diese Gedanken mache ich mir auch oft, machte ich mir oft, weil ich den Unterschied selbst auch gemerkt habe.
Also
es kommt sehr auf die Person an, wer es ist, wie die Person reagiert (Erfahrung mit der Person)
wie weit ist die Person weg usw. wie oft sehe ich die Person.
Einer Freundin schreibe ich viel. Entfernt und ich kann sie nacht um 3 Uhr morgens direkt anschreiben. Mit einer anderen Freundin rede ich mehr. Sie hat kein Internet, wir sehen uns häufiger und bis ich alles aufgeschrieben und ausgedruckt und sie dann gelesen hätte...
dann habe ich gemerkt, es ist sehr unterschiedlich, wie ich mich grade fühle, wie es mir grade geht und worum es grade geht.
Manches kann ich NUR schreiben, weil es dann in dem Moment rauskommt, aus mir rauskommt, ohne Bewusstsein, was ich da schreibe, weil ich beim Reden sprachlos wäre oder mich schämen würde, Angst vor der direkten Reaktion habe, es noch zu tief drinnen steckt. Schreiben war schon früher mein Ventil. Wobei ich früher verschmlüsselt geschrieben habe, Metaphern und so. Eine Freundin hat mich gelehrt, auch ohne Metaphern zu schreiben, was ich fühle und je nachdem "wer" (ich bin eine Person, aber mal fühle ich mich im/nach einem Flashback wie als Kind oder Jugendliche oder eben als Erwachsene) grade fühlt, kann-darf ich ihr das auch schreiben und wir haben einen Weg gefunden, das zu markieren. Weil als Erwachsene würde ich mich dafür schämen (habe mich sehr lange geschämt) mich wieder als Kind zu fühlen. Seit ich weiß, dass das geht, ist es besser geworden.
Was anderes kann ich nur reden, nur sagen. Es gibt dann zwar "Zeugen", aber es ist nichts nachweisbar.
Geschrieben ist es schwarz auf weiß. Manches kann ich gar nicht sortieren oder so erfassen, dass ich es schriftlich in Sprache bringen kann, weil so Mimik und Gestik nicht in Sprache zu bringen sind und ohne das klingt es so trocken, so, anders, nicht nachzuvollziehen.
Das ist auch ein Vorteil von Reden. Bisher war es lange ein Nachteil, weil es die falschen Menschen waren. Seit ich Menschen um mich habe, die das verstehen und geduldig mir zu hören (nicht nur behaupten dass und es doch nicht tun / oder mich ständig unterbrechen und/oder unter Druck setzen), also welche die mir wirklich zu hören, da tut mir deren Mimik und Gestik gut, auch Blicke. Davor hab ich am Anfang immer viel Angst, weil Blicke und so so viel ausdrücken. Jetzt bei manchen Menschen Geduld und Wärme. Das fühlt sich dann gut an.
Beim Schreiben ist es so, manches kann ich nicht mal auf den Computer schreiben, weil es dann ja sichtbar wird, ausdrucken noch weniger, weil es dann sichtbar wird, auch für andere, auch für mich, ich kann irgendwann drüber stolpern. Es darf nur etwas geschrieben, nachhaltig festgehalten, sichtbar gemacht werden, was ich mir 100% sicher bin, beweisen! kann. Was ich nicht beweisen kann, wo ich mir nicht sicher bin ganz tief drinnen, kann ich gar nicht schreiben, geht nicht aus mir raus.
Beim Reden kann ich je nach Person auch dazu sagen, dass ich mir nicht sicher bin, zusammen rekonstruieren, was "logisch" / "psychologisch" wäre, Zweifel aussprechen oder so.
Bei manchem brauche ich es aber mich dabei zu verstecken, habe nicht die Stimme dafür. Dann ist schreiben besser, dann kann ich es sichtbar machen, mich bemerkbar machen, man kann mir nicht die Worte im Mund rumdrehen, weil sie ja da stehen, weil ich sie ausgedrückt habe. Man müsste sie schon ausschneiden und neu zusammengekleben bei Papier.
Es kann zeitverzögert gelesen werden. Ich habe Zeit noch mal zu entscheiden, zu bitten es nicht zu lesen
oder ich schreibe es, wenn ich es so fühle und wenn ich es später anschaue, bin ich distanzierter, erwachsener in dem Moment oder ich kann mich auf die Antwort vorbereiten, um sie anzunehmen.
beim Reden tut es manchmal auch gut, nicht so lange auf eine Antwort zu warten. Es ergibt ein Gespräch.
Früher konnte ich nur schreiben. Nur verschlüsselt und ich wusste, was ich meinte.
Und eigentlich wusste ich es auch nicht. Weil es keine konktreten Situationen waren, es war so ein Dauerzustand, den ich damals sogar z.T. für normal hielt, nur ich war die, die das nicht normal war, weil ich nicht fröhlich war
diese Jahre sind die schlimmsten, weil sie fast nur aus (schlimmen) Gefühlen bestehen, für die ich keine Worte und keine Bilder, keine Situationen habe.
Jetzt brauche ich beides. Manchmal auch Bilder malen. Oft schreibe ich auch in Bildern. Denke Gefühle in Bildern.
Ohne reden nur schreiben, würde ich nicht mehr können und nur reden ohne schreiben ginge auch nicht, weil dann so viel fehlen würde.
Schreiben kann ich, egal wie die Stimmung von anderen ist. Beim Reden achte ich schon auf die Stimmung und taste mich langsam vor. Es befreit mich aber auf eine ganz andere Weise.
Das eine ersetzt das andere nicht. Es ergänzt sich.
Aber das eine ohne das andere, wenn das eine nicht geht, gräme ich mich nicht, ärgere ich mich nicht mehr (das strengt mich nur an), sondern versuche ich es auf einen anderen Weg.
In meinen Träumen spreche ich nie. Da schreibe ich wenn oder mache ganz viel über Berührungen, Nähe und Distanz. Das könnte ich im Realen nicht, schon deswegen, weil ich mich oft von innerlich her wehre Mimik zu benutzen. Das geht oft schwer, "man darf mir nicht ansehen" wie ich mich fühle, man darf es mir nicht ansehen
Da nutze ich beim Schreiben wieder Smilys, was im Realen nicht geht. Umgekehrt komme ich mit Smilys beim Lesen schwieriger klar, reale Mimik ist auch schwierig, aber da sehe ich Menschen eher an, ob sie sich langweilen oder aufmerksam zu hören, worauf sie den Schwerpunkt legen, was sie rückfragen usw.
phasenweise geht nur eines, dann wieder nur was anderes
und dann bin ich froh, wenn ich wenigstens eines davon habe.