ich glaube schon, dass irgendwie in allem ein sinn steckt - allerdings einer, den wir oft nicht erkennen können. mir stellt sich auch die frage: was ist das eigentlich, ein sinn, der sinn? ist es auch ein sinn, wenn durch äußere umstände plötzlich (lebens)wege umgeleitet werden in eine völlig andere richtung, eine richtung, die vorher vehement abgelehnt wurden? hat man einen sinn gefunden, wenn man aus dem dem fürchterlichen, aus dem, was sich daraus ergibt, etwas positives gewinnen kann? sich für dritte etwas positives ergibt? für mich selbst habe ich die frage mit ja beantwortet.
meine ungewollte kinderlosigkeit war eine fürchterliche nachricht. aber ohne diese kinderlosigkeit hätte ich wohl niemals meine wunderbaren adoptivkinder kennen gelernt. ich hätte mich niemals mit dem thema behinderung so intensiv auseinandergesetzt, dass ich andere eltern stützen kann. ich hätte nie die bedingslose liebe meiner behinderten tochter spüren dürfen. das fürchterliche hatte einen sinn - mein leben wurde und wird durch meine kinder bereichert.
auf manche schlimmen erfahrungen meines lebens könnte ich prima verzichten - und trotzdem habe ich aus den meisten dieser erfahrungen viel neue kraft, viele erkenntnisse für mich und für andere ziehen können. mein leben ist völlig anders verlaufen als geplant - und trotzdem habe ich aus dem schlimmen lernen können, die kleine positiven dinge zu schätzen, sie überhaupt wahrzunehmen.
chupis gehen hat auch mich zu intensivem nachdenken gezwungen. ihr ende ist furchtbar - und hat mir gezeigt, wie dankbar ich sein muss, dass ich meine zweite tochter bis jetzt immer rechtzeitig in sicherheit bringen konnte; wie dankbar ich sein darf, dass sie LEBT. wie dankbar ich sein muss, dass ich lebe und trotz all meiner probleme für meine familie und manchmal auch für mich da sein darf. dankbar dafür, dass man mich in den schwärzesten stunden der letzten jahre rechtzeitig gehindert hat allem ein ende zu setzen.
ja, ich bin chupi dankbar, weil sie mir dieses gefühl der dankbarkeit für das leben meiner tochter, für mein eigenes leben durch ihr ende möglich gemacht hat. ihr ende ist fürchterlich, wie muss sie gelitten haben, um das zu tun. der gedanke an ihre qual ist fürchterlich, erinnert mich an meine eigene qual, an meine gefühle - die gefühle der dunklen anteile - die ich mit aller kraft versuche zu unterdrücken, mit denen ich mich aber immer wieder auseinandersetzen muss. aber chupi hat mir auch wieder deutlichst klar gemacht, dass der kampf wichtig ist, dass leben, überleben wichtig ist. auch dafür bin ich ihr dankbar. ist das der sinn? usern dieses forums deutlich zu machen, dass das ende wirklich der schluss ist und doch kein schluss ist, weil die erinnerungen an die person inclusiv ihrer wahrgenommenen qual überleben?
dir pu bin ich dankbar, dass du diesen thread eröffnet hast.
hexchen
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