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 Betreff des Beitrags: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 22.03.2012, 22:35 
Ist es wirklich eine Entscheidung gewesen?

Der Tod von Chupito ist auch mir nahe gegangen, hat viel an Gefühlen und Gedanken in mir ausgelöst…

…lese hier immer wieder den Begriff `Entscheidung` in Verbindung mit ihrem Gehen – immer wieder löst das Gedanken in mir aus, die ich nun doch gerne mit Euch teilen möchte…

Für mich ist eine Entscheidung etwas, was aus `Freiheit` heraus geschieht, zudem setzt eine Entscheidung für mich voraus, dass man `eine Wahl` hat.
Ich bin sehr in Frage, ob sich das für Chupito so angefühlt hat.
Ich glaube viele Betroffenen hier – wenn nicht gar alle – kennen aus eigener Erfahrung das Gefühl nicht mehr weiter zu wissen – ich für mich war schon einige Male in meinem Leben an diesem Punkt tiefster Ohnmacht und Verzweiflung – in der Angst, dass es passieren könnte, dass ich in einem Moment keinen Ausweg mehr sehe, dass ich nicht mehr spüren kann, dass es andere gehbare Wege gibt, dass ich mir etwas antue ohne die bewusste Entscheidung getroffen zu haben, es tun zu wollen…

…und ich glaube, hätte sie in ihrem Empfinden nur etwas das Gefühl gehabt, dass es einen anderen Weg gibt, wäre sie noch bei uns.

Von Außen betrachtet – klar kann man sich für oder gegen das Leben entscheiden – aber fühlt es sich so an, wenn man gerade die Grenze des Aushaltbaren überschritten hat? –
Wenn man versucht nach einer Hand zu greifen, weil man spürt, dass man es/ sich allein nicht mehr tragen/ halten kann? –
Wenn man darin wahrnehmen muss, dass man gar nicht mehr in der Lage ist, auch wohlgemeinte Hilfe anzunehmen, die einem angeboten wird - vielleicht weil es einfach nicht die richtige Hilfe ist, oder weil einem das innere Erleben einen Strich durch die Rechnung macht? Ich habe selten größere Ohnmacht erlebt, als in dem Gefühl die Hand nicht greifen zu können, die mir entgegengestreckt wird...

Ich kenne solche Zustände sehr gut und bin einfach dankbar, überlebt zu haben. - Es hätte auch anders enden können – und zu meinem Empfinden hätte es nicht gepasst, wenn im Raum gestanden hätte, dass `ich mich entschieden hätte, mein Leben zu beenden` …


Ich möchte das einfach mal hier lassen,

kwamboka*




…und für alle, die es nicht schaffen konnten, vielleicht sehen wir uns dort wieder, wo der Regenbogen die Erde berührt…


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 22.03.2012, 23:14 
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Registriert: 13.08.2011, 17:16
Beiträge: 42
Hallo kwamboka,
Deinen Beitrag finde ich sehr interessant.
Denn auch ich frage mich, ob jemand, der Suizid begeht, es in diesem Moment bei vollem Bewusstsein in Freiheit entscheidet.
Da spielt Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit, Ohnmacht eine Rolle.... sind da freie Entscheidungen möglich?
Ich habe vergangenes Jahr einen Cousin durch Selbsttötung verloren. Es hat mich lange verfolgt, und jetzt wieder, wie schlecht es einem Menschen gehen muss, wie sehr ein Mensch ohne jede Hoffnung auf Veränderung sein kann, um sich nur noch das nicht mehr da sein auf dieser Welt vorstellen zu können. Auch wenn da Familie ist und Kinder sind. Es macht so traurig.

Brittany


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 23.03.2012, 06:07 
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Beiträge: 612
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danke kwam für deine worte- kenne es selber auch, dass es hätte schon mehrfach schief gehen können und es wäre niemals bewußt gewählt gewesen , sondern oft in zuständen, wo ich nichts wahrgenommen habe oder eben, weil man einfach nichts mehr fühlen, sehen, hören will, kann, aushält und nur ruhe will...nicht für immer, nur in dem moment,aber auch das kann daneben gehen...ich denke , es gibt beides...menschen, die aus bewußter entscheidung raus diesen schritt wählen und menschen, wo es anders ist....

_________________
der Weg ist das Ziel


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 23.03.2012, 10:18 
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Beiträge: 1396
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Das beenden ihres Lebens scheint mir auch nicht aus freier Entscheidung gewesen zu sein. Wir hatten so viel gemeinsam vor in der Regionalgruppe....

Stand bzw stehe in manchen Augenblicken im Moment immer noch vor dieser "entscheidung" - ebenfalls nicht aus freien stücken.... Wohl eher vor dem Abgrund... fragt sich nur wie lange es dauert bis man fällt...

_________________
Ein einziger Regentropfen
- sanft auf die Haut prasselnd -
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Sei achtsam dafür


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 23.03.2012, 11:00 
vor drei tagen hat meine tochter versucht chupis weg zu gehen. ich habe sie gefunden und alles weitere veranlasst. ich bin dankbar, dass sie lebt....ABER eine freie entscheidung war das nicht. sie war zutiefst verzweifelt am leben, konnte die helfenden hände kaum noch sehen, geschweige denn annehmen. sie wollte ihr kind, wollte uns von ihrer gegenwart befreien... sah kein licht mehr am ende des tunnels.

nein, sie war nicht frei in ihrer entscheidung, war gefangene ihrer verzweiflung und sah nur noch diesen einen weg.

während der wartezeit auf die ärztin sagte sie, dass sie eigentlich leben wolle, aber nicht mehr dieses leben. ich habe ihr durch mein handeln die entscheidung für das leben erst einmal abgenommen. das team in der klinik muss ihr jetzt helfen diese entscheidung für das leben nachträglich selbst zu treffen.

hexchen


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 25.03.2012, 17:49 
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Registriert: 17.09.2005, 11:51
Beiträge: 3307
hallo

auch wenn ich verstehe, wie das gemeint ist
ich sehe trotzdem eine entscheidung
wenn man es genau nimmt, so ist jede entscheidung, die ich treffe nicht wirklich frei
sie wird beeinflusst von vielen faktoren in vergangenheit und gegenwart, von erfahrungen, erwartungen, dem sozialen umfeld, alten zwängen usw usf


auch wenn ich das gefühl der ausweglosigkeit sehe und verstehe
für mich ist auch der freit*d eine entscheidung
welche lebensverändernden entscheidungen nun frei sind, welche nicht
und ob überhaupt jemals, das ist wohl definitionssache

_________________
Der Hass auf das Böse hat ein beängstigend gutes Gewissen.
Jacques Wirion


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 26.03.2012, 21:14 
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Ja, ich denke auch, dass es eine "Entscheidung" ist. Und zwar eine, die der dramatischen Auswegglosigkeit Ausdruck verleiht, in der sich der/diejenige befindet. Diese Dramatik ist so groß und so real, dass es allergrößten Respekt vor dem Kampf um die Entscheidung verdient. Niemand macht es sich leicht und "flüchtet" aus dem Leben. Sondern es ist ein verzweifeltes Ringen um jedes Fünkchen Hoffnung, was man am Ende doch verloren hat.

Solchen um Auswege ringenden Menschen kann man nicht mit "Einfachbotschaften" kommen, dass würde ihre dramatische Suche nach jedem noch so kleinen Ausweg völlig missachten. Wenn´s so einfach wäre, dann wären sie da schon selber drauf gekommen. Und ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass solche "Antisuizid-Verträge" eher den Impuls verstärken, als dass sie helfen. Denn wer an dieser Stelle seines Ringens angekommen ist, dem bleibt vielleicht nur noch ein Einziges in seinem Leben - das ist seine Selbstbestimmtheit über sein Leben. Diese Autonomie dann mit Krallen und Klauen zu verteidigen gegen jeden, der einen "einweisen" oder durch sonst wie geartete Seifenblasen davon "abhalten" will, ohne zugleich einen Ausweg anbieten zu können, ist dann vielleicht der letzte Kampf, wenn man schon alle anderen verloren hat.

Ja, es ist eine Entscheidung. Nämlich sich diese letzte Würde nicht auch noch nehmen zu lassen...


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 26.03.2012, 21:40 
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Gode_RE hat geschrieben:
Diese Dramatik ist so groß und so real, dass es allergrößten Respekt vor dem Kampf um die Entscheidung verdient.


Mitgefühl? ja
allergrößten Respekt? nein

meinen respekt zolle ich denjenigen, die weiter gehen.

ich habe selbst einen solchen verlust erleben müssen von einer sehr nahestehenden person, es hat mich hilflos und unendlich wütend zurück gelassen
ich konnte diese entscheidung damals nicht ändern, ich konnte es akzeptieren, aber meinen größten respekt, den hat er sich damit nicht verdient
das heißt nicht, dass ich den kampf vorher nicht sehe und verstehe

etwas anderes war für mich die erfahrung, als die schwester meines freundes aufgrund eines hirntumores diese entscheidung traf und in die schweiz fuhr, um dort die unterstützung eines vereins in anspruch zu nehmen dafür
da finde ich ihn in mir, den respekt

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Jacques Wirion


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 26.03.2012, 22:01 
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Damit verurteilst Du aber. Steht Dir das zu?


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 26.03.2012, 22:08 
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Beiträge: 3307
Gode_RE hat geschrieben:
Damit verurteilst Du aber. Steht Dir das zu?



tue ich das?
ich denke, das interpretierst du in meine worte hinein
wenn ich etwas keinen respekt zolle, dann heißt es nicht, dass ich es verurteile

lies es einfach nochmal, bevor du beurteilst, ob ich verurteile

und was mir zustand und zusteht ist die wut, mit der ich zurück gelassen wurde
aber das kann den toten ja egal sein

_________________
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Jacques Wirion


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 26.03.2012, 22:48 
ich habe meine tochter eingewiesen und ich konnte ihr vorher kein licht am ende des tunnels mehr zeigen, so sehr ich mich auch bemüht habe. ich konnte ihr keinen ausweg zeigen - und ich war so egoistisch, dass ich sie nicht verlieren wollte.

ABER ich weiß, dass es dieses licht am ende des tunnels gibt und das, was ich ihr durch die einweisung geben konnte war zeit - zeit, um sich von fachleuten helfen lassen zu können, dieses licht doch wieder zu erkennen, zeit, um einen ausweg mit hilfe anderer zu finden.

und nein, ich habe keinen respekt vor ihr, dass sie diesen weg genommen hat, nicht weiter gekämpft hat, aufgegeben hat. ich habe keinen respekt vor der entscheidung, ihr kind allein lassen zu wollen, ihre eltern, ihre schwester zurückzulassen, ihnen den schmerz zuzuweisen, den sie selbst nicht mehr ertrug. einen schmerz, der für den rest des lebens bleibt.

vor vielen jahren hat sich ein freund von mir während ich zur kur war das leben genommen. einer seiner letzten sätze bevor ich fuhr war: du kannst doch jetzt nicht zur kur fahren, wo es mir so schlecht geht. er hat mir damit schuld zugewiesen, die ich nicht habe. ich habe keine respekt vor seiner entscheidung - zuerst hatte ich immense schuldgefühle und danach eine ungeheure wut auf ihn

UND ICH DARF DIESE GEFÜHLE HABEN

gode re, ich bitte dich noch einmal nachzudenken, ob die freiheit des einzelnen, seine selbstbestimmung nicht doch in dem moment aufhört, wo er die grundfesten des lebens eines anderen so massiv erschüttert, wie es ein suicid tut

lg

hexchen


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 27.03.2012, 13:42 
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Nicht dass es falsch verstanden wird - wenn sich jemand auf den Weg macht, sein Leben zu beenden, bedarf diese/r Hilfe, ganz ohne Frage. Ganz nötigenfalls sogar gegen seinen/ihren Willen - sprich "Einweisung" oder Notarzt anrufen. Ich bin mir ganz sicher, nichts Gegenteiliges ausgesagt zu haben.

Ich schrieb auch nicht "Respekt vor der Entscheidung", sondern um Respekt "vor dem Kampf darum". Das ist etwas anderes. Vor diesem Ringen um die Entscheidung Respekt zu haben bedeutet nicht, "die Entscheidung gutzuheißen", sondern "den Menschen ernstzunehmen". Meiner Erfahrung nach werden solche Hilferuf oft nicht wahr- oder ernstgenommen - weil man nicht bei demjenigen ist, der Hilfe braucht, sondern bei sich selbst und seinen Urteilen über den anderen. Wenn man Wut in sich trägt, ist das genährt von "sollte"-Botschaften. Also unerfüllten eigenen Bedürfnissen. Da kommen dann ganz schnell so Scheingefühle hoch wie "ja denkt der/diejenige denn gar nicht, was er/sie damit anderen antut" oder "das ist Aufgeben". Wer so denkt, ist ganz "bei sich" ist und seinen innerlichen Urteilen - aber nicht empathisch beim anderen. Dann überhört man schnell solche Hilferufe. Meiner Erfahrung nach spüren das Betroffene ganz schnell heraus, und erleben das dann als endgültig verlassen zu sein und somit impuslverstärkend.

@hexchen: Du hast Dich absolut richtig verhalten, als Du Hilfe für Deine Tochter geholt hast. Dein "Egoismus" war lebensrettend für Deine Tochter, ganz ohne Frage. Aber bist Du Dir sicher, dass Du es nur getan hast, um Dich vor Schmerz zu schützen? Und wenn Du bei dem Gedanken daran Schmerz empfindest, wodurch ist der denn angetrieben? Vielleicht doch eher durch Liebe? Eine Liebe, die vielleicht so nicht mehr ausgesprochen wird bei Euch, weil da Dinge im Weg sind, die erst einmal angesehen werden müssen? Ich wünsche mir für Deine Tochter (und für Dich), dass Du vor dieser Not, in der Deine Tochter gesteckt hat, den Respekt empfinden kannst, der Deiner Tochter später den Weg ebnet, sich von Dir angenommen statt verurteilt zu fühlen. Und die auch Deiner Tochter ermöglichen kann, im Gegenzug auch Deine Not (!) sehen zu können - weil sie für den Ausdruck ihrer Not Raum gefunden hat.


Zuletzt geändert von Gode_RE am 04.04.2012, 22:05, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 27.03.2012, 13:49 
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Birmas hat geschrieben:
und was mir zustand und zusteht ist die wut, mit der ich zurück gelassen wurde
aber das kann den toten ja egal sein


Das meine ich mit "urteilen".


Zuletzt geändert von Gode_RE am 04.04.2012, 22:16, insgesamt 2-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 27.03.2012, 14:04 
der egoismus IST angetrieben von der größten liebe, deren ich fähig bin.

respekt bedeutet für mich anerkennung von was auch immer. ich respektiere ihren schmerz, ich erkenne ihn und erkenne ihn an. aber ich respektiere nicht die konsequenz, die sie daraus zieht.

die liebe wurde wieder und wieder ausgesprochen. ihr gedankengang dazu war immer der gleiche.... ich bin ein stück dreck, das man nicht lieben kann. wann gibst du mich endlich auf mama? ich habe deine geduld nicht verdient. die wut auf sich selbst hat sie immer wieder versucht zu meiner wut auf sie zu machen... um die bestätigung zu bekommen, dass sie tatsächlich ein stück dreck, und nicht die wunderbare tochter, die von ihrer familie ohne wenn und aber geliebt wird. sie hat förmlich mit mir um diese bestätigung gekämpft... immer und immer wieder. und genauso beständig haben wir darum gekämpft, dass sie diese liebe auch fühlen und nicht nur mit dem verstand erfassen kann.

sie fühlt sich nicht von mir verurteilt, sondern erträgt gerade nicht, dass wir, mein mann und ich, ihr keine vorwürfe machen, sie tatsächlich immer noch lieben. sie wird, so wie wir es ihr wieder und wieder gesagt und gezeigt haben, unsere tochter bleiben.... sie kann sagen: ich will eure tochter nicht mehr sein - wir werden nie sagen: du bist unsere tochter nicht mehr.

ich habe mir die freiheit genommen ihr zu sagen, wie groß meine angst um sie immer noch ist, dass ich für mich sorgen muss, dass meine kraft derzeit nur für einen teil der familie reicht - und zu dem teil gehört sie nicht. ich habe ihr jedoch auch gesagt, dass ich sie liebe, habe einen zettel mit diesem satz in eine dose mit reichlich kleingeld gelegt, damit sie anrufen kann, wenn sie das dann will. zu ihr gehen kann ich nicht und das habe ich ihr erklärt.

hexchen


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 Betreff des Beitrags: Re: Aus dem Leben treten... *evtl trigger*
BeitragVerfasst: 27.03.2012, 14:17 
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Danke für Deine Offenheit, mit der Du über Euer beider Ringen berichtest. Ich kann verstehen, dass es unendlich weh tut, wenn man so sehr seine Liebe geben möchte, und sie einfach nicht angenommen wird.

Magst Du einen Gedanken dazu hören? Wenn es Deiner Tochter so sehr unmöglich ist, die Liebe von Dir und Deinem Mann annehmen zu können, dann kann es sein, dass ihr dazu etwas Schwerwiegendes im Weg steht. Das kann vieles sein - angefangen vom fehlenden Urvertrauen, allein für sein Selbst geliebt zu sein, statt für das, was man kann und tut - bis hin zu massiven Schuld- und Schamgefühlen, die zu einem Denken führen, dass man diese Liebe nicht verdient habe. Es ist gut, dass Deine Tochter nun in klinischer Fürsorge ist. Ich wünsche ihr, dass man dort auch hinter die Dinge schaut und ihr eine Therapie anbietet, die den Grundschmerz erhellt und ihr Wege daraus aufzeigt.

Meiner Erfahrung nach entstehen solche destruktiven Überzeugungen zumeist aus einem Zusammenspiel des näheren sozialen Umfeldes. Kinder projezieren auf ihre Seele manchmal das Abbild der äußeren sozialen Umstände. Vielleicht beginnt für Euch alle ein völlig neues, schöneres Leben in familiärer Harmonie und Liebe, wenn auch Ihr beide, also Du und Dein Mann, zeitgleich zu Eurer Tochter Euch psychotherapeutische Hilfe gönnt, bei der die ganze Entstehungsgeschichte dieser Überzeugungen mal im Gesamtkontext angesehen wird.


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