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 Betreff des Beitrags: Stabilisieren / Auseinandersetzung mit MB - Erfahrungen?
BeitragVerfasst: 11.05.2012, 19:01 
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Registriert: 09.05.2012, 11:15
Beiträge: 5
Hallo zusammen,

mir brennt ein Thema auf den Nägeln, über das ich gern mit anderen Betroffenen gesprochen hätte. Es geht darum, wie und wann Ihr das Thema MB an Euch rankommen lasst und wie Ihr mit der (zumindest bei mir dann häufig eintretenden) Destabilisierung umgeht.

Mein Therapeut sagte mir in der letzten Sitzung: Stabilisieren, stabilisieren, stabilisieren und dann erst mit dem Thema konfrontieren. Ich verstehe den Ansatz, aber ich weiß nicht, wie man die richtige Balance hinkriegt. Ich weiß zum Beispiel, dass es mir sehr viel gebracht hat, mich gegenüber bestimmten Personen in meiner näheren Umgebung zu outen. Ich glaube, einige von Euch kennen sicher das Gefühl, wie schlimm es ist, mit dieser 'Sache' immer allein gewesen zu sein...

Andererseits kann und will ich mich nicht immer damit beschäftigen. Ich muss im Alltag irgendwie funktionieren, bin nach langer Krankschreibung jetzt dabei mich beruflich neu zu orientieren und da will ich vorankommen, ohne wieder allzu häufig 'durch den Wind zu sein'.

Wie geht es Euch damit? Würde mich wirklich sehr interessieren, wenn ich von Euren Erfahrungen hören würde.

Freu' mich auf eine Antwort.

L.G.

Tom

P.S.: Falls das hier nicht der richtige Forumsbereich ist oder ich ein solches Thema lieber im geschlossenen Bereich ansprechen sollte, bin ich dankbar für einen entsprechenden Hinweis. Ich bin halt neu hier im Forum und muss noch ein bisschen lernen...

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 Betreff des Beitrags: Re: Stabilisieren / Auseinandersetzung mit MB - Erfahrungen?
BeitragVerfasst: 11.05.2012, 19:17 
Hallo,

also, ich werde mal versuchen wie das bei mir mit dem Stabilisieren (halbwegs) funktioniert.

Ich habe einen Ort, (so zu sagen in mir, den es aber auch tatsächlich gibt), an den ich mich bei Stress so zu sagen Kopfmäßig zurückziehe. Es ist ein wunderschöner Platz auf einem Berg, so eine kleine Lichtung von wo man aus einen "Rundumblick" über die "Welt" hat. Diesen Platz habe ich vor ein paar Jahren im Urlaub entdeckt, er bedeutet für mich Ruhe und vor allem Sicherheit. Also wenn es mit so richtig mies geht, dann setzt ich mich gedanklich auf diese Wiese, spüre die Sonne, höre die Vögel und den Wind. Nach nun mehreren Jahren Übung, kann ich so sogar Stress auf der Arbeit "ausschalten", in dem ich mir einfach eine kurze Auszeit gönne. Klar, das geht nicht immer, schon alleine zeitlich oder so, aber eigentlich findet sich dazu immer eine Gelegenheit, z. B. mal einen "Gang zur Toilette" oder so....

Tja, vielleicht findet sich für dich ja auch so ein Ort, vielleicht kennst du ja sogar schon einen, einen Platz, eine Begebenheit, bei der es dir gut ging, wo du dich sicher gefühlt hast....

Hoffe ich konnte dir eine kleine Anregung geben.

Gruss

Tati


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 Betreff des Beitrags: Re: Stabilisieren / Auseinandersetzung mit MB - Erfahrungen?
BeitragVerfasst: 11.05.2012, 19:34 
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Registriert: 09.05.2012, 11:15
Beiträge: 5
Hallo Tati,

danke für Deine Antwort. Ja, so etwas habe ich in der Traumatherapie auch schon gelernt. Es nennt sich da 'sicherer Ort' oder 'Wohlfühlort'. Es war für mich ziemlich schwierig, einen solchen zu finden, weil der ja auch sicher sein musste, gegen potentielle Angriffe des T*t*rs. Übrig blieb mir dann (ich weiß, klingt komisch) das Unterseebot von Capitaine Nemo (Jules Verne). Werde das mal wieder verstärkt üben, weil da hat die Stabilisierung funktioniert. Viele andere schöne Orte, die ich auch schon imaginiert habe, fielen leider aus, weil sie keine sicheren Grenzen hatten...

L.G.

Tom

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 Betreff des Beitrags: Re: Stabilisieren / Auseinandersetzung mit MB - Erfahrungen?
BeitragVerfasst: 12.05.2012, 00:55 
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Registriert: 15.03.2010, 15:22
Beiträge: 2248
Wohnort: München
Hi Tom

ich kann dich gut verstehen,dass du reden willst. So geht mir auch. Zum Glück kann ich in der Therapie daruber reden. Vielleicht hilft es dir alles aufzuschrieben.

Bei mir klapt beides gut. Ich komme in Alltag klar und trotzdem beschäftige ich mich damit.
Es tut mir gut, andere zu helfen und das Schweigen zu brechen. Zum Beilspiel in einer AG hier mitzuhelfen. Ich bin offener geworden, ich oute mich beim bestime Personen, wenn ich glaube, es hilft der Person. Ich hoffe, dass du dein Mittelweg findet. Breche das schweigen und suche dir Austausch
liebe grüße
sonne

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Geteilte Sorge ist halbe Sorge darüber zu reden macht uns stark


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 Betreff des Beitrags: Re: Stabilisieren / Auseinandersetzung mit MB - Erfahrungen?
BeitragVerfasst: 12.05.2012, 16:04 
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Registriert: 27.12.2007, 15:56
Beiträge: 612
Wohnort: Eifel
hallo Tom..argh jetzt hatte ich viel geschrieben und mich verklickt und alles wieder weg, also versuch ich es nochmal :wink: ...Irgendwie tut es mir gut zu lesen, dass der sichere Ort bei dir auch nicht so perfekt funktioniert( würde es dir aber wünschen) , da ich es über Jahre , selbst in 9 Mon Klinik nie geschafft habe, mir oder uns einen sicheren Ort zu gestalten, mit Imagination komme ich hier auch nicht sonderlich weit, obwohl es lange und viel versucht wurde, aber es endet immer im Negativen und ist nicht sicher- meine ambulante Thera sagt auch, dass es kein Rezept für alle Traumatisierten usw gibt, jeder kann nur für sich selber das passende finden und das natürlich nur , wenn man viele Möglichkeiten kennenlernen und ausprobieren kann. Stabilisierung hat hier nie funktioniert - wir werden wohl noch Jahre nur eine begleitene Therapie machen, bis die Kinder groß sind, ich war vor 3 Jahren 9 Mon in ner Klinik, weil ich an die Erinnerung dran wollte, diese ganzen Fehlzeiten im Leben ist eben auch quälend- aber in der Zeit habe ich extrem die Kl*nge benutzt, laufend zum Nähen , einmal Überdosis und das hat klar gemacht,dass ich erst die Aufgabe Kindererziehung erfüllt haben muss, um mich später um mich/uns zu kümmern...Meine Thera ist die einzige Person, die in meinem Umfeld mitbekommt, wie es mir in etwa geht und in der einen Stunde kann ich eben sein, wie ich grad bin und muss nicht die Erwachsene sein, die Verantwortung trägt und den Kindern ein möglichst angenehmes Leben versucht zu gestalten.
Ich bin aber auch ungeduldig, würde gerne weiter kommen können, näher hinsehen und uns alle kennenlernen und ohne die ständigen Dissoziationen leben können- aber hier ist klar, dass ich jetzt für die Kinder da sein muss und das andere erst möglich ist,wenn ich im Alltag nicht mehr funktionieren muss.
Die Verantwortung für die Kinder ist das, was mir die Kraft zum Weitermachen gibt und dadurch wird halt auch einiges weggeschoben...aber ich denke , es ist eine Entscheidung, die man für sich treffen muss, was für einen die meiste Priorität hat und dann probieren, wie das am besten geht. In der Thera wird halt über akutes Geredet, bin auch oft genug an meinen Grenzen und auch für mich nicht wirklich sicher...aber für die Kids ist die Kraft zum Kämpfen da, wo sie für mich immer fehlt...hm weiß nicht, ob das jetzt so passt...wollte nur sagen, dass du nicht allein mit dem Problem bist, wie der Alltag funktionieren kann , ohne alles wieder zu verdrängen-ne Bearbeitung in einen " normalen" Leben integriert werden kann.

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der Weg ist das Ziel


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 Betreff des Beitrags: Re: Stabilisieren / Auseinandersetzung mit MB - Erfahrungen?
BeitragVerfasst: 12.05.2012, 16:37 
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Registriert: 09.05.2012, 11:15
Beiträge: 5
Hallo Dark Luna,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich denke jeder hat hier sein sehr individuelles Schicksal, aber es tut doch sehr gut, dass man in einigen Symptomen nicht ganz allein da steht. Jeder fühlt sich dann besser verstanden. Auch bei mir steht natürlich die Verantwortung für meine Familie (meine Frau und meine zwei Söhne) an erster Stelle, auch wenn meine Kinder jetzt nicht mehr so klein sind (22 und 15). Bei mir ist der MB erst in der Jugendzeit passiert, aber trotzdem sind natürlich sehr viel Symptome ähnlich (Dissoziation, das Ausgeblendetsein von mehreren Jahren meines Lebens etc.). Ich komme erst allmählich dahinter, wieviel meiner Macken durch den MB verursacht worden sind. (Etwas, was mir früher nie auch nur ansatzweise klar war). Für meine Therapie habe ich mir ganz bewusst einen männlichen Therapeuten ausgesucht, da bei mir das Verhältnis zu dieser Hälfte der Menschheit wohl tiefgreifend gestört ist. Das war eine gute Entscheidung.

Wenn ich Deine Zeilen so lese, denke ich manchmal, ich hab es doch noch gut erwischt. Ich kann Menschen, die sich ritzen, inzwischen sehr gut verstehen kann. Auch bei mir gab es schon sehr konkrete S*lbstm*rdpl*ne. Jeder möchte sich gerne irgendwann richtig 'spüren' und nicht wie ein Geist durch die Welt wandern. Ich dachte lange, die geistige Welt (Philosophie, Literatur etc.) könnte für mich ein Anker sein. Aber in Wirklichkeit ist es natürlich nur Flucht. Dabei hoffe ich natürlich, dass ich meinen Kindern nicht zuviel von meinem Trauma vererbe (was nach Ansicht meines Therapeuten aber nicht ganz zu vermeiden ist).

Ach ja, ich finde es toll, dass Du Deine Verantwortung als Mutter ernst nimmst. Das ist bei Deinem Schicksal sicher nicht selbstverständlich.

Nochmal danke für Deine ausführlichen Zeilen und Dir alles Gute!

Gruß

Tom

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 Betreff des Beitrags: Re: Stabilisieren / Auseinandersetzung mit MB - Erfahrungen?
BeitragVerfasst: 12.05.2012, 16:45 
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Registriert: 27.12.2007, 15:56
Beiträge: 612
Wohnort: Eifel
Meine Therapeutin meinte mal zu mir, weil ich mir auch immer Vorwürfe mache, grad auch wegen der Klinikzeit, da ich vorher immer 24 Stunden für die Zwerge da war- ich habe meine Geschichte , mit der ich leben muss und die Kinder haben eine traumatisierte Mutter, das ist ihre Sache, womit sie leben müssen-aber das wichtigste überhaupt wäre, dass sich Kinder geliebt fühlen.
So klein sind meine kids auch nicht mehr ( bald 15,12 und 7), bin halt inzwischen alleinerziehend und denke manchmal, selbst ohne meine Probleme würde ich oft denken, ich müsste mich in drei teilen können...
Alles Gute für dich

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