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 Betreff des Beitrags: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 09.07.2013, 10:20 
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Registriert: 18.06.2013, 08:06
Beiträge: 9
Hallo,
Für mich persönlich ist der emotionale Missbrauch, der die körperlichen Misshandlungen begleitet hat, schwieriger aufzuarbeiten, als die konkreten Situationen, die ich inzwischen klar und deutlich erinnern kann.
Alles, was ich körperlich unmittelbar gespürt habe und als Unrecht empfinden kann, ist fassbar und deshalb einfacher zu beleuchten, als "ungerecht" einzuordnen und auch die Folgen, die das fassbare hatte kann ich besser zuordnen und dementsprechend auflösen.
Die teils subtilen Manipulationen die mich aber als Kind zum schweigsamen Opfer werden ließen, das sich schuldig fühlte, das Jahrzehnte lang dachte, "mit mir stimmt schon immer etwas nicht" und DESHALB lief mein Leben so, wie es lief - diese ständigen verbalen Angriffe auf der Gefühlsebene sind es, die mir mein Leben lang schwer zu schaffen machten und erst, seit ich diesen Mechanismus durchschaue, gelingt es mir, mich zu einem autonomen Menschen zu entwickeln, der nicht mehr angewiesen ist darauf, dass die Täter ihre Verantwortung auch selbst anerkennen, die Taten zugeben und die Schäden, die sie angerichtet haben als Folge ihres Verhaltens mir gegenüber akzeptieren können.
Es ist zwar schrecklich, wenn, so wie in meinem Fall, die Täter einen als Lügner verleumden um sich selbst rein zu waschen, aber für mich ist inzwischen ganz klar ersichtlich: Ich wurde emotional misshandelt, damit man mich auch körperlich missbrauchen konnte. Auch wenn "mein körperlicher Missbrauch" vordergründig nicht als sexueller Missbrauch angesehen wird: Für mich zählt, was es mit mir gemacht hat und wie ich es empfunden habe.
Ich fühlte mich jahrelang vergewaltigt, durch, wie ich heute weiß, ungerechtfertigte regelmäßige Abführmaßnahmen, mit denen man mich quälte, um die totale Kontrolle über mich und auch meine Körperfunktionen zu haben.
Es bestand keine medizinische Notwendigkeit, mir das anzutun.
Auch das im Intimbereich extreme Gewaschen werden, weit über das Alter hinaus, indem ich lange selbst in der Lage war, mich selbst zu säubern und auch die Heftigkeit, wie das stattfand, sodass es jedesmal wie Feuer brannte, weil so stark gerieben wurde und Seife überall hinein kam: Auch das begreife ich heute als NICHT in meiner Person als Kind verursacht, sondern verursacht durch krankhafte Anteile in der Person meiner Mutter..........und dem blinden Umfeld, das das alles nicht wahrnehmen konnte oder wollte, weil es auf Grund eigener geschädigter Persönlichkeitsanteilen selbst leicht zu manipulieren war.

Ohne emotionalen Missbrauch an mir und den Personen im näheren Umfeld - wären die körperlichen Taten nicht über lange Jahre hinweg unerkannt durchführbar gewesen.

Wenn Menschen, die selbst keine Missbrauchserfahrungen gemacht haben, von sexuellem Missbrauch hören oder lesen, sehen sie meist nur das, was körperlich bildlich zu beschreiben und fassbar ist - doch den Zusammenhang mit dem emotionalen Missbrauch, begreifen sie kaum, weil dieses Thema noch wenig öffentlich behandelt wurde und leider meist nicht sichtbar stattfindet.

Und deshalb halte ich nicht mehr "mein freches Maul" (man hat in der Kindheit vergeblich versucht, es aus mir rauszuprügeln um es zum Schweigen zu bringen) und gehe offen und authentisch damit um. Deshalb auch meine HP zu dem Thema.

LG, Endlichlebendig


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 Betreff des Beitrags: Re: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 09.07.2013, 10:36 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
Hi,

ich verstehe was du meinst. Und ich denke es gibt sehr viele Menschen, die das kennen. Wie schwer es ist, dass Verletzungen und Enttäuschungen und Angst anerkannt werden, wenn man doch keine körperliche Misshandlung aufweisen kann, aber dennoch nur wegen Worten so fühlt wie man fühlt.

LG,

Pu


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 Betreff des Beitrags: Re: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 11.07.2013, 08:32 
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Registriert: 18.06.2013, 08:06
Beiträge: 9
Lange Zeit - fast 50 Jahre lang, trotz Psychotherapie, bekam ich das Gefühl nicht los. dass "mit mir etwas nicht stimmt". Man hatte mir beigebracht, über mich selbst zu denken, dass ich schon "schwierig, gestört, nicht ausreichend anpassungsfähig" zur Welt gekommen sei und das später missbräuchliche, misshandelnde Verhalten der Erwachsenen nur eine angeblich angemessene, notwendige Reaktion auf meine "Gestörtheit" gewesen sei.
Erst als ich auf Informationen stieß, die erklären, was mit meinem Gehirn passiert ist, WEIL man mich schon von Geburt an nicht akzeptieren konnte, wie ich war (ein Mädchen, statt dem ersehnten Jungen usw.) und diese Enttäuschung sich im Verhalten meiner Eltern und Großeltern mir gegenüber manifestierte, begriff ich: Ich bin ok, wie ich bin. Ich bin traumatisiert und ich traute mich dann erst zu hinterfragen und zu reflektieren, was geschehen ist.
Seit ich weiß, dass es nicht ok war, wie man mich behandelt hat, konnte ich viele traumatische Erlebnisse bewusst verarbeiten und es geht mir heute besser als das ganze frühere Leben lang.
Es war anstrengend und auch schmerzhaft, genau hinzusehen, nachzufühlen und auch zu erkennen, dass vieles falsch gelaufen ist und das tatsächlich bleibende Narben in mir hinterlassen hat. Allerdings - seit ich viele davon kenne, hemmen sie mich nicht mehr im alltäglichen Leben.
Ich war früher ein hibbeliger, unruhiger Mensch mit Konzentrationsschwierigkeiten, suchtgefährdet, unausgeglichen, sprunghaft, mit dem Hang zu Extremen und einer starken Neigung zu depressiven Phasen. Solchen Kindern verordnet man heutzutage meist Ritalin.
Aber genau diese Probleme haben sich immer mehr verringert, umso mehr Einsicht ich in die Zusammenhänge der Vergangenheit bekommen und erkannt habe, wo man mir etwas ungesundes angetan hat - egal ob körperlicher oder emotionaler Art.
Back to the Roots - so in etwa würde ich den Prozess bezeichnen, der in mir stattgefunden hat. ich habe Zugang zu meinen Gefühlen, Bedürfnissen, meinem Selbstwert und meiner wahren Liebesfähigkeit anstatt narzisstischer Bedürfnisbefriedigung bekommen. Es fühlt sich an, als ob das lebenslang gefühlte innerliche Chaos geordnet wurde, fassbar wurde, wie ein Puzzle, das endlich ein deutliches Bild anstatt lauter Einzelteile ergibt.
Ich wünsch Euch allen ein ebenso erleichterndes, entspannendes, friedliches und kraftvolles Gefühl!
Buchempfehlung:
http://www.doktor-wettig.de/3.html
Links:
http://www.wissenschaft-aktuell.de/arti ... 88891.html

http://idw-online.de/pages/de/news118179


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 Betreff des Beitrags: Re: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 11.07.2013, 11:42 
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Registriert: 10.02.2011, 23:27
Beiträge: 261
Wohnort: nrw
Hallo Endlichlebendig

Kann jede Deiner Zeilen wirklich nur bestätigen (Hatte auch noch Deine ganze Geschichte lesen dürfen)

Was für ein unglaublicher Leidensdruck, und ich freue mich so sehr aus Deinen Zeilen nun Zuversicht zu lesen. Wieder Leben spüren können.

Der Vergleich mit dem Puzzel ist treffend, mir fiel dazu ein Buch ein ... in dem jahrzehntelang die Seiten fehlten oder rausgerissen waren und irgendwie in Gesprächen mit Geschwistern wieder auftauchten und eingeklebt werden konnten, stationär und ambulant Seiten nachgeschrieben werden konnten.

Einige Kapitel werde ich nie erfahren, aber das macht mir nichts. Ich habe die Geschichte verstanden und konnte das Buch zuklappen.

Die innere Ruhe festigt sich zunehmend. Ein schönes Gefühl. Ab und zu finde ich noch eine Buchseite die fehlt ... dann überlege ich was ich damit mache. Aber die Gewissheit reicht mir um nun damit leben zu können.

Alles nur Gute Dir weiterhin

LG von der streunerin

_________________
... wir müssen damit leben lernen


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 Betreff des Beitrags: Re: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 12.07.2013, 19:56 
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Registriert: 15.03.2010, 15:22
Beiträge: 2248
Wohnort: München
Ich kann dich echt gut verstehen.
Ich bin körperbehindert und ich wurde von meinen Eltern besondern von meine Vater von Anfang an nicht angenohmen. Er hat alles versucht, um mich zu heilen. mit 5 Jahre muss ich ins Kranknhaus, in der viele Spitzen am ganzen körper.
ich kenne das echt gut und hoffe dass dir der Austausch hilft

lg
sonne

_________________
Geteilte Sorge ist halbe Sorge darüber zu reden macht uns stark


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 Betreff des Beitrags: Re: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 13.10.2014, 02:53 
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Registriert: 03.05.2014, 16:10
Beiträge: 795
Also emotionaler Missbrauch von klein auf an, ist mit das Schlimmste
was einen passieren kann.Ich habe alle 3 erlebt!
Aber den o.g. merkt man sofort, man muss sich draußen den Problemen
und der Kommunikation der Menschen stellen,dann fällt es besonders auf.
Du traust dich nicht Jemanden anzusprechen,um Hilfe zu bitten, einfach nur reden,
nein das geht einfach nicht.Du bist gefangen in deinen Selbstzweifeln, du bist
nur klein gemacht worden. In der Ausbildung fiel es am meisten auf, alle unter-
halten sich und du sitzt da,wie ein scheues Reh, wirst des öfteren ausgelacht und
bist das perfekte Mobbingopfer.Jeder Tag, der neu beginnt, ist mit Angst verbunden,
du musst dich wieder der Gesellschaft stellen, weißt du schaffst es.Es ist so an-
strengend, immer mit der Angst zu leben aus den Haus zu gehen. Du hast nur gelernt,
du bist ein Nichts.Ja,so fühle ich mich jeden Tag, das macht müde,traurig und ziemlich
einsam :cry: :cry:
Mionou


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 Betreff des Beitrags: Re: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 08.11.2014, 06:15 
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Registriert: 28.08.2009, 18:03
Beiträge: 296
Wohnort: grenze Westerwald/ NRW
Emotional und körperlich missbraucht zu werden ist echt lebenslang mit Folgen verbunden. ,,,, wer es schafft aus dem angelerntem Verhalten raus zu kommen ist echt ein Meister !

_________________
is halt so


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 Betreff des Beitrags: Re: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 08.11.2014, 13:19 
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Registriert: 03.05.2014, 16:10
Beiträge: 795
Danke Rippi für deine Antwort!
Ich leider kein Meister, daher glaube ich nicht an Heilung.
Ich wünsche mir nur, dass ich damit besser umgehen kann.
Meine Familie macht mich stark und hat Geduld mit mir,dass
hilft sehr. Außerdem, die mir das angetan haben, kamen nie
in den Genuss, eine tolle Fam. zu haben.Für mich ein Trost und
ein Sieg.
Ich wünsche dir aber auch, dass du alles schaffst, was du dir
vorgenommen hast. Auch kleine Schritte, bringen dich weiter!
LG Minou :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Emotionaler Missbrauch
BeitragVerfasst: 15.11.2014, 18:02 
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Registriert: 27.03.2013, 19:27
Beiträge: 76
Hallo

ich möchte sagen dass ich hier gerne eine Triggerwarnung gesehen hätte, bevor ich angefangen habe zu lesen...wäre schön wenn die Warnung jetzt im nachhinein noch eingefügt wird.

Grüße
Rango


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