Ich habe schon mehrfach hier gepostet. Ich will Euch auch nicht auf die Nerven gehen, aber ich bin im Moment so allein und total verzweifelt.
Meine Geschichte in Kürze: Meine Tochter (15) und ich (49) sind Asperger-Autisten. Ich habe mich in den Therapeuten meiner Tochter verliebt, der auch mir mit therapeutischem Rat zur Seite gestanden hat. Es war die "große Liebe" - er wollte mit mir und meiner Tochter eine Familie gründen, hat gesagt, er werde mich für immer lieben und immer für mich und meine Tochter da sein. Ich habe mich unendlich geborgen gefühlt und nach anfänglicher Vorsicht (auch, weil er deutlich jünger ist als ich) alle Bedenken über Bord geworfen. Ich habe mich von meinem Mann getrennt (unsere Ehe kriselte seit langem und der Therapeut hat mich bestärkt und gesagt, ich hätte es nicht verdient, so schlecht behandelt zu werden). Auf Wunsch des Therapeuten hatten wir die Beziehung geheim gehalten, aber als mein Mann es entdeckt hat, bekam der Therapeut Ärger mit Frau und Chef. Und dann hat er gesagt, es tue ihm leid, alles sei ein Irrtum gewesen, weil er in einer Lebenskrise war, und er wolle bei seiner Frau bleiben.
Mir ging es unglaublich schlecht, mir war der Boden unter den Füßen weggerissen. Ich hatte ihm zutiefst vertraut und er hatte doch versprochen, immer ehrlich zu mir zu sein. Ich wäre fast daran gestorben, weil ich nicht mehr ohne ihn weiterleben wollte. Er hat jeden Kontaktversuch völlig blockiert. Als ich Hilfe gesucht habe, habe ich erfahren, dass das, was er getan hat, als Missbrauch gilt. Er hat dann, weil ich dem Jugendamt, das die Therapie meiner Tochter finanziert hat, alles gesagt habe, seinen Job verloren. Das war ganz schrecklich, ich fühlte mich als Verräterin, weil ich ihm versprochen hatte, ihn zu schützen. Mein Mann hatte ihn inzwischen angezeigt, wegen Missbrauchs. Ich hab dann Kontakt zum Anwalt des Therapeuten aufgenommen, weil ich wissen wollte, ob ich ihm irgendwie helfen kann. Ich habe immer gedacht, er kann ja nichts dazu, dass er seine Frau mehr liebt als mich. Und ich dachte, er würde immer noch lieb an mich denken und sich sicher Sorgen um mich und meine Tochter machen und sich vielleicht wünschen, er wäre bei uns geblieben. Auf Vermittlung des Anwaltes hat er sich dann endlich bei mir gemeldet, 8 Monate nach der Trennung. Und die Mail war ein Schock. Er sei "nicht mehr verliebt in mich". Seine Ehe sei zerbrochen, das habe aber nichts mit mir zu tun. Er wolle weder jetzt noch später irgendeine Form von Kontakt zu mir. Es sei eine schwere Krise in seinem Leben gewesen, und seine Gefühle zu mir seien nicht real gewesen. Er habe wohl als Mensch versagt, nicht aber als Psychologe, das habe damit gar nichts zu tun. Ich war am Ende. Er hatte sich von seiner Frau getrennt, aber nicht einen Gedanken daran verschwendet, wieder zu mir und meiner Tochter zu kommen. Und dann kam es noch schlimmer: Ich habe erfahren, dass er bereits mit einer anderen Frau zusammenlebt, einer jungen Kollegin, die ihm schon früher ihr deutliches Interesse signalisiert hatte. Er hatte aber immer gesagt, er liebe nur mich.
Ich war kurz davor, meinem Leben ein Ende zu setzen. Und in dieser Situation musste ich dann zur Zeugenaussage bei der Staatsanwaltschaft. Und da hatte ich keine Energie und keinen Willen mehr, ihn zu schützen. Ich habe alles genau so erzählt, wie es war. Die Staatsanwältin hat dann gesagt, dass sei eindeutig ein Fall von Missbrauch, weil ich mich ja, wenn auch inoffiziell, bei ihm in Beratung befunden habe. Jetzt wird es wohl zu einem Prozess kommen. Wenn er verurteilt wird, wird er eine Freiheitsstrafe bekommen, dann kann er sicher nicht mehr als Psychologe arbeiten.
Erst habe ich gedacht, es wäre eine Erleichterung, dass er sich nun verantworten muss, aber das war nur vorübergehend. Alles, was bleibt, ist der Schmerz. Der Schmerz, dass das Schönste, was ich je erlebt habe, nicht echt war. Dass ich nur ein Irrtum war. Ich habe auf Anraten meines Psychotherapeuten nun Bücher über Missbrauch in der Therapie gelesen und war fassungslos: Dort werden genau meine Symptome beschrieben, aber auch genau das Wesen und das Verhalten des Therapeuten (der "Wunscherfüller-Typus"). Sogar das Bild des "Retters" (er hatte sich immer als meinen Retter bezeichnet) wird dort erwähnt. Es war wohl wirklich einfach ein Missbrauch. Aber es tut so unfassbar weh. Und nun macht er mit dieser anderen Frau (die doch genau weiß, wie er sich mir gegenüber verhalten hat, sie war ja zu der Zeit seine Kollegin) all das, was er mir versprochen hatte. Eine gemeinsame Wohnung, er kocht für sie, stellt sie seiner Familie vor, liebt sie. Und wenn er wirklich so falsch gehandelt hat, dann würde sie ihn doch nicht lieben, oder? Sie ist selbst auch Therapeutin. Vielleicht bin ich ja nur eine Verrückte, die es nicht erträgt, verlassen worden zu sein. Ich kann das Gedankenkarussell gar nicht mehr stoppen.
Ich weiß nicht mehr weiter. Jetzt soll ich wegen meiner starken Selbstverletzungen in eine Tagesklinik, aber was soll das bringen? Ich habe keinen Lebensmut mehr. Das Verhältnis zu meiner Tochter ist ganz schlecht geworden, weil sie es nicht versteht, warum ich immer traurig bin. Und meinen Mann kann ich nicht mehr ertragen.
Danke, dass ich das alles hier schreiben darf.
|