Hallo zusammen,
nachdem ich auf das alte Thema dazu keinen Zugriff mehr habe (vielleicht ins Archiv verschoben), aber ein paar neue Infos zum Thema Assistenzhund habe, mache ich dieses neue Thema auf.
Seit August 2012 habe ich einen Golden Retriever in Selbstausbildung unterstützt durch erfahrene Hundetraioner zu meinem Traumabegleithund gemacht. Wie ich bereits in dem alten Thread erwähnte, hatte ich dabei finanzielle Unterstützung durch verschiedene Stiftungen.
Nachdem ich zwischenzeitlich eine Opferentschädigungsrente erhalte, habe ich bei meinem Versorgungsamt angefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, die Unterhaltskosten für den Hund zu fördern (im Sinne der im Bescheid angeführten möglichen Sachleistungen). Das Versorgungsamt direkt konnte mir da leider nicht weiterhelfen, aber OEG-Rentenempfänger haben ja auch Anspruch auf Leistungen der Kriegsopferfürsorge. Diese ist allgemein für die Reintegration ins Arbeitsleben zuständig, was aber wenig bis nichts darüber aussagt, was sie inhaltlich machen, weshalb ich auch dort nachgefragt habe. Die zuständige Sachbearbeiterin war sehr offen für meine Fragen, obgleich es dort bislang keinen solchen Fall gegeben hat, weshalb man mir auch nicht sagen konnte, ob es hier Leistungen geben könnte oder ob ich mich ggf. erstmal an meine Krankenkasse wenden müsste (was deutlich schwieriger geworden wäre vermutlich, wenn ich mir vor Augen halte, dass eine Freundin von mir sich gerade im Rechtsstreit mit ihrer Krankenkasse befindet hinsichtlich der Finanzierung eines Assistenzhundes). Der Antrag war recht umfangreich (wie bei diesen Dingen so üblich). Ca. 2-3 Wochen nach Eingang erhielt ich einen Anruf, ob ich eine Aufstellung aller Kosten, die ich übers Jahr für den Hund habe nachreichen könne. Ich also gesammelt und zusammengestellt und war am Ende nebenbei bemerkt selbst ein wenig überrascht, wieviel mir mein 4-pfötiger Liebling doch Monat für Monat wert ist (sehr sehr sehr verwöhnter Hund!)
: Futterkosten, Ausbildungskosten, Transportkosten, Versicherung, Tierarzt, Hundesteuer- das summiert sich am Ende doch ganz schön.
Lange Rede kurzer Sinn: Gerechnet habe ich mit nichts, meine Traumsumme wenn es optimal läuft wären 50€ gewesen und seit diesem Monat erhalten wir monatlich 90,00€ von der Kriegsopferfürsorge als Unterhaltszuschuss für den Begleithund. Wer also in einer ähnlichen Lage ist, kann hier vielleicht auch nochmal etwas Unterstützung erhalten, von der er/sie bislang nichts ahnte.
Stichwort Hundesteuer: In manchen Gemeinden sind Assistenzhunde generell steuerbefreit, bei uns hier gibt es eine generelle Befreiung nur für Blindenhunde, Rettungshunde und -kein Witz- "Hunde von besonders hilfsbedürftigen Personen" zu denen ich mit einem GdB von 70 aber halt ohne Merkzeichen H/B im Ausweis nicht gehöre laut Stadtkämmerei. Ich habe dagegen einen Widerspruch eingelegt mit dem Hinweis, dass zum Einen die Merkzeichenregelung bei den Behindertenausweisen (an denen sich diese Steuerfestsetzung erkennbar orientiert) bekanntermaßen der Gesundheitsrealität deutlich hinterherhinkt im Bereich der seelischen/psychischen Erkrankungen und eine Gemeinde sich an dieser Merkzeichenregelung nicht orientieren müsse. Vielmehr könne sie hier im Sinne gelebter Inklusion vorbildhaft vorangehen, da die aktuelle Regelung zum Anderen eine klare Diskriminierung von all jenen sehenden Behinderten darstellt, die medizinisch begründet einen entsprechend ausgebildeten Assistenzhund benötigen gegenüber Blindenhundführern. Eine gleichlautende Eingabe habe ich auch beim Beirat für Menschen mit Behinderung meiner Stadt gemacht, mal schauen, was dabei rauskommt. Wenn ich damit durch bin, will ich als nächstes mit der DB in Dialog gehen, was die kostenfreie Mitnahme von Assistenzhunden anbelangt (bei Blindenführhunden generell möglich, nicht aber bei allen anderen Arten von Assistenzhunden, die aber ja nunmal auch kein reiner Hobby- und Familienhund sind und eben immer mit dabei sein müssen). Die von mir bereits erwähnte Freundin, die gerade ihre Krankenkasse auf Kostenübernahme vor dem Sozialgericht verklagt und ich warten aktuell auf einen Termin bei unserem Bundestagsabgeordneten, um verschiedene Probleme in der Gesetzeslage einerseits anzusprechen wenn es um Assistenzhunde nichtblinder Menschen geht, aber auch um die Auslegeung vor Ort, wo man dann schonmal aufgefordert wird nachzuweisen, dass der Hund, auf den man laut ärztlichem Attest angewiesen ist auch der Hund an der Leine sei (nein, Personalausweise oder Führerscheine mit Foto und Pfotenprint gibt es noch nicht von Hunden, sorry liebe Agentur für Arbeit
).
Last but not least: Wer einen kleinen 4-pfötigen Assistenten hat kann sich passende Kenndecken besorgen, um sich die eine oder andere Diskussion zu ersparen, warum dieser Hund aber eben doch mitdarf, im Gegensatz zu "normalen" Hunden. Da ich nicht weiß, ob es ok ist, einen Link hier reinzusetzen, lediglich der Hinweis, dass ich einen Namen weitergeben kann bei Bedarf. Die vielfach erwähnte Freundin hat dort vor Kurzem für ihren Assistenzhund eine Kenndecke bestellt, die wirklich toll ist, weshalb ich heute ebenfalls eine für uns bestellt habe. Die Kenndecken werden individuell hergestellt, also nach Mass für den jeweiligen Hund, damit nichts drückt und schubbert am Ende. Unsere wird mittelblau, mit blauen Gurten und einem gelben Signalstreifen, auf den ich "Assistenzhund" sticken lasse, wobei es viele verschiedene Farben gibt, aus denen man individuell wählen kann. Außerdem wird es ein Emblem geben Mensch mit Hund, das ebenfalls draufgestickt wird. Die pure Kenndecke kostet knapp 32€, mit den von mir erwähnten Features wird das insgesamt rund 56€ kosten. Nicht wenig Geld, aber für ein massangefertigtes Geschirr mit Kenndecke sehr fair finde ich, vor allem angesichts der Erleichterungen, die mir das bringen wird im Alltag mit Assistenzhund.
Ich hab erst angefangen damit, aber es fühlt sich richtig gut an, nicht mehr nur "Opfer" zu sein, sondern aktiv zu werden sowohl für meine Rechte als Betroffene, als auch stellvertretend für jene, die nicht die Kraft haben selbst aktiv zu werden beispielsweise bei der Hundesteuer, denn eine Änderung hier würde ja nicht nur für mich gelten und Entlastung bringen. Gute 24 Stunden wünsche ich euch.