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 Betreff des Beitrags: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 13.12.2012, 21:13 
Lebe derzeit in zwei Welten:

Meine Realwelt - die Gegenwart - ist gefüllt mit schönen Dingen, ich lebe in einer tragfähigen warmen Beziehung, begleite zwei wundervolle Kinder - habe Aufgaben, die mir Freude machen, immer wieder Gründe zu lachen, zu staunen, zu genießen...
dankbar zu sein.

Meine Parrallelwelt - irgendwie auch (m)eine Realwelt - nährt sich aus vergangenen Erfahrungen - und füllt jeden Moment meines Seins zusätzlich mit Gefühlen, Gedanken, Körpererinnerungen, Ängsten... Sie nimmt mir die Leichtigkeit, meine Unbefangenheit und lässt alte VErletzungen immer wieder groß werden und Wunden aufreißen.

Irgendwie habe ich im Alltag - zumindest nach Außen hin gelernt (sei`s gut oder nicht) die Parrallelwelt klein zu halten. Im therapeutischen Kontext, sobald ich mir die ERlaubnis gebe mehr von mir zu zeigen, wird der Schmerz und all die damit verbundenen Gefühle so groß, dass ich davon regelrecht überflutet werde. Da erstmal nur "Notfallseelsorge" möglich ist bleibt kaum Raum für wirklich heilende Wundversorgung.

Wer kennt Ähnliches?
Und wie kann ich es hin bekommen, dass die Parrallelwelt mehr in meine Gegenwart integriert wird, ohne dass ich ständig mit dem Missbrauch bei anderen präsent bin?
Ich glaube, ich habe das Maß für einen gesunden Mittelweg verloren - vielleicht auch noch nicht wirklich gefunden.

Empfinde das alles gerade als äußerst anstrengend und belastend, zudem bekomme ich so kaum Antworten, auf das was ich tatsächlich brauche: (Fürsorge, Gesehen Sein...).

Kwamboka*


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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 13.12.2012, 21:44 
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Registriert: 06.08.2011, 20:21
Beiträge: 603
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hi kwamboka ich kann dich gut verstehen.
ich kann nur von mir erzählen wie es bei mir ist,ich muß mein weg auch finden.
ich könnte eigentlich auch glücklich sein was ich alles schon geschafft habe. es kommen immer nach schönen momente zb essen gehen,freunde treffen mit frau und freunde.kurz dadach momente die mich traurig machen.ich nennes mal depressive momente,ich kenne kein name dafür. immer wenn gutes tolles erreicht habe kommen düstere wolken die mich runter ziehen . meine überlebens strategie ist musik hören andere menschen zu helfen.
therapie ist zur zeit am anfang und es geht recht gut voran.leider kann dir keine ratschläge geben, weil ich selber in anfangsphes der auferarbeitung bin.
lg
gysi


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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 13.12.2012, 22:56 
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Beiträge: 1396
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Hallo kwam.

Kann es glaube gut nachvollziehen. Bei mir ist es momentan so dass ich in der parallel Welt versunken bin weil das das mich erst zu halten schien mich gar nicht halten konnte und kann. Für Stabilisierung ist das jobcenter kein guter Ansprechpartner habe ich für mich daraus gezogen.

Deine Situation erinnert mich an die gm DVD. Da war eine blonde Frau die sich auch außerhalb Therapie Zeit nimmt diese Welt zu spüren. Sie erzählte zB davon heulend in der dusche zu hocken ohne dass das Wasser an ist usw. Vielleicht kannst du auch Therapeutin fragen wie man das machen kann.

Gib bitte darauf acht nicht auch in dieser Welt zu versinken.

Pass auf dich auf

Raini

_________________
Ein einziger Regentropfen
- sanft auf die Haut prasselnd -
Kann eine ganze Welt erleuchten
Sei achtsam dafür


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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 14.12.2012, 13:54 
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Registriert: 10.02.2011, 23:27
Beiträge: 261
Wohnort: nrw
hallo kwamboka

beim lesen hatte ich 1:1 das gefühl das es genau meine worte und auch meine empfindungen sein könnten die ich im moment selber durchlebe ...

bei mir sind es zwei reale welten die nicht entgegengesetzter sein könnten, die eine wo ich ganz vertrauen kann ... halt finde, und du sagst es so treffend: heilende wundversorgung erfahre

die andere reale welt besteht aus abhängigkeit von pflege und assistenzkräften auf die ich in meiner lebenslage voll angewiesen bin ... und allein dies ist ein tägliches getriggert sein

ich glaub, was mir hilft ... in der "schlechten" welt zurchtzukommen ist das wirkliche wissen das es auch eine gute gibt

und dann gesteh ich mir etwas ein, was ich vorher nicht konnte ... das "es" immer wieder zurückkommt, mal leichter mal schwerer natur ... ich kann es nicht verdrängen, vielleicht braucht es seine phasen wie ein gewitter oder langanhaltender regen, es kann nicht abgestellt werden

außer sich zu schützen ... aber grad das ist wohl das schwierigste, auch da finde ich mich in deiner schilderung sehr wieder

viel kraft wünsche ich dir ... und das du bald wieder auf deinem mittelweg bist

streunerin

_________________
... wir müssen damit leben lernen


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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 14.12.2012, 14:54 
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Registriert: 27.11.2006, 12:08
Beiträge: 2046
Hi Kwam,

vielleicht ginge es, die Wünsche und Bedürfnisse, die du früher hattest und NICHT bekommen hast, nun hin und wieder nachzuholen? Wäre nicht auch das ein Annehmen und Hinsehen? Dann wäre es nicht der Missbrauch selbst, den du in den Alltag holst, sondern du tröstest die Gefühle von irgendeinem Mangel, der in dieser Zeit da war. Denke da an zb (und das kann bei dir was anderes sein, ich rate nur) Schutz, versorgt werden, Geborgenheit, Spiel, Freiheit, Freunde, mal laut Musik aufdrehen ohne Angst haben zu müssen, mal jammern dürfen auch wenns jetzt etwas vergleichweise Kleines zu damals ist (zB eingerissener Fingernagel oder Lieblingstasse runtergefallen) und so weiter.

Wünsche dir deine Mitte,

Pu


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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 14.12.2012, 23:33 
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Registriert: 30.07.2010, 10:27
Beiträge: 294
Hallo Kwamboka,
als ich das las, dachte ich, genau wie bei mir. In der "Außenwelt" klappt alles prima, also auch mit Höhen und Tiefen, aber ich bin dabei ein zufriedener, stabiler Erwachsener. Der aber leider seine "Innenwelt" total verdrängt und diese in Therapie oder stillen Momenten mit einer Vehemenz hochkommt, die es dann nicht mehr zu kontrollieren gilt.

Ich habe leider auch keine Antwort, bin auch auf der Suche, wie die beiden Welten zusammenfinden könnten. Hm, mein Therapeut meint, ich muss meine Innenwelt mehr zulassen, die kindlichen Anteile, die Schutz und Geborgenheit suchen (wie auch Pu schrieb) öfter - auch wenn ich in meiner Außenwelt bin - trösten.
Eine zeitlang hat es mal ganz gut geklappt (naja, also eine Woche :wink: ), dass ich bewußt mit dem Gedanken durch die Welt gegangen bin, "ich mißbraucht worden und es tut mir weh, aber jetzt bin ich erwachsen und kann sovieles dennoch" und die kindlichen Anteile regelmäßig wahrgenommen habe und sie in den sicheren Ort gebracht habe. Ich glaube, es ist die Kunst, beides gleichzeitig zu sein, erwachsen und verletztes Kind...dann kann der Erwachsene zeigen, dass er helfen kann und alles im Griff hat, und das Kind darf seine Trauer, Wut, etc. zeigen und wird ernst genommen.
Gerade bekomme ich das leider nicht mehr so auf die Reihe, naja,...
ich wünsche auf jeden Fall alles Gute und viel Erfolg,
Belita


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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 15.12.2012, 00:42 
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Beiträge: 2248
Wohnort: München
Hi kwanboka

vorsichtig könnte Triggert ohne **




mir geht es genau so wie dir. Auf der einer Seite bin ich stark. Mir geht es sogar besser mit meinen MB in meiner Beziehung. Ich lerne damit zu umzugehen. Meine Erinnerungen kommen seltener und ich kann sie gut verjagen, aber auf einer anderen Seite ist mein inneres Kind traurig und sucht nach Nähe.
Ich versuche meine kleine zu trösten

Ich wünsche dir viel Kraft.
Lg
sonne

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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 16.12.2012, 08:10 
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Registriert: 14.11.2012, 10:15
Beiträge: 14
Hy,
für mich hab ich ein paar Dinge gefunden um meinem inmeren Kind etwas Trost und Sicherheit zu spenden in allen Lebenslagen.
Ich bitte Menschen die um mich sind,egal ob Freunde,Thera oder Helfer,wenn es turbulent in mir zu geht oder was schwierig ist,mir einmal zu sagen das alles ok ist oder das ich nicht alleine bin. Je nachdem was ist.
Wenn Schnee liegt wie jetzt und ich Streß hab wie ich wo hin komme als Erwachsene ,dann geh ich Täglich raus und baue etwas im Schnee. Tiere,Iglu irgendwas. Egal wie Nachbarn gucken und eine Nachbarin strahlte mich an und meinte sie knipse die Figuren immer. Was ich für mich auch mache,damit ich mich erinnern kann wie schön das war. So eine Minischneemännchen dauert 10min,tut mir innerlich aber total gut.Also ganz bewußt "was lustiges"machen.
Und wenn mir danach ist,nehm ich ein kleines Stofftier mit in die Tasche oder frage jemand "sicheres"ob er was für mich hat zu einem schweren Termin oder schwierige Zeit. Stein,Zettel o.ä.
Zuhause bastel ich meinen Katzen verrückte Sachen aus Pappkartons o.ä.Denke mit Kids geht das auch super,sich Zeit zu nehmen unerwachsen zu sein.
Ich erlaube mir mich über Dinge zu freuen,die andere nicht weiter beachten. Kinder schon. Wie z.B. ein Lob oder wenn ich mich ohne Angst etwas getraut habe zu sagen oder nicht zu sagen. Dann hüpf ich auch mal oder so.
Und wenn ich traurig und alleine bin,dann wickel ich mich in Decken und Kissen so ein,als würd mich jemand umarmen.Dabei hör ich was mir gut tut.

Es klingt sehr danach,mich von anderen abhängig zu machen. Aber ich werde immer freier.Denn mir vertraut meine Kleine nicht,wenn Streß und Chaos ist oder wie jetzt die sehr schwierige Weihnachtszeit.Weil ich uns nicht davor beschützen kann. Wenn ich mir aber diese "Sicherheiten"schaffe,wird die Kleine ruhiger und ich kann heute und früher verbinden ohne nicht mehr Verantwortung tragen zu können oder so. Im Gegenteil ich kriege viel offenere und erwachsenere Reaktion seit ich das so mache. Wie bei dem Praktikum,in der Reha,bei den Nachbarn,neuen Kontakten usw. Es wird für mich durch das Zulassen nicht schwerer,sondern viel leichter.
Josi


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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 16.12.2012, 15:10 
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hi Josi,

danke für deinen Beitrag, der hat mir Möglichkeit aufgezeigen, wie ich mit der kleinen umgehen kann. Es tut gerade gut, sich mit Gleichtgesinnten auszutauschen
einfach danke

lg
sonne

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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 17.12.2012, 21:20 
...vielen Dank erstmal für Eure Gedanken - hab gerade nicht den inneren Raum mehr zu schreiben - wollte Euch aber wissen lassen, dass ich gelesen habe...

kwam*


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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 17.12.2012, 22:24 
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Registriert: 15.03.2010, 15:22
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danke dir dass dui den Thread eröffet hast, viele von uns haben ähnliche Probleme und so lernen wir voreinander
einfach danke

du bist nicht alleine ich denke an dich

lg und viel Kraft
sonne

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 Betreff des Beitrags: Re: "Wundversorgung" im Alltag
BeitragVerfasst: 19.12.2012, 07:33 
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Registriert: 09.04.2008, 10:18
Beiträge: 360
kenn ich. hier genutzte taktik:
im alltag nicht drüber reden und es klein halten. mich auf den alltag konzentrieren. auf den kleinen, freundin, arbeit. dann die "gesammelten werke" ignorieren, oder, wenn das nicht klappt, zur thera schleppen. da "könnte" ich drüber reden, das reicht meist schon um druck rauszunehmen. und dann eben gezielt spitzen rauspicken die immer wieder probs machen und zb mit emdr entschärfen. das dauert und nervt, funktioniert aber hier. oder ich nerve eben meine freundin und drehe ein bißchen durch.^^

_________________
kid kopphausen - das leichteste der welt


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