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 Betreff des Beitrags: "Die kriegt doch ihr Leben nie wieder auf die Reihe&quo
BeitragVerfasst: 31.07.2011, 18:10 
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Registriert: 03.05.2003, 00:00
Beiträge: 446
Wohnort: Baden-Württemberg
...eines der noch harmlosesten Sätze die ich in letzter Zeit zu hören bekommen habe, in Bezug auf eine Klienten, die ähnliches wie ich erlebt hat, für die ich gerade außerhalb der Wohnform beratende und therapeutische Unterstützung suche.

Denken das die Menschen wirklich von uns? Denken sie in Wahrheit alle, dass wir unser Leben nie wieder auf die Reihe bekommen, dass wir und unser ganzes Leben zerstört wurden, dass wir zerstört, gestört, verrückt sind?

Ja, ich habe sogar "Oh Gott, ich hätte mich vermutlich schon umgebracht" gehört.

Es triggert etwas in mir an, ich kann es nicht gut beschreiben, ich sitze hier und grüble darüber, ob all die Sprüche meiner Therapeuten, Berater damals nur geheuchelt waren, ihr "du bist so stark, du bist ein toller mensch, du schaffst das"...Was haben sie in Wahrheit gedacht? Das ich verrückt bin, ich nie wieder auf die Beine komme? Es fühlt sich so beschissen an.

Ich bin beruflich jetzt zum ersten Mal in so eine Situation gekommen, in der ich nicht als Betroffene, sondern quasi als "Kollegin" auf helfende Menschen in diesem speziellen Bereich getroffen bin.

Ich bin traurig, fassungslos, enttäuscht. Ja, wir Betroffenen haben es schwer! Ja, manchmal sind unsere Gedanken verquer, wir müssen oft kämpfen, es geht uns manchmal schlecht. Aber kriegen wir deswegen unser Leben nie wieder auf die Reihe, sind wir deswegen gestört und verrückt??? Haben wir nicht ein Recht darauf, trotz allem als normale Menschen gesehen zu werden?

Es tut mir wirklich sehr weh gerade....

_________________
Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe. Denn dann brauche ich es am meisten.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 31.07.2011, 19:43 
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Registriert: 24.06.2008, 20:37
Beiträge: 497
hey alexa

ich kann deine empörung gut verstehen ... und es würde in mir auch trauer und wut auslösen...

aber ich denke, diese äusserunge sprechen für die hilflosigkeit der helfenden... auch wenn sie bei weitem nicht die feine art sind un d ich siese als sehr abwertend empfinde und solche menschen die sich als was besseres sehen nicht im helfenden bereich zu suchen haben...

leider sind auch diese dort jedoch zu hauf anzu finden ...

aber ich kenne diese klientin nicht ... und so sehr ich auch hoffe das es für jeden die richtige hilfe gibt, kann ichs manhmal nicht richtig glauben ...

es gibt auch menschen, bei denen ich denke... da ist hopfen und malz verloren ... so sehr ich denen auch wünsche doch noch die richtige hilfe zu finden ...

leider sind einige auch erst durch zuviel "falsche" hilfe in diese sit geraten ... die kraft von jedem ist irgendwo begrenzt ...

vllt bekommt diese klientin, ihr leben nie anders auf die reihe als es jetzt ist ... aber ist das dann so schlimm?

ja, auch mich haben die leute aufgegeben ... so viele klinik aufenthalte ... ne bordi diagnose... soviele thera versuche abgebrochen ... was soll man mit der schon anfangen ...

ich habe mich weitgehend aus diesem "hilfe" kreislauf der alles nur noch schlimmer gemacht hat rausgekämpft... wohne immernoch in meinen eigene n vier wänden... obwohl mir auch schon mit nem geschlossenen heim gedroht wurde ... und mittlerweile studiere ich ...

schade finde ich es auch, das ich das gefühl habe mich in meinem spätere beruf im sozialen bereich verstecken zu müssen... eben auf grund der ansichten solcher leute ...

bissel wirrwarr .. aber ich kann dich verstehen... und auch wenn du dir wünscht der klientin helfen zu können... achte auch auf dich und deine grenzen.

lg chupi

_________________
oma, bin ich eigentlich philosoph oder dichter?
nunja, viel doof biste schon und wenn du dir noch watte in die ohren stopft bist du auch dichter

vergangeheit ist, wenn es aufhört weh zu tun *mark twain*


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 31.07.2011, 19:56 
Hallo,
kann Dich voll verstehen.Es ist so unfair. W ir haben keine Schuld und wir werden verurteilt.
Darf ich was von mir erzählen kurz?Ich hab Jahre babysitten gemacht,war ein Jahr in einer Krippe tätig.Ich darf vom Arbeitsamt und nun von meiner Rentenversicherung nie einen sozialen Beruf machen wegen meiner Geschichte!!!Bin in Thera und kämpf,aber ich werd nie mit Menschen arbeiten dürfen.Manche Ärzte und Therapeuten haben mich auch verurteilt.Aber es gibt auch echte Helfer die einen unterstützen.Ich hab da Glück gehabt.
Aber Zukunft,wegen Vergangenheit verbaut?Ich kämpf jetzt nur für mich.ABER es macht mich unsagbar traurig ab und zu,das einem auch danach das Leben schwerer gemacht wird,als es eh schon ist.Es soll kein Fehler sein zu überleben,oder?
Die Erinnerung ist schon Hölle und dann sowas.Hätt ich keine Thera usw gemacht,wär ich nicht mehr.Deshalb wissen alle Bescheid.
Ich würd so gern dagegen den Aufstand proben,aber ob man da durch dringt?

Oh,tut mir leid,das mußte mal raus.Hör jetzt aber auf.
Es lohnt sich aber für einen selbst TROTZALLEDEM!
cori die eine Zukunft haben möchte für ihr Leben.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 31.07.2011, 20:08 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
HI Alexa,

ich glaube, es sind sprachliche Übertreibungen, die die große Betroffenheit ausdrücken sollen. Weißt du, im Referendariat hab ichs auch erlebt: Vor den Kindern und Eltern wird völlig anders geredet als im Lehrerzimmer. Das im Lehrerzimmer war absolut nicht pädagogisch. Die Lehrer haben die Kinder aber dadurch nicht weniger gemocht oder sich für sie eingesetzt. Habs mal in ner Beratungsstelle angesprochen und die sagte auch, sie kennt das, machen Psychologen auch so. Wäre ne Art von Psychohygiene. Druck ablassen und so- aber kein Zeichen von fallenlassen, verurteilen oder gar wörtlich zu nehmen.

Hoffe das hilft dir ein bischen....

LG,
Pu


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.08.2011, 22:23 
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Registriert: 03.05.2003, 00:00
Beiträge: 446
Wohnort: Baden-Württemberg
Danke...ja, vermutlich hat das einfach irgendwas in mir angetriggert, die Angst, dass die Menschen hinter dem Rücken schlecht über einen denken, vorneherum aber hilfsbereit und zugewandt sind. Plötzlich hatte ich so eine Angst, dass die Menschen, die mich begleitet haben, ähnliches über mich gedacht haben könnten.

Hat wirklich jemand daran geglaubt, dass ich einen Weg da raus finde? Hat wirklich jemand daran geglaubt, dass ich jemals von den Drogen wegkomme? Hat wirklich jemand daran geglaubt, dass ich meine Ausbildung(en) schaffe? Oder haben sie mich alle nur für zerstört gehalten, dass arme Mädchen, dass nie wieder auf die Beine kommen wird.

Diese Klientin hat Schreckliches hinter sich, unglaubliches, unfassbares. Sie ist auf Hilfe angewiesen. Ich befinde mich in einer Zwickmühle. Habe mich bewusst dafür entschieden, niemals in solchen Bereichen zu arbeiten. Die Klientin war vordergründig wegen einer anderen Erkrankung da. Ich möchte ihr so gerne helfen. Sehe ihre Verzweiflung. Fühle mich nicht in der Lage ihr kompetent helfen zu können, bin emotional zu sehr betroffen und außerdem nicht entsprechend ausgebildet.

Würde sie gerne in gute Hände vermitteln, mit einem guten Gefühl dabei, hoffentlich wird es mir noch gelingen.

Diese Sache bringt mich an meine eigenen Grenzen...

Danke für´s Zuhören, weiß auch nicht, was gerade mit mir los ist...

_________________
Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe. Denn dann brauche ich es am meisten.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 02.08.2011, 16:56 
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Registriert: 10.02.2011, 23:27
Beiträge: 261
Wohnort: nrw
hy alexa

uff ... da ist ganz heftig was hochgekommen, aber dennoch ... DU hast ES geschafft ! verlier dich nicht in selbstzweifeln ...

wir alle dürfen nicht vergessen das wir lebenslang narben behalten, und ich denke das einiges nie wirklich verheilen wird und immer sehr weh tun wird wenn diese stelle wieder berührt wird

glaub an dich, aber noch wichtiger ... pass auf dich auf, weder ihr und am wenigsten dir ist geholfen wenn es dich zu sehr einholt, und ich denke das es in ordnung ist wenn eine kollegin weiter mit ihr nach wegen sucht

du wirst es richtig machen ...

alles gute von der streunerin

_________________
... wir müssen damit leben lernen


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 03.08.2011, 17:49 
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Registriert: 09.04.2004, 11:23
Beiträge: 907
kann sein, daß sie damit die Distanz wahren wollen ...


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