Zum einen möchte ich was von meiner Geschichte erzählen.
Zum anderen - vielleicht hat jemand von euch auch zu diesem Thema was zu erzählen. Vielleicht fühlt sich dann alles nicht mehr so "schräg" an.
Mein (Täter-)Vater starb kurz vor meinem 15. Geburtstag. Wahrscheinlich sind deshalb bis heute Geburtstage der Horror für mich.
Die Mb hatte ich ja sehr lange verdrängt, aber an die Beerdigung meines Vaters konnte ich mich immer erinnern, auch an die Todesnachricht.
Mit dieser Nachricht bin ich in ein solches Wechselbad der Gefühle gestoßen worden, das kann man sich kaum vorstellen. Hin- und hergerissen zwischen Wut, Erleichterung, Schuldgefühle, Rachegefühle, aber auch Angst und Trauer. Ich konnte das alles nicht aushalten!
Vor allem die Trauer meiner Mutter hat mich fast zum Wahnsinn getrieben! Und ich habe mich geärgert, warum die Erleichterung nicht vorbestimmend bei mir war. Jetzt ist er doch eeeendlich weg!
Aber der Schmerz war nicht weg, der war stärker als zuvor! Den hat der Feigling nicht mitgenommen!
Er hat sich einfach verpisst und mich mit der ganzen Sch.... zurück gelassen!
Am allerschlimmsten war das scheinheilige Getue der Trauernden, vor allem meiner Mutter. Meine Wut wurde übergroß, ich konnte es nicht mehr ertragen!
Erst neulich, nach dem Lesen der Seiten hier, wurde mir klar, dass ich auf der Beerdigung so sehr dissoziert habe, wie noch nie zuvor. Ich bin über den Menschen geschwebt, habe sie von oben betrachtet und konnte das ganze Hickhack nur verhöhnen (innerlich). Ich habe nix und niemanden an mich ran gelassen, sonst wäre ich wahnsinnig geworden und total ausgerastet.
Nur einmal, ganz am Schluß, als mich eine Freundin umarmt hat, bin ich fast gekippt. Ich konnte mich gerade noch auffangen.
Dafür war ich aber mit allem wieder mal total alleine...
Neulich in der Klinik hatte ich das erste Mal die Gefühle von damals (vor allem die Wut) gespürt und ein erstes Mal darüber gesprochen. Aber wirklich Zeit dafür hat sich keiner genommen. Deshalb bin ich immer noch sehr aufgewühlt, ich hätte gerne mehr daran gearbeitet. Aber die meisten Therapeuten wollen immer nur stabilisieren. Das kann und kenn ich schon. Ob die nicht einfach Angst haben?
Erst einmal danke für´s Zuhören, vielleicht später mehr.