Hallo...
ich werde dir nicht schreiben, "mach eine Therapie, such dir Hilfe, mach es so und so", denn letzendlich weiß ich aus eigener bitterer Erfahrung, dass es nicht helfen wird. Nicht, solange du bereit bist, Therapie zu machen, nicht solange du Alkohol als Rettungsanker siehst, nicht, solange ein "aber" (...es hilft mir, ...) in deinen überlegungen vorkommt.
Ich war selbst drogenabhängig, wollte ja eigentlich davon weg, aber es hat doch geholfen, zu betäuben, zu ertragen, Schmerzen auszuhalten...Erst als ich an dem Punkt war, zu verstehen, dass das nicht wahr ist, konnte ich wirklich Hilfe annehmen. Alkohol, Drogen....sie lindern keine Probleme, sie verstärken sie nur.
Deine Aussage "sie wird mich nicht verlassen, dafür liebt sie mich zu sehr", hat mich ehrlich gesagt sehr erschreckt. Keine Liebe kann das auf Dauer aushalten, wenn sie in Therapie ist, wird sie lernen, für sich selbst zu sorgen (und das ist richtig so!), wird sie lernen, dass sie sich in eine Co Abhängigkeit begibt, wird sie lernen, dass sie nicht für dich verantwortlich ist.
Bei allem Schlimmen was du erlebst hast, bleibt die Tatsache, dass du selbst für dich verantwortlich bist. Du bist ein erwachsener Mann, es ist deine Entscheidung, für welchen Weg du dich entscheidest. Niemand kann dir das abnehmen. Um es krass auszudrücken, du könntest entscheiden, so weiter zu machen, du könntest dich sogar dazu entscheiden, dich zu Tode zu saufen, du könntest dich aber auch dazu entscheiden, dem allem zu widerstehen und dein Leben in deine Hand zu nehmen.
Wenn ich das alles so lese, dann würde ich vermuten, dass euch eine Paarberatung gut tun würde. Vielleicht gelingt es so besser, dass du nicht mehr "ausgefragt" wirst von ihr, dass ihr einen gemeinsamen Weg findet, miteinander umzugehen, dass ihr lernt, für euch selbst eine Entscheidung zu treffen, für euch selbst Verantwortung zu übernehmen.
Du schreibst, du hast gestern nichts getrunken, bis sie wieder mit diesem Thema kam. Im Grunde deutest du damit an, dass sie dich quasi dazu getrieben hat. Ich sag es krass: Das ist Quatsch. Du hast dich dazu entschieden, zu trinken. Es gibt für Abhängige immer Gründe: Ich habe getrunken, weil sie wieder mit dem Thema an, weil ich es nicht aushalte, weil ich die Erinnerungen, die Schmerzen nicht ertrage...
Nichts und niemand zwingt dich, zu trinken. Niemand hält dir die Flasche an den Hals und sagt, dass du das tun musst. Du entscheidest das ganz alleine. Du hättest auch gehen können, spazieren, Musik hören, es gibt da viel.
Ich sage nicht, dass es einfach ist, davon wegzukommen. Das ist es nicht. Und auch Rückschläge werden vermutlich kommen.
Ich wünsche dir, dass du es schaffen kannst, dass du dich für dein Leben und gegen den Alkohlol entscheidest.
Liebe Grüße
_________________ Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe. Denn dann brauche ich es am meisten.
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