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 Betreff des Beitrags: Mail an meinen Thera *evt. trigger*
BeitragVerfasst: 26.01.2010, 11:49 
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Registriert: 01.02.2009, 20:59
Beiträge: 82
Wohnort: Kreis Lippe
Wenn es sich vielleicht auch so liest...es ist KEINE Suizid- oder SVV-Androhung!!!










Hallo Dr. B.,

erst mal tut es mir leid, dass ich Sie da gestern so "überfahren" habe. War vielleicht doch keine gute Idee, einfach aus dem Impuls heraus zu handeln. Aber egal, nun ist es passiert und ich kann es nicht mehr rückgängig machen.

Ich weiß nicht mehr genau, was ich gestern Abend noch auf Ihren AB gequatscht habe. Aber ich fand es wichtig, dass Sie quasi meine erste Reaktion erfahren. Die zweite jetzt ist ein bisschen ruhiger. Ich habe für meine Verhältnisse viel geschlafen letzte Nacht und auch die 3 Stunden Probe gestern Abend haben mehr als gut getan. Und dennoch habe ich jetzt Angst, meiner Mutter zu begegnen. Wir haben gestern noch ein paar SMS geschrieben. Ich hab ihr geschrieben, dass ich ihr nicht mit Absicht weh tue. Ihre Antwort war, dass das schon ok sei, was ich dann aber vehement bestritten habe. Es ist NICHT ok, wenn ich Menschen weh tue, die mir was bedeuten. Und eigentlich war ich schon an dem Punkt angekommen, an dem ich für mich angenommen habe, dass meine Mutter keine Schuld trägt. Und dennoch....das Auftauchen meines inneren Kindes hat alles wieder zurückgeworfen.

Auf der einen Seite tat es mir leid, dass meine Mutter da weinend saß. Und auf der anderen Seite war ich sauer auf sie. Sie hat nicht schwach zu sein, wenn ich sie brauche. Aber ich bin erwachsen. Ich darf nicht mehr denken und handeln wie das Kind in mir, dass sich nach Geborgenheit, Liebe und Zuneigung sehnt.

Ich habe gestern alles falsch gemacht. Wie schon so oft in meinem Leben. Ich handel viel zu oft, ohne nachzudenken - ohne nachdenken zu können! Was soll ich denn jetzt tun? Meine Mutter, meine Schwester und mein Opa sind die einzige, die ich von meiner Familie noch habe. Zumindest von dem, was sich Familie nennt. Mein Opa hält micht für verrückt, meine Schwester verschließt die Augen und meiner Mutter geb ich eine Ohrfeige nach der anderen. Was soll denn das?

Sie war gestern echt fertig und das tut mir heute total leid. Aber was soll ich tun, damit es ihr besser geht? Ich hab mich für gestern entschuldigt, hab versucht zu erklären...aber ich hab das Gefühl anahnd ihrer SMS, dass sie es nicht verstanden hat. Vielleicht auch gestern Abend nicht verstehen konnte.

Der Selbsthass kommt wieder in mir hoch. Der Hass auf meinen Erzeuger, der uns wie Dreck behandelt hat. Die Trauer des kleinen Mädchens in mir. Ich will das nicht mehr spüren, aber ich weiß auch, dass ich es aushalten und annehmen muss, wenn ich will, dass es besser wird.

Ich fühle mich überfordert. Überfordert mit mir, dem Leben, den Menschen um mich herum. Ich wünschte, ich wäre weit weg, aber das geht nicht. Ich kann nicht schon wieder fliehen. Aber ich habe auch Angst. Angst vor dem, was da noch alles kommt. Wo ich durch muss, um endlich frei zu sein - um das Kind in mir zu befreien und mit ihm Frieden zu schließen. Ich wollte es schützen, da es sonst keiner tat. Aber ich konnte es nicht schützen.

Es gibt noch etwas, das ich Ihnen gestern nicht erzählen konnte und auch nicht wollte, weil wir halt nicht allein waren. Auf dem Rückweg von Dr. J. habe ich mehr oder weniger nen Autounfall gehabt. Ich war nicht zu schnell unterwegs, aber mein Wagen kam ins Schlingern und ich hab mich nen paar Mal um mich selber gedreht, bevor ich dann in entgegengesetzter Fahrtrichtung auf meinem Fahrstreifen zum stehen kam. Es waren keine anderen Autos in der Nähe, so dass es keinen Crash gab. Aber ich hatte keine Angst. Mein Puls ging nicht nach oben und ich spürte auch nicht, dass mein Herz schneller klopfte als sonst. Ich hatte keine Angst! Und das ist schon seit langer Zeit so. Auf der anderen Seite habe ich aber Angst vor dem, was auf meinem Bewältigungsweg alles auf mich zu kommt. Angst, dass ich meinen Job verliere. Angst, dass ich meine Wohnung verliere. Angst, dass ich vielleicht nie ein "normales" Leben haben werde. Angst, für immer allein zu sein.

Ich hoffe, Sie fassen das jetzt nicht als Suizidandrohung auf. Ich stehe immer noch bei 3, wenn im Moment auch mehr Richtung 2 als 4. Ich würde so gerne mit Dr. J. sprechen, ob ich andere Medis bekommen kann. Aber der will ja nicht mit mir sprechen und ich habe keine Kraft, mich mit seiner Arzthelferin auseinanderzusetzen. Der nächste Termin ist am 16.2. und ich nehme von dem Paroxat bereits die Dosis, die man ambulant geben darf, laut Dr. J.

Irgendwie muss es weiter gehen. Aber ich befürchte, dass ich irgendwann den Punkt erreiche, wo ich nicht mehr über das "irgendwie" entscheide. Also muss vorher irgendwas passieren.

LG


P.S.: Heute nachmittag kommt Frau K. von der Altenpflege. Ich werde ihr diese Mail zeigen. Und ich werde gleich versuchen, bei Dr. J. anzurufen. So geht es nicht mehr. Und so, wie ich jetzt drauf bin, kann ich Montag auch nicht arbeiten gehen. Aber ich muss!







Ich warte minütlich auf den Rückruf meines Psychiaters Dr. J. Ich weiß nicht, was ich mir davon erhoffe, aber irgendwas muss passieren. Auf der Warteliste einer Klinik stehe ich schon und am 19.5. hab ich Vorgespräch in Warstein. Bis dahin muss ich irgendwie durchhalten.

_________________
Wer mein Schweigen nicht versteht, versteht auch meine Worte nicht!!!


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