Gegen - Missbrauch e.V.

Die Plattform für Betroffene, Überlebende, Freunde und Partner

Dieses Forum ist Teil der eines Angebots von gegen - missbrauch e.V. Unsere Hauptseite finden Sie unter www.gegen-missbrauch.de

Aktuelle Zeit: 28.04.2024, 19:08

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 14 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Muss einfach mal Gefühle loswerden!
BeitragVerfasst: 24.05.2011, 17:11 
Offline

Registriert: 20.09.2006, 15:42
Beiträge: 27
Diese erdrückende, endlose Traurigkeit.
Dieser nie enden wollende Schmerz.
Eine ständige Hoffnungslosigkeit.
Nicht versiegen wollende Tränen.

Ich führe einen täglichen Kampf.
Ich kämpfe gegen Erinnerungen.
Ich kämpfe gegen die Trauer.
Ich kämpfe und weiß nicht wofür.

Ich fühle mich wie in einem Käfig.
Ich möchte raus aus diesem Leben.
Alle Schönheit der Welt würde ich hinter mir lassen,
wenn ich den Schmerz nicht mehr fühlen müsste.

Aber jemand hält mich hier,
lässt mich nicht gehen.
Ich wäre gerne dankbar dafür,
aber ich kann es nicht sein.

Diese tiefe Sehnsucht nach innerem Frieden,
ich kann und darf sie nicht erfüllen!
Erneute Tränen, erneuter Schmerz.
Ein Teufelskreis ohne Ausweg.

Wie viele Möglichkeiten sehe ich jeden Tag.
Es wäre so einfach, zu einfach.
Diese Sehnsucht schmerzt genauso,
wie die Erinnerungen an damals.

Jahrzehnte kämpfe ich nun ums Überleben.
Und immer noch verfolgt es mich.
Ich fange an, den Sinn zu verlieren.
Ich habe keine Kraft mehr.

Und so funktioniere ich durch den Tag.
Ich arbeite stupide vor mich her.
Ich lächle meine Mitmenschen an.
Und keiner weiß, was ich fühle.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 24.05.2011, 19:14 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 18.03.2003, 01:00
Beiträge: 1487
Wohnort: baden-württemberg
hallo nina 82

verstehe dich so gut und mehr kann ich auch grad nicht schreiben, fehlen die richtigen worte. :oops:

aber ich verstehe dich.

alles liebe und gute für dich

die rosalies

:wink:

_________________
"glaube nicht, immer stark sein zu müssen, denn zuzugeben, dass du das nicht kannst, ist stärker als jede schwäche zu verschweigen. du darfst."

"I'm just a faked picture, that is still believing, it lived."


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 25.05.2011, 01:03 
Offline

Registriert: 25.05.2011, 00:24
Beiträge: 39
Wohnort: NRW
Doch ist es keine Kunst zu lachen, wenn die Sonne scheint. Es gibt endlos Gründe traurig zu sein, wenn man es zulässt oder gar nicht mehr wehren kann dagegen. Menschen vergewaltigen die Natur und die Schöpfung, sie misshandeln und vernichten Leben. Kann es da wundern, wenn sie auch über sich selbst so herfallen irgendwann und dann ständig?
Es ist kein aussichtsloser Kampf, den man führt im Leben. Man kann nicht die ganze Welt retten, doch seine eigene durch das Chaos sicher führen mit einem Plan und auch Strategie, wenn es benötigt wird. Das könnte der kleinste Einsatz sein, den man bringen zu haben wird.
Pass auf deinen Körper nun auf, wie wir auf die Erde aufpassen sollten, selbst wenn sie noch so oft geschunden wurde. Hege und pflege ihn wie dein Zuhause. Kein solcher Käfig könnte dich halten, wenn du es nicht wolltest. Nicht Angst ist es, die dich lähmt und hindert, sondern Stärke die es dir ermöglicht es zu ertragen, was dich quält.
Wäre gern derjenige der dich hält, doch du suchtest den Halt und die Rettung, kann mich nicht aufdrängen. Es ist kein Teufel und auch kein Monster, den man in sich verschlossen glaubt, eher eine arme Kreatur, der sich einem aufgedrängt hat. Laufe doch nicht mehr vor ihm weg und schau nicht davon, wenn es dich wieder trifft.
Das Ende wird jeden uns auch so mal einholen, versuch nicht ihm hinterzulaufen und dabei zu stürzen. Weiß nicht, wie du das schaffen kannst, doch kenne einen Weg, wie es sein könnte, um seine Chance zu erhalten.
Es ist eine große Leistung gewesen, soweit zu kommen. Nun ist vielleicht mal eine Rast angesagt, wieso aber mitten auf dem Weg aufgeben?
Alle wissen, was es ist, nur die wenigsten sprechen es aus und überzeugen.
Stimmungen ändern sich wie das Wetter. Lächle auch mal zu dir selbst, gerne auch bei heftigsten Regen. Auch so lernst du Menschen am besten kennen, wenn es stürmt und kracht, nicht wenn die warme Sonne scheint.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.05.2011, 14:45 
Offline

Registriert: 20.09.2006, 15:42
Beiträge: 27
Danke für eure Antworten!

@Eislieber: Ich bin sprachlos. Habe mir deinen Text mehrfach durchgelesen und wünschte mir so sehr, nur ein klein wenig von deiner Einstellung haben zu können.

Mir geht es jetzt seit fast einem Jahr ununterbrochen (!) schlecht. Trotz Antidepri, trotz Thera. Ich habe mich selbst immer als großen Kämpfer gesehen. Jemand, der früher oder später mit allem fertig werden kann. Ich habe jetzt keine Kraft mehr. Eigentlich kann ich noch nicht mal mehr weinen.
Ich bin in der Lage, schöne Dinge zu erkennen, vielleicht kann ich manches sogar ein wenig genießen. Aber sogleich kommt diese Sehnsucht wieder: "Ja, die Wiese/die Sonne/die Situation ist jetzt schön, aber ich würde mich besser fühlen, wenn alles vorbei wäre. Aber ich darf/kann ja nicht...." *seufz*
Ich habe mir sooo lange eingeredet, dass das schon alles wieder wird. Eine Phase. Das braucht Zeit. Bloß nicht die Hoffnung aufgeben. Immer auf das Licht am Ende des Tunnels schauen. Doch die "Phase" hält immer noch an und ich sehe zum ersten Mal kein Licht mehr!

:cry:


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.05.2011, 18:00 
Offline

Registriert: 31.03.2006, 19:48
Beiträge: 562
Hallo Nina82,

ich kann es im Moment so verdammt gut verstehen was du schreibst... mir geht es genau so!
Mehr nicht sagen kann nur das ich gerade das selbe empfinde und durchmache.... immer wieder die Frage aufkommt "wofür noch???"

Manchmal kommt dann aber auch der Gedanke auf... wenn ich den letzten Schritt gehen würde hätten die Täter doch noch gewonnen und das ist es was ich nicht will und was mich abhält... Sie dürfen nicht gewinnen NIE!

_________________
"Warum hört mich keiner?", fragte das Mädchen.
"Weil du schweigst!", sagte die Stimme.
"Aber ich rede doch", sagte das Mädchen.
"Nein", sagte die Stimme.
Und so schwieg sie weiter im glauben zu reden, ein Leben lang.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.05.2011, 18:07 
Offline
Teammitglied
Teammitglied
Benutzeravatar

Registriert: 21.02.2002, 01:00
Beiträge: 2616
Wohnort: Südhessen
Kein Licht mehr sehen?
Das ist das, wenn es dunkel ist, obwohl man in der Sonne sitzt...

ich kenn das alles. Und möchte trotzdem Mut machen: denn es GEHT weiter... es KANN besser werden. Wir dürfen nur niemals aufgeben.

Ich hab drei Dinge zur Autosuggestion bzw. wg. der Visualisierung an meine Wand gemalert:
ZUVERSICHT

ZUFRIEDENHEIT

und

"Don't let your fears stand in the way of your dreams"

Wir haben doch nicht den ganzen Rotz überlebt, um JETZT aufzugeben!

isa

_________________
Manche Wege entstehen, indem man sie geht.
Unsere Songs und CD findet Ihr auf http://www.mmitb.de
follow me on twitter: @Basement_Music


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.05.2011, 18:11 
Offline

Registriert: 31.03.2006, 19:48
Beiträge: 562
Ja Sasita so ist es natürlich noch besser gesagt als ich es gesagt habe :bindafür: :bindafür: :bindafür: :bindafür: :bindafür: :bindafür: :bindafür:

_________________
"Warum hört mich keiner?", fragte das Mädchen.
"Weil du schweigst!", sagte die Stimme.
"Aber ich rede doch", sagte das Mädchen.
"Nein", sagte die Stimme.
Und so schwieg sie weiter im glauben zu reden, ein Leben lang.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.05.2011, 19:41 
Offline

Registriert: 24.05.2011, 18:21
Beiträge: 6
Hallo,

Das Gedicht hat mich hier fast umgehausen...

ich bin noch nicht lange in diesem Forum, weil ich meine Dinge zwar alle in der Kinderzeit durchgemacht habe, aber bis jetzt(vor 5,5 Wochen) alles auf einmal in mir hochgekommen ist.
Mich hat das alles total aus der Bahn geworfen, und hoffe, das es bald einmal besser wird, denn im Moment fühle ich genauso wie du !!!

Ich schreibe dir nun trotzdem mal "ein Kopf hoch" du schaffst das.
Auch diese Zeit geht vorbei...

Fühl dich gedrückt.

L.G.
fratzmo


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 27.05.2011, 00:19 
Offline

Registriert: 25.05.2011, 00:24
Beiträge: 39
Wohnort: NRW
Ich glaube nina, dass es dir helfen könnte, wenn du versuchst anderen zu helfen. Und wenn es erstmal ein Tier wäre. Ich laufe auch nun regelmässig Gassi mit einem Pflegehund, der sonst keinen hat so richtig. Es füllt einen schon aus und so ein Wesen zeigt unumwunden seine ganze Dankbarkeit und Freude drüber.
So ähnlich hatte ich auch mal mein Schlüsselerlebnis. Ich sah einen Hund dem beide Hinterbeine fehlten, jemand hat ihm eine Art Schlitten gebastelt, damit sich sein hinterer Teil nicht abschürft am Boden. Sah es im Fernsehen, muss in Afrika gewesen sein, in einer armen Gegend. Doch dieser Hund freute sich so sehr seines Lebens und tollte rum, dass es mir einen Schlag verpasste regelrecht.
Wie dieser mit seinem Schicksal umgeht, obwohl es ein hartes Leben sein muss für ihn, da wurden meine Probleme sehr klein irgendwie. Ja, ich habe mehr einen Bezug bisher zu Tieren, und traue Menschen eigentlich nicht so sehr und passe ständig auf. Aber eigentlich mehr eine Enttäuschung wohl, weil ich von diesen mehr erwarte als von Tieren die natürlich ihr Wesen ausleben.

Bei dem Beispiel mit dem Dunkeln um dich herum, obwohl es hell ist/sein muss um dich herum, drängt sich mir der Gedanke auf, dass du die Augen geschlossen haben könntest gegenüber Dingen die dich aufhellen könnten. Es leuchtet auch ein Licht in uns allen, meistens strahlt es aus den augen am meisten hervor. Ich wünsche dir gar nichts (bin kein Zauberer) und erwarte auch nicht viel, doch bitte dich dir und „uns“ eine echte Chance zu geben. Man kann sich hängen und auch mal fallen lassen, sich voll laufen lassen und auch mal unvernünftig sein, doch sollte klar sein, dass man auch wieder aufstehen muss danach.
Unsere Möglichkeiten sind enorm, sie könnten einen fast erdrücken wenn man zuviel erwartet und verlangt. Es ist immer leichter zu zerstören und beenden, statt zu helfen/heilen und aufzubauen.
Bin bisher fast nie den leichtesten Weg gegangen, sondern den schwierigen, weil ich befürchtete sonst faul werden zu können. Natürlich muss man sich auch mal eine Rast gönnen, doch sollte klar sein, dass man sich das verdienen muss. Sich diese kleinen Sünden selbst verzeihen können.
Es war nicht deine Schuld.

PS: Man trägt immer auch eine Verantwortung für seine Umwelt und die Wesen darin. Wenn du nun aufgibst und es beendest, wird es Nachwirkungen haben eventuell für andere, denen es ähnlich ergeht. Sie werden denken, dass da wieder einer aufgegeben hat, weil es hoffnungslos ist und lassen sich ebenfalls fallen vielleicht.
Ja, wir tragen eine Verantwortung für unsere Leute in unserer Umgebung und drüber hinaus. Setze du ein Zeichen, und selbst wenn morgen die Welt untergeht, gieße deine Pflanzen weiter.

Sorry, wenn ich zuviel schreibe


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 27.05.2011, 13:04 
Offline

Registriert: 20.09.2006, 15:42
Beiträge: 27
Ich danke euch so sehr für eure Antworten. Ich glaube, die werde ich mir jetzt jeden Tag durchlesen.

Ich WILL ja gar nicht aufgeben. Ich habe ein kleines Kind und habe in der Familie schon einmal erlebt und gesehen, wie ein kleines Kind vor dem Sarg seiner Mutter steht. Das könnte ich meinem nicht antun. Und ihr habt so Recht, wenn ihr schreibt, dass die Täter dann gewonnen haben und man ja quasi ein wenig Verantwortung in "unserer Gruppe" trägt.

Mir ist der Sinn so verloren gegangen. Ich weiß nicht, woher die Kraft noch kommt. Irgendwas lässt mich weitermachen, aber ich fühle mich so dermaßen kraftlos, dass ich echt nicht weiß, wie das noch klappen kann. So habe ich mich in all den vielen Jahren nicht gefühlt. Das macht mir Angst. Ich dachte, die Zeit würde es langsam besser machen.

Ich bin froh, wenn ich abends ins Bett gehen kann. Dann weiß ich, dass wieder ein Tag geschafft ist, auch wenn mich jede Nacht Albträume erwarten. Warum diese Quälerei? Wozu?

Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber die Beiträge hier nehmen tatsächlich ein klein wenig den Druck. Das hilft mir etwas durch den Tag.
Danke, dass ihr da seid!!!


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 11.07.2011, 16:38 
Offline

Registriert: 20.09.2006, 15:42
Beiträge: 27
Heute ist wieder einer dieser Tage... Heute? Nein, eigentlich geht das schon wieder viel länger. Ich muss mich einfach mal ein wenig ausheulen, denn es ist alles so schwer.
Ich hatte ein paar gute Tage in letzter Zeit, weil ich Hoffnung geschöpft habe. Weil es mit den Alpträumen besser wurde, ein Treffen mit einer sehr guten Freundin bevorstand, die ich richtig lange nicht gesehen habe und die mir sehr viel bedeutet und auch eine Medikamentenumstellung (hat mit dem MB nichts zu tun) endlich Erfolg zu zeigen schien. Ich war so froh, dass es zuerst mit der Umstellung funktionierte, weil es eigentlich die letzte Chance auf Besserung war. Dann kam alles zusammen - Alpträume - einer nach dem anderen, Schlafprobleme wie schon lange nicht mehr, Bilder - nun auch tagsüber, Angst vor bestimmten Dingen - was ich vorher nie so extrem hatte, .... Die Freundin musste wenige Stunden vor dem Treffen absagen. Und das Versagen der Medikamente, damit verbunden die Angst, evtl. nicht mehr arbeiten zu können.

Ich kämpfe und kämpfe. Mache ich noch irgend etwas anderes? Ich rappel mich nach jeder Enttäuschung mühsam auf und wenn ich gerade wieder stehe, schlägt mir der nächste wieder einen Knüppel zwischen die Beine. Und wieder kämpfe ich mich hoch. Ich kämpfe gegen die Ängste, die Depression, den starken Wunsch nach SVV, die Krankheiten. Immer am Rande der Kraft. Ich frage mich, was mich weiter kämpfen lässt. Ich habe Angst, dass irgendwann die Kraft nicht mehr reicht, um aufzustehen. Auch andere sagen schon, dass es ein wenig viel ist, was mir momentan so passiert. Aber ich bin niemand, der sich fragt: "Warum ich?" Ich stehe schweigend auf, verdrücke still ein paar Tränen und kämpfe mal wieder.

Und jeder Außenstehende würde sich denken: "Mensch, der geht's aber wieder gut!" Ich kann (und will?) diese Maske nicht absetzen. Ich bin so perfekt darin - die Maske ist wie eine zweite Haut und wird zum Teufelskreis.


Mit meinem Partner mag ich nicht so drüber reden, weil ich denke, dass das Thema sonst jeden Tag auf den Tisch käme.

Und wieso wird es trotz Thera schlimmer? Ich habe das Gefühl, dass die Richtung und Art und Weise der Thera stimmen, aber vorher hatte ich nicht sooo viele Alpträume und nicht diese Art von Angst.

Ich weiß, ich sollte vieles objektiver betrachten. Die Thera wühlt viel auf, das ist wahrscheinlich normal. Mit Depression kommen einem Kleinigkeiten wahrscheinlich viel drastischer vor. Aber mir ist das im Moment alles zu viel. Alle Probleme rund um den MB, die Krankheiten und dadurch bedingt die Schmerzen, etc.

So viel wollte ich gar nicht schreiben, aber es war irgendwie nötig.

:cry: :cry: :cry: :cry: :cry:


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 11.07.2011, 19:57 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 13.06.2011, 08:49
Beiträge: 76
Wohnort: Recklinghausen
Hallo Nina,

ich setze mich jetzt erst mal neben Dich und schicke Dir ein dickes Paket Kraft rüber, ok?

Und dann möchte ich Dir sagen, dass ich es sehr mutig und reflektiert finde, dass Du so offen schreibst. Es strahlt schon eine gewisse Kraft aus, die Du in Dir trägst, und die nur leider manchmal etwas verschüttet ist.

nina.82 hat geschrieben:
Ich war so froh, dass es zuerst mit der Umstellung funktionierte, weil es eigentlich die letzte Chance auf Besserung war. Dann kam alles zusammen - Alpträume - einer nach dem anderen, Schlafprobleme wie schon lange nicht mehr, Bilder - nun auch tagsüber, Angst vor bestimmten Dingen - was ich vorher nie so extrem hatte, .... Die Freundin musste wenige Stunden vor dem Treffen absagen. Und das Versagen der Medikamente, damit verbunden die Angst, evtl. nicht mehr arbeiten zu können.


Das kann ich gut verstehen. Man hängt seine ganze Erwartung in eine bestimmte Strategie (in diesem Fall die Medis), weil man schon so viel ausprobiert hat. Und dann funktioniert auch das nicht wie man es sich gewünscht hat. Das kann schon ganz schön frusten...

Nach meiner Erfahrung gibt es gerade in solchen Lebenssituationen aber nie "die letzte Chance" auf Besserung. Sondern es ist so, dass man für sich entdecken kann, dass es eine große Weite an Handlungsmöglichkeiten gibt, wenn man erst einmal den Schritt geschafft hat, sich nicht mehr ausschließlich an einzelne Mono-Strategien zu klammern. Das passiert natürlich, vor allem wenn man sehr auf der Suche ist nach Halt und Orientierung.

Zitat:
Ich kämpfe und kämpfe. Mache ich noch irgend etwas anderes? Ich rappel mich nach jeder Enttäuschung mühsam auf und wenn ich gerade wieder stehe, schlägt mir der nächste wieder einen Knüppel zwischen die Beine. Und wieder kämpfe ich mich hoch. Ich kämpfe gegen die Ängste, die Depression, den starken Wunsch nach SVV, die Krankheiten. Immer am Rande der Kraft. Ich frage mich, was mich weiter kämpfen lässt. Ich habe Angst, dass irgendwann die Kraft nicht mehr reicht, um aufzustehen.


Ja, diese Angst kenne ich. Menschen, die solche Kämpfernaturen sind, wie Du, können nicht untergehen! Du hast eine Kraft und Stärke in Dir, mit der Du das schaffst. Aber es macht Angst, diesen Krafteinsatz zu investieren. Weil man nicht direkt sehen kann, ob und was er bewirkt. Das kann ich gut verstehen.

Es hat schon was bewirkt:

Zitat:
Auch andere sagen schon, dass es ein wenig viel ist, was mir momentan so passiert. Aber ich bin niemand, der sich fragt: "Warum ich?" Ich stehe schweigend auf, verdrücke still ein paar Tränen und kämpfe mal wieder.

Und jeder Außenstehende würde sich denken: "Mensch, der geht's aber wieder gut!" Ich kann (und will?) diese Maske nicht absetzen. Ich bin so perfekt darin - die Maske ist wie eine zweite Haut und wird zum Teufelskreis.


Vielleicht ist es keine Maske? Sondern Deine wahre Haut, die Schönheit der reinen Freude und Kraft in Dir? Über der noch die alte Haut der Trauer, des selbstverletzenden Verhaltens und der Kraftlosigkeit hängt?

Es wäre vielleicht fatal, wenn Du diese alte Haut jetzt schon abreisst, sie aufschneidest oder innerlich ablehnst. Denn sie schützt Deine neue makellose Haut solange, bis sie gereift ist und schlüpft, wie ein junges Vögelchen aus dem Ei. Lass dem Vögelchen die Zeit zum reifen, es schlüpft ganz von alleine. Ok?

Liebe Grüße

Gode
:flower:


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 26.09.2011, 16:35 
Offline

Registriert: 20.09.2006, 15:42
Beiträge: 27
Hallo!

Nach längerer Zeit wollte ich mich mal wieder melden. Vielleicht kann ich manchen (vielleicht ja auch mir?) ein wenig Mut machen.
Wer meine letzten Beiträge gelesen hat, weiß, dass es mir ziemlich schlecht ging.
Ich habe die Kurzzeittherapie fast hinter mir und wir werden wohl "in die Verlängerung" gehen. Es tut mir gut! Es ist nicht leicht. Jede Sitzung ist furchtbar anstrengend und wühlt viel auf, aber die Richtung stimmt! Wir arbeiten viel mit EMDR, was bei mir sehr gut anschlägt. Wir haben jedoch noch nicht einmal alles ansprechen können bisher. Ich mache es nach meinem Tempo und das ist ok.
Ich lerne langsam, Gefühle für die T***r zu entwickeln. Vorher habe ich einfach nichts empfunden. Jetzt ist es für manche Hass, bei machen schon Wut. Mit Wut kann ich einfacher umgehen als mit Hass, Angst oder eben nichts.
Ich habe immer noch viele schlechte Tage. Ich habe Tage, an denen die Sehnsucht nach Erlösung endlos groß ist. Tage mit SVV. Ich habe immer noch Nächte mit schrecklichen Alpträumen. Aber es wird erträglicher, weniger und (ich finde kein anderes, passenderes Wort) sachlicher. Ich gewinne, gerade durch EMDR, etwas Abstand. Ich lerne, dass ich das Geschehene nicht ändern oder auslöschen kann. Aber ich lerne auch, dass ich damit leben kann. Ich lerne, es mir objektiv anzuschauen und zu sagen: "Ja, das ist dir passiert. Schau es dir an und lege es danach wieder behutsam weg."

Ich bin noch weit vom Ziel entfernt. Es geht mir immer noch nicht richtig gut. Aber ich merke, dass es ganz, ganz, ganz langsam bergauf geht. Nur einen Fuß vor den anderen. Ganz langsam.
Ich habe gestern sogar, seit Jahren das erste Mal, wieder so lachen müssen/können, dass mir vor Lachen die Tränen kamen.

Ich traue mich nicht zu sagen, dass ich glaube oder weiß, dass es so gut weitergehen wird. Dafür kann ich mir selbst noch nicht gut genug vertrauen. Aber ich sehe, noch weit entfernt, das Gipfelkreuz und ich kann nur ganz, ganz doll hoffen, dass ich ihm so nah wie möglich komme.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 29.09.2011, 11:19 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 01.04.2006, 10:23
Beiträge: 708
Wohnort: Hessen
hallo Nina.82!

ich hab mir deine beiträge durchgelesen. ich finde es sehr mutig, dass du immer wieder aufstehst und weiter machst. du strahlst wirklich viel kraft aus. ich weiß aus eigener erfahrung, dass man sich nicht besonders mutig und kraftvoll fühlt, wenn man eine oder mehrere depri-phasen hat. solche phasen können wirklich sehr drückend sein. um so mehr freue ich mich für dich, dass du einen weg gefunden hast, das, was alles so dunkel macht, besser verarbeiten zu können. hört sich jedenfalls wirklich vielversprechend an. sicherlich gibt es immer wieder tage, an denen alles dunkel ist. aber es gibt auch tage, an denen alles schön hell und warum und bunt ist. wahrscheinlich fällt es uns nicht so leicht, solche tage wahr zu nehmen. ich denke, wenn man die dunkelheit sehen kann, dann ist es doch sicher auch möglich, die helligkeit, das schöne und warme zu sehen! vielleicht müssen wir's einfach nur wieder lernen. oder jemanden, der uns das zeigt (wie deine thera z.b. , oder vielleicht dein kind, familie*ls*).

dir alles gute und viele warme, helle und bunte grüße,
die kassiopeia


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 14 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007, 2016 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de