asus hat geschrieben:
aber ich hatte hier fast den eindruck das freundlich vom täter geschrieben wird
Das ist nicht meine Absicht. Vielleicht könnte man sagen, dass ich
menschlich argumentiere. Ich setze einfach voraus, dass niemand als Kinderschänder auf die Welt kommt sondern irgendwie dazu gemacht wird. Ich mag einfach nicht daran glauben, dass wir einer solchen Monströsität im menschlichen Handeln einfach so ausgeliefert sind, ohne etwas dagegen tun zu können. Ich will glauben, dass wir ein Problem in unserer Gesellschaft bzw. Kultur haben und dass die Lösung zu einer Besserung führt. Und ich will dieses Problem verstehen. Mir hilft das!
Ich kann aber wiederum verstehen, wenn einige an ihrem Hass auf den Täter festhalten möchten und sich daher dieser Sichtweise widersetzen. Sie möchten vielleicht garnicht verstehen, was einen Täter zu seinen Taten trieb, weil sie ihn dann als Menschen begreifen müssten. Und diese Sichtweise würde es deutlich schwerer machen, ihn zu hassen.
Um unsere Gesellschaft von dem Problem des Missbrauchs zu heilen ist es hingegen notwendig, die Gründe zu verstehen. Ich kann verstehen, wenn Opfer das nicht als Ihre Aufgabe ansehen. Dafür wären vielleicht die Menschen besser geeignet, die nicht Opfer wurden. Aber werden die es tun? Ich persönlich sehe es allerdings sogar als notwendig für meine erfolgreiche Heilung an, dass ich meinen Hass überwinde. Aber da kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein.
Ich bin kein Anhänger, der Verzeihungs-Fraktion, die von einem Opfer fordert, dem Täter zu vergeben. Aber ich glaube, dass wir einen tiefen menschlichen Teil in uns selber noch nicht geheilt haben, so lange wir den Täter entmenschlichen müssen, um unseren Hass aufrecht erhalten zu können.
Das Ende des Hassens bedeutet sicher nicht, dass man vergeben muss oder Freund werden muss mit dem Täter. Man kann ihn weiter mit Recht als schlechten und/oder gescheiterten Menschen ansehen und muss ihn sicherlich nicht mögen.
Ich glaube aber, dass man erst dann einen realistischen Blick auf den Täter bekommt und und ihn erst dann so sehen kann, wie er wirklich ist. Erst dann kann man verstehen, in welchem Ausmaß er menschlich gescheitert ist. Und wie armseelig, traurig, falsch und verlogen seine gesamte Existenz ist.
asus hat geschrieben:
ich denke der T**er hat auch mit viel macht probleme, er sucht macht und findet diese in den kindern, was mich dann wütend macht. ...
mir fehlte nur das wort macht beim mb.
Achtung, ich versuche jetzt wieder, die Täter zu verstehen. Wer das nicht will sollte nicht weiter lesen.
Was uns am meisten ängstigt sind die fürchterlichen und ohnmächtige Gefühle aus Misshandlungen unserer Kindheit. Das Schlimme an diesen Taten ist eben gerade, dass wir danach Angst vor uns selber bekommen. Dass danach schlimme Dinge IN UNS DRIN sind vor denen wir nicht davon laufen können. Sie sind uns eingepflanzt worden und zwingen uns dazu, uns von uns selbst zu entfremden, weil wir diese Teil von uns selbst als bedrohlich wahrnehmen.
Ich setze voraus, dass auch jeder Täter soche abgespaltenen Anteil in sich hat. Und er fühlt sich gut, wenn er diese ängstigenden Anteile beherrschen kann. Wenn er Macht über sie hat und wenn er sie kontrollieren kann. Denn dann muss er keine Angst mehr vor Ihnen haben.
Und genau das suchen die Täter in ihren Opfern. Sie wollen Macht über diese Kinder. Aber nur oberflächlich. In ihrem Innersten suchen die Täter Macht über abgespaltene ohmächtige wehrlose Gefühle in sich selbst, durch die sie sich bedroht fühlen. Sie benutzen das Kind dafür.
Ich denke, mit dem Hass ist es ähnlich. Wenn wir den Täter hassen, dann liegt darunter eigentlich ein Hass auf die Tat- bzw. Täter-induzierten fürchterlichen abgespaltenen Gefühle in uns selbst, die wir hassen weil sie uns bedrohen. Wir projizieren diesen Hass dann nach außen auf den Täter. Wir benutzen den Täter, damit wir nicht Teile von und selbst hassen müssen.
Das kann man sicherlich entschuldigen
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Trotzdem glaube ich, dass eine Heilung beinhaltet, dass man diese Anteile in sich verarbeitet und liebevoll annimmt und dass sich dann auch der Hass auflöst. Wie oben beschrieben muss das nicht bedeuten, dass man den Täter dann mag. Aber es wird hoffentlich bedeuten, dass man sich selber endlich vollständig mag!
Soweit meine perönliche Haus- und Hof-Psychologie
Ich kann wirklich sehr das Buch "Der Fremde in uns" von Arno Gruen empfehlen. Das ist keine leichte Kost. Aber es zeigt in welchem unerkannten Gefängnis sich unsere Gesellschaft befindet. Ich hoffe, wir kommen irgendwann da raus. Auch wenn wir das sicherlich nicht mehr erleben werden. Aber vielleicht unsere Kinder.
Liebe Grüße,
Raupe.
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... irgendwann schlüpft der Schmetterling
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