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 Betreff des Beitrags: Damals und Heute..
BeitragVerfasst: 27.02.2012, 11:04 
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Möchte hier gerne mal ein paar Gedanken rauslassen, die mir oftmals so durch den Kopf gehen...

Damals vor wenigen Jahren noch dachte ich oftmals:
" Zehn Jahre jünger und das Wissen von heute", so manches wäre dann vielleicht anders gekommen...dieser Gedanke war nicht voller Wehmut, sondern ich musste dabei lächeln...es ist so ein pauschaler Satz, den man so einfach mal dahersagt oder denkt.

heute denke ich: " Klar noch mal zehn Jahre jünger " ( wer denkt das nicht manchmal, aber nicht das ich Probleme mit dem Alter hätte, das habe ich nicht ) an dem Gedanken mit dem Wissen hat sich aber einiges geändert....

Manchmal wünschte ich mir, ich würde das was ich heute weiß-nicht wissen.Oftmals sind es jetzt Gedanken, die das Herz schwer machen. Gedanken, die die Unbeschwertheit die damals noch da war, vertreiben-einschränken.Natürlich gibt es noch viele Momente die zu genießen sind, man soll sich das Leben doch so schön wie möglich machen. Aber das Wissen, das kann man nicht wegradieren-wenn man auch erlebte Dinge verdrängen kann..zumindest zeitweise....genauso wie sich Dinge die man eben heute weiß, zeitweise ins Hinterstübchen verschieben lassen...

Klar kann man sagen, das Leben ist einfach so. Die Welt, viele Menschen sind einfach schlecht..aber trotzdem..

Obwohl ich selbst meine "negativen Erfahrungen" im Erwachsenenalter machen musste, kam mir das bei weitem niemals so schlimm vor, als wenn ein Kind betroffen ist. Anfangs als ich hier war, hatte ich Alpträume, schlaflose Nächte, ich stand auf dem Balkon und sah über die Häuser und fragte mich: "wo passiert DAS gerade?"..jetzt hat das nachgelassen, kommt kaum noch vor..und nun frage ich mich: Werde ich "abgebrüht" ?.

Sabine, die gerade mal wieder ihre melancholischen Momente hat...lächel..

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Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 27.02.2012, 11:13 
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*g*
japp...
aber ein dickeres Fell ist nicht so schlimm, Sabine. Nicht für diese ARbeit, die du hier machst.
Jetzt verstehst du vermtulich auch ein paar andere Situationen (z. B. auch mit mir). Ich komme mir manchmal auch so abgebrüht vor. Meine Rettung war und ist Sarkasmus. In einigen Situationen klingt das makaber, aber hey... besser als Verzweifeln ;)
Ich find es so toll, was du hier alles machst und freue mich nach wie vor darüber, dass wir damals dir als verhältnismäßig Neue diese Aufgaben übertragen haben. Das war echt die richtige Entscheidung.

Dass dabei die Haut dicker wird... hatte ich dir glaub ich sogar vorher gesagt. Das ist nichts Schlimmes - es ist normal. Du bist deswegen nicht weniger sensibel. Nur sagen wir... nicht mehr so "gutgläubig", wenn das das richtige Wort ist. Aber ich denke, du weißt, was ich meine.
Fühl dich gedrückt.
Isa

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 Betreff des Beitrags: Re: Damals und Heute..
BeitragVerfasst: 27.02.2012, 11:18 
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Registriert: 17.09.2005, 11:51
Beiträge: 3307
Sabine* hat geschrieben:
Anfangs als ich hier war, hatte ich Alpträume, schlaflose Nächte, ich stand auf dem Balkon und sah über die Häuser und fragte mich: "wo passiert DAS gerade?"..jetzt hat das nachgelassen, kommt kaum noch vor..und nun frage ich mich: Werde ich "abgebrüht" ?.


hallo sabine

abgebrüht?
ich glaube nicht
vielleicht ist es das begreifen
begreifen, dass unter vielen dächern viel schlimmes passiert

wenn dieses wissen alle menschen immer wach halten, in alpträume und verzweiflung stürzen würde, wer könnte dann kämpfen?
wer könnte aufklären? wer könnte mit arbeit, wie der von gm weiter machen?
nein, ich glaube, es ist nichts abgebrühtes oder abgestumpftes daran.
ich glaube, das ist, was menschen überleben lässt, weiter machen lässt.

es ist nicht abgebrüht, es ist ein menschlicher, ein schützender mechanismus, der uns handlungsfähig bleiben lässt.

gruß
birmas

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Der Hass auf das Böse hat ein beängstigend gutes Gewissen.
Jacques Wirion


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BeitragVerfasst: 27.02.2012, 13:19 
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Beiträge: 284
Hallo Sabine,

ich denke auch das es nicht ein abgebrüht sein ist! Du nimmst wahr, dass du nur helfen kannst, wenn du erkenns, das es leider so ist, das dies alles passiert.
Manchmal kommt man an Punkte im Leben, da versteht man, das man manchmal unaufhaltsam machtlos ist!
Meine Om* ist mit einem Schl*ganfall ins Krankenhaus gekommen und ich bin dem Themen "Leid, T*d, Kummer, Angst" all dem auf eine andere Art wieder zu nah! Doch was können wir tun, können wir Schicksal aufhalten?
Versteh mich nun nicht falsch! Ich meine nicht, dass man alles hinnehmen muss.
Hier ist es so, dass die Arbeit sehr wichtig ist! Auch die Arbeit in der Öffentlichkeit, den Menschen die Augen öffnen, Offenheit für das Thema und Bewusstmachung und Sensibilisierung und dafür tust du "ALLES".
Ich denke, das diese melanchlischen Momente seeehr menschlich sind und von viel Gefühl zeugen.
Ich stimme dem zu, ich denke auch immer, das es Kindern viel schlechter ergangen sein muss, als zB mir die es als Erwachsene erlebt hat. Aber dann denke ich, jedes Leid, das ein Mensch erlebt ist grausam und der Weg daraus, den muss letztendlich jeder gehen! Und da kommst du/der Verein ins Spiel. Sie erleichtern, helfen, verstehen, unterstützen und sind "DA" ....
Das Leben ist ein Geschenk das man uns gab und so schwer es auch ist. Wir müssen es in unsere Hände nehmen und schauen wie wir lernen, Kleinigkeiten zu erkennen, die das Leben lebenswerter machen ;)

Du bist so eine liebe Person und gerade weil du sooo einfühlsam bist, finde ich Zweifel normal. Rationale Entscheidungen sind zu begründen, bei emotionalen fragt sich der Bauch immer nach richtig und falsch!

Wünsche dir, dass du auch melancholische Stimmungen genießen lernst :)

Liebe Grüße
*Nele*
Sag dir in den melancholischen Momenten, wie wichtig du bist! Denn das bist du;)


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BeitragVerfasst: 27.02.2012, 18:48 
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Beiträge: 13
Wohnort: Niedersachsen
Hallo Sabine,

ich finde Birmas hat das so treffend geschrieben. Vielleicth hilft dir das in dieser Gefühlslage.
Ich glaube die Arbeit hier ist sehr schwierig und ich kann mir vorstellen, dass auch vielles nicht echt hier ist.
Ich war mal zu Beusch auf einer anderen Seite, und da fanden es Menschen witzig lügen zu schreiben und möglichst alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Mir hat das damls sehr weh getan, wie kann man so was erzählen - die wissen nicht wie schwer das alles ist.
Heute können mir diese Menschen nur noch Leid tun, weil sie es nötig haben so was zu erfinden.

Und diese Gratwanderung, die ihr als Teammitglieder hier vollbringen müsst stelle ich mir wirklich schwer vor.
Das sich dann der Eigenschutz einstellt, um dich nicht selbst in dem ganzen Leid zu verlieren, finde ich nur natürlich.

Ich hoffe, dass dir diese Schwermut nicht merh allzu sehr zu schaffen macht, die man aus deinen Zeilen liest.

Herzliche Grüße
Kathinka


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 27.02.2012, 23:31 
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Hallo,
vielen lieben Dank für eure Worte.

@ Sasita,
ohja, deinen Sarkasmus habe ich schon erleben dürfen. Das erste Mal war ich geschockt-nun kann ich darüber lächeln Sasa- Es ist einfach deine eigene Art mit allem klar zu kommen und ich empfinde sie "erfrischend" :wink:
Die Haut wird dicker - ja das ist sie geworden. Und ab und an kommen noch dünne Stellen zum Vorschein. Aber das ist auch gut so...

@ Birmas,
ja, ich glaube damit hast du wohl Recht. Wenn es diese Veränderung nicht gäbe, wäre solche Arbeit auf Dauer unmöglich. Ich betrachte es auch als Prozess, ich weiß nicht ob es jeden so geht, aber für mich kann ich sagen es ist gut und ich bin einerseits auch dankbar für dieses Stückchen "Härte". Abgestumpft fühle ich mich tatsächlich nicht wenn ich es genauer betrachte, denn zwischendurch kommen auch mal Momente der Tränen - die befreiend und wohl tun, der Traurigkeit - da man so vieles weiß worüber sich die meisten Menschen gar keine Gedanken machen. Aber weißt du was Birmas? Hierher zu kommen war das beste was mir passieren konnte. Ich wünschte ich wäre schon früher hier gestrandet...lächel.

@ Nele,
ich kann melancholische Momente auch genießen Nele - naja, zumindest meistens :roll: Es stimmt, wir können nicht die ganz Welt zum Guten verändern - aber das mögliche beitragen um manches zu verbessern. Dinge die das Leben lebenswerrt machen fallen mir auf Anhieb schon einige ein und ich genieße auch die schönen Seiten die das Leben zu bieten hat. Diese Gedanken wollte ich schon länger hier raus lassen, aber dann dachte ich - es sind ja nur Momente in denen ich ins Grübeln komme, aber nun ist es auch mal gut so und tut ganz gut diese Gedanken zu äußern :wink: Danke für die liebe Antwort Nele.

@ Kathinka,
solche Situationen hatte ich auch kennengelernt bevor ich zu gm kam. Ich kann solche Menschen auch nicht verstehen - es müssen wirklich arme Leute sein die sowas erfinden. Ich empfinde es als ein Geschenk, dass ich eine gute Kindheit gehabt habe - da mir doch sehr bewusst ist, dass viel zu viele Kinder diese nicht haben können.
Umso schlimmer ist, wenn Menschen Lügen erzählen über Dinge die sie gar nicht erlebt haben, anstatt für die eigene gute Zeit dankbar zu sein-es ist eben nicht selbstverständich eine gute Kindheit zu haben - wenn man die Zahlen betrachtet.
Schwermut, ja manchmal habe ich sie, aber ich kann sehr gut damit umgehen, sie gehört ab und an einfach dazu ( Schwermut ist nicht permanent da ), das ist mir schon bewusst und ich weiß - damit bin ich hier sicherlich nicht alleine...Birmas Worte haben mir tatsächlich auch sehr geholfen, sie haben mir geholfen das noch klarer zu betrachten. Danke auch dir Kathinka für deine lieben Worte.

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BeitragVerfasst: 28.02.2012, 10:53 
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Hallo Sabine,
wir kennen uns ja nicht persönlich, dennoch möchte ich ein paar Worte dazu schreiben.

Diese Arbeit zu machen, sich mit diesem Thema auseinandersetzen ist doch kein leichter Weg und da ist es nicht verwunderlich wenn sich erstmal Albträume oder ähnliches dazu gesellen.

Und es ist gut, wenn jeder Mensch für sich etwas entwickeln kann um sich dabei auch selbst zu schützen. Denn wir können doch nur anderen helfen wenn wir selbst wissen wo unsere Grenzen sind, wenn klar ist was ist leistbar und wie kann jeder einzelne damit umgehen.

Und in einer "Härte" oder "Abgestumpfheit" steckt eine Stärke, die es möglich macht solche Arbeit zu leisten. :D :D

abgbrüht sind meiner Meinung nach Täter und Täterinnen.

Ich wünsche dir viel Kraft um weiterzumachen.

l.g.
Mia

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Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.


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BeitragVerfasst: 28.02.2012, 11:49 
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Wohnort: Bayern
hallo Mia,
vielen Dank für deine Worte.

Ja, Anfangs hatte ich tatsächlich sehr zu kämpfen. Es ist ja nicht verwunderlich wenn man nie so nah an dieser Thematik dran war, viele Infos habe ich dann erst dazugewonnen als ich mich mit diesem Thema näher auseinandersetzte, es gibt so vieles was man vorher überhaupt nicht wahr nimmt.

Und von daher - man verarbeitet vieles auf verschiedene Art und Weise. Und das man auch manches erst "verdauen" muss ist ja auch normal. Ich dachte, entweder bekomme ich das auf die Reihe, oder es geht eben nicht-aber ich wollte das so sehr. Und dann ging es immer besser und alles klappt wunderbar :wink: also klappte mit der Zeit immer besser...

Jetzt muss ich echt lächeln, ich erzählte niemanden das ich so daran zu knappern hatte - dachte ich höre dann " nicht dazu geeignet" oder sowas...die Informationen kamen bei mir auch nach und nach an. Mir kam es vor als wenn das alles wie wohl dosiert rüberkam. Vielleicht nimmt man auch stets nur soviel in sich auf, wie man verkraften kann....

seit einer ganzen Weile bin ich echt froh, hier zu sein. Ich fühle mich hier im Verein sowas von sauwohl....und "abgebrüht" ist wie du auch sagst, hierfür doch die falsche Bezeichnung. Mir hat dieser Austausch jetzt weitergeholfen etwas klarer zu sehen, vielen Dank euch!

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