Gegen - Missbrauch e.V.

Hallo ihr Lieben,

meine Frage richtet sich an jene unter euch, die bereits einen Antrag auf Opferentschädigung gestellt haben und diesbezüglich fachärztlich begutachtet wurden.

Bereits bei Antragsstellung im Frühjahr wurde mir gesagt, dass ich -höchstwahrscheinlich zum Jahresende- im Rahmen der Antragsbearbeitung auch fachärztlich begutachtet werden würde. Jetzt habe ich tatsächlich sehr kurzfristig die Einladung zu einem solchen Gespräch im Gesundheitamt erhalten für diesen Freitag.

Wie genau läuft solch eine Begutachtung eurer Erfahrung nach ab? Mir ist klar, dass ich einiges erzählen werden muss, was sehr belastend ist, aber es ist sehr wichtig für mich, hier Grenzen zu setzen, um eine massive Verschlechterung meines noch immer sehr instabilen Zustands zu verhindern. Ich habe es mir gerade erst wieder erarbeitet, dass ich mich selbst versorgen kann und mein Lebenswille nicht beständig tangiert ist und kann es mir insofern "nicht leisten", massiv getriggert zu werden. Gibt es eurer Erfahrung nach Raum dafür, hier Grenzen zu setzen zum Selbstschutz, ohne, dass daraus gutachterliche Nachteile entstehen?

Für jeden Hinweis zum Ablauf bin ich sehr dankbar, da aus dieser Unklarheit auch sehr viel Angst in mir erwächst.

Hi du,

lies doch mal das Buch "Keine Angst vorm Kinderschänder", da gibt es einen Teil über Glaubwürdigkeitsgutachten.

http://www.amazon.de/Keine-Angst-Kinder ... 364&sr=1-1

Ansonsten vermute ich mal, dass ne Grenze bei Triggern zu setzen sehr viel glaubwürdiger ist, als stabil alles durchzustehen. Das zeigt ja gerade, dass dir was passiert ist und du nicht so kannst, wie du sollst. (Ohne eigene Erfahrung, nur hier viel mitgelesen)

LG,
Pu

Hallo Pu,

nachdem die Begutachtung schon morgen ist, ist das mit dem Buch zu knapp, aber ich danke dir für den Hinweis zur Glaubwürdigkeit bei Grenzziehung, das hilft mir sehr, auch wenn meine Angst vor morgen gerade stündlich zunimmt.

Vielleicht berichte ich in den nächsten Tagen mal, wie es letztlich gelaufen ist.

viel erfolg und viel zuversicht wünsch ich dir

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Der Hass auf das Böse hat ein beängstigend gutes Gewissen.
Jacques Wirion

Hi,

ich drücke dir auch ganz fest die Daumen!

LG,

Pu

Jetzt ist es schon eine Weile her, dass mein Termin war.

Es war sehr anstrengend und hat fast vier Stunden gedauert. Wirklich krass. Zum Glück hat meine Therapeutin mich begleitet und war die ersten zwei Stunden mit dabei. Später hatte sie einen Termin, hat mich aber auch wieder abgeholt. Auch mein Hund, der ja zum Begleithund ausgebildet wird, durfte mit rein und war die ganze Zeit an meiner Seite. Da die Kleine unruhig wird, wenn es mir sehr schlecht geht, hat sie mir durch ihre Unruhe geholfen Pausen zu setzen, die ich dringend benötigt habe. Ich will hier gar nicht ins Detail gehen, wie der Ablauf war. Wer es bereits hinter sich hat, weiß, was das bedeutet, für die anderen: Es ist ein echter "Seelenstriptease" vor einer wildfremden Person.
Das Ergebnis wird hoffentlich bald kommen. Frühestens Ende Januar war mir avisiert von der Gutachterin. Ich habe noch immer ziemlich zu knabbern innerlich an dieser Begutachtung. Es ist nicht leicht zu ertragen von einem wildfremden Menschen als ein "Mängelhaufen" wahrgenommen zu werden (von der inneren Entblößung ganz abgesehen). Vor allem, wenn man gerade dabei ist, sich in Minischritten voranzukämpfen und so stolz auf die vielleicht kleinen aber eben doch vorhandenen Fortschritte ist. Aber so ein Gutachten zielt eben auf die Feststellung eines Schädigungsgrades ab und sieht nicht die vielen kleinen Fortschritte, sondern nur das, was zum "Normalzustand" fehlt.