hallo, Belita!
ich finde es auch sehr gut, wie du hier schreibst und ich kenne das, dass man auch mal schreiben will ohne selbstgespräche zu führen
wenn ich deine zeilen so lese, kommen deine worte gar nicht gefühlskalt rüber. vielleicht ist es auch so, wie jollanja geschrieben hat: dass die familie der einzige halt zu sein scheint, trotz der furchtbaren dinge, die man innerhalb der familie erleben mußte.
weißt du, ich hab auch sehr lange an mir selbst gezweifelt, weil ich mich wie du fragte, ob das wirklich passiert sein kann. ich hatte keine beweise und man sieht ja auch nichts. es ist irgendwie nichts greifbares da, was man sich vielleicht mal angucken kann und dann sagt, 'achja, genau, es war doch so. ich hab mich nicht geirrt'. kopf und gefühl wollte irgendwie nicht überein.
da ich damals in ein anderes bundesland gezogen bin, hab ich angefangen, meine damaligen freunde über's internet zu suchen, weil ich dachte, dass deren existenz meine gedanken beweisen würden. es gibt viele erinnerungen von ihnen, die auch mit dem *smb* verwoben sind auch, wenn diese freunde von damals nicht wußten, was mein "vater" gemacht hat.
schließlich hatte ich sie gefunden. meine beweise. und irgendwie war ich froh, dass ich etwas hatte, womit ich meine zweifel wegwischen konnte. juhuu, ich war nicht verrückt!!! aber gleichzeitig bedeutete das, dass es tatsächlich passiert war. und diese erkenntnis, dass mir das wirklich passiert ist, hat mich ziemlich hart getroffen. eigentlich wußte ich ja, tief drin in mir, dass es mir passiert war. aber mein kopf wollte das nicht so recht einsehen. ich wollte es nicht einsehen. weil es dann bedeutete, dass ich keine eltern mehr hätte. und wer will schon gern auf seine eltern verzichten? da redet man sich doch lieber ein, dass man selbst einen sprung in der schüssel hat, damit man die lieben eltern nicht verliert. es hat mich sehr, sehr lange zeit und mühe und kraft gekostet, meine eltern loszulassen. eigentlich hatte ich nie eltern gehabt. das einzusehen war ein langer weg.
schließlich geht es mir ohne sie besser - was ich anfangs wirklich nicht dachte. während ich gedanklich noch an ihnen hing (hatte schon jahrelang keinen kontakt mehr), hab ich mich unheimlich einsam und ungeliebt gefühlt. jeden tag hab ich meine eltern vermißt. es war schrecklich!
und jetzt, nachdem ich mich auch gedanklich und gefühlsmäßig von ihnen losgesagt hab, geht es mir wirklich um das vielfache besser! weder verspühre ich ein gefühl der einsamkeit noch fühl ich mich ungeliebt. meine thera sagte zu mir, dass eltern nicht immer gleich eltern sind. sie sind biologische eltern, aber wenn sie ihrem kind derart weh tun, haben sie es nicht verdient, eltern genannt zu werden. und, dass es viele menschen in meiner nähe gibt, die mich wirklich mögen und daran interressiert sind, dass ich mich gut entwickel und es mir gut geht - also quasi die elternrolle ausfüllen.
und es stimmt! ich hab zu lange immer nur auf meine eltern geguckt und mir gewünscht, dass sie mich lieb haben. aber ich habe lange zeit nicht gesehen, dass ich ihnen verzweifelt hinterher gerannt bin ohne jemals im ziel anzukommen. und bei den menschen, die mich wirklich mögen und lieb haben, muß ich nicht rennen. bei ihnen bin ich schon längst angekommen, ohne, dass ich jemals loslaufen mußte!
....oje, jetzt hab ich aber viel geschrieben
hoffe, dass ICH dich jetzt nicht vollgeschwafelt hab und hoffe, dass dir mein erfahrungsbericht ein bißchen weiter helfen kann.
ich wünsche dir viel kraft,
kassiopeia