Hallo Nina,
ich setze mich jetzt erst mal neben Dich und schicke Dir ein dickes Paket Kraft rüber, ok?
Und dann möchte ich Dir sagen, dass ich es sehr mutig und reflektiert finde, dass Du so offen schreibst. Es strahlt schon eine gewisse Kraft aus, die Du in Dir trägst, und die nur leider manchmal etwas verschüttet ist.
nina.82 hat geschrieben:
Ich war so froh, dass es zuerst mit der Umstellung funktionierte, weil es eigentlich die letzte Chance auf Besserung war. Dann kam alles zusammen - Alpträume - einer nach dem anderen, Schlafprobleme wie schon lange nicht mehr, Bilder - nun auch tagsüber, Angst vor bestimmten Dingen - was ich vorher nie so extrem hatte, .... Die Freundin musste wenige Stunden vor dem Treffen absagen. Und das Versagen der Medikamente, damit verbunden die Angst, evtl. nicht mehr arbeiten zu können.
Das kann ich gut verstehen. Man hängt seine ganze Erwartung in eine bestimmte Strategie (in diesem Fall die Medis), weil man schon so viel ausprobiert hat. Und dann funktioniert auch das nicht wie man es sich gewünscht hat. Das kann schon ganz schön frusten...
Nach meiner Erfahrung gibt es gerade in solchen Lebenssituationen aber nie "die letzte Chance" auf Besserung. Sondern es ist so, dass man für sich entdecken kann, dass es eine große Weite an Handlungsmöglichkeiten gibt, wenn man erst einmal den Schritt geschafft hat, sich nicht mehr ausschließlich an einzelne Mono-Strategien zu klammern. Das passiert natürlich, vor allem wenn man sehr auf der Suche ist nach Halt und Orientierung.
Zitat:
Ich kämpfe und kämpfe. Mache ich noch irgend etwas anderes? Ich rappel mich nach jeder Enttäuschung mühsam auf und wenn ich gerade wieder stehe, schlägt mir der nächste wieder einen Knüppel zwischen die Beine. Und wieder kämpfe ich mich hoch. Ich kämpfe gegen die Ängste, die Depression, den starken Wunsch nach SVV, die Krankheiten. Immer am Rande der Kraft. Ich frage mich, was mich weiter kämpfen lässt. Ich habe Angst, dass irgendwann die Kraft nicht mehr reicht, um aufzustehen.
Ja, diese Angst kenne ich. Menschen, die solche Kämpfernaturen sind, wie Du, können nicht untergehen! Du hast eine Kraft und Stärke in Dir, mit der Du das schaffst. Aber es macht Angst, diesen Krafteinsatz zu investieren. Weil man nicht direkt sehen kann, ob und was er bewirkt. Das kann ich gut verstehen.
Es hat schon was bewirkt:
Zitat:
Auch andere sagen schon, dass es ein wenig viel ist, was mir momentan so passiert. Aber ich bin niemand, der sich fragt: "Warum ich?" Ich stehe schweigend auf, verdrücke still ein paar Tränen und kämpfe mal wieder.
Und jeder Außenstehende würde sich denken: "Mensch, der geht's aber wieder gut!" Ich kann (und will?) diese Maske nicht absetzen. Ich bin so perfekt darin - die Maske ist wie eine zweite Haut und wird zum Teufelskreis.
Vielleicht ist es keine Maske? Sondern Deine wahre Haut, die Schönheit der reinen Freude und Kraft in Dir? Über der noch die alte Haut der Trauer, des selbstverletzenden Verhaltens und der Kraftlosigkeit hängt?
Es wäre vielleicht fatal, wenn Du diese alte Haut jetzt schon abreisst, sie aufschneidest oder innerlich ablehnst. Denn sie schützt Deine neue makellose Haut solange, bis sie gereift ist und schlüpft, wie ein junges Vögelchen aus dem Ei. Lass dem Vögelchen die Zeit zum reifen, es schlüpft ganz von alleine. Ok?
Liebe Grüße
Gode