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 Betreff des Beitrags: Kritik an Therapien......vielleicht Trigger/bitte Vorsicht
BeitragVerfasst: 07.05.2010, 20:43 
Ich hatte letztens ein langes Gespräch mit meiner Therapeutin (Heilpraktikerin für Psychotherapie/ tiefenpsychologische Körpertherapeutin), in dem es um den Umgang von Psychotherapeuten mit ihren Klienten geht – insbesondere auch um meine Erfahrungen in der Vergangenheit aber auch um unseren gemeinsamen Weg.
Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Therapeuten sich anmaßen zu wissen, was für mich gut ist, wie die Therapiesitzungen gestaltet sein müssen, damit ich das von ihnen! vorgegebende Therapieziel erreiche. Leider hatte das in den vergangenen ersten 15 Jahren meiner Aufarbeitungsreise oft nur wenig mit mir, meinem Brauchen zu tun. Immer wieder bin ich diagnostiziert worden, kategorisiert und wenn ich das was sie mir als Resultat daraus „aus der Schublade“ angeboten haben, nicht für mich nutzen konnte, wurde das in meine Verantwortung gelegt. Viele Therapeuten haben dann aufgegeben, mich aufgegeben…nicht selten habe ich darin sehr an mir gezweifelt – auch dem Aufgeben nahe.
Und bestimmte Erfahrungen ziehen häufig bestimmte Diagnosen an – manchmal denke ich, dass auch Diagnosen eine Form von Gewalt sind. Immer dann, wenn sie nichts mehr mit dem Menschen zu tun haben, der sie tragen muss, nicht hilfreich und unterstützend sind, sondern einschränkend und bewertend.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich zu Beginn meiner therapeutischen Auseinandersetzung befähigt wurde (nach etwa 3-4 Jahren) über Erlebnisse in Zusammenhang mit meinem Missbrauch zu sprechen. Als ich dann endlich in der Lage dazu war und mich mitteilen wollte, weil es mich in mir drinnen förmlich zerfraß, wollte es keiner der Fachleute mehr hören. Es wäre zu groß, zu schlimm, würde mich! überfordern – toller Witz, ich trug und trage es eh in mir und so blieb ich mit allem wieder und wieder alleine! Ich ging aus diesem Grunde dann stationär in eine Traumaklinik wo ich gleiches erlebte.

Kennt Ihr solche Erfahrungen?

Insbesondere die angesagten Traumatherapeuten „verbreiten“ zunehmend, dass es zu „gefährlich“ für traumatisierte Menschen sei erneut einzusteigen, sich zu konfrontieren….Manchmal frage ich mich, auf welcher Seite die Angst größer ist.

Sehr besondere Erfahrungen habe ich auch im Umgang mit Gynäkologen gemacht. Ich war sicher bereits bei 8 bis 10 verschiedenen Ärzten, wieso spricht keiner mit mir über die offensichtlichen Vernarbungen im Vaginalbereich? Erst jetzt die aktuelle bringt es auf den Tisch, weil OP vor der Tür steht und ich aus oben genannten Gründen einen Bauchschnitt brauche. Ich hätte niemals auf normalem Weg ein Kind zur Welt bringen können.

Erlebe das teilweise echt als ignorant und grenzüberschreitend.

Zum Glück habe ich vor einigen Jahren eine Therapeutin gefunden, die trotz aller Bedenken und Kritiken in eigener Supervision bereit ist, sich wirklich auf mich und meinen Weg einzulassen. Die nie nach einer Diagnose gefragt oder gesucht hat, und die dann wenn ich es brauche mit mir durch Abgründe geht, einfach da ist. Die mit mir reflektiert, mich auch zurück in die Gegenwart holt und nach vorne schaut…
Und sie hat sich meinem Zeitrhythmus angepasst, wir arbeiten immer mindestens 2 Zeitstunden – Ende offen – manchmal werden es auch 3 bis 4.
Das hat dazu geführt, dass ich wieder Vertrauen gelernt habe, vor allem in mich und mein Leben, aber auch in andere Menschen. Ich bin ihr dafür sehr dankbar.

Würde mich sehr über Eure Gedanken und Erfahrungen zwecks Austausch freuen.

Gruß, kwamboka*


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BeitragVerfasst: 07.05.2010, 21:07 
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Registriert: 17.09.2005, 11:51
Beiträge: 3307
hallo

ich habe anderes erfahren

dass traumatherapie nach neuesten erkenntnissen in verschiedenen phasen arbeitet, wobei es immer wieder stabilisierung, sicherung und sicherheit im heute, stabilisierung, noch mal stabilisierung und dann auch konfrontation gibt

so, wie du es beschreibst, kenne ich es aus fachliteratur und auch aus eigener erfahrung heute nicht

vielleicht in lösungszentrierten verhaltenstherapien?

zu ärztInnen, die einen nicht auf körperliche "merkmale" ansprechen:
das ist wirklich ne schwache leistung, find ich

da kann ich aber keine erfahrung meinerseits schildern, weil hier keinerlei spuren gelegt wurden am körper

gruß
birmas


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BeitragVerfasst: 07.05.2010, 21:15 
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Registriert: 23.06.2004, 23:47
Beiträge: 361
das ist bei uns gerade jetz ein sehr dunkles thema -
es ist kein vertrauen mehr da
überhaupt keins
und ich freue mich für jeden der einen guten thera gefunden hat,
das scheint nämlich eher die ausnahme als die regel


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 08.05.2010, 14:00 
Hallo Birmas,

freue mich für Dich/Euch, dass Du/Ihr andere Erfahrungen machen durftet/ dürft.



Aber mal die Frage in den Raum stellen mag: Wer entscheidet, wann und ob ich stabil genug bin und mich sicher genug fühle "es" mir anzusehen, wenn es in mir ist, nagt, tobt, zerfrisst und nach Außen drängt...?



Hallo nono,

wünsche Dir, dass Du bald auch wieder einen Lichtstrahl findest auf Deinem Weg, eine(n) Thera, der Dich auf DEINEM Weg begleitet.



Gruß, kwamboka*


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BeitragVerfasst: 08.05.2010, 17:10 
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Registriert: 24.06.2008, 20:37
Beiträge: 497
huhu kwam

gut geschrieben finde ich ehrlich, ich kann nur deinen worten zustimmen...

ich hatte oft das gefühl, dass ich vor eine wand laufe, wenn ich gesagt habe, ich bin mit der diagnose borderline nicht einverstanden, oder anderen diagnosen ... wurde gefragt, warum ich da so nen wert drauf lege, diagnosen wärten doch nur für die krankenkassen da ...

es wäre ja schön, wenn es so wäre, aber es ist eine einordnung von menschen, in kategorien, schubladen mit werten und vorurteilen und gerade als bordi wird man so oft abgewiesen, nur auf grund einer diagnose ... ohne auch nur ein vorgespräch gemacht zu haben ... bordis brechen zu oft therapien ab .... refelexion der theras? oder ist es einfach leichter zu sagen, es liegt an den bordi patienten und nicht an meinem thera konzept?

ja, ich hatte so oft das gefühl, ich werde förmlich zu einer DBT genötigt, weils ja genau das ist, was jeder bordi braucht ... aber ich wusste, dass ich das nicht brauche, iund natürlich, habe ich auch so diese theras begonnen und abgebrochen .... und schuld war natürlich immer ich, weil ich ja garnicht wollte edas es mir besser ging, ich vllt fehlende einsicht in die krankheit habe, ich mir keine mühe gegeben habe, mich nicht darauf eingelassen habe ...

tja und deshalb lege ich so viel wert auf die "richtige" diagnose .... weil mit der diagnose schublade auch die therapie schublade aufgemacht wird ...

und auch die erfahrung habe ich gemacht, dass viele traumatherasd und auch kliniken sagen, bei traumatisierungen in der kindheit, da machen wir nur die stabilisierung, alles andere ist zu gefährlich für den patienten!

und ich mag es nicht, nach einer halbe stunde gespräch mit nem therapeuthen von dem gesagt zu bekommen, was mein hauptproblem ist, ohne überhaupt über dieses feld geredet zu haben, nur weil da auf nem blatt papier borderline drausteht ....

oder mir gesagt wird, ne traumathera ist nix für sie, das kann ich nicht verantworten, nachher tun sie sich was an, und dann können sie oder ihre angehörigen mich verklagen ...

ist doch eigentlich wurscht .... ob ich mir was antue, weil ichs nicht verarbeiten kann oder weil ichs versuche zu verarbeiten ... oder ...

nicht falsch verstehen bitte ... das bezieht sich nicht auf meine jetzige sondern meine damalige situation ...

lg chupito

_________________
oma, bin ich eigentlich philosoph oder dichter?
nunja, viel doof biste schon und wenn du dir noch watte in die ohren stopft bist du auch dichter

vergangeheit ist, wenn es aufhört weh zu tun *mark twain*


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 08.05.2010, 17:54 
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Registriert: 17.09.2005, 11:51
Beiträge: 3307
kwamboka hat geschrieben:

Aber mal die Frage in den Raum stellen mag: Wer entscheidet, wann und ob ich stabil genug bin und mich sicher genug fühle "es" mir anzusehen, wenn es in mir ist, nagt, tobt, zerfrisst und nach Außen drängt...?



in meiner therapie: ich, wir, die birmas
ich bestimme das tempo, die therapieziele, was wann thema wird, manchmal bruache ich unterstützung zur entscheidungsfindung und reflektion darüber vom therapeuten, meist weil es in mir selbst dazu sehr uneins ist ;) .


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BeitragVerfasst: 13.05.2010, 20:20 
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Registriert: 13.05.2010, 18:30
Beiträge: 15
Wohnort: Nordrhein-Westfalen
Hallo Kwamboka,

ich habe das voriges Jahr leider auch so etwas erfahren müssen, was du beschreibst. Ich wollte eine ambulante analytische Therapie machen, was mir auch empfohlen worden ist. Bereits 2008 habe ich nach einem Analytiker gesucht, weil es nur ganze fünf davon in meiner Umgebung gab, war die Auswahl leider klein. So kam es leider, dass ich über ein Jahr auf den Beginn der Therapie warten musste.

Als ich voriges Jahr dann endlich anfangen konnte, da ging es mir genauso, wie du es beschreibst. Die Thera weigerte sich, bei mir eine Analyse zu machen, sie wollte mich stattdessen mit einer Art Konfrontationstherapie innerhalb von einem halben Jahr "gesund" machen. Davon hatte sie bei den Vorgesprächen aber gar nichts gesagt. Das lief so ab, dass sie alles in Frage stellte, was ich sagte über meine Gefühle, nichts davon wurde von ihr ernst genommen. Mir ging es immer schlechter und dann habe ich ihr auch gesagt, dass ich mich nicht ernst genommen fühle. Darauf erhielt ich die Antwort, dass es ihre Sache als Therapeutin sei, zu beurteilen, was für mich gut wäre und was nicht.

Dazu kam auch noch, dass ich insgesamt fünf Mal umsonst zu ihrer Praxis gefahren bin und vor verschlossener Tür stand, sie hatte nicht mal abgesagt. Sie hatte selbst Probleme und hat mir dennoch Termine gegeben. Das habe ich alles ein halbes Jahr mitgemacht, zuletzt ist mir dann der Kragen geplatzt und dann habe ich ihr auch gesagt, dass mir diese Art Therapie nichts bringt. Und dann wurde sie sogar abwertend und schob mir das in die Schuhe, ich wäre ja gar nicht therapiefähig.

Ich muss dazu sagen, dass ich zuvor meistens und ganz überwiegend gute Erfahrungen gemacht habe mit Therapeuten. Zum Glück wußte ich das ja, einen neuen Patienten hätte sie aber garantiert mit ihrem Verhalten in große Probleme gebracht. Ich habe leider viel Zeit dadurch verloren, darum tut es mir sehr leid. Ich bin auch ein Stück weit in eine Resignation zurück gefallen.

Liebe Grüße
Sternenvogel

_________________
Die schlimmste Art jemanden zu lieben, ist die, bei ihm zu sein, und doch zu wissen, das er niemals zu einem gehört.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 15.06.2010, 01:19 
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Registriert: 18.03.2003, 01:00
Beiträge: 1487
Wohnort: baden-württemberg
hallo ihr

dieses thema ist ein sensibles thema für mich, aber vieles von dem was geschrieben wurde kenne ich.
mir wurde auch oft gesagt, ich soll nicht zurückschauen, sondern nur in die zukunft und das hier und jetzt. das ist ja auch wichtig, aber das was da in mir drin ist, und ich verstehe dich da so gut kwam, kann ich aber nicht ignorieren. "aber es wäre nicht gut für mich" hieß es immer wieder.
bei mir war es auch so, dass ich viele therapieversuche starten musste, damit mal jmd die wahrheit rausfindet, was wirklich mit mir ist. ich war in sehr vielen unterschiedlichen kliniken und die meisten haben mir nichts gebracht. ich war für den moment stabilisiert, es hielt aber nie lange an. und dafür ist meine vergangenheit verantwortlich, und ich soll sie ignorieren, einfach nicht davon sprechen? am anfang als ich versuchte therapie zu machen hatte ich nur sehr wenige erinnerungen, ok, aber es ist auch in richtung gefühlen nix passiert. doch jetzt ist es anders, viele neue erinnerungen, und es hört auch nicht auf.
ich denke auch wie chupito, dass die richtige diagnose wichtig ist um auch die richtige therapie für sich zu finden. ich hab da lange für gebraucht, und die therapien vor meiner jetzigen haben mir nicht oder nur wenig geholfen und ich habe mich auch immer selbst dafür verantwortlich gemacht. "es muss wohl an mir liegen, wenn es nicht besser wird" aber es war nicht so. keiner konnte mir helfen, weil keiner wusste, was mit mir ist.
meine thera, die ich jetzt schon seit 2008 hab hilft mir wirklich und ich bin auch so dankbar, dass ich sie hab. sie ist der meinung dass es nicht ohne traumatherapie geht ein wirklich glückliches leben zu führen, denn da liegt die ursache. ich denke sie hat recht, zumindest nach meinen erfahrungen der letzten jahre, wo alles was trauma angeht außen vor gelassen wurde.
sie ist bereit mit mir , oder denen die es betrifft, da "durch zu gehn" und hält mich, holt mich und die jenigen auch zurück, macht auch positive sachen mit mir. so find ich es gut für mich und alle in mir. und seit dem ich 2008 angefangen habe, bin ich viele schritte vorwärts gekommen, auch wenn es oft sehr weh tut und unerträglich scheint- es lohnt sich.
nur grad mal meine gedanken dazu, hoffe es ist ok für euch.

alles liebe

eure choco.

_________________
"glaube nicht, immer stark sein zu müssen, denn zuzugeben, dass du das nicht kannst, ist stärker als jede schwäche zu verschweigen. du darfst."

"I'm just a faked picture, that is still believing, it lived."


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 25.06.2010, 14:19 
...dane sehr für Eure Erfahrungen und Gedanken dazu.


Erstmal nur ein Gruß, kwamboka*


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