babas hat geschrieben:
Goldblume, natürlich wühlt Therapie auf und natürlich fühlt man sich schuldig, wenn man den Mund aufgemacht hat. Bezgl. MUnd auf machen: Es wurde dir eingeimpft zu schweigen, weil du ja sonst eine Verräterin wärst vom Täter aus gesehen.
Doch Goldblume, du sollst sogar reden, denn es hilft auch dir zu verarbeiten und naja der Thera hilft es die Puzzlesteine zusammen zu fügen um dir eben so besser helfen zu können.
Dass Therapie aufwühlt ist auch klar, weil es eben noch nciht verarbeitet ist. Ich ging von der Therapie oft mal so raus, dass ich mich danach svv , doch bin immer noch in Therapie. Es ist einfach ur wichtig dran zu bleiben um voran zu kommen. Egal wie lange es dauert.
Und bitte erwarte nicht, dass du nach ein paar Sitzungen wieder heil raus kommst. Es braucht wirklcih Zeit.
Und Nein, es ist nicht gut die Schubladen wieder zu zu machen. Abgesehen davon, dass man das ja gar nicht beeinflussen könnte, würde es dann an einem anderem Zeitpunkt voll ausbrechen und da dann so heftig, dass vermutlich zusammen brichst.
Bitte bleib dran, auch wenn es oft unerträglich ist.
Alles Gute
babas
das unterschreibe ich FÜR MICH mal so.
mir wurde das Schweigen eingeimpft. Danach habe ich über viele Jahre gelebt und immer wenn ich versucht habe zu reden, glaubte man mir nicht oder ich bekam so ein schlechtes Gefühl, das ich nicht zuordnen konnte und mich einfach total schlecht fühlte.
Im Rahmen meiner ADHS wurde mir dazu geraten, die Schubladen zu zu lassen. Wer mich aber kennt und ich zähle mich selbst auch dazu, hat gemerkt, dass doch wichtig ist, dass ich es ausspreche oder aus-schreibe. Schreien kann ich nicht, aber schreiben. Wobei manches kann ich nur schreiben, weil ein Aussprechen (noch) nicht geht, anderes kann ich nicht aussprechen, weil ein Schreiben oder ausdrucken es ja sichtbar machen würde, ein Beweis dafür wäre, dass ich nicht mehr schweige.
Das mit dem nicht mehr reden wollen, keine Therapie mehr wollen, kenne ich nur zu gut. Therapie hatte ich in dem Sinn noch keine, wohl aber Kontakt zu diversen Psychologen und anderen Hilfsstellen, die mir oft nur bedingt helfen konnten, weil ich ja keine Erinnerung hatte oder das, woran ich mich erinnerte nicht formulieren konnte.
Das löste bei vielen Ungeduld und Gereiztheit aus.
Sehr oft fragte ich mich, ob es nicht besser wäre zu schweigen. Das habe ich dann versucht. Irgendwann platzte ich dann mit Dauergerede raus, das so gut wie keinen Inhalt hatte, danach schwieg ich wieder und zog mich zurück.
Erst jetzt, da ich angefangen habe, mich zu erinnern und mich darüber auch mitzuteilen, fängt es mir an, besser zu gehen.
Allerdings und das ist sehr wichtig für mich: ich brauche jemandem, dem ich voll vertrauen kann und überhaupt zu vertrauen ist schon schwierig. Es gibt zahlreiche Psychologen auf meinem Weg, denen ich begegnet bin, denen ich aber auch heute, da ich es weiß, nichts erzählen würde. Anderen Menschen dafür schon sehr.
Wobei meinen Verwandten könnte ich es noch nicht erzählen. Das Schweigegebot sitzt noch zu tief. Die Prägung und die ANGST, wie mit diesen Informationen umgegangen wird auch sehr tief.
Bei anderen fällt es mir leichter. Bei einer Freundin, die bei der ich anfangs Verlustangst deswegen entwickelt hatte, tastete ich mich sehr vorsichtig vor, bis sie mir mehrfach bewiesen hat, dass ich ihr vertrauen kann. Das allein war ein langer Weg, der mich viel Überwindung gekostet hat.
In der Kur konnte ich es leichter sagen, weil die alle die T*t*rin nicht kannten und weit genug weg sind, um mein Nicht-Schweigen verraten zu können.
Seit ich angefangen habe, mich darüber mitzuteilen, geht es mir besser. Was aber sehr viel daran liegt, dass jetzt einfach der Zeitpunkt für mich gekommen ist, samt den Erinnerungen und weil ich Menschen gefunden habe, die entsprechend sorgsam mit den Informationen und mir umgehen, mich so nehmen wie ich bin, mich stützen und schelten (wenn ich dabei bin alte Muster zurückzurutschen) auf eine Art, die MIR gut tut und nicht schadet.
Früher habe ich oft versucht zu reden (als ich noch mitten im narz* MB steckte aber noch keinen Begriff dafür hatte). Irgendwann hatte ich keine Lust mehr - auf die Reaktionen und letztlich handelte ich selbst, um da rauszukommen. Dann schwieg ich darüber für viele Jahre.
Das was babas schreibt mit dem, dann kommt es zu einem anderen Zeitpunkt hoch, kenne ich nur zu gut. Letztes Jahr hat es mich eiskalt erwischt und seither geht es mir zwar besser seit ich rede, aber insgesamt doch sehr viel schlechter, als ich noch keine Erinnerungen hatte. Mein Glück ist, dass ich jetzt Menschen an meiner Seite habe u.a. auch diesen Verein
und dass ich mein Leben auch mit Kind um die Flashbacks herum bauen kann.
Es hat am Anfang sehr viel und große Kraft und Überwindung gekostet, das Schweigen zu brechen und ist auch jetzt noch oft nicht leicht. Die Angst und die Erfahrung, dass es später, wenn es mir noch weniger passt, noch viel stärker explodiert hat mich dazu getrieben, jetzt mit der Aufarbeitung zu beginnen.
Mit Vorsicht !!! Es gibt einige Menschen, denen ich besser gar nichts erzählt hätte, noch nicht mal rantasten. Bei denen ich am liebsten alles zurück genommen hätte. Bei anderen bin ich froh, alles auf eine Karte gesetzt zu haben und sie teilweise eingeweiht zu haben. Manche haben mich echt überrascht mit ihrer Reaktion.
Oft wünschte ich mir, dass es doch einfach einfacher wäre. Dass es nicht so ein Geheimnis wäre, kein so ein Tabuthema, kein die T*t*rin und ihr Image schützen müssen, weil andere es nur so sehen wollen. Manchmal würde ich auch gerne einfach alles ruhen lassen.
Nur dann kommt mein Rebell in mir durch und das Wissen, dass es mir langfristig mit Schweigen nicht gut gehen wird. Wobei ich auch bewusst "Pausen" einbaue, Menschen, denen ich es anvertrauen würde, aber bewusst nicht tue, um auch "Pausen" vor dem Thema zu haben, um mein Leben vor den Erinnerungen aufrecht zu erhalten.
Die Angst, dass es später, noch heftiger aus mir heraus explodiert, so wie babas es beschrieben hat, treibt mich im Moment sehr an.
Und jeden Tag zweifele ich oder denke anders darüber, verwerfe Entschlüsse und ergreife sie neu. Was ich in einer Minute ganz offen schreiben würde, würde ich in der nächsten am liebsten ungeschehen machen. Um zwei Minuten später doch zu sagen, es muss raus... um mich dann zu ärgern, dass es meine Freundin doch gelesen hat, bis sie antwortet und ich (zum ersten Mal) die Erfahrung machte, dass es auch positive/wertschätzende Antworten/Reaktionen gibt, dass sie mich auf Grund dessen nicht fallen lässt, sondern es so annehmen kann wie es ist.
Lange Rede kurzer Sinn: ich kann dich sehr gut verstehen
und kann das was babas schreibt, für mich unterschreiben.
Therapie mache ich in dem Sinn noch nicht, suche jetzt aber danach, weil ich JETZT an dem Punkt bin, wo ich SPÜRE, dass es für mich ein guter Weg sein wird. Allerdings habe ich jetzt auch mehr Erfahrung und mehr Wissen und weiß, dass ich mir den Menschen hinter dem Titel mitaussuchen kann und auch bei Platzknappheit mich keinem Idioten ausliefern muss, mit dem ich nicht klar komme. (das ist für mich eine sehr wichtige Erkenntnis, ohne die ich mich darauf gar nicht erst einlassen würde).