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 Betreff des Beitrags: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 24.09.2016, 19:42 
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Registriert: 24.09.2016, 19:08
Beiträge: 4
Hallo an Alle,

ich bin eine Verbündete sozusagen und fürchte ich brauch ein wenig Unterstützung...

Ich (weiblich, 30) bin mit einer Frau (20) zusammen die im Alter von 13,14-16 sexuell missbraucht wurde.
Wir waren befreundet und sie hat es mir ganz zu Beginn unserer Freundschaft erzählt und nach etwa 6-8 Monaten hat sich eine Beziehung daraus entwickelt.
Sie hat mir erzählt dass an dem Reitstall wo sie geritten ist und viel geholfen hat der Partner der Reitlehrerin (welcher ständig am Hof war) sehr schnell begonnen hat sich ihr zu nähern und sie zu seiner 'Zweitpartnerin' auserkoren hat. Er ist ihr immer näher und näher gekommen und es kam auch zweimal zum Geschlechtsverkehr. Körperliche Gewalt hat er dabei nie angewendet und sie hat sich auch nicht aktiv gewehrt. Als sie mit 16 den Stall gewechselt hat hörte dies auf aber der Kontakt wurde von seiner Seite bis vor kurzem noch gesucht.

Natürlich hat sich die Situation für mich völlig verändert seit ich nicht nur eine gute Freundin sondern nun ihre Partnerin bin.
Lange habe ich einen Eiertanz um das Thema veranstaltet aus Angst ihr zu nahe zu treten. Irgendwann mussten wir uns eingestehen dass wir doch darüber reden müssen und als es daran ging dass er körperlich zwischen uns wird noch umso mehr.
Sie hat sich einmal nochmal mit ihm getroffen (worüber ich bis heute stinkwütend bin) in der Hoffnung Antworten auf Fragen zu bekommen die sie gerne hätte. Natürlich ging das nach hinten los und sie hat sich während dem Treffen sehr schlecht gefühlt und es hat alles wieder hervor geholt. Zumindest konnte sie ihm nun NEIN sagen wenn er ihr näher kommen wollte.
Ich habe diesen Fakt nicht ausgehalten und ihr klipp und klar gesagt dass ich es nicht akzeptiere wenn da noch Kontakt ist da in meinen Augen dadurch der Missbrauch noch 'aktiv' ist.
Wir haben seitdem mehrfach versucht über das Thema zu sprechen aber es ist so schwierig.
Sie hat inzwischen eine Therapie angefangen, sie war bei Wildwasser und ich auch separat auch aber wir kriegen es einfach nicht gemeinsam hin darüber zu reden ohne dass es im Streit endet.
Mein Problem ist dass mich die Sache manchmal so eiskalt einholt und ich nur noch daran denken kann. Sie ist aber selbstverständlich noch völlig damit beschäftigt damit selbst klar zu kommen und kommt mit meinen Emotionen diesbezüglich nicht gut zurecht, fühlt sich dann missverstanden und nicht aufgefangen was ich auch wiederrum verstehe.
Ich weiß nicht ob eine Beziehung in diesem Stadium möglich ist...in unseren guten Momenten denke ich : JA! Wir kriegen das hin.
In anderen Momenten wie jetzt weiß ich nicht weiter...
Ihre Familie weiß nichts davon und ich fände es so wichtig dass sie darüber spricht mit ihren Eltern aber ich kann sie ja nicht zwingen.
Ich finde es so schwierig meine Grenze zu ziehen, einzuhalten, meine Emotionen zu äußern und gleichzeitig für sie da zu sein wie ich es möchte...
Was soll ich nur tun ?!
Was meint ihr dazu?

Eure Sam


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 24.09.2016, 21:01 
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Registriert: 24.09.2016, 19:08
Beiträge: 4
Mir ist noch eine wichtige Frage an euch eingefallen...:

Für wie wichtig haltet ihr es dass ihre Familie, bzw ihre Eltern davon erfahren?


Ich danke euch für Antworten.

Sam


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 25.09.2016, 09:58 
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Registriert: 08.12.2013, 12:31
Beiträge: 1512
zu deiner Frage im unteren Bereich:

das kommt sehr auf den Kontakt zu den Eltern an und wie diese damit umgehen können.

Klar, das weiß man oft nicht vorher. Aber dennoch kann das sehr viel verändern.

Im Guten: die Eltern halten zu ihr, begleiten sie auf dem Weg. Stehen zu ihr. Holen sich selbst auch Hilfe zu dem Thema.

Im "nicht so guten": Eltern brechen selbst zusammen
Eltern machen sich selbst Vorwürfe (und Betroffene bekommt Schuldgefühle den Eltern gegenüber)
Eltern wussten davon und leugnen
Eltern wussten davon und geben es zu (auch das ruft Emotionen hervor) - Wut oder auch Schuldgefühle, wenn Eltern sich hilflos fühlten
Eltern drängen zu Entscheidungen oder Fragen, mit denen sie noch nicht umgehen kann
es gab andere Konflikte, die den MB ermöglicht haben


egal wie die Eltern reagieren. Es löst sehr wahrscheinlich sehr viele Emotionen aus
und denen sollte sich stabil genug fühlen
denn wenn sie die Eltern verliert (und sei es "nur" Eltern, weil es die Eltern sind), dann kann das ein Gefühl auslösen, alles zu verlieren.

Freunde, die sich abwenden, ist eine Sache
oder umgekehrter Fall:
Schuldgefühle gegen über Freunden, weil diese sich nun Sorgen machen

aber wenn sich die Elternsituation verändert, verändert sich ein Anker.


Auch Schuldgefühle (bei guter Elternreaktion): warum habe ich nicht früher was gesagt?



zum ersten Teil:
deine Wut kann ich verstehen. Aber das eine Treffen auch. Das war sicher schwer und eine Mischung aus Mut (sich dem zu stellen) und Leichtsinn (was dann passiert ist). aber auch ein soooooo großer Erfolg! Ja, ERFOLG

sie konnte ihm NEIN sagen!!! Das ist so wichtig !!!!
ein so großer Erfolg!
Dadurch hat sie weiteren MB verhindert. Sie selbst! Sie hat NEIN gesagt. Wow!



Deine Angst um sie kann ich verstehen. und von außen betrachtet, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie weitere Antworten bekommen wird.

Aber eine Antwort hat sie dennoch bekommen: er würde es wieder tun.
und sie hat einen Erfolg erlebt. Sie konnte NEIN sagen!
*ein ganz wichtiger Schritt*

_________________
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold... und wer bezahlt (dafür)?


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 25.09.2016, 10:23 
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Registriert: 07.09.2013, 11:31
Beiträge: 844
Hallo sam86,

erst einmal "Herzlich willkommen" hier bei uns und lieben Dank für Deinen Beitrag.

Ich kann gut verstehen, dass es für Dich schwierig ist, Deine Emotionen zu ordnen und natürlich vestehe ich auch, dass Du wütend bist. Aber dieses eine Treffen war für sie sicherlich notwendig. Das sehe ich genauso wie es "unterwegs" geschrieben hat. Für sie war es ein wichtiger Schritt und sie hat "Nein" gesagt. Darauf kann sie und auch Du sehr stolz sein. Ich finde es gut, dass ihr beide unabhängig voneinander bei der Beratungsstelle ward. Auch da habt ihr Beide schon einen großen Schritt gemacht. Bei ihr ist zur Zeit das Problem, dass sie mit vielen Punkten jetzt erst einmal selbst klarkommen muss. Wenn sie gerade eine Therapie begonnen hat, wird da so unwahrscheinlich viel aufgewühlt, vieles wird sie wieder einholen, manches hat sie vielleicht auch verdrängt und all das kommt jetzt wieder hoch. Das ist sehr schwer für sie und für Dich natürlich auch. Versuch bitte für sie da zu sein, auch wenn Du manches vielleicht momentan (noch) nicht verstehen kannst. Vielleicht sagst Du ihr auch, dass es für Dich schwierig ist und dass Du manches auch nicht nachvollziehen kannst und dass Dich einfach vieles aufregt. Teil ihr ehrlich mit, was Du denkst und fühlst. Dann ist es für Euch beide ein bisschen leichter.

Was die Familie / Eltern angeht, so würde ich dies in der Therapie ansprechen. Die Reaktionen können tatächlich sehr unterschiedlich sein. Fakt ist, es wühlt unwahrscheinlich viel bei allen auf und bevor man das Thema dort anspricht, sollte Deine Freundin wirklich stabil genug sein, gerade weil man eben nicht weiß, wie die anderen darauf reagieren und was es ggf. für Auswirkungen hat. Das könnt ihr aber gemeinsam mit dem / der Therapeuten /-in besprechen und sie unterstützt Euch sicherlich auch gerne dabei.

Ich denke, dass ihr Beide auf einem guten Weg seid und auch wenn es oftmals schwierig ist, habt ihr sicherlich eine gute Chance.

Alles Gute für Euch :kleeblatt:

Liebe Grüße Melanie

P.S. Ich schicke Dir noch mal separat eine persönliche Nachricht (mit einigen Gedanken, die ich nicht im öffentlichen Teil schreiben möchte).

_________________
Auch ein langer Weg beginnt mit einem ersten Schritt...


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 25.09.2016, 22:23 
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Registriert: 24.09.2016, 19:08
Beiträge: 4
Danke ihr beiden,


ich muss sagen WOW!
Danke für eure Nachrichten!

Bereits diese Worte haben in mir unwahrscheinlich viel bewirkt!!! Ich sehe das Treffen worüber ich gleichzeitig auch so wütend war nun mit anderen Augen! Danke dass ihr diese Dimension in meinem Kopf umgedreht habt. Ich bin nun sehr stolz auf sie!

Was ihre Familie angeht gebe ich euch beiden sehr recht! Sie sollte da stabil genug sein und ich denke auch dass es noch zu früh ist und ich sie dazu nicht drängen sollte. Ich habe ihr aber mehrfach gesagt dass ich es sehr wichtig finde und Schweigen für eine sehr schlechte Idee halte. Sie hat eigentlich ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern, in dieser Zeit hat sie sich etwas abgekapselt, aber da war sie ja auch in der Pubertät, da wird das ja als normal empfunden bzw fällt nicht so auf.
Ich bin sicher sie werden aus allen Wolken fallen, sich aber sicher auch Vorwürfe machen da sie nichts bemerkt haben (ich war schon mal anwesend als es bei den Eltern und ihr kurz um besagten Reitstall ging- die ahnen nicht das Geringste, was ich auch als sehr belastend empfinde).

Gestern als es mir so schlecht ging mit dem ganzen Thema hab ich es ihr dann doch gesagt...per Whatsapp aber ich konnte nicht mit ihr reden darüber was mir auf dem Herzen lag deshalb musste es über Chat laufen auch wenn ich nicht der Freund davon bin.... es ging darum dass ich nicht wusste was ich mir unter dieser Zeit vorstellen soll, unter den Körperlichkeiten die statt fanden aber immer ein RIESEN Mysterium für mich waren und mich in Situationen wie gestern nicht losgelassen haben.
Ich wusste nicht ob das aushalte es zu hören und soviel Detail überhaupt gut ist.
Aber sie hat es mir gesagt und es war UNGLAUBLICH wichtig dass wir darüber gesprochen haben wenn auch nur über so blöden Chat.
Es hat diesen Mythos getötet und auch wenn es hart war war es nicht ganz so extrem schlimm wie ich es mir in den schlimmsten Phantasien vorgestellt habe.
Gleichzeitig ist etwas erstaunliches passiert: Ich konnte ganz anders für sie da sein und ihr ganz anders Trost spenden was zuvor durch meine starken Emotionen manchmal nicht möglich war (wofür ich mich ja auch geschämt habe) .
Ich weiß nicht ob das immer gut ist, es gibt ja auch Geschichten die hält man kaum aus und ich bin sicher da gibt es noch Bereiche die sollte ich nicht zu genau kennen bei ihr.
Dennoch wollte ich diese Erfahrung gern mit euch teilen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 25.09.2016, 22:29 
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Registriert: 24.09.2016, 19:08
Beiträge: 4
@unterwegs

Zitat:
deine Wut kann ich verstehen. Aber das eine Treffen auch. Das war sicher schwer und eine Mischung aus Mut (sich dem zu stellen) und Leichtsinn (was dann passiert ist). aber auch ein soooooo großer Erfolg! Ja, ERFOLG

sie konnte ihm NEIN sagen!!! Das ist so wichtig !!!!
ein so großer Erfolg!
Dadurch hat sie weiteren MB verhindert. Sie selbst! Sie hat NEIN gesagt. Wow!



Dankesehr unterwegs, für diese Worte.

Darf ich dennoch, auch wenn ich es mittlerweile auch als großen Erfolg sehe, fragen warum es aus der sicht eines Betroffenen so ein wahnsinniger Schritt ist das zu tun?
Ich möchte es so gut ich kann nachempfinden warum dieser Schritt so entscheidend ist. Danke


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 26.09.2016, 18:34 
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Registriert: 07.09.2013, 11:31
Beiträge: 844
Hallo Sam,

Spoiler: Anzeigen
es ist einfach ein großer Schritt, weil sich die Betroffenen meistens auch als Erwachsene immer noch als Opfer sehen. Sie schämen sich, obwohl sie überhaupt nichts dazu können und sie haben meistens ein sehr geringes Selbstbewußtsein. In dem Moment, wo Deine Freundin den Mut aufgebracht hat, nochmals zu diesem einen Treffen zu gehen, ist sie über sich hinausgewachsen und hat sich trotz ihrer Ängste dem Ganzen gestellt. Das ist so was von großartig.


Liebe Grüße Melanie

_________________
Auch ein langer Weg beginnt mit einem ersten Schritt...


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 26.09.2016, 19:19 
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Registriert: 08.12.2013, 12:31
Beiträge: 1512
Trigger
manche Wörter sind direkt und ausgeschrieben, daher Spoiler
und weil im öffentlichen Bereich. damit jeder selbst entscheiden kann, ob er/sie reinschaut oder nicht



Spoiler: Anzeigen
weil es (bei mir) mit sehr großer Angst verbunden ist

die Wahl zwischen Angst/direktem MB (der sehr doof ist, aber durch gelernte Schutzmaßnahmen nicht so weh tut)

und der Todesangst, Angst verprügelt zu werden oder durch körperliche Gewalt niedergestreckt (und dann trotzdem zusätzlich MB) zu werden

dann wähle ich im entscheidenden Moment doch eher den "harmloseren" Weg, des "nur" M*ssbr**chs. Was schneller vorbei ist und dann erst mal vorbei ist.

Nein oder Gegenwehr ist mit der Erfahrung verbunden, ZUSÄTZLICH körperliche Gewalt, ggf. bis hin zur Todesangst / Täter der vor Wut oder Aggression / Täter der vor lauter NEIN nur noch rot sind und blind vor Wut wird, gar keine Grenzen mehr kennt und dann vielleicht statt "nur" se*ueller Gewalt bis zum äußersten geht, weil dieser z.B. (nicht alle, aber bei einigen sehr wahrscheinlich / vermutbar) ein Problem in seiner Persönlichkeitsstruktur hat und dann so sehr ein Problem mit einem Nein hat, dass dieser dann eben bis zum Totschlag bereit wäre, weil

nicht bei allen, aber bei manchen Tätern scheint das so zu sein
- ein NEIN zum Schutz der eigenen Grenzen - ausgelegt wird, als "du bist gegen mich, du hasst mich, dich muss ich töten -

die einzige Erklärung ist, die es für den Täter gibt


Selbsthass, Aggression, Wut, selbst nie Nein sagen dürfen, Macht haben wollen etc.

es gibt viele Gründe, warum manche Menschen ein NEIN (natürlicher Schutz eines noch nicht Opfers), als Angriff oder gar persönlichen Angriff sehen und dann eben bis zum äußersten bereit sind


als Opfer, den Hass im Blick sehend, die Stimme, der Schweiß, die Aggression in jeder Körperfaser in jedem Atemhauch des Täters zu sehen, zu spüren, zu riechen

den Griff am Körper



wenn überhaupt noch handlungsfähig
.......
totstellen .... hoffen, dass der Täter von ablässt .....


es gibt drei instinktive Handlungen bei Gefahr

- Flucht
- wehren
- tot stellen

Flucht?
=> Gewalt, festgehalten werden, bestraft werden (verbal, körperlich), bis hin Folter *je nach Heftigkeit des Täters/ der Täterin*

wehren?
=> Gewalt, festgehalten werden, bestraft werden (verbal, körperlich), bis hin Folter *je nach Heftigkeit des Täters/ der Täterin*

totstellen?
=> schon auch etwas Gewalt, Täter/in nimmt sich was er/sie will
aber lässt irgendwann ab

a) ist ja langweilig (macht ja weniger "Spaß" weniger "MACHT", wenn es keine Macht gibt. Der Machtbeweis nach wehren oder Flucht - aus Tätersicht häufig auch: war ja Notwehr um sich vor den Angriffen des Opfers zu schützen, weil Flucht ein Angriff gegen das "Recht auf Macht des Täters / der Täterin" darstellt)

b) ist es schneller vorbei

c) beim "Totstellen" ist ein ausblenden, inneres Flüchten aus der Situation eher möglich
noch dazu haben Täter / Täterinnen deutlicher weniger Einfluss auf eine INNERE Flucht, als auf eine körperlich echte

außerdem entmachtet das "totstellen" den Täter/die Täterin insofern, als dass Täter/Täterinnen nur bedingt Macht über Leben und tot haben ....

oder wenn doch, dann will man in dem Moment nicht das Opfer sein. und Todesangst ist ein grausames Gefühl.



so und wenn sich diese Erfahrungen öfter mal im Leben abgespielt haben
muss nicht mal immer Todesangst dabei gewesen sein

Angst vor körperlicher Gewalt / Vergewaltigung
Angst vor Ablehnung
Angst vor Schuld (was Täter gerne ihren Opfern mal einreden: du bist Schuld wenn was passiert, wenn Opfer Täter/in nicht freiwillig gibt)
Angst vor Scham
Angst alleine dazu stehen, dass sich andere Menschen abwenden (ist in unserer Gesellschaft leider häufig, dass Täter dann Sonderstellung und Schutz bekommen und Opfer gehetzt und an den Pranger gestellt werden - Opfer = Schuld, weil hat sich ja nicht gewehrt.

Täter hat die Tat begangen!? Egal. Der Arme / die Arme konnte ja nichts dafür. Opfer hat sich ja nicht gewehrt, also durfte Täter / Täterin sich mit Macht und Gewalt nehmen, was verboten ist. Der Arme Täter / die arme Täterin konnte nichts dafür und muss jetzt sogar noch die bösen Blicke und Anschuldigungen des Opfers aushalten ....
Opfer, du bist Schuld !

Ist natürlich blödsinn, wenn man mit gesundem Menschenverstand rangeht
und Opfer sind NICHT Schuld!

Dennoch reden viele Täter das ihren Opfern ein
und - werden durch große Teile der Gesellschaft noch unterstützt.

Ausnahmen gibt es!
Aber die sind selten.

Selbst Therapeuten bringen manchmal die Sprüche:
"Sie sind NICHT schuld. Aber den Täter müssen Sie schon auch verstehen. Täter wollen auch nur geliebt werden" :evil: :wall :wall :wall
mag sein .... aber Liebe, kann man sich nicht nur Macht nehmen!


und wenn Opfer nicht weiß, was zu tun ist, alles gefährlich erscheint, agiert der Körper selbst. Nämlich das, was in dem Moment das überleben rettet !!! ob es "sinnvoll" ist, ist dabei wurscht. In der Sitution selbst: überleben. Denken kommt dann später.


Soweit stark zu sein
TROTZ der Erfahrungen, TROTZ der Angst (ggf. auch Todesangst) NEIN zu sagen
(und selbst darüber zu staunen, dass das NEIN - u.U. zum ersten Mal im Leben! - respektiert oder wenigstens akzeptiert wird .... ..... das ist fast so, als wenn ein Kind mit 10 Jahren und vielen Knochenbrüchen, Operationen usw. zum allerersten Mal selbst ein paar Schritte geht....

natürlich, normal wäre das viel früher .... aber ÜBERHAUPT erst mals gehen zu lernen .....

oder wenn ein 70jähriger Mensch nach vielen fast Ertrinkungsunfällen zum allerersten mal ein paar Meter schwimmt ......

natürlich könnte man sagen ... warum nicht früher?
aber hey ..... grade WEIL es so viele Hindernisse gab, ist es ein großer Erfolg, es TROTZDEM

DOCH NOCH

geschafft zu haben!
eben WEIL es NICHT natürlich war - die Umstände!

_________________
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 Betreff des Beitrags: Re: Vorsichtiges Hallo (Triggergefahr)
BeitragVerfasst: 05.10.2016, 21:37 
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Registriert: 12.11.2007, 12:01
Beiträge: 95
Wohnort: Waldviertel
Hi,sam86!
Erstmal auch herzlich Willkommen hier von mir. Schön,dass du hierher gefunden hast und ich wünsche dir einen guten Austausch! :) Finde es auch schön,dass ihr,du und deine Freundin miteinander sprechen konntet,denn ich persönlich finde es sehr wichtig mit Leuten offen zu sprechen (wenn der Kontakt zu diesen Personen gut ist). Ich finde es oft auch sehr anstrengend,wenn Leute mit denen ich guten Kontakt habe,nichts von mir wissen oder sie nicht verstehen können,warum es mir immer wieder schlecht geht. Allerdings muss ich zugeben,dass ich es niemanden,ausser meiner besten Freundin (auch sehr schwer und um den heissen Brei herumgeredet) selbst erzählen konnte,kann es heute noch nicht. Mein Mann musste damals alles aus mir rauskitzeln,nachdem ich nur noch gez*ttert habe und er gesehen hat,dass es mir schlecht geht,in dem er mir Fragen gestellt hat. Er hat es dann übernommen,es meiner Familie zu erzählen,weil es mir so schwer fällt. Ich möchte heute gar nicht mehr drüber nachdenken,was ich alles erzählen musste bei meiner Einvernahme. *schauder* Aber das ist halt bei mir so,das heisst nicht,dass es nicht Leute gibt,die es leichter ansprechen können. Mir aber fällt es sehr schwer das Thema erst einmal anzuschn*iden. Wenn die Leute erst einmal Bescheid wissen ist es leichter für mich. Und obwohl ich mir oft Vorwürfe mache,dass ich meine Leute damit belastet habe und ich mir die Sch*ld gebe,dass es ihnen jetzt schlecht,bzw. noch schlechter,als vorher geht,sagen sie mir dass ich nicht so denken soll und dass es gut war,dass ich es irgend wie geschafft habe diesen Schritt zu gehen und mich ihnen endlich anzuvertrauen. Denn ich weiss,dass sie mir nur so helfen konnten und heute für mich da sein können. Ich habe aber das Glück,Leute zu haben,die mich unterstützen,leider hat das nicht jeder. :( Aber du schriebst ja,dass deine Freundin eine gute Beziehung zu ihrer Familie hat und das ist schön! :) Letztendlich kann man niemanden die Entscheidung abnehmen,wem oder ob man sich überhaupt öffnet. Ich denke aber,dass die meisten es spüren,wenn sie mehr oder weniger bereit dazu sind.
Abschliessend möchte ich noch sagen,dass auch ich es sehr toll finde,dass deine Freundin NEIN gesagt hat! Ich habe heute noch A*gst vor einer Begegnung,weil ich befürchte meine alte St*rre zu bekommen und dass ich es nicht verhindern kann. :( ich hoffe,dass ich das irgendwann einmal ablegen kann. Also,vollste Bewunderung von mir,echt! :top: :)
Ich hoffe,dass ich dir nicht zu langatmig war und wünsche euch beiden das Beste! :)
Alles Liebe,Mondkind

_________________
Immer Kopf hoch! Be happy! :-)
Ich lasse mich nicht unterkriegen!
Nicht durch Regen,nicht durch Wind!
Nicht durch Winterkälte,
noch durch Sommerhitze!
Stark möchte ich sein und gelassen,
doch ohne Wut!
Ich lasse mich nicht unterkriegen!


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