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 Betreff des Beitrags: Ich will die Familie nicht kaputt machen
BeitragVerfasst: 14.05.2016, 13:40 
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Registriert: 14.05.2016, 12:11
Beiträge: 1
Hallo,

ich bin 23 Jahre, männlich und ein Adoptivkind. In meiner Kindheit (vor etwa 10 Jahren) wurde ich von einem Onkel missbraucht und seitdem bin ich ein spezieller Fall. Depressiv, nie oft in der Schule gewesen und sozial total unfähig. Uni schaffe ich auch nicht wirklich. Ich habe bis jetzt noch niemanden davon erzählt, obwohl ich weiß, dass ich nicht der einzige bin...meiner Schwester ging es wahrscheinlich ähnlich. Ich finde es selbst richtig schwach von mir, dass ich nicht den Mund aufmache und sage, was passiert ist. Ich meine, es geht ja nicht nur darum, dass ich mir somit vielleicht helfen kann (daran glaube ich sowieso nicht). Wichtiger wäre, dass er dann keine Gelegenheit mehr hätte, anderen Kindern etwas ähnliches anzutun. Aber ich weiß nicht so richtig, wem ich es erzählen soll und ob ich es überhaupt erzählen soll. Damit würde ich meine ganze Familie kaputt machen, einfach alles...
Heute muss ich diesen Onkel wiedersehen und mir fehlt komplett die Kraft dazu. Ich konnte die Nacht kaum schlafen und habe mir viele Gedanken gemacht. Dann hatte ich kurzzeitige entschlossen, es meinem Vati zu erzählen, wenn er mich vom Bahnhof abholt. Aber das ist dann irgendwie auch ein beschissener Moment. Meine Oma ist mit da und meine Mutti muss sowieso sehr viel arbeiten und ist deswegen immer sehr kaputt. Ich will das niemanden antun, aber ich kann selber nicht so weiterleben. Und ich weiß auch nicht genau, ob mir meine Eltern glauben werden und ob meine Schwester die Geschichte bestätigen wird (ich weiß zwar, dass er ihr dasselbe angetan hat, aber ich weiß nicht, ob sie den Mut hat, dass auch auszusprechen). Irgendwie würde ich ihn schon gern dafür bestrafen, was er mir angetan hat und das mein Leben mit Sicherheit (zumindest auch) deswegen schlecht läuft. Aber es gibt nie eine gute Gelegenheit...und das erste mal (da war ich 13) ist ja nun auch schon verjährt und das ist alles schon so lange her, dass ich noch nicht mal ein Datum nennen könnte, wann die anderen beiden Male waren. Ich weiß nicht so richtig, was ich machen soll. Aber ich habe Angst, dass ich ihn heute wiedersehen muss und ich immer noch nicht stark genug dafür bin, ihn endlich als das zu Entblößen was er ist.

Ist es das denn wert, die Familie zu zerstören für seinen eigenen Seelenfrieden, wenn es einem doch wahrscheinlich doch nicht weiterhilft und man trotzdem sein teilweise elendiges Leben weiterführen wird?

Liebe Grüße


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 Betreff des Beitrags: Re: Ich will die Familie nicht kaputt machen
BeitragVerfasst: 15.05.2016, 11:40 
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Registriert: 07.09.2013, 11:31
Beiträge: 844
Hallo Omtmao,

erst einmal "Herzlich willkommen" hier im Forum und danke, dass Du hier Deine Geschichte geschrieben hast.

Viele hier von uns kennen dieses Problem und das Gefühl, dass man in der Familie alles zerstört, wenn man dem Schweigen ein Ende setzt und sich öffnet. Man tritt in dem Moment eine Lawine los, die oftmals dann auch nicht mehr aufzuhalten ist. Ich an Deiner Stelle würde erst einmal versuchen, mich jemanden anzuvertrauen, der nicht in Verbindung mit Deiner Familie steht. Vielleicht hast Du einen Freund oder eine Freundin oder irgendjemandem, dem Du vertraust oder der Dir nahe steht, mit dem Du erst einmal darüber sprechen kannst. Einfach, damit Du mit dieser schwierigen Situation nicht alleine da stehst und Unterstützung hast.

Alternativ oder auch parallel würde ich mal eine Beratungsstelle aufsuchen das Ganze dort ansprechen. Die Menschen dort sind darauf geschult und können Dir ebenfalls Hilfe, Unterstützung, Tips etc. geben, wie Du da am Besten vorgehen kannst bzw. können Sie manchen Weg auch mit Dir gemeinsam gehen. Ich finde es wichtig für Dich, dass Du jemanden im Hintergrund hast, der Dich unterstützt wenn Du Deine Familie damit konfrontierst. Das ist sehr wichtig, da man in so einer Situation mal ganz schnell den Halt verlieren kann.

Und zu dem Punkt, ob es das wert ist, um seinen eigenen Seelenfrieden zu finden... Ja, das ist es wert. Es ist verdammt hart, diesen Weg zu gehen und vor allem auch den ersten Schritt zu machen, ABER ES LOHNT SICH! Und das schreibe ich jetzt auch nicht einfach so. Ich bin selbst gerade auf einem harten Weg unterwegs und so schwierig wie er auch ist, so dankbar bin ich auch, dass ich mich dafür entschieden habe, ihn zu gehen.

Alles Gute und viel Kraft für Dich und ich hoffe, dass Du auch hier im Forum schnell Kontakt bekommst. Das hilft auf jeden Fall auch weiter :-)

Liebe Grüße Melanie :flower:

_________________
Auch ein langer Weg beginnt mit einem ersten Schritt...


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 Betreff des Beitrags: Re: Ich will die Familie nicht kaputt machen
BeitragVerfasst: 15.05.2016, 16:07 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
Huhu,

bist du dir sicher, dass es verjährt ist? Wenn du 23 bist, läuft die Verjährungsfrist doch erst 5 Jahre, denn sie beginnt doch erst mit 18 zu laufen.

LG,

Pu

(Ich drück die Daumen, dass du den Mut findest es zu sagen. Vor allem würdest du auch deiner Schwester helfen denke ich. Dann weiß sie zumindest schonmal, dass du es bestätigen wirst, wenn SIE was sagt.)


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 Betreff des Beitrags: Re: Ich will die Familie nicht kaputt machen
BeitragVerfasst: 16.05.2016, 08:34 
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Registriert: 03.05.2014, 16:10
Beiträge: 795
Hi Omtmao, ich verstehe, wie du dich fühlst, ich bin um Einiges älter
als du und habe geschwiegen!
Was Mel dir geraten hat, würde ich im Nachhinein tun :!: :!:
Du kannst nicht ewig leiden.
Ich weiß, es ist schwer, aber gehe zur einer Beratungsstelle,
rede erst mal mit Jemanden, die sind geschult. Außerdem
passiert doch dort nichts "Konkretes", nur erst mal alles von
der Seele reden,dass ist ein ganz großer Schritt.
Danach kannst du selbst entscheiden, erst mal durch Reden
die Verzweiflung los werden
Ganz liebe Grüße Minou
Ich drücke dir ganz fest die Daumen :zustimm:


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 Betreff des Beitrags: Re: Ich will die Familie nicht kaputt machen
BeitragVerfasst: 17.05.2016, 18:02 
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Registriert: 17.05.2016, 17:20
Beiträge: 3
Wohnort: Nordrhein-Westfalen
omtmao hat geschrieben:
Hallo,

ich bin 23 Jahre, männlich und ein Adoptivkind. In meiner Kindheit (vor etwa 10 Jahren) wurde ich von einem Onkel missbraucht und seitdem bin ich ein spezieller Fall. Depressiv, nie oft in der Schule gewesen und sozial total unfähig. Uni schaffe ich auch nicht wirklich. Ich habe bis jetzt noch niemanden davon erzählt, obwohl ich weiß, dass ich nicht der einzige bin...meiner Schwester ging es wahrscheinlich ähnlich. Ich finde es selbst richtig schwach von mir, dass ich nicht den Mund aufmache und sage, was passiert ist. Ich meine, es geht ja nicht nur darum, dass ich mir somit vielleicht helfen kann (daran glaube ich sowieso nicht). Wichtiger wäre, dass er dann keine Gelegenheit mehr hätte, anderen Kindern etwas ähnliches anzutun. Aber ich weiß nicht so richtig, wem ich es erzählen soll und ob ich es überhaupt erzählen soll. Damit würde ich meine ganze Familie kaputt machen, einfach alles...
Heute muss ich diesen Onkel wiedersehen und mir fehlt komplett die Kraft dazu. Ich konnte die Nacht kaum schlafen und habe mir viele Gedanken gemacht. Dann hatte ich kurzzeitige entschlossen, es meinem Vati zu erzählen, wenn er mich vom Bahnhof abholt. Aber das ist dann irgendwie auch ein beschissener Moment. Meine Oma ist mit da und meine Mutti muss sowieso sehr viel arbeiten und ist deswegen immer sehr kaputt. Ich will das niemanden antun, aber ich kann selber nicht so weiterleben. Und ich weiß auch nicht genau, ob mir meine Eltern glauben werden und ob meine Schwester die Geschichte bestätigen wird (ich weiß zwar, dass er ihr dasselbe angetan hat, aber ich weiß nicht, ob sie den Mut hat, dass auch auszusprechen). Irgendwie würde ich ihn schon gern dafür bestrafen, was er mir angetan hat und das mein Leben mit Sicherheit (zumindest auch) deswegen schlecht läuft. Aber es gibt nie eine gute Gelegenheit...und das erste mal (da war ich 13) ist ja nun auch schon verjährt und das ist alles schon so lange her, dass ich noch nicht mal ein Datum nennen könnte, wann die anderen beiden Male waren. Ich weiß nicht so richtig, was ich machen soll. Aber ich habe Angst, dass ich ihn heute wiedersehen muss und ich immer noch nicht stark genug dafür bin, ihn endlich als das zu Entblößen was er ist.

Ist es das denn wert, die Familie zu zerstören für seinen eigenen Seelenfrieden, wenn es einem doch wahrscheinlich doch nicht weiterhilft und man trotzdem sein teilweise elendiges Leben weiterführen wird?

Liebe Grüße



Hallo omtmao,

ich wurde im Zeitraum vom 8ten bis zum 14ten Lebensjahr sexuell missbraucht, mit 16 Jahren hat der Täter versucht mich totzuschlagen, ich war nach der Tat im Krankenhaus und und und....

Die Behörden hatten die Ermittlungen aufgenommen und es wurde im Februar 1977 vor einem Gericht eine Verhandlung durchgeführt! Leider habe ich dort meine erste schlechte Erfahrung mit der Justiz machen müssen in dem der Täter zwar nicht freigesprochen, aber auch nicht verurteilt wurde! Das Verfahren wurde zum Wohl der anderen Angehörigen eingestellt!

1982 (da war ich 22. Jahre) wurde das Thema sexueller Missbrauch nochmals bei Gericht "durchgekaut" und das das hat mich total in den Abgrund gebracht! Nicht nur, daß ich Probleme hatte das zu verarbeiten, meine meine Wut habe über die Täter habe ich an andere abgelassen, welche dafür nichts konnten!
(Soweit mal in Kurzfassung)


Du bis 23 Jahre, wer zwingt dich heute, den Onkel zu sehen? Lasse Dir ggf. ne Ausrede einfallen, Termin Arzt, Sport, Arbeit oder sonst was! Ferner, fresse die Probleme nicht in dir rein, damit hilfst du dir nicht! Du gehst damit zu Grunde! Willst du dass?

Gehe nach Vorne und Kämpfe um Dich, es ist Dein Leben!


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