Gegen - Missbrauch e.V.

Die Plattform für Betroffene, Überlebende, Freunde und Partner

Dieses Forum ist Teil der eines Angebots von gegen - missbrauch e.V. Unsere Hauptseite finden Sie unter www.gegen-missbrauch.de

Aktuelle Zeit: 04.05.2024, 15:04

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 6 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Brandneues Buch zum Thema sex. Missbrauch in der Familie
BeitragVerfasst: 13.07.2009, 16:32 
Offline

Registriert: 27.04.2008, 12:08
Beiträge: 122
Lange habe ich drauf gewartet, jetzt ist es endlich da, das neue Buch von Deborah Lhati "Gib mir meine Wurzeln zurück"

[center]Bild[/center]

Inhaltsangabe
Deborah Lhati zeigt in ihren eindringlichen lyrischen Texten wider die versteckte häusliche Gewalt, was sie in Prosa nicht zu Papier bringen kann: ihre Gedanken, ihre Hoffnungen und ihre Gefühle. Ihre Texte zeigen ihren Weg aus tiefster Not hin zur Lebenfreude, zum Lachen. Daraus wurde ein liebenswert gestalteter Gedichtband, der Frauen über alle Ländergrenzen hinweg Mut gibt.

Das Leben in zwei Kulturen kann zu perfiden und extrem paradoxen Situationen führen. Schließlich wusste Deborah Lhati nicht mehr, wo sie hingehörte. Einerseits im Elternhaus massiv misshandelt, andererseits umgeben von Menschen aus einem anderen Kulturkreis, wo kein Vertrauen da war und wo sie nicht wirklich dazu gehörte.

Oft ist man als Kind in einer solchen Familie nicht alleiniges Opfer, sondern Gewalt und Missbrauch breiten sich auf die anderen Familienmitglieder aus, wie eine ansteckende Krankheit, die von den unterschiedlichsten Kulturen, angeblich aufgrund der Religion, gedeckt wird und im Verborgenen bleibt. Deborah Lhati zeigt uns einen Weg in vielen kleinen, mühsamen Schritten, der zwar immer wieder stolpern lässt, aber letztlich in ein lohnendes und lebenswertes Leben führt.


Autorenvita
Deborah Lhati, eine aufgeschlossene junge Frau aus Deutschland, mit afrikanisch-arabischen als auch mit deutschen Wurzeln, wuchs in einem gewalttätigen Elternhaus auf, hin- und hergerissen zwischen Islam und Christentum. Ihre ältere Schwester sollte während eines Ägypten-Aufenthalts beschnitten werden und konnte sich nur durch Flucht entziehen. Der Bruder Mustapha wurde ebenfalls ein Opfer der Gewalt.

Deborah Lhati hat es als einzige in ihrer Familie geschafft, sowohl ihre Schule als auch eine Berufsausbildung abzuschließen. Ihre eigenen Söhne erzieht sie mit viel Liebe und Umsicht. Die Gewalt, die sie von frühester Jugend an und später in ihrer Ehe am eigenen Körper erlebt hat, möchte sie ihnen auf keinen Fall weitergeben. Ihr mitfühlendes Wesen, ihre Menschlichkeit und ihr umfassendes Wissen machen sie zu einer bemerkenswerten Frau. Ihr Ziel ist ein Studium im medizinischen Bereich als Hebamme. Ihre Einsatz geht darüber hinaus gegen das Schweigen und für das Erkennen der Gewalt in unserer Gesellschaft.

Deborah Lhati
Gib mir meine Wurzeln zurück
Broschiert: 76 Seiten
Verlag: Books on Demand Gmbh (Juli 2009)
ISBN-10: 3839112028
ISBN-13: 978-3839112021
Größe und/oder Gewicht: 21 x 14,8 x 0,5 cm
Preis: 5,90 Euro

Und wer mich kennt, weiß dass es wirklich liebevoll gestaltet ist und sicher keine Fehlinvestition. Es würde mich mal interessieren, wie es Euch gefällt.

Ein glücklicher und stolzer
Nikolaus


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 17.07.2009, 07:44 
Offline
Teammitglied
Teammitglied
Benutzeravatar

Registriert: 12.05.2009, 22:13
Beiträge: 2273
Wohnort: Bayern
Vielen Dank, werde dieses Buch gerne lesen.

Auch häusliche Gewalt ist so stark vertreten und ich denke dieses Problem der Kulturen auch keine Seltenheit....

Danke für diesen Tip!

_________________
Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Leseprobe
BeitragVerfasst: 17.07.2009, 19:14 
Offline

Registriert: 27.04.2008, 12:08
Beiträge: 122
Ich stelle einfach mal ein bisschen Text aus dem Band von Deborah Lhati hier rein:
    Was bedeutet Gott für mich

    Es ist jemand da, wenn ich alleine bin.
    Ich stellte mir vor als Kind, er wäre hier.
    Wir würden in einem Raum sitzen,
    und ich spräche mit ihm.

    Er war mein Trost, wenn ich geschlagen wurde,
    denn ich stellte mir vor, er streicht mir meine Haare
    und sagt mir den Schmerz lindernde Worte.

    Wenn ich nicht nach Hause gehen konnte
    und es war mir kalt, dann stellte ich mir vor,
    er wärmt mich und ich lehne mich an ihn.

    Wenn ich Hunger hatte und stehlen ging,
    dann betete ich, dass er mir hilft,
    dass ich nicht erwischt werde.

    Wenn ich missbraucht wurde,
    stellte ich mir vor, er holte mich aus meinen Körper,
    denn es war nur eine Hülle,
    und danach spendete er mir Trost.

    Er zeigte mir sein Eden,
    in den ich dereinst gehen werde,
    wenn der Schmerz mich einholt
    und ich nicht fliehen kann.

    Das ist Gott für mich



    Wahre Gefühle, unwahre Gefühle

    Jeder schreibt über die Liebe.
    Aber was genau ist sie?
    Wenn alles zerbricht, was bliebe?
    Wenn ich lese über die Ehrenmorde,
    der Vater die Tochter,
    der Bruder die Schwester,
    da fehlen mir die Worte.
    Liebten sie sich?
    Sind es wahre Gefühle oder unwahre Gefühle?

    Die Mutter vergnügt sich an anderen Orten
    und lässt derweil ihr Kind verhungern.
    Hat Liebe ein Mindesthaltbarkeitsdatum?
    Ist die Frist etwa schon um?
    Wer kann mir den Unterschied von
    wahren und unwahren Gefühlen sagen?

    Vor allem: ist die Liebe eine Krankheit?

    Wie kann man das nur ertragen?



    Bin ich nicht aus diesem Land?

    Ich wollte den Islam kennen lernen.
    Niemand hat darüber nachgedacht, welcher Religion
    ich angehöre und welcher Nation.

    Ich habe meine Mutter gefragt.
    Sie sagte, ich sei Deutsche,
    hätte aber die Religion meines Vaters.
    Ich habe gefragt: was ist Papa?
    Sie antwortete: ein Moslem.

    Ich habe ihren neuen Mann gefragt: was ist das, der Islam?
    Er sagte zu mir: du kommst nicht aus diesem Land!
    Dein Vater war ein Schwein
    und konnte so kein Moslem sein!

    Ich bin zu meiner türkischen Freundin gegangen.
    Sie nahm mich mit in die Moschee zum Unterricht.
    Doch der Mann meiner Mutter erlaubte diese Freundschaft nicht.
    Er sprach: Türken sind wie Schwein,
    sie können keine Moslems sein.
    Ich muss leben nach seinen Gesetzen,
    sagt er. Und: ich sei die Brut von Aussätzigen.

    Im Lande meines Vaters haben sie gesagt:
    Ja, du bist das Kind deines Vaters und auch eine Muslima,
    aber du bist nicht aus unserem Land.
    Deine Mutter ist keine von uns,
    sie wollte das auch nicht werden.
    Sie ist eine deutsche Funs.
    So bist auch Du nicht eine von uns.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 17.07.2009, 21:41 
Offline
Teammitglied
Teammitglied
Benutzeravatar

Registriert: 12.05.2009, 22:13
Beiträge: 2273
Wohnort: Bayern
:( Habe es gerade durchgelesen, macht mich sehr traurig.
Aber das ist ok, ich komme damit zurecht.

Ich hatte bisher ein gutes Leben und wünschte, ich könnte anderen Leid ersparen.

Worte zum Nachdenken, Worte die ins Herz gehen, so wie mir derzeit so vieles mitten ins Herz trifft.
Aber auch damit komme ich zurecht, denn ich möchte beitragen zu versuchen, etwas zu verändern.

Obwohl es Menschenschweine immer gab und immer geben wird.( sorry für das Wort, aber in Bezug auf so vieles gibt es in meinen Wortschatz einfach keinen Begriff mehr für solche Menschen.
Menschen sind schlimmer als Tiere es jemals waren und sein werden, in vieler Hinsicht und auf die unterschiedlichsten Weisen...

Die Verse dieses Buches sind so treffend.

Danke dir dafür, das du etwas reingeschrieben hast , ich möchte nun noch mehr davon lesen.
Keine oberflächlichen Texte, obwohl man diese auch zwischendurch braucht, da man sonst meint verrückt zu werden und abschalten muss.
Aber diese sprechen die Wahrheit, sind Realität und damit sollte sich jeder Mensch viel mehr auseinandersetzen.

_________________
Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 18.07.2009, 14:24 
Offline

Registriert: 27.04.2008, 12:08
Beiträge: 122
Danke Naina für Deine Rückmeldung. Ja, die Worte machen mich ebenfalls traurig und betroffen, aber sie machen mir auch Mut, es nicht so einfach hinzunehmen, sondern Stellung zu beziehen, eine Meinung zu haben und nicht mehr drauf zu hoffen: "einer wird's schon richten". "Einer", das ist nur zu oft der Sankt Nimmerlein, auf den alle warten.

Diese Dinge sind hier in Deutschland, sie sind nicht irgendwo weit weg. Häusliche Gewalt ist nicht mit einer bestimmten Religion oder Kultur, Gesellschaftsschicht verbunden. Das macht die Auseinandersetzung damit so schwierig, weil sie die Menschen hier an ihre eigene Geschichte bringt, eventuell eigene Verletzungen sichtbar werden lässt, die man lieber unter der Decke halten würde.

Vor allem hat mir die Auseinandersetzung mit dem Thema unter dem Aspekt eines "migrativen Hintergrundes" über diesen Umweg den Blick sozusagen von außen auf meine eigene Kultur und religiöse Erziehung ermöglicht und mir generell ein anderes Bild meiner Mitmenschen vermittelt, unabhängig von Hautfarbe und Kultur. Und ich habe auch viele Gemeinsamkeiten gefunden.

Wie wir in unserer Gesellschaft miteinander umgehen (in der Familie, in der Partnerschaft, am Arbeitsplatz, auf der Straße), bestimmt nicht "man", sondern das sind wir alle. Auf manchen Autobahnbrücken steht ein Spruch hingesprüht: "Sie stehen nicht im Stau, sie sind der Stau!" Ebenso hier: Gesellschaft, das bist Du!

Liebe Grüße
Nikolaus


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 18.07.2009, 16:53 
Offline
Teammitglied
Teammitglied
Benutzeravatar

Registriert: 12.05.2009, 22:13
Beiträge: 2273
Wohnort: Bayern
Ja Nikolaus, ich weiß, all dies schreckliche ist mitten unter uns und überall.

Als ich gestern in den Nachrichten mal wieder hörte das eine Frau sagte:
" Ich hätte nie gedacht das sowas bei uns passieren könnte."
Da hab ich so eine Wut bekommen und gedacht wie naiv gehts denn noch?

Oder wie manche zu mir sagen:
" Ich finde es ja sooo toll wie du dich einsetzt " aber keiner fragt was er tun könnte.........mir tut solch ein Verhalten und so eine Lebenseinstellung richtig im Herzen weh.

Aber dennoch freue ich mich über jeden noch so kleinen Schritt den wir vorwärts gehen.

_________________
Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 6 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007, 2016 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de