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 Betreff des Beitrags: Meinungen zu Antidepressiva!
BeitragVerfasst: 06.12.2016, 19:57 
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Registriert: 12.11.2007, 12:01
Beiträge: 95
Wohnort: Waldviertel
Einen schönen Abend an euch alle! :)
Mich würden eure Meinungen zu einem Thema interessieren,bei dem ich einfach auf keinen grünen Nenner komme. Ich habe über einen längeren Zeitraum verschiedene Antidepressiva verschrieben bekommen,aber vor etwa ein,zwei Jahren damit aufgehört. Meine psy. Verfassung ist derzeit relativ miserabel,allerdings fing das schon bei dem letzten Antidepressivum an,weil es einfach zu dieser Zeit anfing in mir aufzubrechen. Ich kann nicht genau sagen,wann es anfing,aber es geht mir jetzt schon ein paar Jahre nicht gut. Zuvor hatte ich die Überlebensstrategie Verdrängen,ist es zum Teil immer noch,aber es funktioniert nicht mehr so gut,wie vor 11 Jahren,als ich mich anvertraut habe. Das liegt sicherlich auch viel daran,dass jetzt immer mehr Erinnerungen hochkommen,die ich entweder erfolgreich ausgeblendet habe oder soweit verdrängt habe,dass ich sie scheinbar komplett aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte.
Mir ist heute klar,dass Dinge,wie auch zb.meine psy. Symptome,die sich leider immer mehr verfestigen,schon viel früher aufkamen. Mir ist bewusst geworden,dass ich vieles schon zur Zeit des Mb und der V. (Mehrzahl) aufwies,was aber niemandem richtig klar war,auch nicht mir selbst. Das hat sich dann durch den Lauf der Jahre gezogen,aber nicht unbedingt gleichbleibend,eben auch durch die Zeit mit dem Antidepressivum. Seit ein paar Jahren wird es jetzt eben immer schwieriger und es kommen neue Symtome hinzu. Trotzdem sage ich ganz ehrlich,dass ich eher nicht wieder mit Antidepressiva anfangen möchte,wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Mein Mann versteht diese Meinung hingegen nicht so gut. Andere aus meinem Familien- und Freundeskreis wiederum teilen diese Meinung komplett und haben teils selber schlechte Erfahrungen damit. Bei mir war es unterschiedlich,mit manchen hatte ich schlechtere Erfahrungen,mit anderen wieder bessere. Ich kann allerdings nicht behaupten,dass es einmal eine ausgesprochen gute war. Was mir definitiv aufgefallen ist,ist wie in der Zeit danach meine Gefühls- und Fantasiewelt zurückgekehrt ist. Mit den Medikamenten war ich in den ersten Tagen wohl überdrüber,aber dann bin ich irgendwie einfach nur so richtig abgestumpft. Es war wie,als wären die schlechten Gefühle abgedämpft,aber auch die positiven. Ich kenne das mit der Abgestumpftheit auch ohne die Medikamente,allerdings sind das kurzzeitige Phasen,die wieder vergehen. Was ich jedoch fast ständig jetzt habe,ist Antriebslosigkeit. Ich halte aber auch nichts davon,diese Dinge künstlich wiederherzustellen. Das Gefühl habe ich nämlich im Nachhinein,als ob ich wie ein Roboter funktioniert hätte. Und das ändert meiner Meinung nach nichts an den grundlegenden Problemen. Allerdings muss ich eines zugeben und zwar dass ich fast nichts mehr auf die Reihe bekomme. Ganz alltägliche Dinge,die andere Menschen als normal betrachten. Ob ein Antidepressivum da jetzt helfen würde,weiss ich nicht. Möglich,aber es wäre ja trotzdem wieder ein Funktionieren. Ich möchte noch dazu sagen,dass das meine Meinung in meinem Fall ist und ich nicht prinzipiell dagegen bin. Ich kann mir vorstellen,dass es Leute gibt,denen es lieber so ist,als dass es ihnen schlecht geht. Ich möchte aber,jetzt wo ich sehe,was mir damit genommen wurde meine Gefühlswelt eigentlich nicht mehr hergeben. Auch wenn es mir schlecht geht,bin ich unheimlich glücklich darüber das zu haben. Mir ist klar,dass ich übermässig intensive Gefühle habe,die ich oft nicht kontrollieren kann und dass das nicht selten zu großen Problemen führt,aber wenn es um die positiven Gefühle geht,bin ich einfach froh,dass ich sie habe. Nur so fühle ich Leben in mir! Man kann auch die negativen Gefühle nicht verarbeiten,wenn sie nicht vorhanden sind. Wenn ich mich mit ihnen auseinandersetze geht es mir nachher oft auch besser. Es ist doch auch verständlich denke ich,dass es einem schlecht geht,nachdem was man erlebt hat,nur so kann man verarbeiten. Ich sage ehrlich,dass ich mich mit der abgestumpften Taubheit nicht wohlgefühlt habe,es ging mir auf eine gewisse Art sogar schlechter damit,weil ich mich einfach nicht lebendig gefühlt habe. Dafür muss ich jetzt eben mit anderen Dingen leben. Das ist es auch,was ich versuche meinem Mann zu vermitteln. Ich weiss natürlich,dass er es nur gut meint und sich Sorgen um mich macht,aber er versteht es einfach nicht. Also,ich weiss nicht so recht,was ich machen werde,wenn man es mir wieder verschreiben möchte. Ich tendiere dazu abzulehnen und bei den pflanzlichen Mitteln zu bleiben,die ich hie und da nehme,wenn es wirklich notwendig ist. Aber ich weiss nicht,ob das das richtige ist. Die Meinungen darüber gehen ja auch so extrem auseinander,nicht mal die Fachleute sind sich einig. Schreibt mir doch gerne mal eure Meinungen und Erfahrungen damit.
Ich bin mir nämlich nur noch unsicher,was das Bessere ist,ich weiss nur dass ich bei mir nicht alles an der Wirkung gut finde.
Alles Liebe und haltet immer den Kopf hoch,Mondkind :kleeblatt:

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 Betreff des Beitrags: Re: Meinungen zu Antidepressiva!
BeitragVerfasst: 08.12.2016, 15:29 
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Registriert: 07.09.2013, 11:31
Beiträge: 844
Hallo Mondkind,

ich bin ehrlich gesagt überhaupt kein Freund von Antidepressiva. Sicherlich haben die entsprechenden Medikamente ihre Wirkung und natürlich sind wahrscheinlich einige Menschen auch durch bestimmte Symptome darauf angewiesen, aber ich sehe das so, dass man eben damit bestimmte Gefühle nur unterdrückt, damit aber nicht wirklich die Ursache bekämpft.

Ich stecke selbst nach wie vor noch in einer therapeutischen Behandlung und habe genau wie Du offenbar in all den Jahren alles verdrängt was irgendwie ging. Ich habe zwischenzeitlich Gefühle in mir entdeckt, die ich all die Jahre gar nicht kannte. Es gibt Momente, in denen ich auch manchmal denke, vielleicht wäre es mal nicht schlecht, einfach mal eine "Pille" zu schlucken, um manche Symptome besser auszuhalten. Aber ich habe bis heute noch kein Antidepressiva genommen, da ich eigentlich denke, dass alles was jetzt kommt, eben auch kommen muss und auch sein darf. Meiner Meinung nach wäre es falsch, das mit Antidepressiva zu unterdrücken. In meiner ziemlich turbulenten Zeit im Sommer dieses Jahres habe ich ganz regelmäßig pflanzliche Mittel genommen, die mir auch ein Stück weit geholfen haben. Mittlerweile nehme ich sie nicht ganz regelmäßig sondern eher nach Bedarf und das ist auch o.k. für mich. Jetzt muss ich allerdings zugeben, dass ich generell kein Freund von Tabletten bin und auch wirklich nur welche nehme, wenn es wirklich nötig ist. Und meine Therapeutin ist da glücklicherweise der gleichen Ansicht und hat mir auch bestätigt, dass es gut ist, bei Bedarf pflanzliche Medikamente zur Unterstützung zu nehmen, es aber ebenfalls wichtig ist, dass alle Gedanken und Gefühle (egal ob positiv oder negativ), zuzulassen und das würde meiner Meinung nach mit einem Antidepressiva nicht funktionieren.

Ich hoffe, das hat Dir ein wenig geholfen :-)

Liebe Grüße Melanie

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Auch ein langer Weg beginnt mit einem ersten Schritt...


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 Betreff des Beitrags: Re: Meinungen zu Antidepressiva!
BeitragVerfasst: 10.12.2016, 05:28 
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Registriert: 09.04.2008, 10:18
Beiträge: 360
Mir gehts wesentlich besser mit ADs und ich hab auch kein Problem damit. Allerdings interessiert es mich inzwischen nicht mehr was genau war, Ursachen zu bekämpfen oder alles aufzuarbeiten. Mit nem Teil hab ichs per Therapie gemacht, der Rest kann ruhig bleiben wo er ist. Und die ADs haltens eben genau da, wo es nicht nervt. Ich will mein Leben leben, nach vorne und ins Jetzt gucken und fertig. Wenn ich dafür jeden Tag ne Pille essen muss: Ist es mir wert.
Wenn du mit den ADs die Symptome unterdrücken kannst um effektiv Thera machen zu können, warum nicht? "Abgestumpft" bin ich übrigens nicht und in meinem Job muss ich klar denken können. Ist ne Frage des Medikaments und der Einstellung darauf. ADs heißt nicht vollballern und nix mitkriegen, da gibts andere Mittel für.
Meine Meinung. Vlt hilfts. Viel Glück.

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 Betreff des Beitrags: Re: Meinungen zu Antidepressiva!
BeitragVerfasst: 18.05.2017, 11:19 
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Registriert: 12.11.2007, 12:01
Beiträge: 95
Wohnort: Waldviertel
Hallo Leute!
Erstmal muss ich sagen,dass es mir leid tut,dass ich so lang nicht im Forum war. Aber mein Laptop ging kaputt,am Handy schreiben war so gut wie unmöglich und sonst war in den letzten Monaten auch echt viel bei uns los. Deswegen kommt auch diese Antwort hier jetzt so verspätet. :) Ich danke euch auf jeden Fall für eure Antworten,Mel 77 und kmc. Wir haben uns natürlich weiterhin unsere Gedanken gemacht und ich bin zu dem Schluss gekommen,dass ich wirklich erstmal ohne Antidepressivum bleiben möchte. Mittlerweile versteht auch mein Mann meine Meinung. Ihr könnt aber gerne noch mehr hier dazu schreiben,sollte noch jemand Lust haben. Ich lese mir gerne alle eure Meinungen durch. :)
Jetzt wünsche ich euch erstmal noch einen schönen Tag,Mondkind

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 Betreff des Beitrags: Re: Meinungen zu Antidepressiva!
BeitragVerfasst: 18.05.2017, 12:06 
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Registriert: 11.02.2010, 03:32
Beiträge: 170
Wohnort: Elfenland
Hallo Mondkind,

also wir nehmen keine "reinen" Antidepressiva, sondern SSRI-Hemmer. Die halten eben den Serotoninspiegel
weitestgehend konstant.Lange Zeit haben wir nichts eingenommen,aber irgendwann war der Zeitpunkt erreicht,
wo es einfach nicht mehr ohne Medis ging. Daher haben wir vor zwei Jahren ungefähr in der Klinik damit angefangen,
weil die "Flut der Erinnerungen" so gewaltig war, dass wir es aus eigener Kraft nicht mehr schafften, diese zu unterdrücken.
Nun bin ich auch kein Freund von Medis, und meine Thera zum Glück auch nicht, sodass wir auf die niedrigste Dosis
eingestellt sind. Es hilft, den (Arbeits-) Alltag zu meistern, ohne ständige Flashbacks, und auch die Zwänge halten sich
nun im Rahmen.Auf der Arbeit ist das switchen auch weniger geworden.
Was natürlich ein Nachteil ist, ist, dass wir von den Pillen sehr zugenommen haben. Aber wenn ich die Wahl habe zwischen
jeden Tag den Horror durchzuleben oder Gewichtszunahme, dann bin ich für letzteres, solange es dann nicht in einen kritischen
Bereich von Übergewicht kommt.
Wir können in der Therapie trotzdem über vieles reden, aber eben "dosiert". Da ist auch eine gute Therapeutin gefragt, die
das gut einschätzen kann und dann auch mal stop sagt, wenn sie merkt, es wird zu viel.

So. Also ich hoffe, wir konnten dir da ein wenig helfen.
Im Endeffekt muss das jeder für sich selbst entscheiden, ob eine medikamentöse Unterstützung notwendig und sinnvoll ist.
Für uns war und ist es gut so, wie es ist, und unsere Lebensqualität hat sich dadurch verbessert.
Am Anfang waren wir auch nicht begeistert davon, ehrlich gesagt, aber nach ein paar Wochen/Monaten ging es uns besser,
und das war das wichtigste für uns.

Alles Gute :flower: :kleeblatt:

Die Elfen

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Und dann stehst du lächelnd auf deinem Weg,schaust zurück und denkst:
"Damals dahinten, als ich dachte, es geht nicht mehr weiter"


https://www.youtube.com/watch?v=E4eO_6kRiC0 gabrielle aplin- fix you


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 Betreff des Beitrags: Re: Meinungen zu Antidepressiva!
BeitragVerfasst: 18.05.2017, 12:55 
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Registriert: 12.11.2007, 12:01
Beiträge: 95
Wohnort: Waldviertel
Hallo Elfen!
Ja,das mit der Gewichtszunahme ist ein weiteres Problem. Ich habe auf mein vorletztes Antidepressivum viel zu viel zugenommen. Ich habe einfach in mich reingestopft und es war mir egal. Bis ich dann keine 3 Schritte mehr gehen konnte,ohne nach Luft zu schnappen und mein Oberteil komplett durchzuschwitzen. Und da ich auch mit einem hohen Bl*tdruck und Puls zu kämpfen habe,hat das auch noch verrückt gespielt. Jetzt habe ich wieder einen Teil abgenommen und es geht mir körperlich deutlich besser. Aber wie ich auch schon in einem früheren Beitrag angemerkt habe,kann ich auch verstehen,dass es Situationen gibt,in denen es nicht ohne geht. Nach meiner Verhandlung vor 12 Jahren habe ich es auch gebraucht,denke ich. Und ich kann mir auch durchaus vorstellen,dass switchen auf der Arbeit ein grosses Problem darstellt. Und wenn dir da das Medikament hilft,dass du bekommst ist das natürlich sehr gut. Ich gebe dir absolut Recht,im Endeffekt muss jeder selbst entscheiden,ob und zu welcher Zeit im Leben für ihn ein Antidepressivum sinnvoll ist. Im Moment ist es mir lieber so wie es ist.
Liebe Elfen,ich werde euch bald eine PN schicken und freue mich auf gute Gespräche mit euch! :)
Alles Liebe,Mondkind

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 Betreff des Beitrags: Re: Meinungen zu Antidepressiva!
BeitragVerfasst: 18.05.2017, 20:33 
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Wohnort: Elfenland
Danke. Da freuen wir uns, liebes Mondkind :)

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