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 Betreff des Beitrags: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kindern
BeitragVerfasst: 19.03.2012, 20:22 
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Darf ich als Überlebende in meinem beruflichen Umfeld Kindern gegenüber erwähnen, dass ich selbst Überlebende bin, wenn es sich aus der Situation und dem Thema heraus ergibt?

Ist die Gefahr des Tiggerns zu groß oder ist es hilfreich?

Verliere ich darin die Balance von Nähe und Distanz?


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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 19.03.2012, 20:49 
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Hallo invia :)

Ich glaub es kommt immer ganz darauf an.
Meiner Meinung nach sollte das im beruflichen Umfeld nicht passieren, aber es gibt auch Ausnahmen z.B. wenn dies bei meiner ambulanten wohnbetreuung der Fall wäre würde mir das sehr helfen, aber das fällt ja auch nicht mehr unter "Kinder"...

Vllt wäre es sinnvoll, dem betroffenen Kind zu sagen dass es nicht allein damit ist usw. Weiß ja nicht mit welchem Hintergrund du fragst. Magst du das hier vllt schreiben? Mich würde es auf jeden Fall interessieren, aber du musst nicht!

LG

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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 19.03.2012, 21:23 
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Ist es für Kinder hilfreich, wenn sie erfahren, dass der / die Erwachsene es auch geschafft hat? Oder ist es besser im Allgemeinen zu bleiben, wie alle anderen Professionellen auch? Wobei die Kinder oft schon über Sender und Empfänger des Unbewussten spüren, da ist mehr Ressonanz als bei den anderen und das deutlich machen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 19.03.2012, 21:36 
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Nach bisschen überlegen... klares Ja für hilfreich!

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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 19.03.2012, 21:43 
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Hallo,
ich bin zwar nicht hauptberuflich in dem Thema unterwegs, aber eben durch meine Vereinsarbeit hier. Und ich habe nur positive Erfahrung mit einem offenen und ehrlichen Umgang gemacht.

Ich glaube, wenn man selbst stabil ist und es wirklich "geschafft hat", ist es gut, wenn man es einbringen kann - es muss natürlich mit ausreichend Feingefühl sein und sollte auch zur Situation passen.

Was ich eigentlich nicht mache, ist über das Erlebte konkret zu sprechen. Aber ich würde auch nie konkrete Fragen stellen... weil ich der Meinung bin, dass es niemanden etwas angeht (weder mich, was jemand anders konkret erlebt hat, noch jemand anderen, was ich konkret erlebt habe). Wenn mich jemand direkt fragt, bekommt er auch direkte Antworten. Aber ansonsten ist meine Geschichte irrelevant.

Meine Erfahrung ist, dass Kinder & Jugendliche jedoch direkter fragen. Man sollte also WIRKLICH stabil sein, weil die Fragen schon auch treffen KÖNNEN ;)

Viele Grüße,
Isabel

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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 20.03.2012, 14:07 
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Ich war da schon immer vorsichtig. Direkt gesagt, dass ich Überlebende bin, habe ich noch nie.

Aber: Wie du selbst schon schreibst, Kinder haben so feine Antennen, dass sie spüren, dass sie verstanden und ernst genommen werden. Und das ist so wichtig. Das sie vertrauen dürfen. Und wenn das stimmt, spielt es glaube ich keine allzu große Rolle mehr, dass man sich unbedingt "outen" müsste.

Je nach Situation und Alter der Kinder habe ich bei meiner Arbeit im Frauenhaus durchaus mal gesagt, dass ich gut nachfühlen kann, wie es in dem jeweiligen Kind aussieht. Bei allem Weiteren bin ich schon eher allgemein geblieben, oder habe auch mal frühere Kinder aus dem Frauenhaus als Beispiel genommen.

Ich überlege gerade: Wie wäre das denn bei uns Erwachsenen? Wie hättet ihr oder würdet ihr auf eure Therapeuten reagieren, wenn sie sich als Überlebende geoutet hätten/ outen würden? Für mich denke ich, dass ich das damals nicht als hilfreich empfunden hätte. Das Gefühl verstanden und ernst genommen zu werden dagegen sehr.

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Zuletzt geändert von Alexa am 20.03.2012, 14:10, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 20.03.2012, 14:08 
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Wohnort: Baden-Württemberg
doppelt gemoppelt, sorry

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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 20.03.2012, 17:12 
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Registriert: 19.03.2012, 19:44
Beiträge: 6
Wohnort: Köln
In einer 1 zu 1 Situation finde ich es leichter genau zu spüren, was da gerade gut ist oder nicht.

Mein Problem ist immer wieder der Sexualkundeunterricht in der Schule, der in der Regel vom Klassenlehrer durchgeführt wird oder dann im Fachunterricht Biologie dann in der Oberstufe. Er soll, muss sein, das Thema sexuelle Gewalt wird da gerne außen vor gelassen, weil das überlässt Schule gerne den kompetenten Institutionen auf die dann verweisen wird. Aber vor allem die Jungs kommen immer schnell über die Hintertür: Pornos...

Es ist immer wieder dasselbe Muster. Die Kids sind im Internet unterwegs, schauen online Filme und dort schalten sich Porno Seiten als Werbung rein bis hin zu Kinderpornos. Ich selbst hab schon mehrfach Links kopiert und an die Landeskriminalämter geschickt, wenn meine Kinder darauf stießen.

Irgendwie verrate ich mich dann vor der Klasse dann, wenn es um dieses Thema geht. In der Regel sind in einer Klasse in der Förderschule mindestens zwei Kinder bei denen der Verdacht besteht oder wegen der Gewalt in der Familie, auch sexueller Gewalt, in Wohngruppen leben. Genau diese Kinder spüren es sofort, daß ich da anders bin als andere Lehrerinnen und Lehrer. Da ich nur Teilzeit in den Klassen bin, macht es nicht leichter.


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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 09.01.2013, 22:39 
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Registriert: 09.01.2013, 22:21
Beiträge: 36
Wohnort: Berlin
ich arbeite in ehrenamtlich für die Polizei und Rettungsdienste in meiner Stadt und überbringe in der Regel Hinterbliebenen Todesnachrichten, oder betreue Hinterbliebene nach Suiziden, Tötungsdelikten, Katastrophen, aber auch nach Straftaten.

Das ist schon komisch wenn du als Betroffener Kinder betreust die gerade Missbraucht wurden.
Allerdings muss ich sagen das man gerade das Wissen hier gut einsetzen kann, allerdings absolutes Triggergefahr!

Habe die Eltern mit den 3 Kindern nur 4 Tage betreut und dann Übergeben, nur noch mal besucht auf Wunsch der Kinder und Eltern.

Das muss ich aber nicht so schnell wieder haben!

Interessant war nur, das die Eltern den Großen (6), vorgeworfen haben, das er nicht auf die Kleinen aufgepasst hat.

Denke genau das wegen war es für mich selbst Falsch so einen Einsatz zu übernehmen, aber für die 3 genau Richtig! :sheep:


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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 04.02.2013, 12:28 
Ich sehe das Thema grundlegend so wie Alexa.

Auch ich arbeite mit zum Teil schwerst traumatisierten Frauen und Mädchen. Mittlerweile bin ich selbständig - aber zu Zeiten meiner Arbeit im Kinderheim war das manchmal ein sehr schmaler Grad: Eine Öffnung - in welcher Form auch immer, konnte leicht nach sich ziehen, dass ich selbst in einer Schublade landete, (Kollegen, Vorgestzte) aus der ich schlecht wieder heraus kam...


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 Betreff des Beitrags: Re: Überlebende und Begegnungen im Beruf mit betroffenen Kin
BeitragVerfasst: 04.02.2013, 14:17 
meine tochter hat es als bedrohung empfunden, als jemand sagte, dass er die gleiche geschichte hat. sie fühlte sich aufgefordert zu trösten, zu unterstützen und sah sich dazu außerstande.

ich selbst erwarte von einem profi, dass er seine eigene geschichte zwar nutzt im sinne einer erfahrung, die es ihm ermöglicht ein besseres verständnis zu haben... aber ich möchte von einem profi, bei dem ich unterstützung suche, nicht mit dessen ureigendster geschichte belastet werden.

es ist doch gut, dass du mehr empathie, mehr sensibilität hast, als andere, die deine vorgeschichte nicht haben. dies wird von den kindern auch erspürt. aber warum das so ist, das ist deine angelegenheit.

lg

hexchen


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