Gegen - Missbrauch e.V.

Die Plattform für Betroffene, Überlebende, Freunde und Partner

Dieses Forum ist Teil der eines Angebots von gegen - missbrauch e.V. Unsere Hauptseite finden Sie unter www.gegen-missbrauch.de

Aktuelle Zeit: 28.04.2024, 16:12

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 8 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Wie geht ihr mit eurer Vergangenheit um?
BeitragVerfasst: 15.01.2011, 14:07 
Offline

Registriert: 20.11.2010, 16:29
Beiträge: 58
Wohnort: Nordhessen
Hallo

Ich würde gerne mal wissen, wie ihr in der Öffentlichkeit mit eurer Vergangenheit um geht. Erzählt ihr jemanden was von eurem erlebten, und wenn ja, wem, und was versprecht ihr euch davon, es jemanden zu sagen. Auch würde mich interessieren, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt, und wie ihr euch dabei fühlt.(Ich hoffe, ich habe die richtigen Worte gefunden, nicht das ich gleich wieder ein Rüffel bekomme)

Ich selbst, habe einigen wenigen in letzter Zeit von meiner Vergangenheit erzählt. Meine Ambitionen waren dabei sehr unterschiedlich. Einigen habe ich es erzählt, weil ich einfach ein Bedürfnis hatte, mit jemanden darüber zu reden. Einigen habe ich etwas von mir erzählt, weil ich doch manchmal Sachen mache, die für andere auf Unverständnis stoßen, und mich damit erklären wollte. Die Reaktionen waren dabei auch recht unterschiedlich. Einige sind mir danach aus dem Weg gegangen, einige haben mit Mitleid darauf reagiert, einige haben mir Hilfe angeboten und einige haben sich dann auch vor mir geöffnet, und haben mir wiederum ihre Probleme anvertraut.

Ich persönlich habe für mich entschlossen, das meine Vergangenheit kein Tabuthema mehr sein darf. Es ist ein Teil von mir, und ich werde mich nicht mehr verstecken. Ich habe einiges erleben müssen, und ich habe es mir nicht aussuchen dürfen. Und verdammt noch mal, darf man nicht offen darüber sprechen dürfen, das man ein Opfer von Verbrechern geworden ist. Und wer damit nicht umgehen kann, der soll es lassen.

Gruß
Adrian

_________________
Weinen kann ich nicht, aber mein Herz blutet.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 21.01.2011, 07:31 
Offline

Registriert: 23.01.2009, 11:55
Beiträge: 35
:steinigung:
Lieber Adrian,
Deine Frage bewegt jeden in einer Phase seines Lebens.
Ich selber habe über 30 Jahre gebraucht, überhaupt über das, was mir passiert ist, sprechen zu können - und dann habe ich auch nicht Jedem, sondern nur den Menschen, wo ich es angebracht gefunden habe (8 insgesamt) und bei denen ich vertrauen "wollte" erzählt - ich muss Dir aber leider sagen, dass meine Erfahrungen damit "gruselig" sind - von Kontaktabbruch bis hin zu Verrat - ergo: Es wissen mindestens sechs Leute zu viel davon.
Bei mir ist es sogar so, dass ich mit meinem "Geheimnis" unter Druck gesetzt werde - so gibt es zwei Menschen in meinem Leben, denen ich leider "vertraut" habe - mich ihnen anvertraut habe - und dann derart enttäuscht und - man kann sogar sagen - mb wurde, dass sie heute von mir verlangen, wenn ich dieses oder jenes nicht tue, dass sie dann den T anzeigen würden.
Du siehst, ich habe andere Erfahrungen gemacht.
Natürlich würde auch ich mich manchmal gerne mit einem Schild um den Hals auf den Marktplatz stellen und ALLEN zuschreien, was mir passiert ist - ganz oft auch möchte ich einfach nur gaaanz laut schreien - aber meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass das eben nicht gut ist. Die wenigsten auch in meinem Leben jedenfalls interessiert es - es ist zwar anfänglich eine Erklärung für so manche Verhaltensart - macht aber auch viel zu vielen Angst, so habe ich von "engen" Freunden 4 x einen sehr raschen Kontaktabbruch erfahren - was mir mehr weh tut, als der MB selber.
Ich selber würde also heute am liebsten alles wieder rückgängig machen - überspiele meine Offenbarungen auch bei den Menschen, denen ich vertraut habe und die mir geblieben sind, indem ich mich (teilweise) sogar als "Übertreiberin" oute, dass ja eigentlich nichts war ... - um nicht zu sagen, als "Lügnerin" - ich will dem Ganzen halt seinen Schrecken nehmen, dass die Menschen, die mein Geheimnis kennen, keine Angst vor mir mehr haben - denn das ist es, was wir auslösen mit unseren Offenbarungen - Angst beim Anderen, der überhaupt nicht weiß, wovon wir sprechen.
Ich habe aber auch gute Erfahrungen gemacht - so habe ich zwei neue Freundinnen im Rahmen eines Klinikaufenthaltes gewonnen - Menschen, die eben selber betroffen sind und die wissen, wovon wir / ich rede(n). Das hilft mir selber im Moment enorm - auch wenn wir sooo weit entfernt voneinander wohnen, dass wir im Grunde nur einen telefonischen Kontakt halten können - da ist halt jemand, der genau weiß, wovon ich rede und der es eben am eigenen Leib erfahren hat, was ein MB in uns auslöst - in Gang setzen kann.
Ich persönlich kann / möchte Dir also nur raten: Die Phase, wo Du es ganz laut herausschreien möchtest, Dich outen möchtest, die kommt immer mal wieder - aber: Sei seeehr vorsichtig und mache möglichst nicht die gleichen Fehler wie ich - schaue Dir Deine "Freunde" zuerst seeehr gut an und warte vielleicht noch einen Monat / ein Jahr länger, bis Du Dich ihnen anvertraust - ich wünsche nämlich KEINEM, dass er / sie irgendwann - so wie ich - von sogenannten (ehemaligen) "Freunden" unter Druck gesetzt wird ob der Drohung der Offenbarung des Geheimnisses.
Ich wünsche Dir gaaanz viel Geduld und ein taktisches Händchen auf Deinem Weg - oft hilft auch das schreiben ... - hast Du schon einmal versucht, Briefe an eine imaginäre Person zu schreiben ??? Das entlastet - zumindest zum größten Teil - auch emens und kann den Druck absolut mildern - mein Weg jedenfalls in der Vergangenheit, mit meinem "Mitteilungsdrang" und meinen Verletzungen umzugehen - ein (halbwegs) sicherer Weg, denn die Briefe kann ja nur der sehen - zumindest wenn keiner in Deine Privatsphäre eindringt - dem Du sie dann zeigst - und bei mir sind das glattweg null Personen - sie geben mir auch etwas, kann ich doch nach Monaten / Jahren meine Entwicklung überprüfen und sehen, wo / wann mich welche Gefühle "getrieben" haben.
Also: Gib Dich nicht Deinem Druck preis, gaaanz laut herausschreien zu wollen und / oder Dich zu offenbaren. Die Gesellschaft ist - meines Erachtens - noch nicht so weit, mit "uns" umgehen zu können / zu wollen - mir kommt es jedenfalls sehr häufig so vor, als wäre ich ein unerwünschter Gast auf dieser Erde bei den Menschen, die mein Geheimnis kennen - eine Last eben.
Ich weiß jetzt nicht, ob ich Dir mit meinen Erfahrungen habe weiterhelfen können oder Dir nur Angst gemacht habe - letztlich muss jeder SEINEN Weg gehen - aber wie gesagt: Gib Dich nicht Deinem inneren Druck preis - mein Rat: Prüfe genau, ob der Mensch, dem Du Dich gerade anvertrauen möchtest, es wert ist.
Alles Liebe. :?


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: ..... kein Titel im Kopf ....
BeitragVerfasst: 21.01.2011, 11:00 
Offline

Registriert: 18.01.2011, 11:58
Beiträge: 24
Wohnort: NRW
Hi ,

ich kann nichts dazu sagen, wie ich mit der Vergangenheit umgehe, ich will sie ja gar nicht realisieren oder doch oder nicht oder doch.

Aber zu Josis Anmerkung würde ich gern fragen, wenn ich darf, hat es dir denn nicht ein wenig weiter geholfen, es ausgesprochen zu haben? Ich finde es total traurig, wenn sogenannte Vertraute einem noch zusätzlich das Leben erschweren müssen mit solchen unbedachten Handlungen. Das tut mir leid für dich.

Ich glaub die Menschen sind nur so, weil sie damit einfach nicht umgehen können.


Mensch, schwer die passenden Worte zu finden. ;-)


LG
Stefanie


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: .....
BeitragVerfasst: 24.01.2011, 10:31 
Offline

Registriert: 18.01.2011, 11:58
Beiträge: 24
Wohnort: NRW
:D

Sophie,

jetzt hab ich deine Worte gut fünf Mal gelesen und weiß trotzdem nicht was ich dazu schreiben könnte, wie ich es in Worte fassen kann..



Ich musste ganz lange darüber nachdenken, über :

aber eben "die menschen sind nur so, weil sie damit nicht umgehen können"
menschen sind:
- für sich verantwortlich
- für schutzbefohlene
- verantwortlich wenn sie reatraumatisieren, weil sie ihren berufsethos verraten (so seh ich das)
- und: sich selbst gegenüber verantwortlich, sprich: ihren frühen selbst traumatisierten anteilen


Ich denke da hast Du schon Recht...Aber was macht man wenn man sich selbst verantwortlich ist und auch für einen "Schutzbefohlenen"? Das war nun laut gedacht von MIR....

Ein schmaler Grad, den man da beschreitet zwischen Erleichterung(?) und Abgrund...

Puh.

Ich sag ja is schwer Worte zu finden...

LG


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: aber das war Adrians Frage hier...
BeitragVerfasst: 24.01.2011, 10:36 
Offline

Registriert: 18.01.2011, 11:58
Beiträge: 24
Wohnort: NRW
Ich wollte zu Adrian anmerken, das ich es beeindruckend finde...es anzugehen. Ich wünsche das es dich weiter bringt....:-)

LG


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 8 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 9 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007, 2016 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de