht nicht, wie unser Vater ihr das anzutun konnte, doch sie will den Schein weiter wahren. Wir wohnen beide jetzt weit weg von Zuhause und sehen unseren Vater nur zu den Festen. Sie ist endlich in Therapie. Ich habe ihr lange versucht zu helfen, doch das konnte ich nicht. Ich war schon immer - aus irgendeinem Grund - ihr größtes Neid- und Feindbild.
Doch meine Frage ist eine andere...
Ich habe damals letztendlich meinen Vater gedeckt, weil ich nicht wollte dass Streit entsteht, meine Eltern sich trennen und ich die Schuldige bin. Ich wusste nicht, was "richtig und falsch" ist im Umgang mit "falsch".
Mein Problem ist, dass ich das bis heute nicht rausgefunden habe und mich so immer wieder selbst zum Opfer mache, während ich "Täter" decke...
Könnt ihr mir bitte sagen, was ihr damals an meiner Stelle für richtig gehalten hättet? Ich habe dort, wo ich nach einer Antwort suchen könnte, ein riesiges schwarzes Loch, was dringend Anhaltspunkte benötigt.
Bitte... Jede Antwort ist mir wertvoll...
Liebe Grüße...
Paula
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