Gegen - Missbrauch e.V.

Bin seit gut zwei Wochen aus der Klinik. 11 Wochen Traumastabilisierung und Konfrontation. Besuche wieder regelmäßig meine ambulante Therapeutin. Und es geht mir wieder schlechter.
Nach vielen Vermutungen und Ahnungen und Phantasien gab es in meinem immerhin 65 Jahre währenden Leben zwei Flashbacks zum Thema Missbrauch, die mir bewusst sind. Bilder, die an sich nicht schlimm schienen, die in mir dennoch ein starkes Ekelgefühl hervor riefen.
Warum komme ich hier keinen Schritt weiter? Ich höre immer wieder von anderen, wie schnell sie durch kaum nachvollziehbare Situationen getriggert werden. Ich versuche solche Situationen zu provozieren, gehe in Saunas und bewege mich in Duschräumen, sehe männliche Geschlechtsteile und es passiert nichts, was mich an den Missbrauch erinern könnte.
Irgend etwas ist doch falsch hier, aber was ??

In der Klinik meinte man immer wieder mich schützen zu wollen, ich frage mich nur immer wieder wovor. Wenn es so weitergeht, denke ich, dass nur mit mir etwas nicht stimmt. Mit diesen Gedanken und Gefühlen, die ich ja nicht abstellen kann, mag ich aber nicht mehr leben. Sterben kann aber nicht die einzige Alternative sein.
Wäre Hypnose eine Alternative?
Dobermann

Hallo Dobermann,

wenn so viele Jahre traumatische Erinnerungen verschüttet und verborgen wurden im tiefsten Selbst, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass das Gehirn "einfach" so sehr daran gewöhnt ist, diese Bilder nicht abzurufen.

Ich kann es nachvollziehen und kenne selbst dieses grundliegende Bedürfnis, genaue, klare, fassbare Bilder zu finden in mir.
Um Klarheit zu haben, um sicher zu sein, um zu wissen, warum, um mir selbst zu glauben.

Aber, ich kann Dir genauso aus eigener Erfahrung versichern, klare und deutliche Erinnerungen zu haben, beantwortet die Fragen nicht.
Es ändert bei mir auch nichts daran, dass es Tage gibt, an denen ich nicht an mich und meine emotionalen, körperlichen Erinnerungen zu glauben. Es befreite mich nicht von meinen wiederkehrenden Zweifeln.

Stell Dir vor, ein Kind berichtet Dir, dass es missbraucht und misshandelt wurde. Worauf würdest Du Deine Aufmerksamkeit richten, um es zu stärken und zu schützen?
Vielleicht ist das ein Ansatz, wie Du Dich selbst behandeln kannst, um Vertrauen zu Dir selbst und Deinem "Erinnerungsspeicher" herzustellen. Achtsamkeit und Behutsamkeit, nicht sich eventuell (unterbewusst) retraumatisierende Erlebnissen im Heute auszusetzen.


Als Dir die Übergriffe und Angriffe widerfahren sind, warst Du auch ein Kind.
Vielleicht kannst Du auch deshalb nicht auf klarere Erinnerungen zugreifen, weil das Kind, das du damals warst, seine Aufmerksamkeit auf etwas völlig anderes gerichtet hat, als auf das, was Dich heute retrospektiv "interessieren" würde.

Dass Du die Gefühle nicht abstellen kannst, ist vielleicht auch ein deutliches Signal:
Auch sie sind sehr konkrete Erinnerungen, sehr deutliche emotionale Abbilder der Vergangenheit.
Sie sprechen vielleicht eine deutlichere Sprache, als jede bildhafte Erinnerung es könnte.

Vertraue Dir und Deinem Gefühl!

Ob Hypnose funktioniert und sinnvoll ist, kann ich nicht sagen, es ist wahrscheinlich bei jedem Menschen anders, sinnvoll wäre es sicher, diese Idee mit Deiner Therapeutin zu besprechen.

Ich wünsche Dir einen guten Tag und viel Kraft und Vertrauen in Dich selbst.

C. c/o Birmas

Hallo Birmas,
es sind nicht die Erinnerungen allein, es sind Gefühle, Sehnsüchte und Verhaltensweisen unter denen ich heute immer noch sehr leide und die ich zum Teil einfach nicht verstehen kann.
Dobermann