In einem Buch über Multiplentherapie las ich gestern eine wunderbare Geschichte, die ich gerne für alle hier reinsetzen möchte:
Ein kleines Mädchen wurde von seinen Eltern in eine riesige Dornenhecke geschleudert, und die Zweige wollten das Kind nicht mehr loslassen. Mit Müh und Not konnte es sich aber doch befreien und hat überlebt. Nur, wenn das Mädchen sich bewegt, spürt es den Schmerz der Dornen, die im ganzen Körper stecken geblieben sind. Die kleineren Dornen kann es selbst herausziehen, aber die großen, tief sitzenden tun, wenn man sie berührt, so schrecklich weh, dass das Mädchen lieber nicht mehr daran rühren will. So lernte sie, sich ganz langsam und vorsichtig zu bewegen, die Dornen tun dann etwas weniger weh, aber mit den anderen Kindern kann und mag sie wegen des schmerzenden Körpers nicht mehr Spielen. Das nimmt ihr alle Lebensfreude.
Dann hörte das Mädchen von einem alten Doktor in einem abgelegenen Haus, der sich darauf verstehen soll, solche schlimmen Dornen aus einem herauszunehmen. Armes Kind, sagte der Doktor, als er das Mädchen und die tief sitzenden Dornen sieht. Um die Dornen herauszunehmen, müssen wir sie zu fassen kriegen, und das wird dir mehr weh tun, als wenn du sie nur berührst. Du wirst dich also vor mir und dem Schmerz oft fürchten und manchmal mir deshalb böse sein. Ich verstehe das sehr gut; so wie du eigentlich verstehst, dass wir nichts Besseres tun können, wenn du deines Lebens wieder froh sein willst. Aber das kannst allein nur du entscheiden. Vielleicht wirst du nicht mehr wiederkommen, oder erst später, und vielleicht wirst du ab und zu weglaufen müssen, bis du wiederkommen kannst. Aber ich glaube, du kannst den alten Doktor in seinem entlegenen Haus noch lange und immer wieder treffen.
Diese Geschichte erzählt eine Therapeutin ihren Patientinnen immer in "schweren Zeiten".
Komischerweise stelle ich mir diesen alten Doktor immer sehr weißhaarig und etwas "verschroben", aber doch sehr verständisvoll vor.
Rebecca